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Veröffentlicht am 23.11.2022

„Eine zum Leben erwachte Legende war sie.“

Die Meerjungfrau von Black Conch
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"Die Meerjungfrau von Black Conch" ist eine märchenhafte Geschichte, die von Liebe, Gier, großer Einsamkeit, Eifersucht und der Verbannung auf Ewigkeit handelt.
Der 65-jährige David Baptiste schreibt ...


"Die Meerjungfrau von Black Conch" ist eine märchenhafte Geschichte, die von Liebe, Gier, großer Einsamkeit, Eifersucht und der Verbannung auf Ewigkeit handelt.
Der 65-jährige David Baptiste schreibt in seinem Tagebuch lebendig von seinen Erinnerungen an den Sommer 1976, als er sich in eine Meerjungfrau wie aus einer anderen Zeit verliebte. Auch die Meerjungfrau Aycayia gibt kurze Einblicke in ihre Gedanken, die wie ein lyrischer Singsang klingen. Abgesehen von diesen beiden Ich-Perspektiven, wird die Geschichte in elf Kapiteln überwiegend aus distanzierter Sichtweise erzählt, was den anderen Figuren, wie der resoluten Miss Rain und ihrem gehörlosem Sohn, genügend Raum gibt.

Der Schreibstil ist eigenwillig und originell - manchmal etwas derb, manchmal poetisch. Die Übersetzerin schreibt in einer Nachbemerkung von dem besonderen Klang und der Herausforderung der Dialekte bei der Übersetzung. Das macht die Geschichte besonders, erfordert aber Konzentration bei Lesen.
„Sie war zu mir gekommen, um mir beizubringen, wie ich mein Herz gib und nicht bloß mein Gemächt, wie ich ein besserer Mensch werde als vorher. Ich war hin und weg von ihr und hatte auch Schiss, denn die war nicht zufällig eine Meerfrau geworden.“

„Meerjungfrauen gibt es nicht, oder? Sind das nur Legenden, Überlieferungen, Überbleibsel aus alten Zeiten?“ Solche Sätze tragen diese Geschichte spielerisch in die Moderne, im Kontrast zu dem mystischen Fluch, der 1976 die karibische Insel und Black Conch heimsucht. Die Autorin hat sich von Ernst Hemingway, Gabriel García Márquez und Pablo Nerudas inspirieren lassen, wie sie in einer Nachbemerkung erläutert. Diese vielseitige Mischung und die steigende Spannung haben mir am besten gefallen. Die bildhaften Beschreibungen und Einblicke in Davids Gefühlswelt, die Gedanken dazu, warum Frauen sich gegenseitig Leid zufügen und die kleinen Wendungen und Vorahnungen, die aus dem Ende kein Geheimnis machen.

Fazit: Ein außergewöhnlicher Roman, gefühlvoll, mystisch, feministisch und mitreißend geschrieben. Aus meiner Sicht sehr lesenswert. Ich werde die Geschichte nicht so schnell vergessen.

Veröffentlicht am 23.11.2022

Heilsame Reise der Akzeptanz und Hoffnung

Der Klang von Licht
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„Das Leben war wie ein Gemälde. Der Lauf der Zeit formt die Gegenwart zu einem Bild der Vergangenheit, die ihre volle Wirkung erst entfaltete, wenn wir ausreichend weit zurücktraten und das Gemälde aus ...

„Das Leben war wie ein Gemälde. Der Lauf der Zeit formt die Gegenwart zu einem Bild der Vergangenheit, die ihre volle Wirkung erst entfaltete, wenn wir ausreichend weit zurücktraten und das Gemälde aus der Ferne in seiner Ganzheit betrachteten. Erst dann ergab alles auf einmal einen Sinn.“

In dieser poetisch verdichteten Erzählung geht es um drei tragische Schicksale, Zerrissenheit und die Sehnsucht nach Identität und Familie. Clara Maria Bagus führt ihre Figuren gefühlvoll auf eine heilsame Reise der Akzeptanz und Hoffnung. Auch Suizid spielt eine Rolle, was ich als Triggerwarnung erwähnen möchte.
Die meisten Kapitel sind Jean-Pierre gewidmet. Als erfolgreicher Oberarzt, leitet er die Notfallstation. Schließlich muss er eine berufliche Niederlage verkraften, die er sich nicht erklären kann. Mit der aufkommenden Unsicherheit kann Jean-Pierre nicht umgehen. Bisher oberflächlich und ignorant, muss ich sich seiner inneren Leere stellen. Des Weiteren spielt Juliette eine wichtige Rolle, die mit acht Jahren ihre Mutter auf traumatische Weise verlor. Neben anderen entscheidenden Nebenrollen im Figurenensemble gibt es die lebensfrohe Virginie: eine einfühlsame Frau, die stets die richtigen Worte findet. Was all diese Personen verbindet, sind nicht nur die Kraniche, die sie eines abends im Silber des Mondlichts zu erkennen glauben, sondern ihre Lebenswege sind miteinander verstrickt. Sie alle spüren den Umbruch. Zudem hat Clara Maria Bagus eine durchaus unbeliebte Figur eingeführt, die als stiller Beobachter fungiert, wenn es angemessen scheint, zu Wort kommt, ja sogar eingreift und schließlich mit Prolog und Epilog die Geschichten all dieser Figuren wie eine sanfte Umarmung umschließt. Das fand ich großartig inszeniert und es war zu keiner Zeit vorhersehbar.

"Der Klang von Licht" zeichnet sich durch viele Erkenntnisse aus, die beim Lesen zum Nachdenken anregen. Wer es liebt, Zitate rauszuschreiben, wird hier sehr reichhaltig bedient. Ob Einblicke in die unsichtbare Welt, in der Menschen leben, die mit ihren Ängsten und Sorgen allein sind oder die Schwierigkeit den Wandel anzunehmen, statt uns selbst und andere „in unsere Vorstellungen von uns einzusperren.“ Weise Worte und kluge Gedanken, wie man sie auch in zahlreichen Sachbüchern lesen kann, während in diesem Roman die Figuren einen Prozess durchlaufen, der aus diesen sonst so seelenlosen Sprüchen erst eine Wahrheit entstehen lässt.
Geschrieben mit einer Bildhaftigkeit, die beeindruckt: „Der Duft der Nacht tropfte durch die geöffneten Fenster und ließ die Vorhänge wie Wolken tanzen.“ Clara Maria Bagus geht über die Weltbilder in unseren Köpfen und das, was wir als real begreifen, hinaus, und webt eine Wärme für das Gemüt und eine erhellende Frische für den Geist. Fand ich sogar stärker als den Vorgänger „Die Farbe von Glück“. Eignet sich wunderbar für eine Leserunde.

Veröffentlicht am 23.11.2022

Über die Kostbarkeit von schönen Erinnerungen

Wenn die ganze Welt ...
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"Wenn die ganze Welt…" ist ein bezauberndes Bilderbuch für Kinder und Erwachsene, indem ein Mädchen sich liebevoll an ihren Großvater erinnert und künstlerische Erinnerungen schafft, als Form der Trauerbewältigung. ...

"Wenn die ganze Welt…" ist ein bezauberndes Bilderbuch für Kinder und Erwachsene, indem ein Mädchen sich liebevoll an ihren Großvater erinnert und künstlerische Erinnerungen schafft, als Form der Trauerbewältigung. Sie kreiert sich ein Meer aus angenehmen Gefühlen und Wünschen, um all die wertvolle Zeit zu bewahren, die sie mit ihrem Großvater verbracht hat.

Joseph Coelho ist es gelungen, mit wenigen poetischen Worten eine besondere Atmosphäre zu schaffen, die Dankbarkeit und Liebe ausdrückt und zu keiner Zeit deprimierend ist, sondern angenehm tröstlich. Ganz sanft führt er uns durch die Jahreszeiten und verschiedene Erinnerungen, voller Lebensfreude und Neugier. Er bietet Einblicke in die indische Kultur, bricht Klischees auf und vermittelt ganz nebenbei wertvolle Botschaften, zum Beispiel darüber wie schön es ist, etwas Selbstgemachtes geschenkt zu bekommen. Auch wenn Trauer und Tod Themenschwerpunkte dieser Geschichte sind, spielen Kunst, Kreativität und Geschichten eine entscheidende Rolle, weil es dem Mädchen hilft, mit ihrer Trauer umzugehen. „Wenn die ganze Welt…“ ist dabei ein wiederkehrender Gedanke, der das weite Weltall, die Natur, Träume und Geschichten miteinbezieht.

Allison Colpoys hat mit großen Pinselstrichen die harmonischen Bilder zu dieser Geschichte illustriert und eine einzigartig farbenfrohe Bilderwelt geschaffen, in der Blau, Gelb und Rot vorherrschen. Sie laden zum Träumen und Verweilen ein. Manche Doppelseiten sind wie Suchbilder und es verstecken sich viele Tiere zwischen bunten Blumen. Besonders der feinfühlige Umbruch hat mir gut gefallen, bei der auf einer Doppelseite das einzige Mal die Trauer und der Tod ganz direkt aufgegriffen werden und dem Mädchen eine Träne von der Wange läuft.

Eines der schönsten Bilderbücher zum Thema Trauer und Tod in der Kinderliteratur, das ich bisher gelesen habe. Künstlerisch, liebevoll und lebensbejahend, weshalb Kinder und Erwachsene gleichermaßen etwas aus der Geschichte für sich mitnehmen können.

Veröffentlicht am 27.10.2022

Sehr empfehlenswertes Bilderbuch

Der kleine Frosch will schwimmen gehen!
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Der kleine Frosch spürt den kommenden Frühling und erwacht aus seiner Winterstarre. Überglücklich verlässt er seine gemütliche Bodenbehausung und möchte nun endlich, endlich schwimmen gehen. Doch der See ...

Der kleine Frosch spürt den kommenden Frühling und erwacht aus seiner Winterstarre. Überglücklich verlässt er seine gemütliche Bodenbehausung und möchte nun endlich, endlich schwimmen gehen. Doch der See ist zugefroren. Auf der Suche nach einer Lösung liefern dem kleinen Frosch die unterschiedlichsten Waldbewohner einige Anregungen. Maus, Schneehase, Amsel und Wildschwein haben ihre ganz eigenen Ideen für Spaß im verschneiten Winterwald. Und auch, wenn der kleine Frosch sich nicht überzeugen lässt, probiert er alles aus und ist damit auf dem besten Weg, für sein Problem eine ganz eigene Lösung zu finden.

Text und Illustrationen ergänzen sich sehr harmonisch. Über viele Bilder mussten wir sehr schmunzeln und die Geschichte nimmt ein vergnügliches Ende. Die Handlung ist einfallsreich, bietet Abwechslung und der Text lässt sie stolperfrei vorlesen. Auf jeder Seite gibt es Details zu entdecken, wie kleine Frühlingsboten oder ein verstecktes Tier, das auf seinen Auftritt wartet. Ganz am Schluss finden sich Sachinfos über Tiere im Winter.

Pina Gertenbach hat einen sehr süßen Frosch entworfen. Schon das tolle Cover macht Lust auf die Geschichte, wenn man den kleinen Frosch mit seinen Schwimmflügeln sieht, wie er unsicher auf das Eis tritt. Als besonders aktive Hauptfigur animiert der kleine Frosch zum Mitmachen und begeistert als Sympathieträger mit genial witziger Mimik und seiner unerschütterlichen Beharrlichkeit.

Optimistisch und lösungsorientiert enthält die Geschichte wertvolle Botschaften und inspiriert dazu, aus einer verzwickten Situation das Beste zu machen. Ein ganz wundervolles Bilderbuch für Groß und Klein, das zum mehrmaligen Lesen einlädt und mit einer tollen Geschichte und liebevollen Illustrationen überzeugt. Nicht nur für Froschfans, sondern für alle, die Bilderbuchgeschichten mit Herz und Verstand lieben.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 18.10.2022

Tolles Sachbuch für jedes Alter

Die verborgenen Zeichen der Natur
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„Alles was wir tun müssen, ist mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.“

In diesem Bilderbuchschatz geht es kreuz und quer durch alle Jahreszeiten und Vegetationen, rund um den Globus. Neben vielen ...

„Alles was wir tun müssen, ist mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.“

In diesem Bilderbuchschatz geht es kreuz und quer durch alle Jahreszeiten und Vegetationen, rund um den Globus. Neben vielen Infos über die Naturvielfalt und unterschiedlichste Tierarten auf der ganzen Welt, erfährt man was uns Tiere, Pflanzen, der Mond, die Wolken, das Wasser, die Sterne und die Sonne über das Wetter, die Himmelsrichtung und die Zeit verraten. Man lernt, durch aufmerksames Beobachten die Zeichen der Natur zu deuten. Wie erkenne ich im Wald, ob es bald regnet? Wann sagen Wolken einen Sturm voraus? Wie orientiere ich mich im Schnee? Wie finde ich Wasser in der Wüste? Was verrät ein Baumstumpf über die Vergangenheit? Gemeinsam mit einem Jungen und einem Mädchen, die durch die Wüste, den Dschungel, Wälder und Schneegebiete wandern oder auf dem Wasser unterwegs sind lädt jede illustrierte Doppelseite zu einer neuen Erkundung ein.

Mir hat die liebevolle Gestaltung sehr gefallen. Angenehme Schriftarten, beeindruckende Illustrationen mit vielen Details und die Textmenge ist ideal - nicht überfordernd und einem Muster folgend. Für meine Kinder war absolut alles spannend und faszinierend, weil der praktische Anteil hoch ist und gleich in der Natur selbst erforscht werden kann. Mir hat besonders der langsame Tanz der Sonnenblume gefallen. Das wusste ich noch nicht und mich hat auch das schöne Meer aus Sonnenblumen mitten in Italien in Urlaubsstimmung versetzt. Im Glossar sind noch einmal alle Begriffe erklärt und am Ende gibt es weitere Sachbuchempfehlungen für Naturentdecker.

Fazit: Ein wunderschönes Bilderbuch für jedes Alter, was dabei hilft, die Natur besser zu verstehen. Es ist nicht als Überlebenshandbuch gedacht, sondern sensibilisiert, die Natur mit allen Sinnen zu erkunden. Eine absolute Empfehlung für alle, die schöne Illustrationen lieben und neugierig durch die Welt gehen.