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Veröffentlicht am 09.07.2023

Liebe erleben

Die Liebenden von Bloomsbury – Vita und der Garten der Liebe
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Vita Sackwall-West ist eine erfolgreiche Schriftstellerin des beginnenden 20. Jahrhunderts. 
Virginia Woolf und sie lernen sich durch einen gemeinsamen Bekannten kennen. Virginia weiß von Vita aufregendem ...

Vita Sackwall-West ist eine erfolgreiche Schriftstellerin des beginnenden 20. Jahrhunderts. 
Virginia Woolf und sie lernen sich durch einen gemeinsamen Bekannten kennen. Virginia weiß von Vita aufregendem Liebesleben und lässt sich auf die, auf sie so faszinierende Frau, ein. Virginia lernt körperliche Liebe kennen, aber muss auch lernen, mit der sprunghaften Vita klarzukommen. Vitas Charakter stellt Virginias Psyche dabei manchmal auf eine harte Probe.

„Die Liebenden von Bloomsbury - Vita und der Garten der Liebe“ ist Band 3 der Bloomsbury-Saga der Autorin Stefanie H. Martin.
Die drei Buchcover sehen sich ähnlich und spiegeln die Zeit ihrer Protagonistinnen wider. 
Ich habe alle drei Bände gelesen. Fiel es mir beim ersten Band noch schwer, der Geschichte und ihren Charakteren folgen zu können, wurde es von Band zu Band besser.
Ich finde, es ist der Autorin außergewöhnlich gut gelungen, die Bloomsburys, die damalige Zeit und vor allem auch die Sprachweise, geprägt durch die Literatur der damaligen Zeit und aufgrund des Intellekts der Bloomsbury, darzustellen. 
Hielt ich den Charakter der Virginia Woolf am Anfang noch für sehr schwierig, entwickelte sich jedoch immer mehr Verständnis für ihr Verhalten. Als unwahrscheinlich sensibler Mensch, mit hoher Intelligenz und ihrer Familiengeschichte wurde ihr Charakter und ihre Psyche geprägt. 
Vita Sackwall-West jedoch ist charakterlich vollkommen verschieden von Virginia, sprunghaft, im Intellekt zwar nicht oberflächlich, aber doch nicht so hinterfragend wie Virginia. 
Stefanie H. Martin hat diese Unterschiede wunderbar dargestellt, indem sie die Hochs und Tiefs in der Beziehung der beiden herausgehoben hat.
Ich finde, auch die allgemeinen Beziehungen der Bloomsburys wurden grandios erklärt. Es mag verwirrend klingen, aber auch sie waren oftmals Sklave der gesellschaftlichen Erwartungen. Umso interessanter fand ich die Ehen der Protagonistinnen, sowohl Virginias, als auch Vitas und Vanessas.

Ich muss sagen, ich fand es von Vorteil, alle drei Bände gelesen zu haben. Ich stelle es mir schwierig vor, der Geschichte zu folgen, wenn man die vorhergehenden Bände nicht gelesen hat.

Alles in allem für mich eine grandiose Reihe über grandiose Frauen der Bloomsbury-Ära, die dem Leser diese Charaktere nahe bringen.
Eine Leseempfehlung für all jene, die gerne historische Romane lesen und an Literatur interessiert sind. Ich würde jedoch empfehlen, alle drei Bände ich chronologischer Reihenfolge zu lesen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.05.2023

Ein Schaf auf Abwegen

Die kleine Ambulanz in Wales
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Holly ist ein Unglücksrabe, wie er im Bilderbuch steht. Erst kämpft sie vergebens um das Leben eines Patienten und wird für seinen Tod verantwortlich gemacht, dann lässt ihr Freund sie eiskalt fallen, ...

Holly ist ein Unglücksrabe, wie er im Bilderbuch steht. Erst kämpft sie vergebens um das Leben eines Patienten und wird für seinen Tod verantwortlich gemacht, dann lässt ihr Freund sie eiskalt fallen, weil er einfach feige und ein Fähnchen im Wind ist.
Holly flüchtet ins raue Wales. Hier scheint ihr Pech ein Ende zu nehmen, doch dann verschwindet Cassie, eine einheimische Teenagerin. Holly muss sich entscheiden, geht sie oder bleibt sie?

Kate Rapp ist mit „Die kleine Ambulanz in Wales“ ein toller Roman über eine Krankenschwester gelungen, die im Sumpf der Londoner Gesundheitssystems droht, unterzugehen. 
Mit ihrem mitreißenden Schreibstil gelingt es ihr, den Lesenden von Anfang an mitzunehmen und das sogar mit einer kleinen Portion Spaß und Ironie. 
Holly ist ein sympathischer Charakter und gerade ihre Liebe zum Schaf Spots und das Band zu den starken, aber eigentümlichen Charakteren Anne und Jane, machen sie super sympathisch. Besonders toll fand ich das Band der Freundschaft zwischen Holly und Dolly. Dolly holt Holly wirklich aus so manchem Tief und ist eine ganz besondere Freundin.
Die Beschreibung der rauen Waliser ist der Autorin auch wunderbar gelungen und bei manch Namen der Bewohner musste ich bspw. an „Der kleine Lord“ denken (Higgins) oder an die Edelsteintrilogie (Bertram), da sich diese dort wiederfinden, zwar meist im anderen Geschlecht, aber dennoch war es für mich auffällig.
Auch der Kampf gegen Klischees war meiner Meinung nach gut abgebildet, ob in der Liebe oder im Aussehen, etc.

Dieses Buch war für mich ein wunderschöner Abstecher ins schöne Wales, der Lust auf mehr macht und mir tolle Lesestunden mit eigenwilligen Charakteren beschert hat.

  • Einzelne Kategorien
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2023

Unfassbares Leid

Der Engel von Warschau
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Warschau in den Wirren des zweiten Weltkriegs - Irena und ihre Kollegen müssen im Sozialamt mit ansehen, wie die Deutschen mit den polnischen Juden umgehen. Verzweifelt versuchen sie Menschen, speziell ...

Warschau in den Wirren des zweiten Weltkriegs - Irena und ihre Kollegen müssen im Sozialamt mit ansehen, wie die Deutschen mit den polnischen Juden umgehen. Verzweifelt versuchen sie Menschen, speziell Kindern, zu helfen und sie vor dem sicheren Tod zu retten. Dabei bringen sie sich oftmals selbst in Gefahr.

„Der Engel von Warschau - Irena Sendler - Für die Rettung der Kinder riskierte sie ihr Leben“ von Lea Kampe ist ein schockierendes Buch über die Vernichtung der Juden unter dem NS-Regime.
Schockierend und mit historischen Zahlen und Fakten belegt, schildert Lea Kampe die verzweifelten Hilfsversuche Irena Sendlers und ihrer Kollegen und Freunde.
Von der ersten Seite an lernt erzählt die Autorin sowohl aus der Sicht Irenas, als auch aus Sicht des Gouverneurs von Warschau (ein Deutscher) als auch aus der Sicht des Vorsitzenden des Judenrates. Jede Sichtweise spiegelt ihre eigenen (Un-)Wahrheiten wieder und hat so manches Mal für einen Gänsehautmoment gesorgt.
Ich bin leider manchmal etwas verwirrt gewesen, weil die Handlung doch sehr viele Personen enthielt, sodass ich immer mal kurz überlegen muss, wer jetzt wer ist und wo er/ sie ist.
Besonders gefallen hat mir am Ende das Nachwort. Hier gab die Autorin noch einige Erklärungen zur Authentizität der Figuren ab, was ich wirklich interessant fand.

Alles in allem eine schockierende Geschichte, aus der Leser aber viel mitnehmen können und auch viel historisches Lernen! Schockierend ehrlich geschrieben, lernt man wunderbare Personen kennen, aber auch gleichzeitig fanatische Menschen, bei denen man an ihrer Intelligenz zweifelt…. Ein spannendes Buch über deutsche, polnische und jüdische Geschichte!

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 15.05.2023

Gegen allen Widerstand

Spuren einer fernen Zeit
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Die junge Sophie von Mayden liebt die Paläontologie. Stundenlang kann sie vor dem riesigen Diplodocus longus Skelett im Senckenberg Museum in Frankfurt stehen und von einem Studium dieser Wissenschaft ...

Die junge Sophie von Mayden liebt die Paläontologie. Stundenlang kann sie vor dem riesigen Diplodocus longus Skelett im Senckenberg Museum in Frankfurt stehen und von einem Studium dieser Wissenschaft träumen. 
Als sie die Möglichkeit erhält, im Senckenberg Museum mitzuarbeiten, erfüllt sich für Sophie ein riesiger Wunsch, die Arbeit an Zeugen der Urzeit. Als sie dann auch noch mit ins ferne Afrika darf, scheint sie erreicht zu haben, wovon sie immer geträumt hat. Doch auf Schritt und Tritt verfolgen sie die Vorurteile gegenüber ihres Geschlechts und ihrer Herkunft. Sophie versucht dennoch diesen zu trotzen!

Birgit Borchert ist es mit „Spuren einer fernen Zeit“ gelungen, einen spannenden historischen Roman zu schreiben. Ihre metaphorische Schreibweise konnte mich vom ersten Moment an mitziehen. 
Mit Sophie von Mayden und auch ihrer Schwester Charlotte lernen die Lesenden zwei junge, selbstbewusste Frauen kennen, die ihrer Zeit weit voraus sind. Sophies Ansichten zur Bildung und auch zu ihrem Stand sind modern, vorbildlich und richtungsweisend. Als Gegensatz dazu sehe ich jedoch das Cover, denn es wirkt auf mich etwas verstaubt und verkauft sich damit unter Wert.
Sophies Sturkopf begegnet dem Leser auch in vielen Momenten. Oftmals konnte ich diesen Charakterzug nachvollziehen, doch in einigen Momenten machte diese Art es auch etwas schwierig.
Dieses Buch ist spannend geschrieben, so fiebert man von der ersten Seite an mit, ob Sophie nun zum Studium zugelassen wird oder nicht. Ebenso spannend sind die Handlungsstränge um Paul und Sophie, als auch um Sophies Reise ins ferne Afrika.
Interessant finde ich die Charaktere, die Sophie auf ihrem Weg begleiten. Da sind ihre Mutter, ihre Schwester und Teile der Gesellschaft mit ihren verstaubten Ansichten, was eine Frau tun darf und muss und was nicht. Da sind aber gleichzeitig aufgeklärte Charaktere, wie z.T. ihr Vater, Professor Kayser, der junge Richard, Rachel etc.. Ich finde gerade diese Personen machen die Handlung auch recht erfrischend. Gleichzeitig machen all diese Charaktere die Handlung auch authentisch.
Das Ende kommt dann relativ schnell und vielleicht ein bisschen zu kitschig, aber das war für mich persönlich kein Problem, denn ich empfand es als Krönung einer tollen Geschichte, die den Lesenden auch Vieles über Geschichte lehrt (und Geologie und Paläontologie).

Für mich ein absolut lesenswertes Buch mit erfrischenden Charakteren, authentischem historischen Hintergrund, welches mir viel Lesespaß bereitete.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 07.05.2023

Liebe am Gardasee

Das Mädchen im Zitronenhain
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Vicki ist ein Mädchen aus gutbürgerlichem Haus, was es ihr ermöglicht ein Kunststudium zu absolvieren. Im Rahmen dessen fällt ihr ein Gewinnspiel in die Hand. Mit der festen Absicht, ins Paris der 1950er ...

Vicki ist ein Mädchen aus gutbürgerlichem Haus, was es ihr ermöglicht ein Kunststudium zu absolvieren. Im Rahmen dessen fällt ihr ein Gewinnspiel in die Hand. Mit der festen Absicht, ins Paris der 1950er Jahre zu fahren, nehmen sie und ihre Freundin daran teil. Doch statt nach Frankreich verschlägt es die jungen Frauen an den Gardasee. Hier weckt nicht nur der Zauber der blühenden Zitronenbäume Vickis Interesse. Sie träumt davon, dass Grandhotel, in dem die Mädchen logieren, aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken.

„Das Mädchen im Zitronenhain“ von Antonia Brauer erzählt von einer großen Liebe am Gardasee. Schon das Cover versprüht einen gewissen Charme von traumhafter Urlaubskulisse.
Der Titel des Buches ist rückblickend nur rudimentär mit der Geschichte verbunden, da dies für mich nur kurz am Anfang eine Rolle spielte.
Antonia Brauer schafft es, ihre Protagonistin lebenslustig und energiegeladen zu beschreiben. Vicki ist eine Frau, die es schafft aus jeder Situation das Beste zu machen und bedient sich dabei auch oft an List und Charme. Ihr gelingt es auch immer wieder ihren Vater um den Finger zu wickeln, was die Absolvierung ihres Kunststudiums beweist.
Antonio ist lebenslustig, aufgeschlossen und doch in gewisser Weise konservativ. Er ist auch bekannt als eine Art Herzensbrecher, was mir aber erst im vorletzten Teil des Buchs so richtig bewusst wurde.
Das Buch spielt in verschiedenen Perspektiven. Es beginnt mit der Perspektive der Gegenwart der 1950er Jahre und wechselt immer wieder in die Zeit des 2. Weltkriegs und die Erlebnisse von Vickis Familie in dieser Zeit. Im weiteren Verlauf ist die Perspektive der endenden 1950er Jahre die Vergangenheitsperspektive und die der beginnenden 1960er Jahre die Gegenwart.
Ich finde Antonia Brauer hat mit Vicki eine offene, fortschrittliche und mutmachende Figur geschaffen, was dem ganzen Buch Fröhlichkeit verleiht.
Durch die Rückschläge, die das Grandhotel immer wieder erleiden muss, bleibt es in gewissem Maße auch immer spannend, weil es immer einen Ausweg zu suchen gilt. 
Die Beschreibung der Rückschläge war immer sehr interessant, allerdings fand ich die Bewältigung war immer sehr oberflächlich beschrieben. Dafür, dass die Familie Baur immer sehr viele Schulden hatte, bewältigten sie das Ganze finanziell immer sehr schnell, wie auch immer das möglich war.
Auch bin ich im mittleren Verlauf des Buches zwischen dieses zeitlich doch recht kurzen Zeitsprüngen immer mal durcheinander gekommen und musste zurückblättern, um rauszufinden, in welchem Zeitabschnitt ich denn nochmal gerade bin.

Alles in allem ist der Autorin aber ein fröhlicher Wohlfühlroman gelungen, der es schafft, den Lesenden gedanklich an den Gardasee reisen zu lassen. Vor allem die Protagonistin Vicki Baur versprüht dabei Lebenslust, Charme und wirkt als Vorbild für junge, selbstbewusste Frauen der 1950er/60er Jahre.

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