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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ironische Betrachtungen über alltägliche Begebenheiten

Hinten sind Rezepte drin
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Frauen kaufen Schuhe nach dem Aussehen und nicht nach ihrer Bequemlichkeit. Ein Fakt, der zwar für einige Unannehmlichkeiten sorgt, aber immerhin im Sinne der Schönheit ist. Doch wenn Frau darüber hinaus ...

Frauen kaufen Schuhe nach dem Aussehen und nicht nach ihrer Bequemlichkeit. Ein Fakt, der zwar für einige Unannehmlichkeiten sorgt, aber immerhin im Sinne der Schönheit ist. Doch wenn Frau darüber hinaus auch noch mit der Schuhgröße schummelt, geht es dann doch zu weit. Aber nicht nur diese heimliche Beichte findet der Leser in dem von der deutschen Journalistin, Moderatorin, Buchautorin und Schauspielerin Katrin Bauerfeind mit viel hintergründigem Humor geschriebenen Buch. Auch die Erkenntnis, dass alles rund ums Klo ein beliebtes Thema bei familiären Feierlichkeiten ist, wird hier schonungslos aufgedeckt. Und wer danach noch nicht genug von den ausgiebig zur Schau gestellten Marotten seiner Mitbürger hat, kann sich auch an den zur Sprache kommenden Unterschieden zwischen beiden Geschlechtern erfreuen.

„Hinten sind Rezepte drin: Geschichten, die Männern nie passieren würden“ ist nach „Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag“ das zweite Buch der Autorin, das mit ironischen Betrachtungsweisen über gewöhnliche Begebenheiten aus dem Alltag für gute Unterhaltung sorgt. Dabei ist es egal, ob die übersteigerte Vorsicht vieler Frauen im Fokus der Ereignisse steht oder ob ihre nicht zu begreifenden Panikattacken zur Verständnislosigkeit bei Männern führt. In jeder der 46 kurzweiligen Episoden ist ein Körnchen Wahrheit versteckt und das, obwohl Frau Bauerfeind gerne gnadenlos übertreibt. Wer allerdings glaubt, hier seine Lachmuskeln durchgängig strapazieren zu können, der wird bald eines Besseren belehrt. Denn neben der sehr breiten Palette an amüsant dargestellten Erlebnissen sorgt auch das persönliche Statement der Autorin dafür, dass nicht jede Geschichte gleich gut gefällt.

Fazit:
Wer humorvolle Geschichten und hinlängliche Klischees mag, kann hier bedenkenlos zu greifen. Doch Vorsicht ist geboten. Zu viele Episoden auf einmal verwirren recht schnell. Deshalb lieber noch einmal zurückblättern und in sich gehen. Und auf keinen Fall nicht alles auf die Goldwaage legen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der spannende erste Einsatz einer neuen Münchener Kommissarin

Verletzung
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Hauptkommissarin Toni Stieglitz fühlt sich nicht mehr sicher in ihrer Haut. Erst seit Kurzem erst hat sie sich von ihrem Freund Mike getrennt, weil er, der als Polizist erfolgreich und geachtet ist, sie ...

Hauptkommissarin Toni Stieglitz fühlt sich nicht mehr sicher in ihrer Haut. Erst seit Kurzem erst hat sie sich von ihrem Freund Mike getrennt, weil er, der als Polizist erfolgreich und geachtet ist, sie brutal geschlagen hat. Und wie viele Opfer häuslicher Gewalt wird sie seitdem von Schamgefühlen, Panikattacken und Unsicherheit geplagt und versucht nun ihrem Peiniger aus dem Weg zu gehen. Doch anstatt in einer heruntergekommenen Pension ihre Wunden zu lecken, wird sie zu einem Einsatz gerufen, der ihr ganzes Können verlangt. Denn ausgerechnet in der Nähe der Polizeistation wird auf den Stufen einer Jesuitenkirche eine erstochene Frau gefunden und schon bald wird klar, dass sie nicht das einzige Opfer eines perfiden Mörders ist.

„Verletzung“ ist das Debüt von Manuela Obermeier, die mit Toni Stieglitz eine Kommissarin ins Rennen schickt, die erfrischend unkompliziert und lebensecht in Erscheinung tritt. So bereitet es viel Spaß, der jungen Ermittlerin zu folgen, wenn sie einen hinterhältigen Verbrecher jagt und dabei gleichzeitig versucht, die eigenen Dämonen zu besiegen. Ein Kampf, der mit vielen Höhen und Tiefen verbunden ist, allerdings im privaten Bereich recht verhalten vonstattengeht. Hier wäre die Schilderung von Konfrontationen mit dem gewalttätigen Ex-Freund Maik und ein öfteres Auftauchen von ihm besser gewesen, um den Wandel von einer eingeschüchterten Frau zu der am Ende des Buches gestärkt hervorgegangenen Hauptkommissarin noch besser zuvollziehen. So erlebt der Leser die Bedrohung, bis auf eine kurze Passage am Ende des Buches, nur in vagen Wahrnehmungen und Vermutungen der gepeinigten Kommissarin selbst, was nicht unbedingt glaubhaft erscheint. Doch trotz dieses kleinen Makels überzeugt der Krimi mit einem spannenden Fall, mit wendungsreichen Ermittlungen und mit einem Schreibstil, der sich wunderbar flüssig liest.

Fazit:

Der erste Einsatz der Münchener Hauptkommissarin Toni Stieglitz lässt auf noch viele interessante Fälle hoffen. Vor allem, weil die Autorin Manuela Obermeier selbst Polizistin ist und als Polizeihauptkommissarin über ein großes Repertoire von begangenen Verbrechen verfügt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein bewegender Roman, der gleichzeitig fasziniert und schockiert

Der goldene Sohn
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Nur wenige indische Medizinstudenten haben das Glück, eine Stelle als Assistenzarzt in Amerika zu ergattern. Einer von ihnen ist Anil Pantel, der als Sohn einer angesehenen Bauernfamilie in dem westindischen ...

Nur wenige indische Medizinstudenten haben das Glück, eine Stelle als Assistenzarzt in Amerika zu ergattern. Einer von ihnen ist Anil Pantel, der als Sohn einer angesehenen Bauernfamilie in dem westindischen Dorf Panchanagar aufgewachsen ist. Doch seine Ausbildung im Parkview Hospital in Dallas gestaltet sich schwieriger, als gedacht. Nervenaufreibende Schichten und schwer kranke Patienten beanspruchen seine Aufmerksamkeit, während er gleichzeitig für die Bewohner seines Heimatdorfes telefonisch als Schiedsmann zur Verfügung stehen muss. Aber nicht nur sein Leben ist von weitreichenden Veränderungen geprägt. Auch das seiner Jugendfreundin Leena, die traditionell mit einem Inder verheiratet wird. Denn anstatt eine glückliche Ehe zu führen, wird sie von der Familie ihres Ehemanns als Dienstmagd benutzt und mit Schlägen und Beschimpfungen attackiert. Erst nach einem versuchten Mordanschlag ergreift Leena die Flucht und treibt damit ihre Eltern in den Ruin.

Zwei Schicksale, wie sie unterschiedlicher nicht sein können und doch verbindet sie ein entscheidendes Detail. Denn bereits in Kindertagen haben Anil und Leena gemeinsam viel erlebt und tiefer greifende Gefühle füreinander entwickelt. Und genau darauf baut Shilpi Somaya Gowda ihre Geschichte auf, die von den traditionellen Zwängen im heutigen Indien und von dem Versuch junger Menschen, diese zu umgehen, erzählt. Ein Zwiespalt, der besonders in dem Lebensweg des Bauernsohnes Anil zum Tragen kommt, der sich als junger Mann die Lebensweisen zweier völlig verschiedener Kulturen zu Eigen macht und mit heimatlichen Traditionen bricht. Doch obwohl er in Amerika Fuß fassen kann, schlägt sein Herz für die Heimat und für Leena, die einen schweren Leidensweg durchleben muss.

Erzählt wird der ergreifende Roman abwechselnd aus der Sicht von Leena und Anil, der Schilderungen sehr anschaulich und lebendig geraten sind. In ihnen erhält der Leser zum einen tiefe Einblicke in die indische Kultur und die Auswirkung lang gehegter Traditionen, zum anderen taucht er in den amerikanischen Klinikalltag ein, der von einem kaum zu bewältigenden Erfolgsdruck geprägt ist. Dabei lässt es sich die Autorin zu keiner Zeit nehmen, vorhandene Schwachpunkte an den Pranger zu stellen und durch schockierende Ereignisse zu untermauern. Allerdings hat sie es an manchen Stellen etwas zu gut gemeint und den Leser mit ausufernden medizinischen Details und unbedeutsamen Lebensgeschichten weiterer Personen regelrecht überschüttet.

Fazit:
„Der goldene Sohn“ ist ein bewegender Roman, dessen Handlung in zwei völlig verschiedenen Kulturen angesiedelt ist und der gleichermaßen fasziniert und schockiert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein psychologisch ausgefeilter Roman, der im Verlaufe der Handlung zum Thriller mutiert

Gier ist dicker als Blut
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Joanthan Falkner hat in seinem Leben viel Glück gehabt. Als Baby in einem Bus ausgesetzt, wurde er von einem liebevollen Ehepaar adoptiert. Als Student zum Lottospiel gezwungen, gewann er Millionen. Doch ...

Joanthan Falkner hat in seinem Leben viel Glück gehabt. Als Baby in einem Bus ausgesetzt, wurde er von einem liebevollen Ehepaar adoptiert. Als Student zum Lottospiel gezwungen, gewann er Millionen. Doch plötzlich erteilt ihm das Leben eine Lektion, wie sie härter und brutaler nicht sein kann. Denn ohne, dass dieser es wirklich wahrnimmt, beginnt sein Gärtner ein gnadenloses Spiel. Nicht nur auf Jonathans Vermögen hat er es abgesehen, sondern auch auf ihn und in dem Moment, als Jonathan ihm auf die Schliche kommt, ist es längst zu spät.

„Gier ist dicker als Blut“ ist der Debütroman von Uschi Glassner, der in seinem Aufbau ungewöhnlich ist, durch die in ihm verwendeten psychologischen Komponenten aber wunderbar funktioniert. So nutzt die Autorin die erste Hälfte ihres Buches mit einer scheinbaren Ruhe dazu aus, um die Wandlung eines misstrauischen Einzelgängers darzustellen, der den Manipulationen seines fleißig arbeitenden Gärtners verfällt. Und kaum ist das geschehen, schlägt sie gnadenlos zu und facht die Spannung mörderisch an. Von nun lässt sie den Leser nicht mehr zur Ruhe kommen und setzt ihn einer wahren Flut an Ereignissen aus. Dramatische Momente und wendungsreiche Szenen wechseln sich ab und münden in einem Finale, das nervenaufreibend ist. Doch ein nicht zu unterschätzendes Manko hat die Geschichte auch. Die Beweggründe des Unkraut jätenden Bösewichts sind nicht in jeder Hinsicht nachzuvollziehen, sodass er stellenweise unglaubwürdig erscheint.

Fazit:
„Gier ist dicker als Blut“ ist ein psychologisch ausgefeilter Roman, der im Verlaufe der Handlung zum Thriller mutiert und einen stetig wachsenden Spannungsbogen verspricht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein vielschichtiges Krimi-Debüt

Die Spur des Jägers
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In einer schwäbischen Kleinstadt wird die Leiche einer vermissten Lokalpolitikerin aufgefunden, deren geschundener Körper merkwürdige Verstümmelungen aufweist. Kommissarin Inge Vill und ihr Team übernehmen ...

In einer schwäbischen Kleinstadt wird die Leiche einer vermissten Lokalpolitikerin aufgefunden, deren geschundener Körper merkwürdige Verstümmelungen aufweist. Kommissarin Inge Vill und ihr Team übernehmen den brisanten Fall und stürzen sich voller Elan in die Ermittlungen. Und noch während sie auf der Suche nach dem Täter sind, verschwindet mit dem Rektor des örtlichen Gymnasiums eine weitere Person, die im Mittelpunkt der Öffentlichkeit steht. Ein Serientäter ist hier am Werk, der gnadenlos Rache übt und nicht nur der idyllischen Kleinstadt das Fürchten lehrt, sondern auch Inges Leben an den Rand des Abgrunds bringt.

„Die Spur des Jägers“ ist das Debüt von Matthias Ernst, der mit Inge Vill eine Kommissarin ins Rennen schickt, die nicht nur erfolgreich, sondern auch überaus menschlich ist. Doch genau diese Eigenschaft wird ihr zum Verhängnis, als sie einen perfiden Mörder jagt und dabei selbst in Gefahr gerät. Aber nicht nur aus ihrer Sicht wird der spannende und emotional aufwühlende Kriminalroman erzählt. Auch der Mörder kommt in regelmäßig eingefügten Tagebucheinträgen zu Wort und gibt dabei viele Details aus seinem Leben und den mit den Morden einhergehenden Beweggründen preis. Eine Ereigniskette, die in verschiedenen Zeitebenen angesiedelt ist und neben verübten Taten und akribisch geführten Ermittlungen in der Gegenwart auch vergangene und zukünftige Geschehnisse beleuchtet. Deshalb dauert es auch einige Zeit, bis der Leser den gesamten Umfang der schicksalhaften Begebenheiten überblickt und die einzelnen Teile des blutigen Puzzles zu einem schlüssigen Ganzen zusammenfügen kann.

Fazit:

Ein spannender und gut zu lesender Kriminalroman, der mit einem vielseitigen Plot und interessanten Figuren überzeugt, allerdings in seiner Auflösung etwas zu abrupt geraten ist.