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Veröffentlicht am 17.11.2019

Ein unterhaltsames Sachbuch für alle Krimiliebhaber

Schwimmen Tote immer oben?
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Wenn am Sonntagabend der „Tatort“ die Fernsehzuschauer an die Bildschirme fesselt und das beliebte Ermittlerteam aus Münster auf die Jagd nach Verbrechern geht, ist beste Krimiunterhaltung garantiert. ...

Wenn am Sonntagabend der „Tatort“ die Fernsehzuschauer an die Bildschirme fesselt und das beliebte Ermittlerteam aus Münster auf die Jagd nach Verbrechern geht, ist beste Krimiunterhaltung garantiert. Denn nicht nur, dass jeder Fall gelöst werden kann, kommt beim Zuschauer gut an. Auch der Einblick in die Arbeit des mit viel Humor agierenden Teams unterhält außerordentlich gut. Aber warum trifft man den arroganten Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) nie in seinem Institut am Schreibtisch an? Und wieso ist dieser immer nur mit seinem Untermieter, dem wortkargen Kommissar Frank Thiele (Axel Prahl) unterwegs? Fragen, auf die der Leser ausgerechnet von Michael Tsokos eine Antwort erhält und dadurch die Arbeit eines Rechtsmediziners mit ganz anderen Augen betrachten kann.

„Schwimmen Tote immer oben?“ ist nach „Sind Tote immer leichenblass?“ das zweite Buch des Berliner Rechtsmediziners Michael Tsokos, der über die häufigsten Irrtümer in der Rechtsmedizin aufklärt. Schon allein die Tatsache, dass in Professor Boernes Refugium regelmäßig nur ein einziger Leichnam auf dem Seziertisch liegt, stimmt in der Praxis nicht. Hier sind es wesentliche mehr Tote, die untersucht werden müssen und nicht nur, weil ihr Ableben auf unnatürlichem Weg vollzogen worden ist. Aber auch das erwartete Wasser in den Lungen von Ertrunkenen ist ein Effekt heischendes Hirngespinst. Denn die nah am Herzen befindlichen Organe sind nach einem Ertrinkungstod mit Luft ballonartig überbläht, weil das eingeatmete Wasser aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten über die Lungenbläschen ins Blut abströmt.

30 Irrtümer sind es insgesamt, denen Michael Tsokos den Garaus macht und die er untermalt mit lustig-makabren Illustrationen von Christoph Kellner in seinem Buch widerlegt. Dabei stört es wenig, dass er ab und an einen Paragrafen zitiert oder einen wissenschaftlichen Fachbegriff für seine Erklärungen nutzt. Denn seine Ausführungen sind stets verständlich und mit einfachen Beispielen unterlegt, sodass der Leser die von ihm dargelegten Fakten jederzeit gut nachvollziehen kann. Wer nun aber glaubt, dass mit dem fachkundigen Blick in die Rechtsmedizin dem Krimiliebhaber die Freude an kreativ erdachten Mordgeschichten genommen wird, der irrt ein zweites Mal. Auch nach der Lektüre von dem leider viel zu kurz geratene Buch wird er die gut ausgeschmückten und spannend in Szene gesetzte Krimis lieben, obgleich er es dann besser weiß.

Fazit:
Ein unterhaltsames Sachbuch für alle Krimiliebhaber, die wissen wollen, was in der Rechtsmedizin wirklich geschieht und warum Tote nicht mit dem Körper nach oben im Wasser schwimmen.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Ein wunderbar düsteres Thriller-Hörbuch

Rotkäppchens Traum
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Annie Friedmann wird seid ihrer Kindheit von einem Unbekannten beobachtet. Er weiß, welche Farbe ihre Schultüte hat, wann sie zum ersten Mal einen Jungen küsste oder was sie in ihrer Handtasche bei sich ...

Annie Friedmann wird seid ihrer Kindheit von einem Unbekannten beobachtet. Er weiß, welche Farbe ihre Schultüte hat, wann sie zum ersten Mal einen Jungen küsste oder was sie in ihrer Handtasche bei sich trägt. Und obwohl er stets in ihrer Nähe weilt, hat sie ihn nicht bemerkt. Doch eines Tages wird Annie mitten im Wald unter einem Laubhaufen wach und weiß nicht, wie sie dorthin gekommen ist. Auch das Blut an ihrem Mantel kann sie sich nicht erklären. Denn die Erinnerung an ihr bisheriges Leben ist völlig ausgelöscht. Von Panik getrieben macht sich Annie daran zu erforschen, was geschehen ist und muss erfahren, dass sie sieben Jahre zuvor spurlos verschwand.

„Rotkäppchens Traum“ ist ein subtil erdachter Thriller, der geschickt mit der Wahrnehmung des Hörers spielt und ihn, genau wie die Hauptprotagonistin Annie, immer wieder in die Irre führt. Mal taucht ein Mann auf, der behauptet, dass er sie gut kennt, dann wiederum wird offenbart, dass sie eine notorische Lügnerin ist. Und plötzlich gibt es auch noch eine Freundin, die genauso gekleidet ist, wie sie. Dadurch erhärtet sich schnell ein Verdacht, was im Wald geschehen ist, um kurz darauf doch nicht wahr zu sein. Ein perfides Spiel, das rätselhaft und verworren in Erscheinung tritt und bis zum Schluss mit einem undurchsichtigen Verlauf gut unterhält.

Gelesen wird das nervenaufreibende Geschehen um Annie Friedmann von Axel Milberg, der mit einer zur Handlung passenden Interpretation Gänsehaut erzeugt. Egal, ob er Annie atemlos durch den Wald rennen lässt, ihre panische Begegnung mit einem Wolf beschreibt oder das Erstaunen, als sie auf einen angeblichen Liebhaber trifft. Die von ihm imitierten Situationen und Figuren laufen wie ein Film im Kopf des Hörers ab und katapultieren diesen tief in die Handlung hinein. Lediglich einige anfangs verschwiegene und plötzlich von großer Bedeutung werdende Informationen irritieren ein wenig, wobei einer unter Amnesie leidenden Hauptfigur das wohl nicht vorgeworfen werden kann.

Fazit:
Ein wunderbar düsterer Thriller, der als Hörbuch genossen, fesselnde Stunden beschert, obwohl er weder glaubwürdig noch tiefgreifend ist.

Veröffentlicht am 16.11.2019

Eine verzwickte Mörderjagd in der amischen Gemeinde von Painters Mill

Brennendes Grab
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Als sich der 18-jährige Daniel Gingerich heimlich mit seiner Freundin in einer Scheune treffen will, ahnt er nicht, dass jemand ein böses Spiel mit ihm treibt. Denn nur kurze Zeit später ist er tot, verbrannt ...

Als sich der 18-jährige Daniel Gingerich heimlich mit seiner Freundin in einer Scheune treffen will, ahnt er nicht, dass jemand ein böses Spiel mit ihm treibt. Denn nur kurze Zeit später ist er tot, verbrannt in einer Sattelkammer, die ein Unbekannter verschlossen hat. Polizeichefin Kate Burgholder übernimmt den Fall und schon bald steht fest, dass Daniel Gingerich mit einem eigens dafür gelegten Brand ermordet worden ist. Doch wer hasst den freundlichen und zuverlässigen Jugendlichen so sehr, dass er ihn qualvoll sterben lässt? Oder ist er etwa nicht der, für den er gehalten wird?

„Brennendes Grab“ ist der 10. Fall für die Polizeichefin Kate Burgholder, die früher einmal in der amischen Gemeinschaft der fiktiven amerikanischen Kleinstadt Painters Mill fest verankert war, nun aber ein weltliches Leben führt. Eine Tatsache, die den Amischen nicht passt und deshalb geschieht es immer wieder einmal, dass sie während der von ihr durchgeführten Befragungen als Aussätzige angesehen wird und nur karge oder gar keine Antworten erhält. So wie in diesem Fall, in dem ein amischer Junge verbrannt worden ist und keiner etwas über die Umstände der Tat wissen will.

Linda Castillo hat mit ihrem Jubiläumsfall erneut eine verzwickte Mörderjagd zu Papier gebracht, die den Leser tief in menschliche Abgründe führt und gleichzeitig beweist, dass man einen geliebten Menschen niemals wirklich kennt. Doch bevor die schwelende Ahnung einer arglistigen Täuschung zur Gewissheit wird und das Motiv der Tat am Pranger steht, finden jede Menge akribische Ermittlungen statt. Dabei tummeln sich gleich eine ganze Handvoll an Verdächtigen in diesem Buch und auch das Privatleben von Kate hat seinen Platz. Ein gelungener Krimi, der durchgängig mitraten lässt, nur in Sachen Spannung nicht die Höchstmarke erreicht.

Fazit:
Wer die Amischen-Krimis von Linda Castillo liebt, wird seine Freude an diesem Buch haben. Aber auch die Leser, die menschlichen Verstrickungen und eingeschworene Gemeinschaften mögen, in deren Mitte ein Mord geschieht, kommen auf ihre Kosten.

Veröffentlicht am 03.11.2019

Ein geheimnisumwobener und atmosphärischer Whodunitkrimi

Der zehnte Gast
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An einem bitterkalten Wochenende verbringt eine bunt zusammengewürfelte Schar von Gästen ihr Wochenende in einem abgelegenen Berghotel, das durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten wird. ...

An einem bitterkalten Wochenende verbringt eine bunt zusammengewürfelte Schar von Gästen ihr Wochenende in einem abgelegenen Berghotel, das durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten wird. Gut versorgt, mit einem prasselnden Feuer im Kamin fühlen sie sich wohl, bis in der ersten Nacht ein brutaler Mord geschieht. Seid dem macht sich Panik unter den Eingeschlossenen breit und jeder von ihnen verdächtigt jeden, ein Mörder zu sein.

„Der zehnte Gast“ ist nach „The Couple Next Door" und „A Stranger in the House" das dritte Buch von Shari Lapena, das in deutscher Sprache erschienen ist. Als Kriminalroman verfasst, mutet es wie eine Hommage an Agatha Christie an, nur, dass sein Handlungsort nicht in einem fiktiven englischen Dorf gelegen ist, sondern auf einem Bergzug im US-Bundesstaat New York. Mit einem rätselhaften Fall, heimlich verübten Morden und undurchsichtigen Figuren führt sie ihre Leser, genau wie die Queen of Crime, geschickt an der Nase herum. Denn immer, wenn einer der Anwesenden besonders verdächtig ist, gerät er in Gefahr und die Suche nach dem Täter beginnt von vorn.

Shari Lapena verfügt über einen Schreibstil, der sich angenehm liest. Viele kleine, gut versteckte Hinweise, falsche Fährten und finstere Geheimnisse sorgen dafür, dass die Atmosphäre immer unheimlicher wird, während ein Mord nach dem anderen geschieht. Dazu werden einige der stattfindenden Szenen aus der Sicht von verschiedenen Gästen mehrfach erzählt, sodass ein komplexes Bild der immer gefährlicher werdenden Geschehnisse entsteht. Und die ganze Zeit über rätselt der Leser mit, spürt die Anspannung unter den Anwesenden und ist am Ende erstaunt, wer hinter den verübten Verbrechen steckt.

Eines aber gibt in diesem Krimi Anlass zur Kritik und lässt den Leser nach einer spannenden Jagd mit einem unzufriedenen Gefühl zurück. So wird am Ende des Buches der enorm knifflige Fall viel zu lieblos aufgelöst, indem nicht etwa Sergant Margaret Sorensen die verübten Morde durch logische Schlussfolgerungen klärt. Sondern nur ein klitzekleiner Zufall führt dazu, dass der Täter gestellt werden kann, während sein stattgefundener Rachefeldzug in einem abschließenden Rückblick nachgelesen werden kann.

Fazit:
Ein geheimnisumwobener und atmosphärischer Whodunitkrimi, der in guter Agatha-Christie-Manier rätseln lässt, wer hinter einer Reihe an perfide verübten Morden steckt. Nur das Ende enttäuscht ein wenig, weil die Auflösung zu abrupt und unspektakulär geraten ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 03.11.2019

Ein Thriller, der mit vielen Höhen und Tiefen gut unterhält.

Blutige Stille
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Als Officer Chuck Skidmore das Farmhaus der Familie Plank betritt, wird er von einem Anblick geschockt, den er so schnell nicht vergisst. Drei Menschen liegen dort, brutal ermordet in ihrem eigenen Blut, ...

Als Officer Chuck Skidmore das Farmhaus der Familie Plank betritt, wird er von einem Anblick geschockt, den er so schnell nicht vergisst. Drei Menschen liegen dort, brutal ermordet in ihrem eigenen Blut, wobei zwei von ihnen noch Kinder sind. Aber das ganze Ausmaß des verübten Verbrechens wird ihm erst bewusst, als er mit Polizeichefin Kate Burkholder das Anwesen durchsucht und auf weitere fünf hingerichtete Familienmitglieder stößt. Denn neben der auf dem Weg liegenden Mutter mit einem toten Baby im Arm, finden sie in der Scheune die Töchter der Familie, deren Körper übel zugerichtet worden sind. Ein grausamer Rachefeldzug, der nur schwer zu ertragen ist und sie schonungslos an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringt.

Dabei sind es nicht nur die Ermittler, die gleich zu Beginn des Buches mit den Taten einer Bestie klarkommen müssen. Auch dem Leser rauben die beschriebenen Bilder fast den Verstand, während er ein grausames Detail nach dem anderen erfährt. Einfach ist es nicht, sich da durchzukämpfen. Allerdings auch schwer aufzuhören. Denn der texanischen Autorin Linda Castillo gelingt es nur allzu gut, die Grausamkeit in Worte zu fassen und mit aufkommenden Fragen eine Spannung zu erzeugen, die ohne Wenn und Aber weiterlesen lässt. Ob dabei die Neugier auf den Täter oder auf sein Motiv eine Rolle spielen, sei dahingestellt. Nur das Wissen, warum Mörder so unbarmherzig war, zählt in diesem Moment und die Erklärung, warum er unschuldigen Kinder unter Qualen ihr Leben nahm.

5300 Einwohner sind es durchschnittlich, die in dem kleinen verschlafenen Nest Painters Hill in Ohio wohnen und zu einem Drittel aus Amischen bestehen. Eine Gemeinschaft von Menschen, die durch den Glauben an Gott, harte Arbeit und feste Familienbande eng miteinander verbunden sind und dazu auch noch die abgeschieden von der Außenwelt leben. Wie die Polizeichefin Kate Burkholder früher einmal, die eine von ihnen war und nun ein weltliches Leben führt. Dass dadurch Probleme im Umgang entstehen, lässt sich erklären. Doch der viel zu großen Raum, den diese in der Geschichte einnehmen, ist eine Schwäche, die nicht nötig war. So wird durch viele, manchmal auch öfter wiederholte Erklärungen, der Lesefluss ausgebremst, was einfach schade ist. Hier wäre weniger mehr gewesen. Aber zum Glück sorgen überraschende Wendungen und interessante Figuren dafür, dass sich der Leser schnell mit den kleinen Mankos versöhnt.

Fazit:
"Blutige Stille" ist der zweite Fall für die Polizeichefin Kate Burkholder, die neben ihrer beruflichen Anspannung, auch einige private Probleme zu lösen hat. Ein Thriller, der sehr blutig vonstattengeht und mit vielen Höhen und Tiefen gut unterhält.