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Veröffentlicht am 30.12.2018

Ein superspannender dritter Fall für Christine Lenève

Der Kratzer
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Sieben Jahre ist es her, dass Kriminalkommissar Tobias Dorn einen Serienmörder fassen konnte, der in die Haut seiner Opfern Botschaften ritzt. Seit dem hat niemand etwas von dem in Polen gefassten Täter ...

Sieben Jahre ist es her, dass Kriminalkommissar Tobias Dorn einen Serienmörder fassen konnte, der in die Haut seiner Opfern Botschaften ritzt. Seit dem hat niemand etwas von dem in Polen gefassten Täter gehört, der hoffentlich noch lange Zeit hinter Gittern verbringt. Doch an dem Tag, an dem Dorns Exfrau Jasmin in die Fänge eines Psychopathen gerät, ist sich der Berliner Kommissar sicher, dass er einem Trugschluss erlegen ist. Denn ausgerechnet den Namen ihrer fünfjährigen Tochter Emma hat der Kratzer in Jasmins Oberschenkel geritzt, weswegen Dorn nun um ihr Leben fürchten muss. Deshalb setzt gemeinsam mit der Journalistin Christine Lenève alles daran, den Täter zu stellen und plötzlich gerät auch sie in höchste Gefahr.

"Der Kratzer" ist ein superspannender Thriller und der dritte Einsatz für die hart am Limit agierende Christine Lenève, die immer viel zu schnell in gefährliche Situationen gerät. Warum das so ist und wie sie ihren inneren Dämonen beikommen kann, erfährt der Leser im Verlaufe des Geschehens und wird ganz zum Schluss, genau wie sie, mit einem neuen traumatischen Vorfall konfrontiert. Eine toughe Frau, die neben ihrem selbstlosen Tun auch noch angenehm sympathisch ist und über eine hohe Intelligenz verfügt. Demgegenüber scheint Kriminalkommissar Tobias Dorn fast schon ein Waschlappen zu sein, obwohl auch er alles dafür tut, das mordende Monster zu stellen. Nur, dass er neben der knallharten Journalistin einfach nicht bestehen kann und deshalb auch nur eine untergeordnete Rolle bei der Ergreifung des Täters einnimmt.

Die Handlung selbst beginnt rasant und lässt in ihrem Tempo nur wenig nach, um ganz am Ende noch einmal voll aufzudrehen. Und die ganze Zeit über wird nicht nur der Täter, sondern auch der Leser über deutsche Ländergrenzen hinweg gejagt und muss mit ansehen, wozu ein Mensch fähig ist. Eine grausame Lektion, die Oliver Ménard mit vielen bildhaften Beschreibungen und knappgehaltenen Dialogen darzustellen versteht und das, ohne jemals unglaubwürdig zu sein. Vor allem deshalb erscheint der Thriller besonders hart und lässt Gefühle durchleben, die kaum zu ertragen sind. Aber auch einige stille und einhaltende Momente gibt es in diesem Buch, wie auch Menschen, die da sind, wenn man sie braucht. In einer Schreibweise erzählt, die nur so über die Seiten fliegen lässt und mit Figuren versehen, denen man sich als Leser unheimlich nahe fühlt, ist dieser Thriller ein nervenaufreibender Genuss.

Fazit.
Superspannend und intelligent konstruiert versteht es Christine Lenève dritter und letzter Fall, den Leser in seinen Bann zu ziehen und ihn jede Menge dramatische Momente durchleben zu lassen. Eine gute Empfehlung für Thrillerfans, die es hart und wendungsreich mögen.

Veröffentlicht am 27.12.2018

Eine harte Kost, die sachlich und vorurteilsfrei dargeboten wird

Wenn Kinder töten
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Wenn Kinder töten, ist der Schock besonders groß. Wie am 29. Februar 2000 im US-Bundesstaat Michigan als ein sechsjähriger Junge mit einer Waffe aus dem Hause seines Onkel seine gleichaltrige Klassenkameradin ...

Wenn Kinder töten, ist der Schock besonders groß. Wie am 29. Februar 2000 im US-Bundesstaat Michigan als ein sechsjähriger Junge mit einer Waffe aus dem Hause seines Onkel seine gleichaltrige Klassenkameradin erschoss. Ein tragischer Unfall oder vielleicht doch ein kaltblütiger Mord? Aber kann man bei einem sechsjährigen Jungen überhaupt von einer Tötungsabsicht sprechen oder ist er auch nur ein Opfer einer ihm umgebenen katastrophalen Situation? Die Antwort darauf ist vielschichtig, genau wie die Umstände der Tat. Und deshalb hat sich der Serienmordexperte Stephan Harbort daran gemacht, acht Fälle in denen Kinder zum Mörder werden aufzurollen und mit allen ihren Widersprüchlichkeiten darzustellen.

Der wohl bekannteste Fall in diesem Buch ist das Schulmassaker an der Westside Middle School in Arkansas, das von zwei Jungen im Alter von 13 und 11 Jahren verübt worden ist. Unauffällige Kinder, die regelmäßig zur Schule gehen und doch ist am 24. März 1998 das Unfassbare geschehen. Nach einem von ihnen ausgelösten Feueralarm haben sich die beiden Freunde auf einem nahe gelegenen Hügel hinter einer Gruppe von Büschen und Eichenbäumchen verschanzt, um gezielt auf Lehrer und Schüler zu schießen. Eine Lehrerin und vier Schüler fielen dem Kugelhagel zum Opfer, zehn weitere Menschen wurden teilweise schwer verletzt. Doch nicht nur den medienträchtigen Fall aus den USA findet der Leser in diesem Buch. Auch in Deutschland gibt es Kinder, die zum Mörder werden und das nicht nur einmal, wie der letzte der geschilderten Fälle beweist. Zehn Jahre lang konnte ein lernbehinderter und in Heimen lebende Junge Menschen töten ohne, dass man ihm auf die Schliche kam. Nur ein Zufall sorgte dafür, dass er verhört worden ist und nach einigem Zögern seine Taten freimütig gestand.

Doch warum nun werden Kinder zu Mördern? Warum geraten ausgerechnet sie in seelische Not und tun Dinge, die sie unter normalen Umständen nicht tun? Fragen, auf die es keine allumfassende Antwort gibt. Denn jeder der hier beschriebenen Fälle ist anders, wie auch jede dieser Taten einem eigenen Muster unterliegt. Deshalb nimmt sich Stephan Harbort neben der Schilderung der begangenen Verbrechen auch ausreichend Zeit, um die Lebensverhältnisse der jungen Täter zu beleuchten, die oft einer psychosozialen Fehlentwicklung unterlegen sind. Ob ungünstige Familienverhältnisse, erfahrene Gewalt oder das Fehlen einer Bezugsperson. Die erfahrenen Defizite sind meist verantwortlich dafür, dass ihr Verhalten nicht den Regeln entspricht. Aber nicht nur sie stehen bei seinen Betrachtungen im Mittelpunkt. Auch die Folgen ihrer Taten für sie selbst, für ihre Opfer und für die Angehörige beider Seiten spart der Experte für Serienmorde und Täterprofile nicht aus. Und ganz zum Schluss gibt es noch knallharte Fakten, die im Zuge der Recherchen eine Rolle spielten und in übersichtlichen Tabellen aufgelistet worden sind.

Fazit:
Erschreckend real und mit vielen Informationen und Hintergründen versehen, schildert Stephan Harbort in seinem Buch, wie es dazu kommen kann, dass Kinder zu Mördern werden. Eine harte Kost, die sachlich und vorurteilsfrei dargeboten worden ist.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Eine wahrhaft mörderische Komposition

Der Komponist
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Ein kleines Mädchen wird zur Zeugin, wie ein Mann an der Uper East Side entführt wird. Lediglich die Miniaturausführung einer Henkersschlinge bleibt am Tatort zurück und gibt den ermittelnden Beamten jede ...

Ein kleines Mädchen wird zur Zeugin, wie ein Mann an der Uper East Side entführt wird. Lediglich die Miniaturausführung einer Henkersschlinge bleibt am Tatort zurück und gibt den ermittelnden Beamten jede Menge Rätsel auf. Allerdings nur so lange, bis im Internet ein Video auftaucht, in dem das Opfer an einem Galgen um sein Leben kämpft, während das verzweifelte Keuchen als Backround für eine bekannte Melodie verwendet wird. Ein seltsamer Fall, den der Forensikexperte Lincoln Rhyme zusammen mit seiner Partnerin Amelia Sachs übernimmt, um alles dafür zu tun, um aus den wenigen vorhandenen Spuren die richtigen Schlüsse zu ziehen. Und plötzlich schlägt der Täter erneut wieder zu und entführt in Neapel einen Mann, dessen Todeskampf für ein weiteres grausames Musikstück herhalten soll.

"Der Komponist" ist der dreizehnte Lincoln-Rhyme-Thriller und noch immer hat der nach einem tragischen Unfall an den Rollstuhl gefesselte Forensikexperte Licoln Rhyme nichts von seiner Genialität eingebüßt. Schon allein deshalb verzeiht man ihm recht schnell, dass er seinen Mitmenschen arrogant und unnahbar gegenübertritt tritt, da er mit seinem unerschöpflichen Fachwissen, jeden noch so kniffligen Fall zu lösen versteht. Diesmal aber bekommt es der in seiner Wohnung agierende Spezialist neben einer ungewöhnlich grausamen Mordserie mit ganz besonderen Umständen zu tun. Denn der Musik begeisterte Täter schlägt zur Vollendung seiner zweiten mörderischen Komposition in Neapel zu und zwingt Lincoln Rhyme dorthin zu reisen, um vor Ort den frischen Spuren nachzugehen. Dabei erweist sich die Zusammenarbeit mit den Kollegen anders, als gedacht, weil nicht jeder der zu sein scheint, für den er gehalten wird.

Jeffery Deaver hat es erneut verstanden, einen verzwickten und vielschichtigen Plot zu ersinnen, der seine Leser lange Zeit in Atem hält. Dabei scheut er sich nicht, brisante Themen wie rechte Gewalt oder die Flüchtlingspolitik zu integrieren und dem abwechslungsreichen Geschehen einen aktuellen Anstrich zu verleihen. Hinzu kommt, dass er alle seine Figuren mit ihren menschlichen Schwächen in Szene setzt, sodass es nicht einfach ist, sie zu mögen und ihnen zu vertrauen. Eine für diesen Thriller entbehrliche Gefühlsdusselei, die aufgrund der wendungsreich in Erscheinung tretenden Ereignisse überflüssig ist. Denn die Aufmerksamkeit des Lesers wird von Beginn an auf die erschreckend bestialischen Morde gelenkt und auf Lincoln Rhyme, der sie mit verblüffenden Methoden aufzuklären versteht.

Fazit:
Ein Forensikexperte in Höchstform, ein Mörder, der mit allen Wassern gewaschen ist und ein Autor, der sein Handwerk versteht. Ein toller Thriller, der beste Unterhaltung verspricht.

Veröffentlicht am 10.12.2018

Ein packender Thriller aus dem Genre Romantic Suspence

Dornenherz
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Die Kinderpsychologin Dr. Meredith Fallon besucht mit einem ihrer Schützlinge ein Restaurant, als plötzlich ein unbekannter junger Mann auftaucht und sie mit einer Waffe bedroht. Doch obwohl er direkt ...

Die Kinderpsychologin Dr. Meredith Fallon besucht mit einem ihrer Schützlinge ein Restaurant, als plötzlich ein unbekannter junger Mann auftaucht und sie mit einer Waffe bedroht. Doch obwohl er direkt vor ihr steht, versagt er im letzten Moment und auch die an seinem Körper angebrachte Bombe zündet nicht. Ein seltsamer Mordanschlag, der durch den Schuss eines Fremden vereitelt wird und die Polizei von Cincinnati vor einige Rätsel stellt. Denn obwohl diese in Gestalt von Detective Adam Kimble alles dafür tut, den Hintermännern auf die Spur zu kommen, sind diese ihnen immer einen Schritt voraus. Deshalb erhärtet sich schnell der Verdacht, dass einer von ihnen gute Beziehungen zum Polizeidepartement besitzt oder sogar selbst im Dienst der Gerechtigkeit steht.

"Dornenherz" ist der vierte und letzte Teil der Dornen-Reihe von Karen Rose, in der es diesmal um skrupellose Menschenhändler und ihre Machenschaften geht. Aber nicht nur die Jagd nach ihnen spielt eine große Rolle. Auch die Romantik kommt nicht zu kurz und sorgt dafür, dass es einige Ruhepausen in dem ansonsten rasanten Geschehen gibt. So nähern sich die aus den vorangegangenen Büchern bekannte Kinderpsychologin Meredith Fallon und der mit einem handfesten Problem hadernde Detectiv Adam Kinmble erneut aneinander an, obwohl sie sich lange Zeit aus dem Weg gegangen sind. Dabei bleibt ihnen wenig Zeit, ihre Probleme zu klären, da gleich eine ganze Serie von Attentaten ihre ganze Aufmerksamkeit verlangt. Aber nicht nur sie sind dem Leser aus der in Cincinnati spielenden Thrillerreihe bereits bekannt. Auch weitere Figuren tauchen wieder auf, weshalb es von Vorteil ist, diese von Beginn an zu lesen.

Erzählt wird der wunderbar spannende und lange Zeit undurchsichtige Fall aus vier Perspektiven heraus. Zum einen schildern die Kinderpsychologin Meredith Fallon und der Detectiv Adam Kimble aus ihrer Sicht, wie nervenaufreibend die unter Hochdruck vorgenommenen Ermittlungen sind. Zum anderen lernt der Leser Linnie kennen, die als Freundin des erschossenen Attentäters ebenfalls ein Opfer der im Verborgenen agierenden Menschenhändler ist. Und zuguterletzt kommt der für die Morde verantwortliche Unbekannte zu Wort und bietet einen erschreckenden Einblick in sein Leben. Denn anstatt auch zu Hause ein Monster zu sein, entpuppt er sich als gläubiger Mann, der seiner kleinen Tochter ein guter Vater ist. Ein nur schwer nachzuvollziehender Gegensatz, den Karen Rose in seiner ganzen Ambivalenz beschreibt und damit dem Leser einige Gänsehautmomente beschert.

Fazit:
Ein packender Thriller aus dem Genre Romantic Suspence, der wunderbar vielschichtig in Erscheinung tritt und vor allem den Fans von Karen Rose mit interessanten Wendungen, unvorhersehbaren Handlungsweisen und einem überraschenden Finale spannende Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 09.12.2018

Ein temporeicher, spannender und schockierender Psychothriller

Der Insasse
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Zwölf Monate ist es her, seit der sechsjährige Max auf dem Weg zu einer Nachbarin spurlos verschwand. Alle Bemühungen ihn wiederzufinden schlugen fehl. Deshalb steht auch der Verdacht im Raum, dass Max ...

Zwölf Monate ist es her, seit der sechsjährige Max auf dem Weg zu einer Nachbarin spurlos verschwand. Alle Bemühungen ihn wiederzufinden schlugen fehl. Deshalb steht auch der Verdacht im Raum, dass Max das dritte Opfer eines Kindermörders geworden ist, der zurzeit auf der Intensivstation der Forensischen Psychiatrie in der Steinklinik liegt. Grund genug für Max Vater, seine Nähe zu suchen, um von ihm selbst zu erfahren, was mit seinem Sohn geschehen ist und ob er noch lebt. Ohne Skrupel zu hegen, schleust er sich mithilfe eines Kriminalbeamten in die Steinklinik ein, wo er unter falschem Namen eine Therapie beginnt. Doch plötzlich entwickeln sich die Dinge anders, als gedacht. Und während er mit allen Mittel seinen Plan in die Tat umsetzt, muss er erfahren, dass die Wahrheit grausamer ist, als die Ungewissheit zuvor.

„Der Insasse“ ist ein spannender Psychothriller, der seine Leser in die gut gesicherten Räumlichkeiten eines psychiatrischen Hochsicherheitskrankenhauses führt, wo er gemeinsam mit dem Vater des kleinen Max unvorstellbare Dinge erlebt. Angefangen mit einem brutalen Zimmernachbarn, der ihn eine ganze Nacht lang quält, über eine Krebstherapie, die überaus gefährlich ist, bis hin zu einer Schädelverletzung, die er bewusst herbeigeführt hat, lässt sich der traumatisierte Familienvater auf eine Menge lebensgefährlicher Situationen ein. Aber nicht nur seine Rolle in dem undurchsichtigen Geschehen wird mit vielen kaum zu ertragenden Details dargestellt. Auch die Machenschaften eines korrupten Arztes, der für Geld Drogen und Prostituierte besorgt oder der Leidensdruck einer Bibliothekarin, die als Probandin den krankhaften Neigungen von Gewalttätern ausgesetzt ist, schockieren zutiefst.

Die verzwickte und undurchsichtige Handlung wird aus der Sicht der Hauptfiguren erzählt, wobei Max Vater den Löwenanteil bestreitet, weil er der Dreh- und Angelpunkt in der verstörenden Geschichte ist. So unternimmt er alles dafür, einem manipulativen Triebtäter gegenüberzustehen, obwohl er weiß, dass er es mit ihm nicht aufnehmen kann. Eine Handlungsweise, die dem Leser enormen Nervenkitzel beschert und nur eine von vielen ist. Denn der Thriller setzt sich aus einer ganzen Reihe an ausweglosen und enorm gefährlichen Aktionen des verzweifelten Vaters und einiger weiterer Figuren zusammen und spart dabei nicht an unschönen Details. Hinzu kommen kurze Kapitel, jede Menge Cliffhanger und ungeschönte Einblicke in die Psychiatrie, während die Widersprüchlichkeit der dort agierenden Figuren regelmäßig für Verwirrung sorgt. Allerdings nur so lange, bis das Finale die innewohnende Tragik der rasant erzählten Geschichte offenbart und mit ihr eine Lösung präsentiert, die verblüffend ist.

Fazit:
Ein temporeicher, spannender und stellenweise schockierender Psychothriller, der ein böses Spiel mit den Gefühlen eines traumatisierten Vaters treibt und der einer der besten Bücher des Berliner Thrillerautors Sebastian Fitzek ist.