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Veröffentlicht am 08.04.2022

Unterhaltung pur

Der böse Hirte
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Colter Shaw spürt vermisste Personen auf, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Als ein Auftrag eine tragische Wendung nimmt, lässt ihn der Vorfall nicht mehr los. Um herauszufinden, wie das Unglück ...

Colter Shaw spürt vermisste Personen auf, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Als ein Auftrag eine tragische Wendung nimmt, lässt ihn der Vorfall nicht mehr los. Um herauszufinden, wie das Unglück geschehen konnte, sucht er nach Antworten bei einer dubiosen Organisation, die Menschen offiziell bei ihrer Trauerbewältigung hilft. Dort angekommen, vermutet er allerdings in einen Kult geraten zu sein, dessen Mitglieder die Geheimnisse der Gemeinschaft unnachgiebig verteidigen. Als Shaw beginnt Beweise für deren Machenschaften zu sammeln, wird es für ihn gefährlich.

Mit diesem 2. Band bin ich in die Colter-Shaw-Reihe eingestiegen, weil mich das Thema ansprach. Beim Cover fehlte mir im Nachhinein zwar etwas der Bezug, nichtsdestotrotz bleibt es für mich aber ausdrucksstark bedrohlich und somit passend für die finsteren Hintergründe im vorliegenden Fall.
Der Thriller ließ sich problemlos unabhängig vom Vorgänger lesen. Obwohl manche Szenen auf frühere Geschehnisse verwiesen, konnte ich die Situationen verstehen, da gleichzeitig eine ausreichende Erklärung mitgeliefert wurde.

Nach den ersten Kapiteln, mit denen ich mich zugegebenermaßen etwas schwer tat, packten mich Colter Shaws Erlebnisse in diesem Netz aus Korruption, Macht- und Geldgier, Missbrauch in jeglicher Form sowie Empathielosigkeit und ließen mich auch bis zum Ende nicht wieder los. Ich konnte das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen, obwohl mich die Düsternis hinter dieser vermeintlich heilen Fassade ganz schön erschütterte.
Vor allem der fantastische Schreibstil des Autors, der detailreiche Akzente und hilfreiche Erklärungen zu manchen Situationen lieferte, war alles andere als langweilig. Eine unfassbare Wendung jagte die nächste, denn der Protagonist war seinen Gegnern immer einen Schritt voraus. Szenen wurden nacheinander aus verschiedenen Perspektiven gezeigt, um letztlich der Handlung durch die klugen Schachzüge Colters eine ganz neue Bedeutung und Richtung zu geben. Grandios!

Der Protagonist war mir sehr sympathisch. Er wirkte äußerst aufmerksam, aufrichtig, klug, freundlich und vertrauenserweckend. Der perfekte Held, ein Licht in der Welt der dunklen Machenschaften. Mit seiner Voraussicht und Kombinationsgabe löste er die scheinbar schwierigsten Situationen, ohne dass dies zu irgendeinem Zeitpunkt kitschig oder konstruiert wirkte.

Für die Handlung des Thrillers recherchierte Jeffery Deaver laut Anmerkungen in zahlreichen umfangreichen Studien, Artikeln und Dokumentarfilmen über Sekten oder ähnliche Organisationen. Die Geschichte entsprang somit nicht komplett der Fantasie, was ich in Büchern immer sehr schätze. Im Hinblick auf eben diesen Hintergrund erschienen die Vorgänge im Camp dieser dubiosen Gemeinschaft dann noch bedrückender, unvorstellbarer und beängstigender. Meiner Meinung nach vom Autor sehr gut dargestellt.

Mit dem Pageturner „Der böse Hirte“ habe ich eine für mich verfolgenswerte Thriller-Reihe entdeckt. Ich werde mir schnellstmöglich auch den Vorgänger-Band besorgen, den ich auf keinen Fall verpasst haben will. Bitte schnellstmöglich Band 3 liefern, Mr. Deaver!

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Veröffentlicht am 01.04.2022

Realitätsnah

Nordwestnacht
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Während eines Filmdrehs auf St.Peter-Ording wird ein Mitglied des Filmteams grausam ermordet. Als bald darauf auch noch eine der Hauptdarstellerinnen verschwindet, glaubt niemand mehr an einen Zufall. ...

Während eines Filmdrehs auf St.Peter-Ording wird ein Mitglied des Filmteams grausam ermordet. Als bald darauf auch noch eine der Hauptdarstellerinnen verschwindet, glaubt niemand mehr an einen Zufall. Anna Wagner und Hendrik Norberg nehmen sofort die Ermittlungen auf und geraten damit unversehens in ein Netz aus Rache und Vertuschung.

Das Cover des Buches ist für mich bisher das beste der Reihe. Die ausdrucksstarken Farben und die Schriftgestaltung harmonieren perfekt und vermitteln eine eindringliche Atmosphäre. Sehr passend für einen Krimi.

Passend fasste ich auch das Vorgehen der Polizei und der Kommissare in diesem Fall auf. Hier wurde nichts reißerisch dargestellt, sondern glaubwürdiges Vorgehen gezeigt. Beachtenswert fand ich die Erläuterungen der Autorin zur Verfahrensweise des Ermittlerteams, die Einsichten in relevante rechtliche Belange oder auch in die Rangordnung der Ordnungshüter, die wohlüberlegt in die Handlung integriert wurden.
Insgesamt erschien mir dieser Fall sehr authentisch, vor allem, weil wohl jeder die vermeintlich kleinen Lügen oder Vertuschungen kennt, mit denen sich Anna und Norberg im Laufe der Handlung beschäftigen mussten. Erschreckend und tragisch stellten sich dementsprechend die Auswirkungen so mancher Verantwortungslosigkeiten dar, und genau dies machte für mich diesen Fall so bedeutend.

Das Ermittlerteam hatte meine ganze Sympathie auf seiner Seite. Hier „menschelte“ es, daher empfand ich die privaten Einsichten der Protagonisten angenehm unaufdringlich. Anna, Hendrik und Nils traten nicht als abgefahren-ultralässige oder narzisstische Charaktere auf, sondern wie bodenständige Menschen mit einem Beruf und Problemen wie du und ich. Svea Jensens Schreibstil unterstrich diese unprätentiöse Atmosphäre zusätzlich, was mir sehr gut gefiel.

„Nordwestnacht“ bestach durch die Nähe zur Realität im Fall selbst, aber auch im Hinblick auf die Ermittler. Ein unterhaltsam-spannender Küstenkrimi, der die beteiligten Figuren von verschiedenen Seiten beleuchtete. Empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 17.03.2022

Herrlicher Schmöker

Die kleine Buchhandlung im alten Postamt
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Um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben und ihren Sohn Ben aus einem unvorteilhaften Freundeskreis zu befreien, übernimmt Hannah kurzerhand den Dorfladen im idyllischen Little Maudley. Das Dorfleben ...

Um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben und ihren Sohn Ben aus einem unvorteilhaften Freundeskreis zu befreien, übernimmt Hannah kurzerhand den Dorfladen im idyllischen Little Maudley. Das Dorfleben ist zwar eine Umstellung für die junge Mutter, aber Ben findet schnell Anschluss in der örtlichen Fußballmannschaft und zeigt sich entspannter als je zuvor. Hannahs Ehemann lässt sich jedoch kaum blicken, da er beruflich viel unterwegs ist. Als Jake Lovatt, Bens attraktiver Fußballtrainer, ein Auge auf Hannah wirft, wird es kompliziert. Denn auch sie hat bereits Schmetterlinge im Bauch...

Endlich mal wieder eine Geschichte, die mir ein behagliches Gefühl gab, mit durchweg positiver Atmosphäre, selbst in so manch schwierigen Momenten, die sich für die Protagonisten zeigten. Großen Anteil daran hatte vor allem der angenehme Schreibstil der Autorin, der über das ganze Buch hinweg eine große Portion Zuversichtlichkeit transportierte.

Die Gestaltung des Covers und des Titels waren zwar nicht nach meinem Geschmack, dafür mochte ich aber die Figuren des Romans, die mir alle sympathisch waren. Jeder Charakter hatte seine Hintergründe, die nicht immer rosig aussahen, aber auch Hoffnungen sowie kleine Geheimnisse. Ich fand das ziemlich authentisch und konnte daher auch die Liebesgeschichte zwischen Hannah und Jake guten Gewissens annehmen.

Der Handlungsschauplatz war für mich ein kleines Träumchen. Mein Kopfkino lief hier zur Höchstform auf. Am liebsten wäre ich selbst hingefahren und hätte das Dorf und Hannahs Laden persönlich besucht. Ich würde mal sagen: Alles richtig gemacht, Rachael Lucas!

Ich habe „Die kleine Buchhandlung im alten Postamt“ mit Freude gelesen. Hier fand ich pure Romantik und Landschaftsidyll neben dem Mut einer Protagonistin zur Veränderung. Ich will mehr davon und freue mich daher auf das nächste Buch der Autorin!

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Veröffentlicht am 25.02.2022

Lesenswert

Kalt lächelt die See
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Insel Guernsey. DI Kate Langlois wird ein neuer Partner zugeteilt: Tom Walker, der von London auf die Insel versetzt wurde. Gerade zum rechten Zeitpunkt, denn Kate muss sich mit einem Vermisstenfall befassen. ...

Insel Guernsey. DI Kate Langlois wird ein neuer Partner zugeteilt: Tom Walker, der von London auf die Insel versetzt wurde. Gerade zum rechten Zeitpunkt, denn Kate muss sich mit einem Vermisstenfall befassen. Das Ehepaar Hamon wird gesucht, dessen Tochter Ava zwei Jahre zuvor ebenfalls verschwand und nie gefunden wurde. Die Ermittler sind sich über die ziemlich merkwürdige Situation einig, und schon bald tauchen verschiedene Spuren rund um die Kanalinseln auf.

Dem natürlich-authentischen Schreibstil der Autorin ist es zu verdanken, dass ich mich sofort am Handlungsschauplatz Guernsey heimisch fühlte. Ich fand die Atmosphäre großartig, landschaftlich-kulturell, aber auch jene zwischen den Figuren. Und kaum hatte ich mich gedanklich und emotional auf der Insel eingerichtet, nahm die Ermittlung bereits Fahrt auf!

Ich mochte die Stimmung, die der Kriminalfall vermittelte. Trotz der ernsten Aufgabe, dem sich das Ermittlerteam stellen musste, schwang im Hintergrund stets eine positive Note mit. Kate konnte beispielsweise mit einer aufgeweckten Familie aufwarten, die mich zum Schmunzeln brachte. Ganz zu schweigen von dem charmanten und klugen Archäologen Nicolas, der in diesem Buch erste zarte Bande mit ihr knüpfte. Tom Walker, Kates beruflicher Partner, trat zu meinem Erstaunen gefühlt freiwillig in den Hintergrund was ich wirklich bedauerte. Ich fand sein zurückhaltendes, aber klares Auftreten interessant und hoffe, dass in den Folgebänden der Reihe mehr auf seine Person eingegangen werden wird.

Das Ermittlerteam suchte den Täter innerhalb eines relativ überschaubaren und abschätzbaren Personenkreises, daher war ich über die Aufdeckungen zum Ende hin ganz schön verblüfft. Ich fand es großartig, wie sich die Handlung zum Ende hin entfaltete und dabei unerwartete Themen in Angriff nahm. Als dann der Knoten platzte, fielen die entscheidenden Puzzlestücke Knall auf Fall an ihren Platz und alles passte plötzlich wunderbar ins Bild. Fantastisch!

„Kalt lächelt die See“ war für mich ein überaus gelungener Start in die Krimireihe und erfüllte alle Erwartungen, die ich mir von einem Krimi wünsche. Schon jetzt freue ich mich auf den nächsten Band und gebe daher eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 22.01.2022

Unverschämt gut!

Black Roses
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Sterling Ford wächst in armen Verhältnissen auf. Mit viel Fleiß und Köpfchen erkämpft er sich ein Stipendium für die Uni in Valmont / Tennessee. Dort angekommen wird ihm schnell klar, dass die Mehrheit ...

Sterling Ford wächst in armen Verhältnissen auf. Mit viel Fleiß und Köpfchen erkämpft er sich ein Stipendium für die Uni in Valmont / Tennessee. Dort angekommen wird ihm schnell klar, dass die Mehrheit der Studenten aus einflussreichen Familien stammt, und ausgerechnet die verwöhnte Millionärstochter Adair hat es ihm angetan. Auch, wenn diese ihm von Anfang an die kalte Schulter zeigt, sucht er stets ihre Nähe. Als eine Entscheidung die beiden eines Tages voneinander trennt, schwört Sterling Rache, die er sorgfältig plant. Aber als er Adair nach Jahren wieder sieht, machen ihm seine Gefühle einen Strich durch die Rechnung.

Ich brenne jetzt schon auf Band 2! Dieser Auftakt der „Rivals“-Reihe kam mit so viel Zwischenmenschlichem und Spannung um die Ecke, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Geneva Lee kreierte für diesen Roman verschiedene Beziehungsgeflechte, welche die Stärken und Schwächen jeder Figur hervorhoben und damit tief in die tragische Welt der Reichen und Schönen blicken ließ. Die Geschichte eines armen jungen Mannes und einer reichen Millionärstochter wurde hier weder abgedroschen erzählt, noch auf die Erotik-Ebene gezerrt. Meiner Meinung nach setzte die Autorin nicht nur die Protagonisten, sondern auch die Nebenfiguren fantastisch in Szene. Jeder Charakter wurde schonungslos, aber wertschätzend veranschaulicht, und mit Verständnis und Sensibilität für jede Wesensart zeigte Geneva Lee mir die Gründe für Handlungen, Reaktionen und Sehnsüchte ihrer Figuren, so dass sich mir hier ein größeres Bild erschloss. Ich mag es sehr, wenn mir beide Seiten einer Medaille präsentiert werden, denn damit wird eine Geschichte für mich authentischer und lebendiger!

Sterling Ford war in diesem ersten Band der Reihe für mich unangefochten die Hauptperson. Die Bruchstücke seines Lebens, die ich nach und nach erfahren durfte, waren aufwühlend, berührend und rätselhaft. Obwohl Adair als Dreh- und Angelpunkt für Sterlings jahrelang geplante Abrechnung galt, und damit eine ebenso wichtige Rolle in diesem Roman inne hatte, trat sie für mich als Charakter deutlich in den Hintergrund. Gut gefallen haben mir aber die sympathischen Vertrauten, die Adair unterstützten und immer in ihrer Nähe zu sein schienen.

Regelmäßig reiste ich in den Kapiteln aus der Gegenwart in frühere Zeiten, wobei Sterling und Adair nach und nach einen Teil ihrer Geheimnisse und früheren Erlebnisse freigaben, was ich unheimlich spannend fand. Es feuerte meine Neugier an, denn ich konnte nur teilweise erahnen, was deren gemeinsame Vorgeschichte geprägt hatte. Trotz Sterlings Vernichtungswut auf die Menschen seiner Vergangenheit und seiner kontrollierten Präsenz, erlebte ich ihn als äußerst klugen, mitfühlenden, zielgerichteten und willensstarken Charakter, der seine körperlichen Vorzüge einzusetzen wusste. Eine wirklich explosive Mischung!

Das Auftreten und die Erfolge der Charaktere wollten für mich allerdings nicht recht zum beschriebenen Alter passen. So erschien mir die Zeitspanne, in der Sterling von der Bildfläche verschwand und sein neues Ich generierte, wesentlich zu kurz. An dieser Stelle verlor die Story für mich ein wenig an Glaubwürdigkeit.

Letztlich faszinierte mich „Black Roses“. Nicht nur das wunderschöne Cover, sondern vor allem die fantastisch ausgearbeiteten Figuren hatten es mir angetan. Da dieser erste Band mit einem Cliffhanger endete, geht die Geschichte um Sterling und Adair demnächst mit Band 2 in die nächste Runde. Für mich ist dieses Buch schon jetzt ein Highlight dieses Genres.

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