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Veröffentlicht am 29.09.2019

Ein heimeliger Liebesroman mit einigen Turbulenzen

Bleib doch, wo ich bin
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Die Buchhändlerin Kaya liebt es, mit ihrer dreizehnjährigen Nichte Milli viel Zeit zu verbringen und ist stets erfreut, wenn sie als Aufpasser für den lebenslustigen Teenager herhalten darf. Schließlich ...

Die Buchhändlerin Kaya liebt es, mit ihrer dreizehnjährigen Nichte Milli viel Zeit zu verbringen und ist stets erfreut, wenn sie als Aufpasser für den lebenslustigen Teenager herhalten darf. Schließlich hat ihre erfolgreiche Schwester beruflich viel zu tun und ist fürchterlich streng, wenn es um Milli und ihre Erziehung geht. Deshalb wundert es Kaya auch nicht, dass Milli sie bittet, anstelle ihre Mutter zu einem Lehrergespräch zu gehen, weil sie Angst vor den Folgen einer von ihr verübten Straftat hat. Doch, dass Kaya ausgerechnet in der Schule auf ihre große Liebe trifft, hat sie nicht geahnt und auch nicht, dass ihre Maskerade als Millis Mutter zu jede Menge Missverständnissen und Problemen führt und ihr Leben völlig auf den Kopf zu stellen droht.

„Bleib doch wo ich bin“ ist ein lockerleichter Liebesroman, der sich wunderbar kurzweilig liest und mit sympathischen Figuren ausgestattet ist. Angefangen mit Kayra, die in ihrer etwas chaotischen, aber doch liebenswerten Art die Menschen in ihrem Umkreis schnell für sich gewinnen kann, über den aus der Großstadt stammenden Vertretungslehrer Lasse, der von schlechten Erfahrungen in Liebesdingen geprägt worden ist, bis hin zu Kayras Nichte Milli, die ein großes Herz für Tiere besitzt, schleichen sie sich schnell in das Herz des Lesers ein. Aber, wie im echten Leben geht bei ihnen nicht alles glatt und so geschieht es, dass tiefer gehende Gefühle nicht ernst genommen werden, weil es zu falsch verstandenen Verwicklungen kommt.

In jeder Zeile des Buches merkt der Leser, dass Lisa Keil weiß, wovon sie schreibt. Denn die aus Frankfurt am Main stammende Autorin lebt inzwischen auf dem Land, wo sie als Tierärztin tätig ist. Deshalb spielen auch neben dem Liebeschaos zwischen Kayra und Lasse, eine Tierarztpraxis und ein Shetlandpony eine große Rolle, wie auch der in der Praxis arbeitende und ungemein gut aussehende Tierarzt selbst, der als bester Freund von Kayra für einige Irrtümer sorgt. So wird es nie langweilig in dem Roman und ganz zum Schluss gibt es sogar ein Happy End, das neben vorherzusehenden Ereignissen auch eine unerwartete Überraschung mit sich bringt.

Fazit:
Ein heimeliger Liebesroman mit vielen Gefühlen und passendem Humor, bei dessen Lektüre es sich wunderbar träumen und abschalten lässt.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit

Nichts wird dir bleiben
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Eine junge Frau stürzt sich von einem Baukran in den Tod. In ihrem Abschiedsbrief beschuldigt sie den Psychoanalytiker Thomas Kern ein Vergewaltiger und damit Schuld an ihrer Verzweiflungstat zu sein. ...

Eine junge Frau stürzt sich von einem Baukran in den Tod. In ihrem Abschiedsbrief beschuldigt sie den Psychoanalytiker Thomas Kern ein Vergewaltiger und damit Schuld an ihrer Verzweiflungstat zu sein. Noch am selben Tag nimmt die Polizei ihre Ermittlungen auf und findet auf dem Computer des Therapeuten belastendes Material, das den ungeheuren Verdacht belegt. Von nun an geht das wohlgeordnete Leben von Thomas Kern bergab. Seine Frau trennt sich von ihm, seine Tochter geht ihm aus dem Weg und Freunde gibt es plötzlich auch nicht mehr. Nur der unter sexuellen Problemen leidende Privatdetektiv Walter Goldmann steht ihm noch bei und während Thomas Kern eine Therapie mit ihm beginnt, kommen beide einem Komplott auf die Spur, das die Familie des renommierten Psychoanalytikers für immer zu zerstören droht.

Nach „Der Seele dunkle Seite“ und „Töte, was du liebst“ ist „Nichts wird dir bleiben“ der dritte Thriller des Psychiaters und Psychoanalytikers Christan Kraus, der in Hamburg als niedergelassener Arzt in einer Praxisgemeinschaft tätig ist. Bereits als Jugendlicher hat er eigene Texte verfasst und sich nach einer Reihe an wissenschaftlichen Arbeiten auf das Schreiben von psychologischen Spannungsromanen spezialisiert. Dabei ist es egal, ob er einen in Gefahr befindlichen Gerichtspsychiater ins Rennen schickt oder einen als pädophilen Gewalttäter an den Pranger gestellten Psychoanalytiker ermitteln lässt. Stets lässt er seine Leser tief in die dunkle Seite von Seelen schauen, in denen kein Platz für das Gute ist und die Dämonen bestimmen, was passiert.

Kurzweilig geschrieben, mit interessanten Figuren und überraschenden Wendungen versehen, liest sich der Thriller nur so weg und sorgt dafür, dass es nie langweilig auf der Suche nach der Wahrheit wird. Lediglich ein zu umfangreich geratener Rückblick in die Vergangenheit, der den Grund für das krankhafte Verhalten einer der Figuren erzählt, bildet Anlass zur Kritik. Denn durch ihn wird der spannungsgeladene Plot für einige Zeit unterbrochen, was sehr schade und völlig unnötig für das Verständnis der Handlung ist. Dafür aber hat Christian Kraus neben psychologischen Betrachtungsweisen auch etwas Lokalkolorit in seine von Manipulationen nur so strotzende Geschichte eingebaut und schafft es, mit einem gelungenen Showdown alle offenen Fragen zu klären.

Fazit:
Ein spannender Wettlauf gegen die Zeit, der in der Mitte des Buches leider unterbrochen wird, insgesamt aber mit einer real existierenden Gefahr und einem gut konstruierten Verwirrspiel punkten kann.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Ein emotional bewegender und streckenweise sehr düsterer zweiter Teil

Wir gegen euch
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Es brodelt gewaltig in Björnstadt seid der Eishockeyklub geschlossen wurde und die Einwohner des kleinen Ortes wütend auf Maya und ihren Vater sind. Eine Situation, die immer gefährlicher wird und durch ...

Es brodelt gewaltig in Björnstadt seid der Eishockeyklub geschlossen wurde und die Einwohner des kleinen Ortes wütend auf Maya und ihren Vater sind. Eine Situation, die immer gefährlicher wird und durch falsche Anschuldigungen und hinterhältige Intrigen zu eskalieren droht. Und erst als ein korrupter Politiker seine Chance ergreift und eine neue Trainerin engagiert, wendet sich das Blatt. Ohne es gleich zu merken, schleicht sich in die Köpfe der Menschen Hoffnung ein und während ein neues Eishockeyteam zusammenwächst, kehrt langsam Ruhe in die kleine Gemeinschaft ein.

„Wir gegen euch“ ist nach „Die Stadt“ der großen Träume“ der zweite Teil der Geschichte von Björnstadt. Einem kleinen Ort irgendwo im Nirgendwo, in dem sich alles nur ums Eishockey dreht und um den Wunsch zu siegen. Dabei hätte es fast geklappt, dass ihre Eishockeymannschaft in aller Munde ist, bis ein einziger Zwischenfall ihre Träume zerstört. Seid dem regiert der Hass in der kleinen Stadt, der von Tag zu Tag größer wird und die mit ihm zutage tretende Gewalt, die das Vertrauen in eine glückliche Zukunft schwinden lässt. Eine Entwicklung, die Fredrik Backmann mit vielen beängstigenden Episoden, menschlichen Verfehlungen und wüsten Beschimpfungen beschreibt und den Leser die düstere Stimmung regelrecht spüren lässt.

Der Großteil der Figuren in dem ergreifenden Roman sind aus dem ersten Buch hinlänglich bekannt, erfahren aber durch die prägenden Umstände und die inzwischen vergangene Zeit eine Weiterentwicklung. Wie Benji, der durch einen Vertrauensbruch geoutet wird und nach seinem emotionalen Zusammenbruch einen neuen Platz im Team der Eishockeymannschaft finden muss. Oder Leo, der als kleiner Bruder von Maya plötzlich im Mittelpunkt unschöner Anfeindungen steht und durch seine übersteigerte Gegenwehr, zu einem gewaltverherrlichenden Schläger mutiert. Deshalb wird es in Björnstadt nie mehr so sein, wie es einmal war, und trotzdem gibt es für alle eine neue Chance.

Fazit:
Ein emotional bewegender und streckenweise sehr düsterer Roman, der eine Vielzahl von Einzelschicksalen in den Mittelpunkt der Handlung stellt und durch die Bewältigung enormer Tiefschläge, Mut zu machen versteht.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Ein packender Kriminalroman, der ein Stück deutsche Geschichte aufleben lässt

Die im Dunkeln sieht man nicht
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Im April 1950 kehrt der in Berlin lebende Schriftsteller Karl Wieners in seine Heimatstadt München zurück, um als freier Mitarbeiter in der Redaktion seines Schulfreundes tätig zu sein. Ein erster Auftrag ...

Im April 1950 kehrt der in Berlin lebende Schriftsteller Karl Wieners in seine Heimatstadt München zurück, um als freier Mitarbeiter in der Redaktion seines Schulfreundes tätig zu sein. Ein erster Auftrag ist schnell gefunden und führt den noch unerfahrenen Journalisten in die florierende Schmugglerszene hinein, wo er über den Verbleib der verschwundenen Gemälde aus dem einstigen Führerbunker Nachforschungen anstellen soll. Dabei wird er tatkräftig von seiner Nichte Magda unterstützt, die in ihm mehr, als nur einen liebenswerten Onkel sieht. Und schon bald verfolgen beide eine heiße Spur, die sie zu den gesuchten Bildern führen soll, ohne zu merken, dass sie einer gefährlichen Täuschung aufgesessen sind.

„Die im Dunkeln sieht man nicht“ ist ein spannender und sehr atmosphärischer Krimi, der seine Leser in die bewegende Zeit der deutschen Nachkriegsgeschichte entführt, wo er neben den anrüchigen Praktiken des Kunsthandels, auch einen guten Überblick über die damaligen Probleme einer kriminalpolizeilichen Ermittlung erhält. So taucht er gemeinsam mit dem Journalisten Karl und seiner Nichte Magda tief in die Münchener Schwarzmarktszene ein, in der jede Menge zwielichtige Gestalten und dubiose Zwischenhändler zugange sind, während er gleichzeitig die Bemühungen des Kriminaloberkommissärs Ludwig Gruber verfolgt, der gleich zwei bestialische Morde aufklären muss.

Andreas Götz schreibt nüchtern und faktenorientiert, fügt aber immer wieder bildhafte Beschreibungen von Personen, Orten und Handlungen in das chronologisch aufgebaute Geschehen ein. Schnell entwickelt sich eine spürbare Authentizität, die durch simpel erscheinende Nebensächlichkeiten, wie die Beobachtung von Kümmelblättchenspieler oder die Darstellung getragener Kleidungsstücken wirkungsvoll untermauert wird. Deshalb stört es auch nicht, dass der Roman einige Zeit braucht, um in Fahrt zu kommen. Denn die stimmungsvolle Kulisse und die packend in Szene gesetzten Ereignisse der Münchener Nachkriegszeit fesseln für sich gesehen schon ungemein.

Fazit:
Ein packender Kriminalroman, der ein Stück deutsche Geschichte aufleben lässt und mit einem wunderbar abwechslungsreichen Geschehen und interessant gezeichneten Figuren kurzweilig unterhält.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Wahn oder Wirklichkeit?

ATME!
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Nile hat mit Ben ihren Traummann gefunden und ist sich sicher, dass ihre Beziehung für immer hält. Deshalb steht auch schon bald ihre Hochzeit an. Und so begibt sie sich gemeinsam mit Ben auf die Suche ...

Nile hat mit Ben ihren Traummann gefunden und ist sich sicher, dass ihre Beziehung für immer hält. Deshalb steht auch schon bald ihre Hochzeit an. Und so begibt sie sich gemeinsam mit Ben auf die Suche nach einem Kleid, das sie an ihrem schönsten Tag tragen will. Doch die Einkaufstour endet jäh, als Ben plötzlich verschwunden ist und sich niemand an ihn erinnern kann. Von nun an nimmt eine panische Suche ihren Lauf, bei der Nile bis zum Äußersten geht und sich trotz großer Bedenken mit Bens verhasster Ex-Ehefrau Flo arrangieren muss.

„Atme“ ist ein Psychothriller, der mit einem großen Schockmoment beginnt, dann aber merklich ruhiger wird. Denn die als Übersetzerin arbeitende Nile ist lange Zeit unterwegs, um neben Bens einstigen Ehefrau und dem besten Freund, auch seinen Chef und den Scheidungsanwalt zu befragen. Dabei schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit ab und sie durchlebt erneut, wie sie auf ihre große Liebe gestoßen ist und mit welchen Schwierigkeiten ihre heimlichen Verabredungen verbunden waren. Doch zum Glück hat Judith Merchant in die von Nile bestrittene Handlung einige unvorhersehbare Wendungen eingebaut, sodass der Leser seine gewonnenen Eindrücke und Vermutungen immer wieder aufs Neue überdenken muss und sich nie sicher sein kann, was als Nächstes geschieht.

Wahn oder Wirklichkeit? Wahrheit oder Täuschung? Die Geschichte um Bens Verschwinden ist von Beginn an clever erdacht und in einem wunderbar flüssigen Schreibstil erzählt. So sorgen kurze Kapitel, geschickt gesetzte Cliffhanger und die nur schwer zu durchschauenden Aktionen der Icherzählerin Nile dafür, dass es viele spannende Momente gibt und das Interesse des Lesers an dem Verbleib von Ben nicht zum Erliegen kommt. Schließlich möchte er genau, wie seine Freundin wissen, was mit ihm geschehen ist und ob er überhaupt noch lebt. Doch trotz dieser Gemeinsamkeit baut er zu keiner Zeit eine Beziehung zu Nile auf, da sie durch ihre verwirrende Art und ihre nur schwer nachzuvollziehenden Charakterschwächen wenig sympathisch ist.

Fazit:
Ein gut zu lesender, sehr unterhaltsamer, allerdings manchmal etwas spannungsarmer Thriller, der vor allem von dem konfusen Verhalten seiner Hauptfigur lebt und ganz zum Schluss mit einer verblüffenden Auflösung zu überraschen weiß.