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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2023

Unheimlich kurzweilig

Ernteopfer
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In der Vorderpfalz ist Erntezeit und auf den Feldern somit allerhand los. Als ein polnischer Erntehelfer tot aufgefunden wird, ist Sense mit Reiner Palzkis Wochenendplänen. Der Schifferstadter Hauptkommissar ...

In der Vorderpfalz ist Erntezeit und auf den Feldern somit allerhand los. Als ein polnischer Erntehelfer tot aufgefunden wird, ist Sense mit Reiner Palzkis Wochenendplänen. Der Schifferstadter Hauptkommissar wollte eigentlich Zeit mit seinen Kindern verbringen, doch nun befindet er sich mitten in den Ermittlungen, und dementsprechend im Organisationsstress. Seine Nachforschungen führen ihn zu einem Gemüsegroßmarkt in Limburgerhof, dessen Inhaber sich äußerst verdächtig verhält. Als ein zweiter Mord im benachbarten Rheingönheim geschieht, wird Palzki klar, dass der Fall wohl nicht so einfach ist, wie anfangs vermutet.

Mit diesem Kommissar werden sich wohl viele Leser schnell anfreunden können. Reiner Palzki verkörperte meiner Meinung nach den pfälzischen Geist sehr treffend, ermittelte ein wenig unkonventionell und war sich auch nicht zu schade, Hilfe von Außen anzunehmen. Eine sehr nahbare Figur, die im Grunde eine etwas gestresste Frohnatur zu sein schien, der ein sicheres, kriminalistisches Gespür für Situationen und Menschen innewohnte, die es aber auch faustdick hinter den Ohren hatte. Als echten „Pälzer Spitzbu“ hat Harald Schneider seinen Kommissar in die Buchwelt gebracht, und mir damit großartige Unterhaltung verschafft.

Mit Palzki die Vorderpfalz erkunden: Funktioniert ebenfalls wunderbar! Nicht nur kleine Kostproben des pfälzischen Dialekts, sondern auch die wichtigsten Orte, Sehenswürdigkeiten und kulturellen Werte hat der Autor hier unkompliziert aufs Papier gebracht, während das in der Region kontrovers diskutierte Thema der ausländischen Erntehelfer in den Fokus gerückt wurde. Die kriminalistische Sicht wurde also keinesfalls vernachlässigt. So wirkte Palzki, während er sich auf der Spur des Mörders befand, durchaus kompetent auf seinem Gebiet, wobei ihm im Verlauf der Ermittlung auch einige originelle Charaktere zur Seite gestellt wurden. Beispielsweise kam ein Rechtsmediziner zum Zuge, dessen Arbeit recht detailliert, und dessen spezielle Persönlichkeit eigenwillig einen Platz in der Geschichte eroberte; ebenso wie ein zweifelhafter Arzt, der ständig im Zank mit Palzki stand, und deren Wortgefechte mich unwahrscheinlich amüsierten. Darüber hinaus überraschte mich die Offensive eines Studenten, die den Kommissar anfangs ziemlich verunsicherte, mit der er dann aber auf erfrischende Art umzugehen wusste. Schließlich gingen richtig dunkle Machenschaften und komplizierte Geschäftsverbindungen Hand die Hand, die für eine unerwartete Wendung und ein brenzliges Finale sorgten!

Insgesamt hielten sich Spannung und Humor ausgezeichnet die Waage, so dass ich viel Spaß mit der Lektüre hatte. „Ernteopfer“ glänzte meines Erachtens aber vor allem durch den bodenständigen Reiner Palzki, der seinen chaotischen Alltag vor dem Leser ausbreitete, und dessen Gedankenzüge und Beobachtungen mir so herrlich lebendig erschienen und mich regelmäßig zum Schmunzeln brachten. Daher werde ich diese Krimireihe auf jeden Fall weiterverfolgen. Ich bin gespannt, was mich in Band 2 erwartet.

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Veröffentlicht am 09.05.2023

Rundum gelungen!

Racheherz. Der Schrecken in dir
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In der Nähe von Frankfurt werden kurz nacheinander drei Leichen gefunden. Die Ermittler Jack Diehl und seine Kollegin Viola Hendriks vom LKA suchen auf Anweisung ihrer neuen, ehrgeizigen Vorgesetzten ...

In der Nähe von Frankfurt werden kurz nacheinander drei Leichen gefunden. Die Ermittler Jack Diehl und seine Kollegin Viola Hendriks vom LKA suchen auf Anweisung ihrer neuen, ehrgeizigen Vorgesetzten nach dem Täter, der sich „Der Rächer“ nennt. Doch der Druck der Chefin ist zu groß, wodurch es im Team zu einem folgenschweren Vorfall kommt. Zugleich scheint sich der Mörder aber schon das nächste Opfer erwählt zu haben, was einstweilen Jacks volle Aufmerksamkeit fordert.

Leo Born kannte ich bisher nur vom Namen nach, doch eine Leseprobe aus diesem neuesten Werk machte mich ziemlich schnell neugierig auf mehr. Und siehe da, einmal begonnen, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Hier stimmte einfach alles: Der Aufbau der Handlung, die Ausarbeitung der Charaktere, die direkte Sprache, die ohne Effekthascherei auskam und natürlich das höchst brisante Thema! Meines Erachtens ein erstklassiges Gesamtbild, das sich in einer ungekünstelten Entwicklung des Thrillers widerspiegelte.

Vor allem den Protagonisten Jack fand ich ausgezeichnet gelungen. Endlich mal wieder ein echter Typ, ein Kerl ohne Schickimicki-Gehabe, abgeklärt, souverän, dabei eher still und sympathisch, der aber trotzdem Gewissen zeigte und sein Päckchen zu tragen hatte. Erfreulicherweise wurde dessen Privatleben deutlich in die Geschichte eingebunden, ohne den Fluss der Handlung zu stören. Ganz im Gegenteil, denn für Jack wurde der Fall teilweise persönlich, was zusätzliche Spannungsmomente in das Geschehen brachte.

Darüber hinaus mochte ich die Wahl der verschiedenen Figuren im Rahmen des gesamten Thrillers. Die unterschiedlichen Wesenstypen mit ihren individuellen Zielen, bzw. niedrigen Motiven wirkten absolut glaubhaft, unerheblich aus welcher Gesellschaftsschicht sie kamen. Daraus resultierten wiederum unerwartete Wendungen und Überraschungen, die mehr als einmal in menschliche Abgründe blicken ließen. So entfalteten sich nach und nach die Themen des Falls und zeigten ihre verschiedenen Ebenen der Gewalt. Wobei ich allerdings dankbar war, dass sich die widerwärtigen und blutigen Szenen in Grenzen hielten und nicht reißerisch in den Fokus gerückt wurden.

Sehr interessant fand ich auch die Idee für das Motiv des Täters. Oder sollte ich sagen, der Täter? Denn hier verwoben sich mehrere Blickwinkel und Motivationen, was sich erst mit der Zeit herauskristallisierte und den Showdown gefühlt aufsplittete. Sehr spannend! Mehr wird an dieser Stelle jedoch nicht verraten.

„Racheherz“ von Leo Born landet letztlich weit oben auf meiner Bestenliste für dieses Jahr. Ein Thriller, der mit Ideenreichtum und unerwarteten Wendungen glänzte, in diverse Schattenbereiche vordrang und dessen Autor ein sicheres Gespür für Figuren zeigte. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Pageturner

Diabolisch
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Alex ist erst sechs Jahre alt, als er sich abends mit seiner Schwester Lotte allein auf den Heimweg macht. Doch nur Lotte kommt am Ende zu Hause an. Das war vor siebenundzwanzig Jahren. Nun treibt aber ...

Alex ist erst sechs Jahre alt, als er sich abends mit seiner Schwester Lotte allein auf den Heimweg macht. Doch nur Lotte kommt am Ende zu Hause an. Das war vor siebenundzwanzig Jahren. Nun treibt aber der Tod in Alex` Heimatdorf sein Unwesen: Mehrere Morde geschehen und kein Ende in Sicht. Daher wird die junge Ermittlerin Larissa Flaucher auf den mysteriösen Fall angesetzt, der ihr schlaflose Nächte bereitet. Sie ahnt allerdings einen Zusammenhang mit den damaligen Vorkommnissen, deren Abscheulichkeiten immer mehr ans Licht kommen.

Endlich mal wieder ein Buch, das hielt, was der Klappentext versprach! Für mich war es das erste Buch aus der Feder von Jonas Wagner, dessen Schreibstil ich auf Anhieb mochte. Gefühlt schrieb er, wie ihm der Schnabel gewachsen war, unkompliziert, direkt, mit ruppigen sowie amüsanten Momenten gespickt, was erstaunlicherweise absolut miteinander harmonierte und damit spannende, teilweise empörend verabscheuungswürdige Szenen oder Charakterzüge hervorhob. Hier machte der Ton die Musik, was ich fantastisch fand!

Der Plot blieb bis knapp vor dem Ende fesselnd, die Zusammenhänge der Taten mysteriös, wobei sich sukzessiv ein größeres Bild der Situation auf beiden Zeitebenen ergab. Tatsächlich hatte ich sehr lange keine echte Idee hinsichtlich der Identität des Täters, denn die Verfehlungen etlicher Dorfbewohner schrien zum Himmel. Schockiert von den menschlichen Abgründen und wissbegierig auf die Auflösung, war ich kaum in der Lage das Buch aus der Hand zu legen.

Die Ermittler wirkten auf mich allerdings wenig präsent und nicht wirklich erinnerungswürdig. Im Grunde störte mich das aber nicht, denn die Polizistin Larissa schien mir eher hilflos und mehr wie ein Katalysator für die Entwicklung des Falls, der sich gefühlt von selbst enträtselte. Der Blick auf das Dorfgeschehen lag für mich daher eindeutig im Vordergrund, wo ein Lump dem anderen die Hand reichte, was vom Autor hervorragend in Szene gesetzt wurde. Leider war ich am Ende über den Showdown etwas enttäuscht, denn in Anbetracht der im Vorfeld nervenaufreibenden Geschichte, war mir dieser zu einfach und etwas zu künstlich.

„Diabolisch“ klettert trotzdem unumstößlich auf meine Thriller-Highlight-Liste für dieses Jahr. Geheimnisvoll, erschütternd und mysteriös, mit einer erschreckend hohen Dichte an Unmenschlichkeit und einem Schreibstil mit Wiedererkennungswert. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 18.04.2023

Fabelhaft

Vergiss uns. Nicht.
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April ist seit sie denken kann verliebt: In Gavin, den besten Freund ihres Bruders. Fünf Jahre zuvor schien es noch, als würde sich Gavin auch ihr annähern, doch urplötzlich riss das zarte Band zwischen ...

April ist seit sie denken kann verliebt: In Gavin, den besten Freund ihres Bruders. Fünf Jahre zuvor schien es noch, als würde sich Gavin auch ihr annähern, doch urplötzlich riss das zarte Band zwischen den beiden. April kann sich dies bis heute nicht erklären, ihn aber auch nicht vergessen. Seitdem sind alle ihre Dates, mit denen sie sich abzulenken versucht, zum Scheitern verurteilt. Als Gavin allerdings Hilfe braucht, kann April nicht anders und steht ihm zur Seite. Ob sie damit ihr Herz in Gefahr bringt?

Dies ist definitiv meine Lieblingsbuchreihe der Autorin! Auch diesen dritten Band habe ich regelrecht verschlungen, er steht meiner Meinung nach den beiden Vorläufern in Nichts nach. „Vergiss uns nicht“ dreht sich nämlich um April, die Schwester des Protagonisten Luca aus Roman eins und zwei. Die Erzählung spielt demnach im gleichen Umfeld und beleuchtet eine ehemalige Nebenfigur. Ich mag das, denn man bekommt dadurch das Gefühl eines Rundumblicks. Darüber hinaus lässt sich dieser Band unabhängig lesen, der Einstieg in die Reihe ist hier demnach leicht möglich.

Dass Laura Kneidl schreiben kann, muss nicht mehr zusätzlich betont werden, denke ich. Ich konnte mich somit voll und ganz auf meine Verbindung zu den Figuren konzentrieren und meinen Empfindungen freien Lauf lassen. Ganz besonders gefiel mir in dieser Geschichte die Reduktion auf das Wesentliche und der Verzicht auf aufgeblasene Szenen. Aprils heimliche Sehnsucht wurde sensibel und mit Wertschätzung behandelt und gleichzeitig Gavins rätselhafter Rückzug spannend in Szene gesetzt. Ich fand diese Kombination fantastisch! Sie hielt mich unweigerlich davon ab, das Buch aus der Hand zu legen.

Darüber hinaus konnte ich zwischen den sympathischen Protagonisten viel Gefühl, heimliche Sehnsüchte, aber auch Entwicklungspotenzial wahrnehmen, was sich im Laufe der Handlung summierte und gegen Ende einen Zenit erreichte, sich mit großem Knall entlud und zu meinem Entsetzen in einem überraschenden Cliffhanger mündete. Allerdings mochte ich das besagte Finale, es wirkte absolut authentisch und insgeheim gratulierte ich April zu ihrer Entscheidung. Rückblickend fand ich die gesamte Geschichte, mit allen ihren Elementen, ohnehin außerordentlich gut umgesetzt und unwahrscheinlich stimmig.

Erwähnenswert sind aber auch die interessanten, verlässlichen Nebencharaktere, die ich im Laufe der Romanreihe ins Herz schloss, und die immer wieder neue Seiten von sich zeigten.

Mit „Vergiss uns nicht“ bereichert endlich wieder ein großartiges Buch das New Adult-Genre! Eine Geschichte mit viel Gefühl, spannenden Hintergründen, glaubhaften Konflikten und ohne ausschweifende Erotikszenen. Also: Lest es! Es lohnt sich.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Zum Heulen schön!

Dead Romantics
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Die von der Liebe enttäuschte Ghostwriterin Florence kann Verstorbene sehen. Und nun steht plötzlich der Geist ihres wahnsinnig heißen Lektors Ben gegenüber, der einen Autounfall hatte! Etwas verunsichert ...

Die von der Liebe enttäuschte Ghostwriterin Florence kann Verstorbene sehen. Und nun steht plötzlich der Geist ihres wahnsinnig heißen Lektors Ben gegenüber, der einen Autounfall hatte! Etwas verunsichert versucht sie herauszufinden, warum er ausgerechnet ihr erscheint, denn sie befindet sich in ihrer Heimatstadt, hunderte Kilometer weg vom Unfallort, um ihren unerwartet verstorbenen Vater zu beerdigen. Kurzerhand lässt sie sich von dem hartnäckigen Ben begleiten, der ihr mehr und mehr Aufmerksamkeit schenkt.

Hinter diesem unscheinbaren Cover versteckte sich ein wahres Buchschätzchen! Gar nicht so düster wie erwartet, mit viel Gefühl zwischen den Zeilen und genau der richtigen Prise Humor, um sich verwirrt zu fragen, ob man aus Ergriffenheit oder vor Lachen schluchzt. Zweifelsfrei ein Buch fürs Herz!

Rückblickend weiß ich nicht, was mich während des Lesens mehr berührte: Die bemerkenswert sympathische und authentische Florence, deren Gedanken von der Autorin so schön formuliert wurden und deren tiefe Sehnsucht einem förmlich entgegensprang, oder die herzerwärmende Aufarbeitung der familiären Beziehungen im Hause Day. Vielleicht war es aber auch die liebevolle Familie an sich, die sich so versöhnlich und fürsorglich zeigte, selbst über den Tod des hinaus. Ehrlich gesagt trat für mich daher die Liebesgeschichte zwischen Ben und Florence phasenweise deutlich in den Hintergrund, was ich jedoch keinesfalls als störend empfand, sondern eher als Bereicherung zugunsten der wunderbar ausgearbeiteten Thematik des Abschiednehmens.

Doch sie war natürlich da, die sensible Romanze zwischen dem Lektor und der Ghostwriterin! Die Annäherung der beiden gestaltete sich vorsichtig und humorvoll und in manchen Momenten auch ziemlich verführerisch. Ich habe regelrecht mit den Verliebten mitgelitten, denn Bens Aufenthalt in seiner Erscheinungsform wies eine zeitliche Begrenzung auf. Für den einen oder anderen mag das alles kitschig klingen, doch die Autorin hat ihre Erzählung meiner Meinung nach völlig glaubhaft in wundervolle Szenen verpackt, gespickt mit amüsanten, frechen Wortgefechten und auch mit etwas Melancholie, so dass ich das Buch letztlich zufrieden, mit einem Lächeln schloss.

„Dead Romantics“ hat mich im positiven Sinne überrumpelt. Ein Roman, dem ich eine rekordverdächtige Menge an Lieblingszitaten hätte entnehmen können, einer Handlung, die überaus reich an Entwicklungen war und mit ausnehmend fabelhaften Figuren. Man muss es einfach lesen!

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