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Veröffentlicht am 29.04.2019

11 kurze Geschichten – 11 Denker und eine begeisterte Leserin

Mit Wittgenstein im Wartezimmer
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KLAPPENTEXT:


Beim Arzt, in der Bahn, am Flughafen oder auf dem Amt - immer wieder müssen wir Zeit totschlagen. Und sind deshalb nicht selten genervt, ungeduldig, aggressiv. Doch Hilfe naht: Nicolas Dierks ...

KLAPPENTEXT:


Beim Arzt, in der Bahn, am Flughafen oder auf dem Amt - immer wieder müssen wir Zeit totschlagen. Und sind deshalb nicht selten genervt, ungeduldig, aggressiv. Doch Hilfe naht: Nicolas Dierks stellt in zwölf kurzen Kapiteln jeweils einen wichtigen philosophischen Gedanken für unterschiedliche Wartesituationen vor. Wir warten mit Hannah Arendt am Gate und mit Marx im Baumarkt, bangen in der Notaufnahme mit Martha Nussbaum, stehen mit Davidson im Stau und hängen mit Nietzsche in der Service-Hotline fest: So werden nervige Alltagssituationen zu inspirierenden Denkmomenten.


MEINUNG:


Dr. Nicolas Dierks lebt in der Nähe von Lüneburg und begeistert Menschen für neue Perspektiven. Mit Vorträgen, Workshops, Büchern und in den sozialen Medien vermittelt er Philosophie mit Leidenschaft und Humor.


Für mich war dieses Buch Neuland, da ich mich noch nicht wirklich mit philosophischen Werken befasst habe. Daher fand ich diese Kurzgeschichten für verschiedene Wartezeiten sehr gut. Gut fand ich auch das Format des Büchleins, da es wirklich in jede kleine Tasche passt.


Man ist mit Davidson im Stau, mit Popper in der Apotheke, mit Einstein am Bahnhof oder auch mit Sokrates im Buchladen. Ich kann gar nicht wirklich sagen, welche Geschichte mir am besten gefallen hat. Sie hatten alle etwas Besonderes und es hat Spaß gemacht sie zu lesen. Egal ob es die Geschichte an der Supermarktkasse oder die im Wartezimmer beim Arzt. Alle Geschichten regen zum Nachdenken an und man sollte sie auf keinen Fall in einem Rutsch lesen, sondern jedes Kapitel sacken lassen.



Weitere philisophische Bücher des Autor:


Was tue ich hier eigentlich?: Philosophisch denken lernen und nebenbei das Leben verstehen

Luft nach oben: Philosophische Strategien für ein besseres Leben



FAZIT:


Ein wirklich schönes Büchlein, das einem die Philosophie etwas näher bringt. Auch sehr gut als Geschenk geeignet.

Veröffentlicht am 24.04.2019

Jupp geht wieder mit seiner Familie auf Mörderjagd

Nur Uschi kochte schärfer
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»Rache ist süß – kann aber auch verdammt scharf sein.
Der 2. Fall für Familie Jupp Backes«

INHALT:

Oma Käthe unter Mordverdacht? Das ist doch total plemplem!

Käthe hat sich Hals über Kopf in Gerhard ...

»Rache ist süß – kann aber auch verdammt scharf sein.
Der 2. Fall für Familie Jupp Backes«

INHALT:

Oma Käthe unter Mordverdacht? Das ist doch total plemplem!

Käthe hat sich Hals über Kopf in Gerhard verliebt und möchte demnächst mit ihm nach Paris reisen. Er ist pensionierter Französischlehrer und nur zum Klassentreffen im Dorf. Doch einen Tag nach dem Rendezvous mit Käthe und dem Klassentreffen liegt er tot im Bett des Gasthofes. Der Arzt diagnostiziert Herzinfarkt –eine absolute Fehldiagnose!

Hier ist wieder das Backes-Trio gefragt!

Dorfpolizist Jupp muss ran – inklusive seiner Gattin Inge und Oma Käthe. Gemeinsam nehmen sie die ehemaligen Schüler unter die Lupe und finden noch den Ein oder anderen Verdächtigen. Schnell wird nämlich klar, dass Gerhard es faustdick hinter den Ohren hatte und frauentechnisch nichts anbrennen ließ.

MEINUNG:

Ich habe mich sehr auf den nächsten Teil mit dem Backes-Trio gefreut. Endlich wieder mit Jupp, Käthe und Inge auf Mörderjagd gehen.

Der Schreibstil von Dany R. Wood ist einfach nur toll und ich fliege immer durch die Seiten. Leider bin ich dann mit der Familie Backes immer viel zu schnell fertig.

Mein Lieblingsprotagonist ist ja Käthe. Sie ist mit ihren über 80 Jahren einfach nur der Hammer und blüht im Alter so richtig auf. Es macht immer wieder Spaß zu lesen, was sie so als Nächstes plant. Diesmal sind es Tinder-Dates, bei dem sie ja dann auch Gerhard kennenlernt. Ich fand es ja wirklich süß, wie schnell die 2 sich verliebt haben und eine Reise nach Paris planen. Für Käthe tat es mir dann wirklich leid, als sie die Wahrheit über Gerhard erfahren hat.

Aber auch Inge und Jupp mag ich sehr. Inge die alles versucht wieder mehr Schwung in die Ehe zu bringen und Jupp, der da einfach resident gegen ist. Wenn ich Jupp als Mann hätte, wäre ich schon längst über alle Berge. Ich bewundere Inge da wirklich – das muss wahre Liebe sein!

Ich wusste wirklich bis zum Schluss nicht, wer nun der Täter/die Täterin war und die Auflösung hat mich wirklich sehr überrascht. „Nur Uschi kochte schärfer“ ist spannend und humorvoll. Man überlegt und denkt manchmal, man kennt den Mörder und verwirft kurz darauf alles wieder. Aber am schönsten ist es immer, wenn ich einfach nur lauthals loslachen kann, weil Jupp seine Sprüche vom Besten gibt.

Bücher der Kult-Familie Backes!

"Achtung Familienfeier"
"Urlaub! Wir sind dann mal fort"
"Nur Gisela sang schöner"
"Nur Uschi kochte schärfer"

Weitere Bücher:
"Limetten retten in Sydney"
"Trauben rauben in Kapstadt"
"Zitronen klonen in Barcelona"
Auch als Sondereditionen erhältlich:

"I love Limetten retten & Trauben rauben"
"I love bekloppte Familien & verrückte Urlaube"
"I love Limetten retten & verrückte Urlaube" (Jubiläumsedition)

FAZIT:

Für alle Leser, die gerne humorvolle Krimis lesen! Ich liebe die Familie Backes und freue mich jetzt schon auf den 3. Fall!

Veröffentlicht am 14.04.2019

Wunderbarer Roman

Sterne sieht man nur im Dunkeln
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INHALT:

Anni lebt glücklich mit ihrem Langzeitfreund Thies in einem hübschen Bremer Häuschen, ist Game-Designerin und gestaltet in ihrer Freizeit Poster- und Postkartenmotive. Doch ist sie wirklich glücklich?

Ihr ...

INHALT:

Anni lebt glücklich mit ihrem Langzeitfreund Thies in einem hübschen Bremer Häuschen, ist Game-Designerin und gestaltet in ihrer Freizeit Poster- und Postkartenmotive. Doch ist sie wirklich glücklich?

Ihr Chef möchte, dass sie ein Büro in Berlin leitet und Thies redet ganz plötzlich von Hochzeit und Kindern. Annie ist damit komplett überfordert und weiß nicht was sie eigentlich will. Sie braucht dringend eine Auszeit. Die Postkarte ihrer Jugendfreundin Maria kommt da gerade richtig. Spontan beschließt Anni nach Norderney zu reisen – 6 Wochen Sand, Meer, Gedanken sortieren und danach sieht alles wieder besser aus.
Doch da hat sie sich getäuscht, denn durch ihre Auszeit muss sie sich auch mit der Vergangenheit auseinandersetzen …

Begleiten wir Annie auf eine Reise, bei der es um das geht, was wir alle suchen:
Ein Stück vom Glück

MEINUNG:

„Sterne sieht man nur im Dunkeln“ ist ein wunderschöner Roman, der mich von der ersten Seite an begeistern konnte.

Annie ist völlig überfordert mit den Hochzeitswünschen von Thies und dem neuen Jobangebot. Ich konnte sie verstehen, dass sie eine Auszeit braucht, aber fand es nicht gerade nett, dass sie ihren Freund so vor vollendete Tatsachen stellt. Sie ist ja wirklich Hals über Kopf nach Norderney und dann auch direkt 6 Wochen. Ich weiß nicht, wie ich da reagiert hätte.
Norderney ist auf der einen Seite für Anni eine Auszeit, aber auf der anderen Seite muss sie sich dort mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Maria und Anni waren früher beste Freunde, bis etwas passiert ist, dass die Freundschaft entzweit hat. Ich konnte mit beiden sehr mitfühlen. Wenn eine tiefe Freundschaft auf einmal nicht mehr da ist, man sich die ganzen Jahre nicht mehr gesehen und ausgesprochen hat, dann ist es erst einmal nicht einfach.

Sehr schön wurde hier beschrieben, wie sich beide wieder anfreunden, das Band der Freundschaft langsam wieder wächst und dann doch wieder Risse bekommt. Meine Gefühle sind Achterbahn gefahren – ich habe mich mit Maria und Annie gefreut, habe mit ihnen gelitten und einfach nur gehofft, dass sie ihre neue Freundschaft aufrechterhalten können.

Am Ende des Buches findet man die Lieblingssprüche von Annie, die wirklich wunderschön sind. Ganz besonders der Spruch: „Egal wie hell die Sonne scheint – aus dem Schatten treten musst du selbst.“
Wenn wir uns selbst im Weg stehen, dann kann das Leben noch so wunderbar sein – es bringt uns nichts. Wir müssen dafür sorgen, dass es so ist, wie wir es uns vorstellen. Und deswegen müssen wir ganz alleine aus unserem eigenen Schatten treten.

Der Schreibstil ist so toll, dass ich oft dachte ich würde auch am Strand stehen und den Wind im Gesicht spüren. Das Buch berührt die Seele und lässt einen nicht mehr los. Ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen und wollte unbedingt mehr erfahren. Wie geht es mit Annie und Thies weiter? Klappt die Versöhnung zwischen Maria und Annie?

FAZIT:

Eine sehr gelungene Geschichte. Ich möchte auf jeden Fall mehr von der Autorin lesen.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Alice nimmt ihr Leben selbst in die Hand

Hinter Glas
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KLAPPENTEXT:


Wie ein Spiegel ist Alice bisheriges Leben in tausend Scherben zerbrochen. Sie hat die Enge und Stille, die Tyrannei des Großvaters nicht mehr ausgehalten. Und flieht zu Niko, ihrer großen ...

KLAPPENTEXT:


Wie ein Spiegel ist Alice bisheriges Leben in tausend Scherben zerbrochen. Sie hat die Enge und Stille, die Tyrannei des Großvaters nicht mehr ausgehalten. Und flieht zu Niko, ihrer großen Liebe. Von ihm erhofft sie sich Geborgenheit und Halt. Mit ihm verbringt sie einen Sommer voller Freiheit. Doch dann verändert sich alles: Niko ist zunehmend unbeherrscht. Im Moment der größten Verzweiflung gelingt es Alice, sich aus dem Strudel zu befreien.


Julya Rabinowich schreibt mit einer erzählerischen Intensität, wie man sie im Jugendbuch lange gesucht hat. Eindringlich und mit poetischer Kraft schildert sie die Facetten der Gewalt und die Geschichte einer Emanzipation.



MEINUNG:


„Hinter Glas“ ist ein Jugendbuch, das mich auf der ersten Seite schon fesseln konnte.

Alice ist auf einem Flohmarkt, als sie ihren Exfreund Niko wiedertrifft. Vor Schreck lässt sie einen Spiegel fallen der in viele Einzelteile zerbricht. Mit jeder Glasscherbe, die sie aufhebt, erfahren wir mehr von ihrem Leben. Einer Zeit voller Verzweiflung, Gewalt und der Hoffnung auf ein besseres Leben.


Alice hat es wirklich nicht leicht - in der Schule gemobbt und ein Zuhause, dass mehr einem Gefängnis gleicht. Sie hat reiche Eltern, wohl auch alles was man sich wünschen kann, aber glücklich ist sie nicht. Das liegt viel an ihrem Großvater, der es wirklich schafft, die ganze Familie zu tyrannisieren. Alice tut mir wahnsinnig leid und ich kann verstehen, dass sie in Niko ihre „Rettung“ sucht und auch erst einmal findet.

Bei Niko war ich mir nie so sicher, wie ich ihn einschätzen sollte. Auf der einen Seite war er total liebevoll zu Alice, hat immer zu ihr gehalten und ist sogar mit ihr abgehauen. Aber da gibt es dann auch den Niko mit dem anderen Gesicht. Der sich, im Beisein von seinem Kumpel Mick, doch von einer ganz anderen Seite zeigen konnte. Alice ist wieder in der gleichen Situation aus der sie eigentlich fliehen wollte. Niko ist immer öfter unbeherrscht und gewalttätig anderen gegenüber.


Alice macht eine große Verwandlung durch. Sie bricht aus ihrem alten Leben aus, um endlich der Gewalt ihres Großvaters zu entfliehen. Doch nach der ersten tollen Zeit mit Niko, findet sie sich auch hier wieder Gewalt gegenüber. Und Alice schafft auch diesmal den Absprung, was ich wirklich sehr mutig und bewundernswert finde. Ein junges Mädchen, das sich nichts mehr gefallen lässt und ihr Leben in die Hand nimmt.



Sehr Interessant fand ich den Erzähler, der immer,in kursiver Schrift, aufgetaucht ist. Die Zeilen fand ich sehr spannend und wollte unbedingt wissen, wer es ist und was es mit ihm auf sich hat. Das erfährt man aber erst ziemlich zum Schluss, und die Auflösung hat mich doch etwas überrascht.


FAZIT:


Ein wirklich beeindruckendes Buch, das Mut machen soll, aus dem alten Leben auszubrechen, um ein besseres Leben zu leben.


Veröffentlicht am 17.03.2019

Helikopterväter haben es nicht leicht

Läuft bei uns
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«In Gedanken zähle ich die Tage bis zum Ende der Pubertät. Es sind noch viele. Sehr, sehr viele.»

INHALT:

Sebastian Schulz ist alleinerziehender Vater der 14-jährigen Mathilda. Als seine Tochter zum ...

«In Gedanken zähle ich die Tage bis zum Ende der Pubertät. Es sind noch viele. Sehr, sehr viele.»

INHALT:

Sebastian Schulz ist alleinerziehender Vater der 14-jährigen Mathilda. Als seine Tochter zum ersten Mal eine 4 mit nach Hause bringt, ist er entsetzt.
„Warum bringt seine Tochter auf einmal schlechte Noten mit nach Hause? Was steckt dahinter?“

Sebastian lässt sofort alles stehen und liegen und geht auf Ursachenforschung.
Nach kurzer Zeit ist er sich sicher – Mathilda ist hochbegabt und deswegen in der Schule einfach unterfordert.

Doch mit seiner Theorie steht er ziemlich alleine da …

MEINUNG:

Ich muss wirklich sagen, dass Sebastian ziemlich anstrengend gewesen ist. Er ist ein liebevoller Vater, keine Frage, doch schießt er wirklich oft über das Ziel hinaus – ein richtiger Helikoptervater eben. Ich hätte ihn sehr gerne geschüttelt und ihm gesagt, er soll Mathilda endlich mehr Freiraum geben und sie einmal Teenager sein lassen.

Mathilda ist ein normaler Mädchen und mitten in der Pubertät. Da Sebastian so übervorsorglich ist, hat sie es wirklich nicht leicht. Mit einigen Tricks versucht sie sich ihre Freiräume zu schaffen, was aber gar nicht so einfach ist. Mathilda tat mir oft sehr leid und ich habe es bewundert, dass sie ihrem Vater in manchen Dingen so schnell verziehen hat.

Es ist einfach überall das Gleiche, wenn aus den lieben Kleinen plötzlich pubertierende Teenies werden. Da hat man es als Eltern nicht immer leicht und stößt oft an seine Grenzen. Was ist noch in Ordnung? Wo muss ich einschreiten? Und wie viel Freiraum ist gut für mein Kind?

Auch wenn vieles überspitzt geschrieben wurde und ich hoffe, dass auch ein Helikoptervater nicht immer so weit gehen würde, hat mir die Geschichte wirklich sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist sehr flüssig, man fliegt grinsend durch die Seiten und, wie oben schon einmal geschrieben, würde man Sebastian gerne einmal schütteln.

FAZIT:

Der Roman ist humorvoll, man schüttelt über Sebastian sehr oft den Kopf, erkennt sich als Elternteil aber auch wieder.