Profilbild von Klusi

Klusi

Lesejury Star
offline

Klusi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Klusi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2022

Ein bezaubernder Roman über Trauerbewältigung, Hoffnung, Versöhnung, Liebe und Freundschaft

Für immer und noch ein bisschen länger
0

Nach dem Tod ihres Verlobten Jeremias vor sechs Jahren lebt Anna nach wie vor in der geräumigen Münchner Altbauwohnung, die sie damals gemeinsam bezogen hatten. Sie ist in ihrer Trauer gefangen und hält ...

Nach dem Tod ihres Verlobten Jeremias vor sechs Jahren lebt Anna nach wie vor in der geräumigen Münchner Altbauwohnung, die sie damals gemeinsam bezogen hatten. Sie ist in ihrer Trauer gefangen und hält Zwiesprache mit Jeremias‘ Foto. Vor allem die Montage würde sie am liebsten aus dem Kalender tilgen, denn es war ein Montag, als sie vom Tod des geliebten Mannes erfuhr. Aber dann kündigt ihr der Vermieter, und sie ist verzweifelt, denn sie möchte das vertraute Nest nicht verlassen. Auch ist es schwierig, innerhalb weniger Monate in München eine neue Wohnung zu finden. Dann erfährt sie von einem freien Zimmer in einer Wohngemeinschaft, das erstaunlicherweise nicht so stark umkämpft ist wie alle anderen Mietobjekte. Da die Zeit drängt, lässt sie sich zögerlich darauf ein und zieht in das Zimmer in der Senioren-WG. Ihre Mitbewohner sind liebenswert und nehmen sie herzlich in ihre Gemeinschaft auf, aber schnell merkt sie, dass alle sehr zurückgezogen leben und eigentlich keiner viel von den anderen weiß. Da ist Gunilla, die alte Dame, die das Haus nicht verlässt, Rose, die ständig in ihrem Zimmer sitzt und häkelt und Kurt-Georg, der sich um die Besorgungen kümmert und ein „Briefgeheimnis“ hat. Anna spürt, dass ihre Mitbewohner geheime Sorgen und Kümmernisse haben. Auch der Nachbar, den sie über den Balkon kennenlernt, hat eigene Probleme, aber er ist stets mit einem guten Rat für sie da. Nach einiger Zeit beschließt sie, die Menschen, die sie inzwischen ins Herz geschlossen hat, aus ihrem Schneckenhaus zu holen, allerdings muss sie dafür über ihren eigenen Schatten springen und sich ebenfalls den Menschen anvertrauen.

Barbara Leciejewski hat eine unnachahmliche, sehr gefühlvolle Art, besondere Geschichten zu schreiben. Ihre Charaktere sind liebenswert und oft außergewöhnlich und wollen meist so gar nicht in eine Schablone passen. So auch diesmal; die sympathischen Protagonisten sind mir immer stärker ans Herz gewachsen, je mehr ich über sie erfahren habe. Obwohl alle in der WG ihr Päckchen zu tragen haben, herrscht in dem alten Haus eine Wohlfühl-Atmosphäre. In der Geborgenheit dieser charmanten Altbauwohnung finden die Bewohner einen Weg, wieder zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Es sind die vielen kleinen Ereignisse, die den Reiz dieses Romans ausmachen, und vor allem sind es die zwischenmenschlichen Beziehungen. Der Roman erzählt von Trauer, Reue und Leid aber auch von Liebe, Hoffnung und Freundschaft. Ich mag alle Romane der Autorin sehr gerne, aber dieser hier hat mich in ganz besonderer Weise berührt und mir die verschiedenen Charaktere mit all ihren Eigenheiten und ihren Schicksalen nahe gebracht. Es ist ihm sogar gelungen, meinem bisherigen Lieblingsroman von Barbara Leciejewski „In all den Jahren“ den Spitzenplatz streitig zu machen. Für mich ist dieses Buch ein besonderer Schatz, den ich immer wieder gerne aus dem Regal nehme und ein wenig darin schmökere und dabei in die liebenswerte Welt dieser außergewöhnlichen Wohngemeinschaft einzutauchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2022

Ein neuer Lichterhaven-Roman zum Wohlfühlen und Genießen

Nur eine Fellnase vom Glück entfernt
0

„Nur eine Fellnase vom Glück entfernt“ - Mit diesem niedlichen Titel ist nun der mittlerweile sechste Lichterhaven-Band an den Start gegangen. Wie gewohnt gibt es auch diesmal einen vierbeinigen Protagonisten. ...

„Nur eine Fellnase vom Glück entfernt“ - Mit diesem niedlichen Titel ist nun der mittlerweile sechste Lichterhaven-Band an den Start gegangen. Wie gewohnt gibt es auch diesmal einen vierbeinigen Protagonisten. Es ist der Rüde Duke, der von seinem Herrchen in Christinas Hundepension untergebracht wurde. Dort fühlt sich der große Rottweiler zwar wohl, wartet aber sehnsüchtig darauf, dass sein Herrchen ihn wieder abholt, leider vergebens.
Dafür bemühen sich zwei andere Menschen um Duke. Da ist zum einen Caroline. Sie gehört zum Team der drei Frauen, die das erfolgreiche Lichterhavener Cateringunternehmen, die Foodsisters, betreiben. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, einen Hund in ihr Leben zu lassen.
Den gleichen Vorsatz hat auch Henning gefasst, der ehemalige Formel-1-Rennfahrer, der sich inzwischen wieder in seiner Heimatstadt niedergelassen hat. Sehr schnell merkt man aber, dass er nicht nur Duke ins Herz geschlossen hat, sondern auch an Caroline interessiert ist. Diese zeigt ihm jedoch die kalte Schulter, hat er doch einen schlechten Ruf als Macho und Frauenheld. Da sie sich beide wünschen, Duke bei sich aufzunehmen, müssen sie zwangsläufig auch Zeit miteinander verbringen, denn der imposante aber sehr ängstliche Rottweiler soll sich an die neuen Menschen gewöhnen und letztendlich entscheiden, zu wem er künftig gehören möchte. Während dieser gemeinsamen Betreuungszeiten erfahren Caroline und Henning mehr übereinander und machen so manche erstaunliche Entdeckung.
Wie man es von Petra Schiers Romanen kennt, kommen da auch immer die Vierbeiner zu Wort. Die Art, wie Dukes Gedanken und Gefühle in die Geschichte integriert werden, ist wie immer ganz bezaubernd.
Wie sich Duke entscheidet, ob Caroline mit ihrer schlechten Meinung über Henning Recht hat, wie es mit den Foodsisters weitergeht, das und vieles mehr klärt sich in diesem Roman, der wieder sehr kurzweilig und gefühlvoll geschrieben ist. Ich habe alle Lichterhaven-Bände bisher gelesen, und für mich ist es immer wie ein gedanklicher Kurzurlaub mit Freunden, denn man begegnet natürlich auch diesmal wieder alten Bekannten aus den vorherigen Bänden und kann zwischendurch immer auch ein wenig in Erinnerungen schwelgen. Für mich war auch dieser neue Roman ein sehr schöner Lesegenuss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2022

Wunderbare Autobiografie

Mein Herz in deinem weiten Land
0

Von ihren Romanen habe ich schon einige gelesen, und mir war auch schon bekannt, dass Sanna Seven Deers aus Deutschland stammt und ihrer großen Liebe nach Kanada gefolgt ist, dass sie sich mit ihrem Mann, ...

Von ihren Romanen habe ich schon einige gelesen, und mir war auch schon bekannt, dass Sanna Seven Deers aus Deutschland stammt und ihrer großen Liebe nach Kanada gefolgt ist, dass sie sich mit ihrem Mann, dem indianischen Künstler und Bildhauer David Seven Deers, eine Farm in der wilden Bergwelt Kanadas aufgebaut hat und dort nun, zusammen mit ihrer Familie, seit Jahren den Traum von Freiheit lebt. Der Weg dorthin, bis sie ihre Vision verwirklichen konnten, war steinig und lang. Wie es dazu kam, wie sie ihren Mann im Museum für Völkerkunde in Hamburg kennenlernte, über die Hürden, die ihnen das Leben in den Weg stellte und über die Umwege, die sie gehen mussten, darüber schreibt Sanna unter anderem in ihrer Autobiografie.
Ihr Leben war bisher alles andere als einfach, hat sie doch vor Jahren alles Vertraute in Deutschland hinter sich gelassen, um in Kanada noch einmal ganz neu anzufangen. Sie berichtet von Zeiten, wo das Geld knapp war, wo sie Anfeindungen und Vorurteilen ausgesetzt waren und wo sie nicht wussten, wie es weitergehen soll. Aber allen Unkenrufen zum Trotz haben Sanna und David es geschafft. Ihr Heim „Shaheylah“ (was so viel bedeutet wie „glücklicher Ort“) in den kanadischen Bergen, in dem sie mit ihren vier Kindern leben, haben sie eigenhändig gebaut. Sie haben abenteuerliche Zeiten erlebt und vieles gemeinsam durchgestanden. Die Autorin berichtet von Konfrontationen mit wilden Tieren, von voreingenommenen Polizisten, bösartigen Nachbarn und überforderten Hebammen. Was sie schildert, war für sie der Alltag, für uns liest es sich wie ein Abenteuerroman. Aber sie erzählt auch von der wunderbaren Natur Kanadas, von ihrer Liebe zur Familie, von schönen und amüsanten Erlebnissen mit ihren Kindern und von der indianischen Spiritualität, die sie nicht nur in ihren Romanen vermittelt, sondern die auch in ihrem Leben einen festen Bestandteil hat.
Es ist ein wunderbares, faszinierendes und fesselndes Buch, das ich nicht nur den Fans von Sannas Romanen sondern allen, die sich für die indianische Kultur und das Leben in Reservaten interessieren, von Herzen empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.03.2022

Ein wundervoller Roman, der alle Sinne anspricht

Das Haus der Düfte
0

Man lernt Anouk Romilly kennen, als sie 1946 mit ihrer Mutter nach Paris kommt, um sich dort, in einer alten, geerbten Apotheke, eine neue Existenz aufzubauen. Sechs Jahre später hilft Anouk ihrer Mutter ...

Man lernt Anouk Romilly kennen, als sie 1946 mit ihrer Mutter nach Paris kommt, um sich dort, in einer alten, geerbten Apotheke, eine neue Existenz aufzubauen. Sechs Jahre später hilft Anouk ihrer Mutter in der Apotheke, die den beiden Frauen inzwischen zur Heimat geworden ist, aber sie träumt davon, Parfümeurin zu werden, denn sie weiß, sie hat das Zeug dazu. Ihr Geruchssinn ist extrem sensibel, und sie besitzt die Fähigkeit, Düfte mit Gefühlen in Einklang zu bringen. Als sie die Gelegenheit erhält, nach Grasse zu gehen und bei der Parfümeur-Familie Girard zu wohnen und zu arbeiten, lässt sie sich diese Chance nicht entgehen. Es stellt sich heraus, dass sie beim Komponieren von Düften ähnliche Wege geht wie Florence Girard, die Begründerin der alten Duft-Dynastie. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Firmengeschichte und macht dabei erstaunliche Entdeckungen. In Grasse kann sie nicht nur ihren Traum verwirklichen, sondern sie findet auch die Liebe.
Da ich nicht nur Bücher liebe, sondern auch ein absolutes Faible für Düfte habe, war es für mich ein Muss, diesen Roman zu lesen. Das Gerüst der Geschichte bildet Anouks Werdegang in der alten Duftstadt Grasse. Dazu kommen immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit, wo man Florence und ihre Familie näher kennenlernt und mehr über die Umstände erfährt, wie es die junge Lavendelpflückerin Ende des 19. Jahrhunderts zur erfolgreichen Parfümeurin gebracht hat. Es ist eine faszinierende Geschichte, mit vielschichtigen Charakteren und zahlreichen Geheimnissen. Mich haben die Beschreibungen von Anouks Fortschritten, von ihren Erfahrungen und Erlebnissen sehr gefesselt. Die Autorin hat ausführlich und gut recherchiert und gibt intensive Einblicke in die Herstellung eines Parfüms und in den Tätigkeitsbereich einer „Nase“. Immer wieder begegnet man im Buch auch realen Klassikern aus der Parfümwelt. Irgendwie hatte ich beim Lesen ständig das Gefühl, einen wundervollen Duft in der Nase zu haben, so intensiv sind die Schilderungen. Auch der Geschmackssinn kommt auf seine Kosten, beispielsweise wenn Anouk in ihrem Lieblingsbistro in Grasse zu Gast ist und sich dort mit den Spezialitäten des Hauses verwöhnen lässt.
Der Roman ließ jedoch nicht nur eine schöne Welt der faszinierenden Düfte und Aromen vor meinem inneren Auge entstehen, sondern er hat mich auch mit alten Tragödien und Familiengeheimnissen in Atem gehalten. Es ist ein wundervoller Roman mit brillanten Schilderungen, den ich regelrecht verschlungen habe und der mir sehr intensive Lesestunden beschert hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2022

Neues vom magischen Kreuz

Das Kreuz des Pilgers
0

Dies ist der Auftakt zur neuen Pilger-Reihe von Petra Schier. Schon ein erster Blick auf das umfangreiche Personenverzeichnis zeigte mir, dass ich hier einige „alte Bekannte“ treffen würde, nämlich aus ...

Dies ist der Auftakt zur neuen Pilger-Reihe von Petra Schier. Schon ein erster Blick auf das umfangreiche Personenverzeichnis zeigte mir, dass ich hier einige „alte Bekannte“ treffen würde, nämlich aus der Kreuz-Trilogie. Wie schon diese, so spielt auch der neue Roman in Koblenz. Zwischen der Handlung im letzten Band der Kreuz-Trilogie (1362) und dem hier besprochenen Geschichte (1379) liegt eine Zeitspanne von siebzehn Jahren.

In der besagten Trilogie hatte ich einen Nebencharakter ins Herz geschlossen und habe nun zu meiner Freude festgestellt, dass der damalige Straßenjunge Palmiro, inzwischen ein erwachsener Mann, diesmal eine Hauptrolle spielt bzw. eigentlich die wichtigste Person überhaupt ist. Der Name Palmiro stammt aus dem italienischen und bedeutet so viel wie „Der Pilger“. Betrachtet man nun den Buchtitel, wird schnell klar, worum es in der Geschichte geht, denn auch die alte Reliquie, das magische Kruzifix, das ja für die Kreuz-Trilogie quasi namensgebend war, kommt wieder ins Spiel. Es war für mich interessant, zurück zu blicken, mich zu erinnern und Verbindungen zu ziehen, aber zum Verständnis dieses Romans ist es nicht zwingend nötig, dass man die Kreuz-Trilogie gelesen hat, denn wichtige Informationen sind immer wieder geschickt in die Handlung eingebaut.

In ihrer unnachahmlichen Art haucht Petra Schier ihren Protagonisten Leben ein. Ihre Charaktere sind vielschichtig und die meisten von ihnen liebenswert. Klar agieren auch Menschen in ihren Büchern, die so gar nichts Sympathisches an sich haben, aber es gibt keine Schwarz-Weiß-Malerei, denn auch im wahren Leben gibt es ja nicht nur gut oder böse, sondern viele Abstufungen dazwischen, und so zeigt auch die Autorin ihre Protagonisten in bunter Vielfalt.

Ich lese die Bücher der Autorin alle sehr gerne, aber ihre historischen Romane sind immer besondere Highlights für mich, denn sie sind packend und sehr lebendig erzählt und vermitteln sehr stark den damaligen Zeitgeist. Sofort, von der ersten Seite an, wird man in die Handlung hinein gezogen und fühlt mit den Protagonisten. Vor allem die weiblichen Charaktere haben oft ungewöhnliche Lebenswege oder benehmen sich ein wenig anders als man es zur damaligen Zeit von Frauen erwartet hätte. Sie zeichnen sich durch moderne Ansichten aus, ohne jedoch dadurch „aus der Zeit zu fallen“, denn vieles, was sie erreichen wollen, regeln sie sehr dezent und diplomatisch.

Es kommen auch Themen und menschliche Eigenschaften in der Geschichte zur Sprache, die für uns heutzutage ganz normal und selbstverständlich sind, für die Menschen der damaligen Zeit jedoch in einer Katastrophe hätten enden können. So wurde zum Beispiel Homosexualität damals als Ketzerei angesehen, und die Betroffenen mussten ständig um ihr Leben bangen und befürchten, entdeckt zu werden.

Die Handlung entwickelt sich zum Teil sehr emotional, und es geschieht viel Zwischenmenschliches. Da geht es um Verluste und Trauer, um Witwenschaft und neue Liebe, um Geheimnisse und um aufrichtige Freundschaft. Durch die Reliquie kommt auch immer ein wenig Mystik ins Spiel.

Mir erging es mit diesem neuesten Roman der Autorin wieder so, dass ich ihn nicht mehr aus der Hand legen konnte, und wenn ich doch zwischendurch eine Pause machen musste, so habe ich mich nur ungern von der damaligen Welt und den Menschen gelöst, um wieder in die Gegenwart und ins reale Leben aufzutauchen. Das macht für mich ein gutes Buch aus, wenn man regelrecht darin versinken kann! Kleine Hinweise am Ende des Romans deuten schon auf die Fortsetzung hin. Diese wird, soweit ich informiert bin, im Sommer 2022 erscheinen, und ich kann es kaum erwarten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere