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Veröffentlicht am 10.04.2018

Liv Lammers‘ zweiter Fall auf Sylt

Brennende Gischt
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Nach einem Hausbrand wird im Keller eine Leiche gefunden. Alle Spuren, nicht nur an der Leiche, deuten auf einen Kampf hin. Das Opfer hat schwere Verletzungen die durch verschiedene Arten zu Stande gekommen ...

Nach einem Hausbrand wird im Keller eine Leiche gefunden. Alle Spuren, nicht nur an der Leiche, deuten auf einen Kampf hin. Das Opfer hat schwere Verletzungen die durch verschiedene Arten zu Stande gekommen sind. Was war hier nur los? Liv Lammers und ihre Flensburger Kollegen ermitteln auf der Insel Sylt zu diesem Fall, denn feststeht, das war Mord! Die erste Spur die sich auftut erfährt durch einen weiteren Mord einen neuen Blickwinkel. Nichts ist wie es scheint! Ist es Absicht? Schikane? Wer will hier ein falsche Spur legen? Nicht nur die Sylter Prominenz ist scheinbar darin verwickelt sondern auch einige Kollegen bei der Polizei, so scheint es zumindest. Alle Beweise die auftreten sind dann doch schnell wieder Schall und Rauch...Wer will hier etwas vertuschen?! Sabine Weiss lässt ihre Kommisarin Liv Lammers wieder ermitteln. Geschickt fädelt und spinnt Weiss die Fäden für den neuen Fall und verwirrt den Leser. Lammers Familienstory kommt dabei nicht zu kurz und genau diese Mischung aus beruflichem und privatem Durcheinander und Chaos lassen die sympatische Liv Lammers sehr menschlich wirken. Weiss beginnt mit vielen Darstellern und verwirrt den Leser ab der ersten Seite, die Spannung steigt und fällt regelmäßig. Durch ihren flüßigen und sehr bildhaften Schreibstil ist man wunderbar bei der Sache und begleitet Lammers auf allen Wegen der Insel. Und genau das ist das Besondere. Wer Sylt kennt, wird hier viele Orte entdecken an denen er schon war und wird beim nächsten Besuch noch bewusster dort entlang schlendern. Und genau das mag ich an Sabine Weiss‘ Schreibstil. Dennoch muss ich gestehen war das Ende ein wenig flach. Ich hätte mir mehr Spannung erhofft und zudem auch einen weiteren Zusammenhang zum Mord am Pfarrer gewünscht. Und eines ist auch noch interessant, es macht auf jeden Fall Sinn den ersten Band „Schwarze Brandung“ zu lesen um besser in Liv‘s Privatleben zu blicken. Das ist auch sowieso gut, denn Liv und Sylt machen süchtig auf mehr! Ich freue mich jetzt schon auf den dritten Fall!

Veröffentlicht am 10.04.2018

Was ist denn schon normal?

Die Ladenhüterin
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Keiko Furukawa ist für ihre Begriffe eigentlich ganz normal. Sie findet ihr Tun und Handeln schon immer normal. Aber alle Anderen sagen das sie ein wenig „balabala“ ist. Sie versteht das überhaupt nicht. ...

Keiko Furukawa ist für ihre Begriffe eigentlich ganz normal. Sie findet ihr Tun und Handeln schon immer normal. Aber alle Anderen sagen das sie ein wenig „balabala“ ist. Sie versteht das überhaupt nicht. Klar, sie steht nicht so auf diese Gefühlsduselei und auch andere Menschen muss sie nicht haben im Leben, aber sie sind nunmal da. Mittlerweile ist sie 36 Jahre alt und arbeitet seit nunmehr 18 Jahren in einem Konbini, zu Deutsch, einem Supermarkt. Sie lebt ihr leben nach dem Konbini. Steht nur für den Konbini morgens aus dem Bett und isst auch nur um dafür fit zu sein. Sie passt sich an, an das Leben im Konbini. Sie miemt ihre Mitarbeiter nach und hofft so nicht mehr aufzufallen. Und in der Tat wird sie fast zu einem „normalen“ Menschen. Aber sie kann eben die Stimme des Konbinis hören und folgt ihm weiter, bis eines Tages Shiraha auftaucht und ihr Leben völlig aus den Angeln hebt. Sayaka Murata schreibt sehr leicht aber frisch eine Story die mitten aus dem Leben gegriffen scheint. Ihre Protagonistin Keiko Furukawa sieht man sich an und fühlt sofort mit ihr mit. Der Einblick in ihre Kindheit erklärt vieles aber eben nicht alles. Keiko ist anders aber sie ist einfach nur liebenswert. Murata beschreibt mit diesem Roman wunderbar die Anpassung in der Gesellschaft um eben nicht aufzufallen und geliebt zu werden. Des weiteren beschreibt sie das Thema der Anerkennung und die allseits bekannte „Arschkriecherrei“ im alltäglichen. Es ist wahrlich ein Panorama einer Gesellschaft was sie hier niedergeschrieben hat. Aber sie zeigt dem Leser das alles was so unveränderbar scheint und gewisse Grenzen hat, auch ein wenig anders sein kann und man gut damit leben kann, wenn man stark genug dafür ist. Ein wirkliches literarisches Highlight aber mit einem sehr offenen Ende. Hätte mir einen runderen Abdchluss gewünscht um Keiko wirklich in „festen“ Dinge zu sehen. Aber somit bleibt die Protagonistin eben eine besondere Person!

Veröffentlicht am 29.03.2018

Norden ist irgendwo im Nirgendwo

Wo ist Norden
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Die Mauer ist gefallen. Marlene kauft ein altes Gutshaus und will mir ihrer Familie dort einziehen, leben und erleben. Marlene zieht alle ihre Familienmitglieder mit. Von Mann, Kinder, Großeltern - alles ...

Die Mauer ist gefallen. Marlene kauft ein altes Gutshaus und will mir ihrer Familie dort einziehen, leben und erleben. Marlene zieht alle ihre Familienmitglieder mit. Von Mann, Kinder, Großeltern - alles sind dabei und schaffen ein Haus für sich und Freunde. Und das alles in einem winzigen Dorf mitten in der Pampa. Auch Ich-Erzähler Nikita ist immer wieder dort „zu Haus“ und lässt sein Leben Revue passieren. Egal ob Streit oder Liebe. Alles ist Thema. Jeder der Protagonisten versucht mit diesem Hauskauf sich ein eigenes Stück Leben zu schaffen. Und das alles nach der Wende. Leider kommt dieses Thema in diesem Buch recht kurz weg. Alle Beteiligten Personen sind einem gleich sympathisch und man folgt ihnen gern auf Schritt und Tritt. Marlene ist immer der treiben Keil der Familie. Sie opfert sich regelrecht für alle auf. Manchmal fand ich es ein bisschen viel...Aber dennoch muss ich gestehen das nunmal so eine Aktion eben auch ungeahnte Dinge bereit hält...und der Versuch die eigene innere Mitte nach der Zeit der DDR zu suchen und zu finden ist nunmal nicht ganz einfach. Barbara Handke will dem Leser eine Art „ausnorden“ demonstrieren aber dieses „Norden“ muss jeder für sich selbst finden. Jeder trägt seinen eigene Kompass in sich für den jeder auch verantwortlich ist. Ihre klarer Schreibstil lässt einen abtauchen in dieses Buch. Überall ist man als Leser dabei. Theoretisch könnte diese Geschichte überall spielen aber die Tatsache das es nach der Zeit des DDR-Regimes geschieht ist recht spannend. Ihr detaillierter Blick auf das Leben einer Großfamilie mit alle Höhen und Tiefen ist sehr genau. Ein interessante Buch mit einer noch interessanteren Geschichte!

Veröffentlicht am 26.03.2018

Löwenblut

Löwenblut
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1268, auf Konradin, dem Letztem des Geschlechts der Staufer, ruht nun aller Frieden. Ob er sich diesem bewusst ist und ob er den Frieden halten kann? Konradin ist mit seinen 16 Jahren ein Stratege. Sein ...

1268, auf Konradin, dem Letztem des Geschlechts der Staufer, ruht nun aller Frieden. Ob er sich diesem bewusst ist und ob er den Frieden halten kann? Konradin ist mit seinen 16 Jahren ein Stratege. Sein Stand und seine Abstammung haben Gewicht. Das Volk und der Adel sind große Anhänger dessen. Auch Cäcilia...Die Kirche und seine Anhänger wollen alles mögliche unternehmen um Konradin zu vernichten. Eine große Schlacht rückt näher und der grausame Charles soll ihn erledigen. Konradin soll nie und nimmer der nächste Thronfolger werden. Die Schlacht beginnt, und nicht nur auf dem Schlachtfeld. Die Liebe hat auch ihren festen Punkt in dieser Geschichte. Monika Pfundmeier hat einen außergewöhnlichen Schreibstil. Wer einen wirklich guten recherchierten historischen Roman lesen will, ist hier gerade richtig. Durch eben diesen Sprachstil wirkt sie unheimlich authentisch und ehrlich. Man muss als Leser genau und achtsam lesen um nichts zu verwechseln oder gar zu vergessen. Pfundmeiers Protagonisten kommen aus dem echten Leben und sie taucht mit dem Leser in eine Zeit des alten Heiligen Römischen Reiches ein das man beim lesen wirklich die Zeit um sich herum vergisst. Eine kleine Zeitreise sozusagen. Der einzige Kritikpunkt für mich ist die Darstellung der Gewalt. Ich fand es teilweise sehr heftig und skrupellos, ja sogar etwas blutrünstig. Natürlich war die damalige Zeit kein rosa Ponyhof aber etwas weniger davon wäre auch authentisch gewesen. Aber vielleicht ist es ja gerade die Mischung die Pfundmeier hier zeigen möchte. Durch eben ihre Art des Schreibens ist sie eine sehr außergewöhnlich Autorin mit dem Drang dem Leser alles von damals zu zeigen und erläutern. Egal ob Liebe, Gewalt oder der Ritterstand. Dieser Roman ist ein wunderbares Werk um mal einen völlig anderen Schreibstil kennen zu lernen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.03.2018

Das Geheimnis der Muse

Das Geheimnis der Muse
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1967, Odelle kommt aus Trinidad nach London um ihren großen Traum vom Schreiben zu erfüllen. Dabei erhält sie einen sehr angesehenen Job in einer renommierten Kunstgalerie. Das sie später dabei auf ein ...

1967, Odelle kommt aus Trinidad nach London um ihren großen Traum vom Schreiben zu erfüllen. Dabei erhält sie einen sehr angesehenen Job in einer renommierten Kunstgalerie. Das sie später dabei auf ein Geheimnis stößt, ahnt sie bis dahin noch nicht. Ein Gemälde wird durch einen sensationellen Fund wiederentdeckt. Odelle weiß bis dato noch nicht was sie mit dem Gemälde zu tun hat und ihr Leben wird dabei völlig auf den Kopf gestelltt. 1936, Isaac Robels ist der Künstler des aufgetauchten Bildes. Robes begegnet in diesem Jahr der Malerin Olive Schloss. Keiner von beiden weiß das diese Begegnung für Konsequenzen mit sich bringt. Jessie Burtons Roman „Das Geheimnis der Muse“ ist ein Kleinod an die Künstlerszene. Sie beschreibt in einem extrem flüssigen Schreibstil derer. Burton vereint wahnsinnig viel in diesem Roman. Nicht nur Kunst, sondern auch Rassismus, Vorurteile und natürlich den Kampf ums nackten Überleben. Ihre Sprachgewalt ist einfach unbeschreiblich intensiv und einfühlsam ehrlich. Die Geschichte um die beiden Damen ist nicht nur hochinteressant sondern auch sehr gefühlvoll. Die beiden Frauen sind äußerst wirkungsvoll dargestellt, sodass einem als Leser die wahre Lust packt diesen Roman am Stück zu lesen. Wie gesagt, bei dem Schreibstil kein Wunder. Dieser Roman hat mich beeinderuckt und er hallt im Nachgang noch lange nach. Wobei ich gestehen muss, dass gerade zum Ende hin die Lesewut ein wenig geschmälert wird. Ich hatte das Gefühl das plötzlich irgendwie die Luft raus war. Das tut dem Ganzen keine Abbruch aber man wird als Leser von der ersten Seite mit dem Schreibstil sehr verwöhnt, das gerade soetwas eben auffällt. Ich freue mich schon auf weitere Romane von Jessie Burton. Das wird jedenfalls einen Bereicherung für jeden Lesehungrigen!