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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2019

Raffiniert, spannend und humorvoll

Der Spieler
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Die Figur des Spielers ist zunächst kein, wie man annehmen könnte, Glücksspielsüchtiger. Es handelt sich um einen russischen Mittzwanziger, Hauslehrer einer Generalsfamilie. Er erliegt der Versuchung sich ...

Die Figur des Spielers ist zunächst kein, wie man annehmen könnte, Glücksspielsüchtiger. Es handelt sich um einen russischen Mittzwanziger, Hauslehrer einer Generalsfamilie. Er erliegt der Versuchung sich selbst zu spielen, um alles was ihm wichtig, und jeden der ihm lieb und teuer, ist zu gewinnen oder wenigstens nicht zu verlieren. Dabei begeht er mit seinem jungenhaften, labilen Wesen manch grobe Dummheit. Bis eine alte weise Frau erscheint, welche das Geld und den Charakter besitzt, Geschicke zu lenken...

Die Handlung ist raffiniert, spannend und amüsant. Tragische Elemente nehmen einen wichtigen Stellenwert ein, jedoch nie überhand. Die Figur der alten Dame ist mein absoluter Favorit. Ein herrlich ausgestalteter Charakter!
Die für Dostojewskis Zeit typischen Schachtelsätze sind durchweg kurz genug gehalten, um ihnen folgen zu können. Sehr angenehm. Es gibt einzelne Sätze auf Französisch aber diese sind (meist) nicht so wichtig, dass man sie verstehen müsste.
Vor allem die zweite Hälfte des Romans empfand ich als intensiven Pageturner. Die Intensität mag dem Umstand zu verdanken sein, dass Dostojewski Autobiografisches in dem Roman literarisch verarbeitet hat.

Fazit: Raffinierte Story, überraschend spannend und humorvoll umgesetzt. Selbstverständlich gespickt mit einer ordentlichen Prise Tragik. Nicht einfach aber sehr angenehm zu lesen.

Veröffentlicht am 07.09.2019

Ein zeitloser Klassiker

Maria Magdalene
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Was Theodor Fontane seine "Effi Briest", das war Friedrich Hebbel seine Protagonistin Klara in "Maria Magdalene"; zur damaligen Zeit (Mitte der 1840er) das erste Trauerspiel des Bürgertums. Lange Zeit ...

Was Theodor Fontane seine "Effi Briest", das war Friedrich Hebbel seine Protagonistin Klara in "Maria Magdalene"; zur damaligen Zeit (Mitte der 1840er) das erste Trauerspiel des Bürgertums. Lange Zeit weigerten sich Theater das Stück aufzuführen, aus Angst die Gesellschaft könne sich dadurch "auflösen".

Hebbel musste ausführlichst schriftlich erklären und versichern, dass sein Stück zum Wohle der Gesellschaft und nicht zu dessen Untergang geschrieben wurde. Sein Pamphlet befindet sich als Vorwort im Buch.

Zur ersten beachteten Aufführung des Stücks kam es dann im Oktober 1846 und nun, im Jahre 2019, hatte schließlich ich das Vergnügen die Maria Magdalene zu lesen:
Tragödie wird hier als die eingeschränkte Wahlmöglichkeit zwischen Alternativen definiert, die die Gesellschaft mehr oder minder billigen würde, die aber moralisch alle falsch sind. Sicherlich ein Thema, das heute wie damals die Gemüter erhitzt und tiefer Reflexion Bedarf. Somit lohnt es sich auch im 3. Jahrtausend für's intrapsychische Vorankommen, dieses Stück zu lesen und/oder es sich mal im Theater anzuschauen.

Weitere Pluspunkte:
Die Texte lesen sich erstaunlich flüssig. Keine ellenlangen, hochgestochene Schachtelsätze. Auch die Themen, die die Charaktere umtreiben, scheinen heute so aktuell wie damals: Mode wiederholt sich stets, Angst der Tochter, dass die Mutter ihrer Krankheit erliegt, ein Vater der sich schwer tut Gefühle zu zeigen, ein Bruder, der der Spielsucht anheim fällt... Letzteres hat ja leider durch Online-Wetten wieder stark an Bedeutung gewonnen.


Fazit: Durchgängiger Spannungsbogen von der ersten Seite an, angenehm flüssig zu lesen und thematisch überraschend zeitlos. Hier passt wunderbar der Spruch vom Kinderlesezeichen meiner Jüngsten: Lesen macht aus halben Portionen ganze Persönlichkeiten.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Abwechslungsreich, kreativ, spannend

Touch of Feathers
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Ein neuer Linda Mignani Roman aus dem Hause plaisir d’amour. Zugleich ist es das Crossover der beiden BDSM-Serien „Insel“ und „Federzirkel“ der selben Autorin. Als jemand, der beide Serien gar nicht kannte, ...

Ein neuer Linda Mignani Roman aus dem Hause plaisir d’amour. Zugleich ist es das Crossover der beiden BDSM-Serien „Insel“ und „Federzirkel“ der selben Autorin. Als jemand, der beide Serien gar nicht kannte, versichere ich euch: Muss man auch nicht. Ich habe „Touch of Feathers“ in vollen Zügen genossen und konnte dem Handlungsstrang dieses in sich geschlossenen Romans problemlos folgen.

Die Erzählung beginnt mit der gerade 18 gewordenen Moira, die ihre bestandene Abschlussprüfung mit der besten Freundin begießt. Doch der Abend endet schrecklich und die Handlung springt direkt 15 Jahre in die Zukunft: Moiras wahres Selbst liegt seit der furchtbaren Nacht auf Eis. Sie gestattet sich keine starken Gefühle mehr, weder seelisch noch körperlich.
Durch die Finte einer guten Freundin wird sie schließlich auf „die Insel“ gelockt, ein scheinbares Urlaubsresort nahe Los Angeles. Moira glaubt im Rahmen einer Vernissage, ausschließlich zum arbeiten dorthin zu reisen. Doch vor Ort erwartet man sie bereits für mehr, als nur Arbeit.

Auf eine wunderbar kreative und einfühlsame Art, wird Moiras wahre Persönlichkeit ans Tageslicht gezwungen. Dafür schenkt Moira ihrem „Betreuer“ im Resort großes Vertrauen. Das erotische Knistern zwischen den beiden wird zu einem Feuer der Leidenschaft, welches beide Seiten begierig schüren. Sie als devoter Part und er als ihr Master. Seelische Heilung aber auch innere Zerrissenheit werden Moiras Begleiter auf der „Insel“. Und ihr Master hat noch so manch Erstaunliches für sie in petto …


Linda Mignani versteht es, parallel mehrere Spannungsbögen und Geheimnisse in ihr Buch einzubetten. Mit dem Lesen will man gar nicht mehr aufhören.
Die Blickwinkel werden zwischen den beiden Protagonisten oft gewechselt, was das Ganze äußerst interessant gestaltet. Vor allem während der intensiven BDSM-Szenen.

Im Mittelpunkt des Romans steht die Entwicklung der beiden Hauptcharaktere. Insbesondere Moiras Geschichte über Sexualität, Liebe, Freundschaft und ihr Kampf gegen innere Dämonen fesseln den Leser. Die wunderbar detailreichen Sexszenen fesseln nicht minder.

 

Fazit: Ein abwechslungsreicher D/s Roman, mit viel Kreativität und spannendem Handlungsverlauf. Für Neueinsteiger, wie für eingefleischte Linda Mignani Fans wärmstens zu empfehlen.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Für BDSM affine Romantiker

Sexy Secrets of an Escort: Teach me!
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„Er ist wirklich der Teufel … und ich liebe es, mit dem Feuer zu spielen.“ (S. 189)

Charly und Ben scheinen in vielem äußerst gegensätzlich, sind aber an der selben Uni eingeschrieben. Eine Notlage bringt ...

„Er ist wirklich der Teufel … und ich liebe es, mit dem Feuer zu spielen.“ (S. 189)

Charly und Ben scheinen in vielem äußerst gegensätzlich, sind aber an der selben Uni eingeschrieben. Eine Notlage bringt die schüchterne Charly dazu, auf den dominanten, überheblichen Ben zuzugehen. Aus einem gegenseitigen Erpressungsversuch wird schnell sexuelle Anziehungskraft. Die beiden reiben sich seelisch wie körperlich aneinander und lernen dabei den anderen, aber auch sich selbst, immer besser kennen.
Ben lässt Charly Raum freie Entscheidungen zu treffen und viel Erotik auszuprobieren – nicht nur mit ihm. Charly wiederum ist eine dankbare Schülerin, aber bald auch mehr als das. Was der eine nicht wahrhaben will und die andere zunächst gar nicht glauben kann…

Die beiden Hauptcharaktere Charlotte aka Charly und Ben werden realistisch und psychologisch feinsinnig aufgebaut. Ihr glaubwürdiges Agieren, immer mehr miteinander verwoben, ist abwechslungsreich und bereitet Lust.

Die Handlung weist mehrere Spannungsbögen auf, die den Leser bis zum Schluss mitfiebern lassen.

Der Titel „Touch Me“ ist Programm. Denn Ben bringt der sexuell unerfahrenen Charly vieles bei, vor allem im Bereich der BDSM affinen, erotischen Spielchen. Devotion in Maßen und zaghafte Maso-Elemente im letzten Drittel, eingebettet in einen prickelnden Liebesroman. Klare Empfehlung für Romantiker: Lesen und genießen.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Für anregende Abende

Tango der Lust
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Im Buchinnern verbergen sich sieben Kurzgeschichten, die halten was der Titel verspricht: „Tango der Lust“ ist ein abwechslungsreicher Tanz durch die Facetten harter menschlicher Lust.

Die Autorin Sira ...

Im Buchinnern verbergen sich sieben Kurzgeschichten, die halten was der Titel verspricht: „Tango der Lust“ ist ein abwechslungsreicher Tanz durch die Facetten harter menschlicher Lust.

Die Autorin Sira Rabe – vielen sicherlich auch als Lilly Grünberg bekannt – verwöhnt uns erneut mit knisternder BDSM-Erotik. Durch abwechslungsreiche, spannende Settings führen uns drei Mal weibliche und drei Mal männliche Protagonisten, sowie einmal ein kämpferisches Paar. Jede Erzählung ist einzigartig und mitreißend geschrieben. Kreative Charaktere ließen mich mitfiebern und vor allem mitfühlen. Wenn es im Schoß der Leser kribbelt, dann ist es richtig gut

Wem das Buch irgendwie bekannt vorkommt, der hat ein super Gedächtnis. Es handelt sich nämlich um eine Neuauflage des UBooks Klassikers von 2011.

 

Fazit: Klare Empfehlung für anregende Abende. Ob allein oder zu zweit oder zu dritt … das bleibt ganz euch überlassen.