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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2022

Der Sekt ist definitiv schal

Der Winzerhof – Das Prickeln einer neuen Zeit
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Klappentext:

„Wiesbaden, 1945: Henni steht vor den Trümmern ihres Lebens. Der Krieg hat die Sektkellerei der Familie schwer beschädigt, und Hennis Mann wird in Russland vermisst. Zudem wartet sie verzweifelt ...

Klappentext:

„Wiesbaden, 1945: Henni steht vor den Trümmern ihres Lebens. Der Krieg hat die Sektkellerei der Familie schwer beschädigt, und Hennis Mann wird in Russland vermisst. Zudem wartet sie verzweifelt auf ein Lebenszeichen ihrer jüngsten Schwester Bille, die als Krankenschwester an die Front gegangen ist. Hennis Schwester Lisbeth reist aus Berlin an, das Verhältnis der beiden ist allerdings zerrüttet. Als Bille unverhofft zurückkehrt, tief verstört und hochschwanger, fasst Henni neuen Mut: Sie wird die Sektkellerei retten. Doch als dort ein Feuer ausbricht, steht die Zukunft des Familienunternehmens endgültig auf dem Spiel.“



Das Rheingau ist neben seinen ganzen Sehenswürdigkeiten auch für seine hervorragenden Weine bekannt. Eine passende Geschichte wollte uns Autorin Linda Winterberg liefern aber das war leider wie ein schaler Sekt - da prickelte nichts, da riss nichts mit und langweilig war es obendrein auch noch. Die Geschichte rund um die drei Schwestern spielt gleich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Leben sind auf Null zurück gesetzt und jeder muss einen neuen Anfang schaffen, wenn er noch kann. Jede der Drei hat eine eigene Geschichte zu erzählen, mal mehr mal weniger interessant und vor allem glaubwürdig. Die Rettung der Sektkellerei scheint der rettende Anker zu werden aber auch da trifft ein Unglück auf das nächste.

Winterberg hat einen einfachen und ruhigen Schreibstil gewählt. Die Schwestern sind recht simpel beschrieben, jedenfalls für meine Begriffe, und wirken an vielen Stellen etwas fad und langweilig. Die Story hat einen gewissen Reiz, ja, und die Umgebung bietet wunderbares Potential für so eine Geschichte, aber sie hat mich weder begeistert noch mitgerissen oder gar gefesselt. Meine Erwartungen an die Geschichte waren vielleicht zu hoch. Vielleicht weil die Weine aus dem Rheingau so verdammt gut sind. Leider sind nicht mehr als 2 Sterne drin, denn der Geschichte fehlt einfach der nötige Pepp, die Glaubwürdigkeit und ausgefeilte Charaktere. Eine Leseempfehlung gibt es von mir nicht.

Veröffentlicht am 03.04.2022

2 Sterne sagt alles

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
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Klappentext:
„Der Gasthof von Elsa und Robert Walch ist eine Institution. Es ist Sommer, und die Touristen schwärmen von überall herbei, um inmitten friedvoller Natur Roberts köstliche Landküche zu genießen. ...

Klappentext:
„Der Gasthof von Elsa und Robert Walch ist eine Institution. Es ist Sommer, und die Touristen schwärmen von überall herbei, um inmitten friedvoller Natur Roberts köstliche Landküche zu genießen. Während seine Schwester Elsa sich um die Gäste kümmert, verbringt Robert seine Zeit am liebsten am Herd und in seinem prächtigen Gemüsegarten. Er erzählt den Möhren Geschichten, singt seinen Hühnern Wiegenlieder und ersinnt unter dem Sternenhimmel Rezepte voller Nostalgie. Bis eines Tages die temperamentvolle Maggie aus England eintrifft. Und ihn zum Tanz auffordert. Zunächst auf dem Parkett. Doch wird Robert es wagen, mit ihr auch das wahre Leben zu erkunden?“

Der Grundgedanke des Titels und demzufolge des Protagonisten Robert, mit den Lebensmitteln achtsam umzugehen, ist an sich ja wirklich wichtig und löblich. Schön dass das Thema mal ein Plattform bekommt. Dennoch war es das dann aber auch schon mit den positiven Gedanken für diese Geschichte. „Der Koch der zu Möhren und Sternen sprach“ begann recht „nett“, kippte aber leider komplett in die Richtung Klischee ab und wurde zusehenst unverständlicher bzw. riss immer wieder abrupt ein und manches mal ab. Roter Faden? Nicht wirklich gefunden. Der Lesefluss wurde einfach nicht bis zum Schluss gleichmäßig in Gang behalten. Der Sprachstil von Autorin Julia Mattera ist einfach und sehr oft einfach nur nervig, denn sie wiederholt viele, viele Parts immer und immer wieder (schlussendlich stellt man sich nach ihren Beschreibungen Robert als immer hochroten und Herzrhthmus-geschädigten Menschen vor). Hier fehlt einfach komplett die Abwechslung, die Tiefe, der Sinn und Glaubwürdigkeit und die bietet das Leben ja nun in Hülle und Fülle wenn man es richtig verpackt. Es soll eine Liebesgeschichte sein, in der ein Mann aus seinem alten Leben ausbricht und endlich doch noch die Liebe findet, sich öffnet und das Leben genießen kann, soll, muss - so will es jedenfalls die Autorin. Ihr Coaching zum Thema „sinnvoll das Leben füllen“ hätte sie anders verpacken müssen. Die Geschichte ist zäh und nervig an manchen Stellen, man verliert den Faden zu ihr und ich quälte mich dann bis zum Schluss. Für mich ist es nichtmal eine seichte Geschichte, für mich ist es wie ein Hauch Puderzucker, der manches leckere Lebensmittel einfach übertüncht. 2 von 5 Sterne. Eine Leseempfehlung gibt es von mir nicht.

Veröffentlicht am 15.03.2022

Kalter Kaffee

Dallmayr. Der Traum vom schönen Leben
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Klappentext:

„München 1897. Anton und Therese Randlkofer führen den beliebten Feinkostladen Dallmayr in der Dienerstraße. Während die Gutsituierten erlesene Pralinen, honigsüße Früchte und exquisiten ...

Klappentext:

„München 1897. Anton und Therese Randlkofer führen den beliebten Feinkostladen Dallmayr in der Dienerstraße. Während die Gutsituierten erlesene Pralinen, honigsüße Früchte und exquisiten Kaffee probieren, träumen vor den prachtvoll dekorierten Schaufenstern die einfachen Bürger vom schönen Leben. Ein jeder möchte Kunde im Dallmayr sein. Doch dem glanzvollen Aufstieg des Familienunternehmens droht ein jähes Ende, als Patriarch Anton ganz unerwartet verstirbt. Schon wenige Tage später beginnt sein Bruder Max zu intrigieren, um das florierende Geschäft unrechtmäßig an sich zu reißen. Entschlossen, ihm das Feld nicht kampflos zu überlassen, setzt sich Therese an die Spitze des Unternehmens. Noch weiß sie nicht, dass auch in den eigenen vier Wänden Geheimnisse lauern …Akribisch recherchiert, mitreißend geschrieben – Lisa Graf entführt ihre Leserinnen in diesem wunderschön ausgestatteten Paperback-Roman ins München der Jahrhundertwende. Perfekt zum Schwelgen und Genießen!“



Was erwartet man von so einem klangvollem Roman? Den Duft von Kaffee, ein wenig Genuss aus dem Feinkostlädchen - zumindest in Gedanken. Fehlanzeige. Die Geschichte rund um das Geschäft wirkt langweilig und hat unnötige Längen sowie verzettelt es sich in der Unendlichkeit der Kaffeebohnen. Die Geschichte rund um Anton und Therese hat einen gewissen Charme. Die Zeit wird recht gut eingefangen, wirkt aber manches Mal einfach zu naiv und zu plump. Der Kampf ums Geschäft zwischen Therese und Max wirkt zu sehr gestellt und nicht immer glaubwürdig. Hier erwartet man eine kämpferische Dame, die ein wenig aus der Zeit fällt, da diese für solche Geschöpfe noch nicht ganz bereit war. Findet man aber nicht so wirklich. Der Duft von Kaffee verschwindet zusehenst von Seite zu Seite. Man erwartet Höhepunkte, aber es gibt keine. Man erwartet einen roten Faden und einen Spannungsbogen, aber der verschwindet gleich von Beginn an der Geschichte. Man erwartet ausgefeilte Figuren, denn diese Reihe soll aus mehreren Bänden bestehen, denen man gerne von Buch zu Buch folgt, aber diese blieben leider blass und weit ab. Man erwartet Geschichte zu diesem alt-eingesessenen Traditionshaus, aber diese wird selten und wenig intensiv mit eingebunden. Die 600 Seiten sind langwierig und man benötigt hier sehr viel Kaffee um überhaupt bis zum Schluss durchzuhalten. Sie merken schon, die Geschichte konnte mich nicht fesseln. Der Plot hat sehr viel Potential, welches leider nicht ausgeschöpft wurde. Die Haptik des Buches ist noch erwähnenswert, denn dort finden wir einen Stammbaum und eine hübsch gestaltete Aufmachung. Der Rest ist momentan zeitentypisch: Frau von hinten und genau das hebt sich nicht weiter aus der Masse ab.

Fazit: die Geschichte ist kalter Kaffee und erhält 2 von 5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 03.03.2022

Zu viel Magie

Der Fluch des Hechts
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Klappentext:

„Wie jedes Jahr kehrt Elina Ylijaako in ihr Heimatdorf im Osten Lapplands zurück – eine bedrückende Einöde, die nach ihren ganz eigenen Regeln funktioniert. Dort hat sie drei Tage Zeit, um ...

Klappentext:

„Wie jedes Jahr kehrt Elina Ylijaako in ihr Heimatdorf im Osten Lapplands zurück – eine bedrückende Einöde, die nach ihren ganz eigenen Regeln funktioniert. Dort hat sie drei Tage Zeit, um einen Hecht zu fangen. Doch dieses Jahr läuft nichts wie geplant. Als ein Wassermann in den Sümpfen erscheint und sich Elina in den Weg stellt, wird ihr Angelausflug plötzlich zu einem Abenteuer auf Leben und Tod. Währenddessen sucht eine Polizistin wegen Mordverdachts nach ihr und wird selbst in das mysteriöse Treiben magischer Gestalten hineingezogen. Magie und Realität verschwimmen, doch in Ostlappland scheint das niemanden zu wundern. In einem fulminanten Showdown gilt es einen Fluch zu brechen, der tief in Elinas Vergangenheit verwurzelt ist.“



„Der Fluch des Hechts“ ist das Debut des finnischen Autors Juhani Karila. Seine Art den Leser in die Geschichte zu führen hatte etwas sphärisches. Karila hat die große Gabe Dinge und Geschehnisse so wunderbar zu beschreiben und zu schildern, dass man sie fast spürt beim lesen. Dennoch driftet er immer wieder zwischen den Welten der Realität und der Phantasie hin- und her. Die Geschichte wird von vielen Kreaturen, Geistern und Kobolden begleitet und man weiß als Leser nicht mehr, was ist wahr und was ist Spinnerei. Von Mythologie kann hier nur ganz, aber wirklich ganz bedingt nur die Rede sein. Viele Kreaturen entstammen der Phantasie des Autors bzw. der seiner Heimat Lappland. Mir persönlich was dies einfach zu viel des Guten. In der Geschichten lernen wir aber auch noch neben Elina eine Polizistin kennen und so einige andere Gesichter. Der Plot der Geschichte ist stabil aufgebaut und hat einen gewissen Spannungsbogen aber eben auch ein wenig psychologisches Feeling. Nicht schlecht gemacht, aber für mich überhaupt kein Knaller. Ein wirklich großer Pluspunkt war schlussendlich die Übersetzung aus dem Finnischen von Maximilian Murmann. Satzbau- und gefüge wirkten sehr stimmig und harmonisch, lediglich der künstliche Dialekt nervte mit der Zeit, aber dennoch waren Ausdruck und auch ein gewisses Niveau immer wieder zu erkennen. Ich vergebe 2 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.02.2022

Zu extrem gedacht

Mit Tieren leben
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Klappentext:
„Wir verwöhnen unsere Haustiere, und abends grillen wir Rindersteaks. Wir sehen uns Naturdokumentationen an und wissen gleichzeitig, dass die meisten Nutztiere ein elendes Leben führen, bis ...

Klappentext:
„Wir verwöhnen unsere Haustiere, und abends grillen wir Rindersteaks. Wir sehen uns Naturdokumentationen an und wissen gleichzeitig, dass die meisten Nutztiere ein elendes Leben führen, bis sie auf unseren Tellern landen.
Henry Mance zeigt uns, wie wir diese Widersprüche auflösen und einen respektvolleren Umgang mit allen Arten dieses Planeten etablieren können.“

Ich muss gestehen, genau auf so ein Buch habe ich seit langem gewartet. Sie denken jetzt mir Sicherheit, ich fände es großartig und bin immer noch begeistert davon, aber da liegen sie falsch. Es ist keine Frage das sich Autor Henry Mance den Tierschutz auf die Fahne geschrieben hat (wobei mich schon sehr gewundert hat, das er NUR 2 Hühner hält! Hühner brauchen zum glücklich-sein schon ein paar mehr Kameraden um sich herum…)und das er eine unbändige Lust hatte dieses Buch zu schreiben, aber, jetzt kommt von mir das große ABER, ich lasse mir nicht von einem Autor vorschreiben (und das macht er mit ganz klaren Worten!) was ich essen solle und was nicht. Jedenfalls nicht mit seiner Argumentation. Ich bin Genussmensch und liebe es zu kochen, zu essen und richtig gepflegt Essen-zu-gehen (so mit schick anziehen und dem ganzen Firlefanz) aber eines schreibe ich mir dabei immer auf die Fahne: ich muss wissen wo die/meine Lebensmittel (egal ob Gemüse, Fleisch, Fisch) herkommen. Selbstredend geht das ins Geld. Man muss es sich leisten können in der heutigen Gesellschaft. Leider geht Mance darauf gar zu selten ein und das finde ich schwach. Es dann einfach sein zu lassen, Fleisch und Fisch zu kaufen und zu essen ist das Eine, aber es braucht dazwischen einfach auch eine gut-überlegende Mitte. Mance hat in vielen Punkten recht, keine Frage aber wie gesagt, die Art und Weise wie er einiges verteufelt ist für mich zu übertrieben. Er brauch mir nicht sagen, das wir unsere Tierwelt besser schützen müssen, denn genau das sind auch meine Gedanken aber selbstredend gibt es noch genug Menschen denen das egal ist. Wir Menschen überzüchten, nutzen Tiere schamlos aus und pumpen sie mit Medizin teilweise in den Tot. Für Mance gibt es in dieser Welt nur Schwarz oder Weiß und ich sehe eben eine graue Zone. Genau diese Zone sind jene seltene Bauern die ihre Tiere lieben und ohne Medikamente, Powerfutter etc. so natürlich wie möglich eben aufziehen. Diese Bauern (auch sehr eben viel Bio, wobei das eben auch nicht immer das Non-plus-ultra ist) respektieren ihre Tiere mit Außenanlagen, frischer Luft und allen Naturgeschehnissen, bestem frischen Futter und genau da schmecken Eier auch noch nach „Eier“. Zudem müssen wir am Grundstock bohren! Unsere Felder werden immer mehr überdüngt und dann sollen Kühe darauf weiden - ein Kreislauf beginnt, der schwer zu beenden ist. Seine Verteufelung geht mir zu weit, denn genau meine beschriebene Grauzone ist für die Menschen richtig, die nicht auf gutes Fleisch (da kostet ein Kilogramm Rindfleisch eben auch mal 52.-€) verzichten wollen oder können. Bei den Eiern ist es genau das selbe! Jeder heult im TV wenn dort die männlichen Küken geschreddert werden, aber selbst kaufen sie Bodenhaltungseier….Bio-Eier kosten im Durchschnitt -.70€ pro Ei. Viel Geld aber man kann die Aufzucht der Bruderhähne mit dabei unterstützen. Wir Menschen essen einfach viel zu viel Fleisch und das ist der Knackpunkt! Angebot und Nachfrage regelt den Markt und wenn ein Tomahawk-Steak für 12.-€ das Kilogramm (Haltungsform 1!) im Discounter angeboten wird, ist das einfach abartig und traurig. Denken Sie mal an früher, als es nur Sonntags einen feinen Braten gab! Das war das Highlight der Woche! Und genau da müssen wir ansetzen und nicht gleich die radikale Lösung a la Mance wählen und komplett darauf verzichten. Denn genau dieses Denken ist ebenso schädlich für die Umwelt und das spricht er ebenso wenig an. Wenn wir Menschen jetzt komplett aufhören Fleisch zu essen, verändert sich nicht nur unsere weiterzuentwickelnde Geschichte für die Zukunft, sondern auch das der Tiere selbst und auch das unseres Planeten im Allgemeinen. Rassen und Arten sterben beispielsweise aus um nur einige Parts kurz anzuschneiden. Darüber gibt es bereits viele Studien dazu.
Mance sollte der Sache mehr auf den Grund gehen und erstmal auf die Bodenkultur (Permakultur ist hier das Stichwort!) eingehen, weiter dann mit einer artgerechten Viehhaltung (artgerecht wohlgemerkt so mit gesunden Wiesen; gesundes, reines Wasser; keine Kunstdünger im Boden oder Unkrautvernichter; kein Schreddern/ vergasen mehr von männlichen Küken oder eine Kastration ohne Betäubung von Ferkeln; einen Aufzucht der Kälbchen bei der Mutterkuh etc. etc…… die Liste könnte noch weiter gehen!) und dem was der Mensch überhaupt so braucht an lebensnotwendigen Mineralien und Stoffen. Wenn man so radikal wie er sofort handeln würde, ist dies egal ob für Mensch oder Tier, auch nicht gesund.
Ich vergebe 2 von 5 Sternen