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Veröffentlicht am 06.09.2018

Ein raffiniert erdachtes Mörderspiel

Ein Mord wird angekündigt
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»Am Freitag, den 29. Oktober, wird in Little Paddocks um 18.30 Uhr ein Mord stattfinden. Freunde werden gebeten, diesen Hinweis als Einladung aufzufassen.« Eine seltsame Anzeige, die im Lokalblatt des ...

»Am Freitag, den 29. Oktober, wird in Little Paddocks um 18.30 Uhr ein Mord stattfinden. Freunde werden gebeten, diesen Hinweis als Einladung aufzufassen.« Eine seltsame Anzeige, die im Lokalblatt des kleinen englischen Städtchens Chipping Cleghorn erscheint und die am Frühstückstisch sitzenden Bewohner mehr als nur irritiert. Denn anstatt mit einem Kopfschütteln über das angekündigte Mörderspiel hinweg zu gehen, ist ihre Neugierde geweckt. Und so finden sich eine ganze Reihe von Personen am selben Abend im Gutshaus ein, um Zeuge zu werden, wie pünktlich um 18:30 das Licht ausgeht und ein Schuss die aufkommende Panik durchbricht.

"Ein Mord wird angekündigt" ist der vierte Fall für die Hobbydetektivin Miss Marple, der auch unter dem Titel "Der Täter lässt bitten" erschienen ist. Hier zeigt die kluge alte Dame aus St. Mary Meet eindrucksvoll, was sie mit ihren kleinen grauen Zellen alles anfangen kann. Denn während sie den einen oder anderen Anwesenden zu den merkwürdigen Vorkommnissen befragt, gleicht sie diesen mit bekannten Personen aus ihrer Vergangenheit ab und ordnet ihn vorgefertigten Mustern zu. Eine Vorgehensweise, die ihr die notwendigen Erkenntnisse verspricht und dazu beiträgt, dass des Rätsels Lösung bald gefunden ist. Ganz zur Freude von Kommissar Craddock, der den Mörder dingfest machen soll und in Miss Marple eine gute Unterstützerin für seine Zwecke sieht.

Lug und Betrug, eine gnadenlose Gier, mörderische Ambitionen und zügig voranschreitende Ermittlungen führen dazu, dass der Leser bestens unterhalten wird. Doch bevor es ihm gelingt, mithilfe der vor Ort befindlichen Mrs. Marple ein perfide verübtes Verbrechen in allen seinen Einzelheiten zu durchschauen, lernt er zunächst einmal die beteiligten Figuren kennen. Menschen, die nicht immer das sind, was sie vorgeben zu sein und deshalb in ihren Handlungsweisen nur schwer einzuschätzen sind. Ein Verwirrspiel par excellence, das wunderbar knifflig und vielschichtig ist und darüber hinaus auch einige humorvolle Seitenhiebe aufweist. Hinzu kommen ein kurzweiliger Schreibstil und ein psychologisch gut durchdachter Plot, die ihren Anteil daran haben, dass dieser Fall einer der Besten in Miss Marples Laufbahn als Hobbydetectivin ist.

Fazit:
Ein toller Miss Marple-Krimi, der seine Lösung erst ganz zum Schluss offenbart und mit einem raffiniert erdachten Mörderspiel fesselnd zu unterhalten versteht.

Veröffentlicht am 31.08.2018

Ein nervenaufreibender Thriller mit Rizzoli und Isles

Scheintot
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Eine namenlose Tote wird in Weymouth aus dem Wasser gefischt und von den zuständigen Rettungskräften in die Rechtmedizin gebracht. Dort soll geklärt werden, woran die Tote gestorben ist und ob es Anhaltspunkte ...

Eine namenlose Tote wird in Weymouth aus dem Wasser gefischt und von den zuständigen Rettungskräften in die Rechtmedizin gebracht. Dort soll geklärt werden, woran die Tote gestorben ist und ob es Anhaltspunkte für ihre Herkunft gibt. Aber plötzlich schlägt die Unbekannte ihre Augen auf und Dr. Maura Isles tut alles dafür, dass sie das traumatische Ereignis gut übersteht. Doch anstatt für ihre Rettung dankbar zu sein, begeht diese noch im Krankenhaus einen Mord und schließt sich mit einigen Geiseln auf der Röntgenstation ein. Dabei weiß sie nicht, dass die hochschwangere Frau in ihrer Gewalt die Bostoner Detectivin Jane Rizzoli ist und ihr Ehemann, der FBI-Agent Gabriel Dean alles daran setzt, dass seine Frau die dramatischen Ereignisse unbeschadet überlebt.

"Scheintot" ist der fünfte Fall mit Jane Rizzoli und Dr. Maura Isles, der diesmal sogar sehr persönlich wird. Denn die in den Wehen liegende Jane gerät unverschuldet in eine Geiselnahme hinein und schafft es nicht, aufgrund ihres körperlichen Zustands, viel für die Entschärfung der prekären Situation zu tun. Dafür aber ist ihr Mann mit im Bord, der sich neben den merkwürdigen Forderungen der Geiselnehmer auch mit diversen Geheimdiensten herumschlagen muss. Denn diese wollen dem FBI-Agenten die Entscheidungsgewalt entziehen, sodass er sich fragt, was hier wohl vertuscht werden soll. Und noch während er den Dingen auf den Grund zu kommen versucht, geschieht es, dass ein Sondereinsatzkommando das Krankenhaus stürmt und die heimlich angezettelte Aktion nicht ohne Tote ausgeht.

Tess Gerritsen hat es wieder einmal verstanden, den Leser von Beginn an mit einer atemraubenden Story zu fesseln und ihn mit Tatsachen zu konfrontieren, die ungeheuerlich sind. Denn eine Tote, die plötzlich erwacht, ein Kompetenzgerangel innerhalb der Polizei und eine junge Frau, deren Vergangenheit Schreckliches offenbart, sind Vorfälle, die es nicht jeden Tag gibt. Deshalb kommt unweigerlich ein nicht zu stoppender Nervenkitzel auf, der durch eine flüssige Schreibweise und einem rasant arrangierten Geschehen regelmäßig neue Nahrung erhält. Ein Pageturner, der nur schwer aus der Hand zu legen ist und auf jeden Fall verzeihen lässt, dass die Charakterisierung der Figuren zugunsten der Spannung nur oberflächlich geschieht.

Fazit:
Ein superspannender Thriller, der erneut beweist, dass Tess Gerritsen ihr Handwerk versteht und trotz Blut und Gewalt auch eine gut funktionierende Geschichte um das tragische Schicksal ihrer Figuren weben kann. Ein krimineller Lesegenuss, den sich jeder Fan nervenaufreibender Thriller gönnen sollte.

Veröffentlicht am 10.08.2018

Die haarsträubende Geschichte einer Stalkerin

Perfect Girlfriend - Du weißt, du liebst mich.
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Juliette Price hat in ihrem Leben schon Schreckliches erlebt. Erst stirbt ihr kleiner Bruder Will, obwohl sie auf ihn aufpassen soll, dann wird sie von den beliebten Mädchen in der Schule und zuguterletzt ...

Juliette Price hat in ihrem Leben schon Schreckliches erlebt. Erst stirbt ihr kleiner Bruder Will, obwohl sie auf ihn aufpassen soll, dann wird sie von den beliebten Mädchen in der Schule und zuguterletzt trennt sich auch noch ihr Freund Nate von ihr. Eine Entscheidung, die Juliette auf keinen Fall akzeptieren kann. Schließlich sind sie das perfekte Paar und genau so soll es auch in Zukunft sein. Deshalb schleicht sie sich erneut in sein Leben ein, manipuliert es, wo sie nur kann und verfolgt ohne auf Nates Gefühle Rücksicht zu nehmen, einen teuflischen Plan.

„The Perfect Girlfriend - du weißt, du liebst mich“ ist ein Roman, der aus der Sicht der jungen Stalkerin Juliette geschildert wird, die zum Leidwesen anderer Menschen ihre Träume mit der Wahrheit vermischt. Dadurch fällt es ihr unheimlich schwer zu bemerken, dass das, was sie tut, krankhaft ist und nicht zu einer gesunden partnerschaftlichen Beziehung passt. Eine Soziopathin, wie sie im Buche steht und doch kann der Leser die um ihre Liebe kämpfende und anfangs noch sympathische Frau ein Stück weit verstehen. Doch mit der Zeit werden auch ihm die von ihr verübten Übergriffe zu viel und er ist erschrocken darüber, wie die zunächst harmlos wirkende Frau ohne Skrupel zu hegen zu lebensgefährlichen Mitteln greift.

Karen Hamilton hat es geschafft, mit ihrem Debüt eine wunderbar fesselnde Geschichte zu ersinnen, die neben einer unterschwelligen Spannung, auch immer wieder Gänsehaut beim Leser erzeugt. Denn nicht ist gruseliger, als zu erleben, wie eine unbefugte Person die Wohnung seines Stalkingopfers betritt und dort nicht nur persönliche Dinge durchsieht, sondern auch kleine Geschenke versteckt. Und immer, wenn er glaubt, dass es nicht mehr schlimmer geht, steigert sich die von einem bindungsunfähigen Piloten abservierte Freundin in neue Fantasien hinein und verschärft ihr verbrecherisches Potenzial. Eine ungewöhnliche Jagd, die bis ganz zum Schluss offen lässt, ob Nate der krankhaften Zuneigung seiner einstigen Geliebten entkommen kann oder aber auch nicht.

Fazit:
Ein tolles Buch, das eindrucksvoll zeigt, wozu Menschen fähig sind, wenn die Realität für sie nicht mehr wichtig ist.

Veröffentlicht am 08.08.2018

Ein wunderbar rätselhafter Franken-Krimi

Brunnenleich
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Im Coburger Hofgarten wird im Herzog-Alfred-Brunnen eine Leiche gefunden, von der niemand weiß, wer sie ist. Nur der Umstand, dass ihr Ableben nicht freiwillig geschah, ruft die Kripo auf den Plan, die ...

Im Coburger Hofgarten wird im Herzog-Alfred-Brunnen eine Leiche gefunden, von der niemand weiß, wer sie ist. Nur der Umstand, dass ihr Ableben nicht freiwillig geschah, ruft die Kripo auf den Plan, die auch sofort zu ermitteln beginnt. Doch anstatt den Täter schnell dingfest zu machen, stellen Kriminalrätin Maxi Frohn und ihr Kollege Richard Levin fest, dass die Tote bereits Jahre zuvor von ihrem Ehemann ermordet worden ist. Ein Fall, der es in sich hat und mit dem eine längst in Vergessenheit geratene Schuld an Tageslicht tritt.

"Brunnenleich" ist der zweite Fall für den Coburger Kommissar Richard Levin, der bereits bei dem Mord an einem Lateinlehrer bewiesen hat, dass er sich auf seine Intuition und seinen Scharfsinn verlassen kann. Nun aber arbeitet er eng mit seiner neuen Vorgesetzten, der Kriminalrätin Maxi Frohn zusammen, was ihn vor einige Probleme stellt. Nicht nur der Fakt, dass die noch unerfahrene Kripochefin sich in ihrer neuen Dienststelle erst einmal profilieren muss, während er bei der erhofften Beförderung übergangen wurde, sorgt für Distanz. Auch die Tatsache, dass die aus Nürnberg kommende Polizistin verdammt gut aussieht und ausgerechnet Richard mehr als nur kameradschaftliche Gefühle für sie hegt, verunsichert ihn.

Aber nicht nur zwischen den Kommissaren gibt es einige Reibereien. Auch alle anderen Figuren werden von aufkommenden Interessenkonflikten nicht verschont, wobei die Folgen ihrer Auseinadersetzungen wesentlich dramatischer sind. Deshalb kommt es auch dazu, dass eine junge Frau zwei Mal stirbt, während ein Mann viele Jahre unschuldig hinter Gittern verbringt. Ein wunderbar rätselhaftes Geschehen, das sich zum einen angenehm flüssig liest, zum anderen einen Spannungsbogen aufweist, der geschickt arrangiert worden ist. Ergänzt wird das Ganze um eine ordentliche Portion Lokalkolorit, die den Leser in fränkische Gefilde versetzt und interessante Rückblicke in die Vergangenheit, die das verworrene Geschehen erklären.

Fazit:
Ein krimineller Lesegenuss, der am Besten in einem Rutsch verschlungen wird und die Lust auf weitere Fälle mit dem Coburger Ermittlerduo weckt.

Veröffentlicht am 07.08.2018

Ein vielschichtiger Thriller mit einer interessanten Thematik

Die Braut
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Matt Ayers wird verdächtigt, für die Entführung von fünf Frauen verantwortlich zu sein. Denn eine von ihnen konnte fliehen und hat ihn eindeutig als Täter identifiziert. Nun sitzt Matt, von Wärtern gut ...

Matt Ayers wird verdächtigt, für die Entführung von fünf Frauen verantwortlich zu sein. Denn eine von ihnen konnte fliehen und hat ihn eindeutig als Täter identifiziert. Nun sitzt Matt, von Wärtern gut bewacht in einer Todeszelle, wo er durch Zufall die junge Mackenzie Walker kennenlernt, mit der er einen regen Briefwechsel beginnt. Lange dauert es nicht, bis die junge Frau von seiner Unschuld überzeugt, ihn mit allen Mitteln retten will. Trotz der Warnung ihrer Freunde heiratet sie ihn und schon bald steht ein Fluchtversuch an, der nicht nur ihrem inhaftierten Ehemann zugutekommt. Denn auch Mackenzie hat einen Vorteil davon, wenn Matt überlebt und tut alles dafür, dass er aus der Hochsicherheitstrakt entkommen kann.

„Die Braut“ ist ein Thriller der niederländischen Autorin Anita Terpstra, die bereits mit „Anders unter Beweis gestellt hat, dass sie auch ohne viel Blutvergießen die Tiefen menschlicher Abgründe ausloten kann. Mit einem untrüglichen Talent für spannende Storys geht sie dabei vor und verbirgt geschickt, wer der Bote des Guten und wer der Handlanger des Bösen ist. Deshalb braucht es einige Zeit, bis der Leser erkennt, wem er in dem vielschichtigen Thriller glauben kann und was für ein durchtriebener Plan hinter den allem steckt. Doch zunächst einmal taucht er in Mackenzies Leben ein und ist dabei, wenn die junge Frau mit dem verurteilten Matt die Ehe eingeht oder schaut mit den Augen der entführten Rosie zu, wie sie und drei weitere Frauen in einem Kellerverlies fast zugrunde gehen.

Das alles wird in einer wunderbar flüssigen Sprache erzählt und versteht es, voll gepackt mit Emotionen und erschreckenden Bildern, fesselnd zu unterhalten. Deshalb stört es auch wenig, dass zum Ende hin eine Wende erfolgt, die nicht so glaubhaft, wie das restliche Geschehen ist oder Mackenzie selbst oftmals sehr merkwürdig und naiv erscheint. Denn die Thematik, die Anita Terpstra in ihrem Thriller verarbeitet hat, ist für sich gesehen, ungemein interessant und wurde mithilfe eines wendungsreichen Plots, mit zwiespältigen Figuren und viel verbrecherischem Potenzial in Szene gesetzt.

Fazit:
Ein lesenswerter Thriller, der einige Stunden spannende Unterhaltung bietet und durch seinen unvorhersehbaren Verlauf nur schwer zur Seite gelegt werden kann.