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Veröffentlicht am 14.02.2022

Manipulation ohne genauen Fokus auf die Tat

Wir sind das Licht
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Klappentext:

„Eine Wohnung, drei Frauen, ein Mann. Eine der Frauen ist tot. Als der Notarzt eintrifft, herrscht eine ruhige, ja unheimliche Atmosphäre, und er stellt fest: Elisabeth ist – vor den Augen ...

Klappentext:

„Eine Wohnung, drei Frauen, ein Mann. Eine der Frauen ist tot. Als der Notarzt eintrifft, herrscht eine ruhige, ja unheimliche Atmosphäre, und er stellt fest: Elisabeth ist – vor den Augen ihrer Mitbewohner – verhungert. Muriel, Petrus und Elisabeth haben, jeder auf eigene Art, den Halt im Leben verloren. Elisabeths Schwester Melodie und der Verzicht auf Nahrung scheinen diese Lücke zu füllen. Was sich von innen – bis in den Tod – richtig anfühlt, ist von außen nur sehr schwer zu fassen. Gerda Blees erzählt aus ganz unterschiedlichen Perspektiven, auch die Eltern, die Polizei oder der Tatort selbst kommen zu Wort.“



„Wir sind das Licht“ ist der Debüt-Roman von Autorin Gerda Blees. Was erwartete uns hier? Schwierige Frage, denn diese Geschichte hat mich fasziniert und erstaunt aber dennoch habe ich etwas anderes erwartet. Beginnen wir mit dem Inhalt: als Leser erfahren wir im ersten Kapitel den Hungertot von Elisabeth. Er ist verstörend, schmerzt und lässt einen nur wortlos zurück. Eine Gräueltat wird hier beschrieben. Diese Wortlosigkeit wir dann in den nächsten Kapiteln von Gegenständen, Situationen etc. komplett abgelöst. Uns erwarten hier Kapitel wie „Wir sind das Cello.“ oder „Wir sind die Demenz.“. Diese erzählen uns das Seelenleben von Melodie, Muriel und Petrus. Elisabeth bleibt leider etwas außen vor und kommt nur selten darin vor. Wir erleben unterschiedliche Perspektiven und dies in endlos-erscheinenden, langen Bandwurmsätzen. Es ist ein hypotaktischer Stil den Blees hier nutzt. Einerseits verlieren wir Leser völlig die innere Betonung für Sätze, verlieren manches Mal den Sinn, den Hauptaugenmerk und werden auf bestimmte Weise von der Autorin geleitet. Wir werden manipuliert, genau wie Melodie ihre Mitbewohner mit ihrer Lichttherapie manipuliert. Wir Leser werden eingelullt von Wort-Geblubber das scheinbar nie enden will. Für meine Begriffe verlor sich daher der Blick auf den Tod von Elisabeth komplett. Muriel wurde dann weiter in den Fokus gerückt. Ich suchte nach dem Warum. Warum wurde dieses Elend mit angesehen? Warum wurde hier nicht eingegriffen? Sekte? Alles ist hier schonungslos und selbstredend so von der Autorin gewollt. Wir sollen den Fokus von Elisabeth aus den Augen verlieren. Wir sollen uns den Worten hingeben. Der Schreibstil ist äußerst interessant und wie gesagt, psychologisch eine reife Leistung der Autorin. Dennoch blieben mir zu viele Fragen unbeantwortet und ich hasse einfach Bücher mit offenem Ende. Für mich äußerst unbefriedigend.

Ich muss wirklich gestehen, dieses Buch ist weder Fisch noch Fleisch für mich. Es ist interessant, faszinierend und irgendwo abgrundtief geschrieben aber ich lasse mich nicht gern beim lesen manipulieren. Ich lasse mir nicht vorschreiben wie ich ein Buch zu lesen habe, und genau das tut die Autorin mit dem Kapitel „Wir sind die Erzählung“. Man könnte aber meinen es sei Melodie selbst die dort spricht, denn Manipulation, um den Verstand reden, einreden, das Denken anderen überlassen ist hier der Fokus.

Die Geschichte ist ein Roman und kein Krimi, das sollte hier beachtet werden. Wie gesagt, ich hatte andere Erwartungen an die Story: warum musste Elisabeth sich dieser Lichttherapie unterziehen? Was war ihre Intention? Was trieb sie dahin? Ihre Einsamkeit? Viele, viele offene Fragen.

Die zwei Sterne gibt es nicht nur für die interessante Ausführung sondern auch für das gelungene Cover: der offene Kühlschrank mit dem Licht. Jeder hätte essen können, der Weg zum Kühlschrank stand offen aber niemand tat es. Er war das Licht zum Leben mit Nahrung. Zudem finde ich diese Geschichte als Zeugnis unserer Gesellschaft (da traf das Kapitel „Wir sind die Nachbarschaft“ sehr genau ins Schwarze), denn es muss immer erst etwas passieren bis alle Aufwachen aus ihrem Tiefschlaf…

2 von 5 Sterne für dieses Werk.

Veröffentlicht am 10.02.2022

Und wo ist der Tee?

Der Friesenhof
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Klappentext:

„Ostfriesland, 1948: Um den Verkauf des Familienhofs im friesischen Marschland abzuwenden, fängt die junge Gesa als Packerin in einem Teehandel an. Fasziniert von dieser für sie neuen und ...

Klappentext:

„Ostfriesland, 1948: Um den Verkauf des Familienhofs im friesischen Marschland abzuwenden, fängt die junge Gesa als Packerin in einem Teehandel an. Fasziniert von dieser für sie neuen und aufregenden Welt steigt sie bald zur rechten Hand des Juniorchefs auf, dem Kriegsheimkehrer Keno. Die beiden kommen sich näher, aber Keno ist ein verheirateter Mann. Und auch Gesas Herz ist nicht frei. Ihr Verlobter gilt als in Russland verschollen. Als böse Gerüchte die Runde machen, droht Gesa alles zu verlieren, was sie sich aufgebaut hat.“



Nachdem sich Fenja Lüders bereits mit einer Kaffee-Saga weiter etabliert hat, schlägt sie nun die Welt in den Tee-Handel ein. Nur leider hat der erste Band so wenig mit Tee zu tun, dass man die einzelnen Teeblätter förmlich heraus suchen muss. Ebenso fiel mir auf, dass der Zweittitel für das Buch auch so herrlich klein und verschwimmend mit dem mäanderten Muster verschlungen ist, dass es schon kaum mehr wahr ist. Suchen wir also den Tee! Die Geschichte im schönen Ostfriesland grenzt an meine Heimat Friesland wunderbar an. Somit liest man genauer und „forscht“ genauer. Tee liegt uns im Blut. Der Start für Gesa fällt recht langatmig aus und man benötigt ein wenig Geduld, das sie dann endlich mit vollem Wissen (Wo hat sie das nur her?) und Geschmack tatsächlich Tee zusammen packen darf. Wer es bis hierhin geschafft hat, darf lediglich einen Hauch vom Tee erschnuppern. Der andere Teil der Geschichte handelt von Nachkriegszeit und ihren Nachwehen. Gewalt, Vergewaltigung und ein immer noch schwelender brauner Mob treibt sein Unwesen. Hier wird es hart, davon steht nichts im Klappentext und das (zwar für meine Begriffe extrem unschöne, unruhige Cover) „freundliche“ Cover zeigt auch davon keine Anzeichen. Und was dann ebenso noch wahrlich verwundert ist, wie Keno mit Gesa spielt. Ich will hier nicht weiter spoilern aber diese Liebelei hat wirklich genervt.

Man sucht hier regelrecht die Tee-Geschichte. Nochmal, hier und da erahnt man was aber es ist kein richtiger Start dazu zu erkennen, der rote Faden fehlt. Man mischt nicht einfach mal so Tee zusammen und hat dann die perfekte Ostfriesenmischung…das kann niemand, auch nicht Gesa.

„Fenja Lüders“ kenne ich bereits mit sehr guter Literatur unter ihrem richtigen Namen Marlies Folkens. Sie ist hier in meiner Heimat in (Ost-)Friesland bekannt und ihre Leserschaft liebt sie. Sie bringt, wie auch in diesem Buch, Lokalkolorit gekonnt mit einer Geschichte gepaart zusammen. Jedenfalls war dies bisher so. Diese Geschichte hier konnte mich nicht wirklich fesseln oder bot mir gar ein angenehmes Lesevergnügen. Das war einfach nix. Das hat, im Vergleich dazu, Susanne Popp mit ihrer Teehändlerin-Saga über Ronnefeldt besser umgesetzt. Der Tee hier war definitiv zu schwach dosiert und zu wenig gezogen. 2 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 07.02.2022

2 Sterne

Sisi - Kaiserin wider Willen
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Klappentext:

„Österreich, 1853: Ohne darauf vorbereitet zu sein, wird die junge bayerische Prinzessin Sisi Kaiserin am Hof der mächtigen Habsburger, dem Zentrum der politischen Intrige und feudalen Ränkespiele. ...

Klappentext:

„Österreich, 1853: Ohne darauf vorbereitet zu sein, wird die junge bayerische Prinzessin Sisi Kaiserin am Hof der mächtigen Habsburger, dem Zentrum der politischen Intrige und feudalen Ränkespiele. Die Ehe mit Kaiser Franz Joseph wird aus Liebe geschlossen, und es gelingt der freien, naturverbundenen Frau, die Zuneigung ihres Volkes zu gewinnen. Doch schon bald muss Sisi sich fragen, wie sie die Rolle der Monarchin erfüllen kann, ohne sich selbst zu verlieren – und ohne die Liebe zu Franz Joseph aufs Spiel zu setzen. Eine epische Geschichte über Macht, Liebe und eine der spannendsten Epochen der Geschichte Europas.“



Wie viele Rezensenten bereits erfolgreich bemerkt haben, kann ich dem nur beipflichten: die Fakten hier stammen mit den Überlieferungen, den Geschichtsdaten und ja, auch mit den Filmen überein. Genau dafür vergebe ich auch die zwei Sterne. Aber, hier kommt mal wieder das große ABER. Der Sprach- und Schreibstil ist hier einfach komplett verklärt und erschlägt einfach mit zu viel Schwülstigkeit und verzettelt sich in detaillierten Personenbeschreibungen. Es ist einfach hier zu viel von allem. Es wirkt nicht mehr opulent und mit dem gewissen österreichischem Keck, sondern „schlampert“ einfach nur so vor sich dahin vor Trief und Schmalz. Dass die Geschichte rund um Sisi eine gewisse Romantik hat, wissen wir ja alle, aber übertreiben muss man es nicht. Wie gesagt, sind auch die Figuren zu überzogen. Wir Leser sollen uns in die Figur „Sisi“ hineinversetzen, bleiben aber irgendwie am dicken Tüllrock hängen und dringen nicht wirklich zu ihr vor. Denn eigentlich erleben wir hier nur Intrigen, Missgunst ihrer Schwiegermutter und anderen familiären Anhängsel gegen sie. Es fehlen hier die Vielseitigkeit, die Genauigkeit und so manche „ruhige“ Situation.

Selbstredend werden hier die Fangemeinden der Verfilmungen immer wieder „ihre“ Sisi vor sich sehen und sie damit vergleichen - da hat es ein Buch wahrlich schwer mitzuhalten. Da dies hier aber eine Erzählung mit biografischen Einschlägen ist, ist es auch eher „Unterhaltung“ als „Sachbuch“ und demzufolge schwimmt die Story so vor sich dahin. Meins war es jedenfalls nicht und deshalb gibt es 2 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 31.01.2022

2 Sterne

Vergessene Pfade Deutschland
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Klappentext:

„Diese 99 faszinierenden Touren abseits des Trubels garantieren unberührte Natur und einsame Pfade in ganz Deutschland. Erkunden Sie selten besuchte Almen und Gipfel, dschungelartige Wildnis, ...

Klappentext:

„Diese 99 faszinierenden Touren abseits des Trubels garantieren unberührte Natur und einsame Pfade in ganz Deutschland. Erkunden Sie selten besuchte Almen und Gipfel, dschungelartige Wildnis, stille Aussichtspunkte und romantische Täler. Wandern Sie auf versteckten Pfaden zu unbekannten Orten und vermeiden Sie dabei die alljährlichen Touristenströme – all das bietet dieser eindrucksvolle Wanderführer.“



Buchtitel versprechen auch meist immer das was im Inhalt dann weiter zu finden ist, aber hier…ach herje…“Vergessene Pfade…“ die sucht man leider vergebens.

Wenn man sich das hübsch illustrierte Buch genauer betrachtet fällt auf, dass

Wege und Touren weder vergessen noch geheim sind. Wenn ich mir eine meiner hier erläuterten Lieblingsstrecken, im Elbsandsteingebirge liegend, näher betrachte, finde ich keine vergessenen Pfade sondern überlaufene Touristen-Strecken die in jedem Reiseführer immer und immer wieder erwähnt werden. Bei allen anderen Strecken die hier beschrieben werden sieht es ähnlich aus. Wenn man mal die großen Suchmaschinen im Internet nutzt, kommt man immer wieder zum gleichen Ergebnis: vergessen und geheim ist hier rein gar nichts. Schade.

Die Aufmachung des Buches ist wieder recht übersichtlich und mit schönen Bildern untermalt und genau deshalb vergebe ich 2 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 24.01.2022

2 Sterne

Heilkraft der Alpen
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Klappentext:

„Gesund durch die Berge.

Wandern tut gut. Wir fühlen uns danach meist wohl, erholt und frisch. Doch hinter dieser subjektiven Wahrnehmung stecken klare wissenschaftliche Fakten – ganz erstaunliche ...

Klappentext:

„Gesund durch die Berge.

Wandern tut gut. Wir fühlen uns danach meist wohl, erholt und frisch. Doch hinter dieser subjektiven Wahrnehmung stecken klare wissenschaftliche Fakten – ganz erstaunliche noch dazu.



So finden etwa Asthmatiker in den Krimmler Wasserfällen eine wissenschaftlich erforschte Heilquelle, und ein aktiver Wanderurlaub schafft Erleichterung bei chronischen Rückenschmerzen. Nicht nur die Muskeln, sondern insbesondere auch die Paarbindung bei lange bestehenden Beziehungen wird durch einen gemeinsamen Aufenthalt in den Bergen wesentlich gestärkt, wie Hartls langjährige Forschung belegt. Darüber hinaus wirkt Wandern ähnlich wie ein Antidepressivum bei Depression und Hoffnungslosigkeit. Arnulf Hartl erforscht seit Jahren in fundierten wissenschaftlichen Studien die unglaubliche Heilkraft unserer Alpen.“



Die Aufmachung, die Bilder sowie die Idee des Buches sind wirklich hübsch gedacht und verdienen die 2 Sterne, aber, jetzt kommt das große ABER, die Umsetzung ist nicht gelungen. Hier werden Studien in den Raum geworfen ohne diese näher zu bezeichnen oder zu beleuchten, steile Thesen aufgestellt, auch hier ohne fundierte Quellen - das ist schwach und da würde man selbst in der Schule bei einer simplen Hausarbeit für gerügt werden.

Das Thema ist an sich nicht neu und jeder von uns weiß, dass die Berge/Alpen (genau wie die Nordsee) ihr bestimmtes Klima haben und diese den Körper auf bestes Weise unterstützen. Hier werden jedoch dem „Patienten“ Tipps erklärt, wie wandern/bergsteigen sei gut u.ä. nur muss der Körper an sich ja eben auch dazu mitspielen. Wer Probleme mit der Lunge hat und dazu noch ein Nierenleiden, Diabetes oder gar Arthrose, muss bei solchen Aktivitäten höllisch aufpassen. Ich will hier gar nicht weiter ins Detail gehen aber fest steht, das Buch bietet in gewisser Weise einen netten Denkansatz, aber die Umsetzung überlassen wir bitte den Profis und Ärzten die uns kennen.

2 von 5 Sterne