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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2023

Ermittlungen in der Seniorenresidenz

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
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Im Fokus dieses Romans steht die 87-jährige Florence Butterfield. Im Verlauf erfährt man rückblickend einiges über ihr bewegtes Leben: ihre vielen Reisen, ihre Männer, ihre Leidenschaften, wie sie über ...

Im Fokus dieses Romans steht die 87-jährige Florence Butterfield. Im Verlauf erfährt man rückblickend einiges über ihr bewegtes Leben: ihre vielen Reisen, ihre Männer, ihre Leidenschaften, wie sie über sich selbst denkt, warum sie ihr linkes Bein verlor und ihre kleinen Geheimnisse. Florries Wesen ist heiter, ehrlich und zurückhaltend - man muss sie einfach mögen, so authentisch und warmherzig ist sie. Das war leider das einzige, was mich bei der Geschichte motiviert hat, weiterzulesen. Alles ist etwas ausschweifend und Florrie driftet oft mit ihren Gedanken in die Vergangenheit ab, aber sie möchte auch herausfinden, wer versucht hat, die Heimleiterin Renata Green zu töten. Ihre Mittel dafür sind begrenzt und so berufen sich diese auf die altmodische, analoge Art. So richtig spannend wird es aber nicht und das Ambiente der Seniorenresidenz Babbington Hall konnte mich auch nicht mitreißen. Obwohl Florence im Mittelpunkt steht, ist die Geschichte in der dritten Person geschrieben, konzentriert sich aber auf Florence Sichtweise. Die angenehm, achtsame Erzählweise ist einer alten Dame würdig und dabei heilsam unterhaltsam. In der zweiten Hälfte wird man zunehmend neugierig auf das Ende. Dieses ist zwar nachvollziehbar, aber plätschert ebenso vor sich hin.

Eher für Leser:innen, die eine beruhigende Lektüre suchen, sich an detaillierten Ausschweifungen nicht stören, und die keine aufwühlende Spannung suchen, aber Krimis und Geheimnisse mögen.

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Fressen oder gefressen werden

Heartbreak
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Die erste Hälfte hat mit sehr gefallen. Marie bekommt viel Tiefe und man erhält ungeschönt Einblicke in die Gedanken einer depressiv erkrankten Frau mit schwachem Selbstwert, die, von Scham- und Verpflichtungsgefühl ...

Die erste Hälfte hat mit sehr gefallen. Marie bekommt viel Tiefe und man erhält ungeschönt Einblicke in die Gedanken einer depressiv erkrankten Frau mit schwachem Selbstwert, die, von Scham- und Verpflichtungsgefühl gehemmt, keine Grenzen setzten kann - vor allem nicht gegenüber ihrer Mutter. Mit der Lieblingsserie als „Einschlaf-Tee fürs Hirn“ und dem „Flammenbeispiel“ als Beschreibung für das Gefühl, wenn man absurde Wartezeiten auf einen Therapieplatz hinnehmen muss, trifft Tarkan Bagci ins Schwarze und macht Depressionen und Panikattacken für Nichtbetroffene greifbarer. Auch die therapeutischen Tipps, die Marie umzusetzen versucht, fand ich gut eingearbeitet. Ihre Figurenentwicklung wirkte auf mich authentisch, auch wenn ich den Eindrucke hatte, dass dies im letzten Drittel etwas nachließ.
Tom ist neben Marie oberflächlich gezeichnet. Insgesamt erscheint mir das zwar passend, aber trotzdem hätte ich mir auch für Tom mehr Substanz gewünscht. Er feiert als Musiker und Influencer Erfolge, soll nun als Schauspieler durchstarten und gemeinsam mit Hund Bello vor der Kamera stehen. Dazu gibt es Lektionen aus dem Business und immer wieder klingt Kritik durch, denn eigentlich möchte Tom nur Musik machen, was besonders deutlich wird, als er mit dem jungen Simon über die Wahrnehmung von Musik spricht.

Marie leidet unter der Ungewissheit, weil ihr Freund sich nicht mehr meldet. Tom erlebt ein Desaster und das Schicksal führt die beiden in der Toskana zusammen. Ab dieser Stelle nimmt die Geschichte immer mehr einen komödiantischen Verlauf und ließ die anfängliche Intensität und Glaubwürdigkeit vermissen. Ein Buch voller Themenvielfalt, denn es geht um Einsamkeit, Egoismus, Gerechtigkeit, Rache, Rücksichtslosigkeit und natürlich gebrochene Herzen.

Insgesamt konnte mich "Heartbreak" als sehr gut lesbare Lektüre aber humorvoll unterhalten. Für alle, die nach einer kurzweiligen Liebesgeschichte mit Tiefsinn und humorvoller Leichtigkeit suchen.

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Veröffentlicht am 23.09.2023

Spiel mit Erwartungen

Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
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"Der Trip" beginnt sehr vielversprechend und packend. Ein Ehepaar freut sich auf den Urlaub in Frankreich, doch eine Wildunfall bremst sie wortwörtlich aus. Als ihnen Hilfe angeboten wird, nehmen sie ...


"Der Trip" beginnt sehr vielversprechend und packend. Ein Ehepaar freut sich auf den Urlaub in Frankreich, doch eine Wildunfall bremst sie wortwörtlich aus. Als ihnen Hilfe angeboten wird, nehmen sie diese dankend an und verschwinden spurlos. Zwei Jahre später bringt eine brutale Mordserie in Norddeutschland die Soku Camping hervor. Bereits fünf Menschen wurden auf Camping- oder auf Wohnmobilstellplätzen brutal getötet. Evelyn ist forensische Psychologin und unterstützt die Soku mit ihrem Fachwissen. Sie ist eine Einzelgängerin, seit ihr Bruder Fabian und seine Frau vor zwei Jahren spurlos verschwunden sind. Ermittler Tillmann ist ein guter Freund und ehemaliger Geliebter. Auf einem Phantombild des Täters glaubt Evelyn ihren Bruder zu erkennen. Ist er etwa der Camping-Killer?

Arno Strobel spielt in diesem Psychothriller mit dem Wunsch zu erfahren, was mit geliebten, vermissten Personen passiert ist. Dafür stehen nur wenige handelnde Personen im Zentrum des Geschehens. Trotzdem gibt es falsche Fährten und man fragt sich eins ums andere mal, wer hier eigentlich lügt. Evelyn ist dabei authentisch „durch den Wind“ und kann kaum mehr ihr psychologisches Fachwissen anwenden - schon gar nicht bei sich selbst. Immer mehr Details, die ans Licht kommen, lassen sie an ihrem Verstand zweifeln und zeigen, dass man bei einer persönlichen Verstrickung in einem Fall unmöglich objektiv bleiben kann. Sehr auffällig ist der Kniff am Anfang, wahrlich gerissen wird mit den Erwartungen des Lesers gespielt, die dann nicht so erfüllt werden, wie gehofft. Denn der Thriller läuft in eine ganz andere Richtung. Insgesamt bietet Strobel gute Unterhaltung. Stets wird Neugier geweckt und man will wissen, wie es weitergeht. Dabei bewegt sich die Handlung ungewöhnlich gedrosselt linear voran, während eingeschobene Kapitel aus der Perspektive des Täters erzählen. Leider bremst diese einfach gehaltene Struktur die Spannung aus. Wie in einem endlosen Kreis dreht sich alles um Evelyn, ihren Bruder und ihren Freund Tillmann, weshalb auch die Auflösung eher enttäuschend war. Nicht Strobels beste Performance, aber trotzdem unterhaltsam und gut geschrieben.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Solider Auftakt mit Potential für Fortsetzungen

Die Legende des Phönix, Band 1: Dunkelaura
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„Entscheidend ist, wie wir selbst uns sehen.
Nur das macht uns außergewöhnlich.“

Die Legenden um den Phönix sind mystisch und faszinierend. Er hat sich für die Menschheit geopfert. Darin begründet die ...

„Entscheidend ist, wie wir selbst uns sehen.
Nur das macht uns außergewöhnlich.“

Die Legenden um den Phönix sind mystisch und faszinierend. Er hat sich für die Menschheit geopfert. Darin begründet die geheime Phönixallianz, ausgestattet mit unterschiedlichen Superheldenkräften, den Kampf gegen die Rouges, die Menschen ihr Licht rauben, die dann selbst zu grausam zobieartigen Kreaturen werden.

Eden hat einen sehr sympathischen und klugen Charakter. Sie engagiert sich als Trainee ehrenamtlich im Youth Center und arbeitet mit Jugendlichen, die aus armen und kriminellen Familien kommen. Sie träumt vom College und sorgt für ihren kranken Vater. Doch dieses Leben scheint vorbei, als sie von Rouges angegriffen wird und sich als Phönixkriegerin entpuppt, die ihre Ausbildung in Little Meadows beginnt. Mit ihrer Empathie und dem neutralen Blick eines Neuankömmlings, ist sie ein großer Gewinn für die Gruppe. Spannend fand ich hier die ethische Frage, die Eden aufwirft, weil sie nicht gegen die Rouges kämpfen will. Sie übt Kritik an der Ausübung und Vorgehensweise der Phönixkrieger. Doch das ist in den Augen von Kane und der Anführerin Una ihre größte Schwäche. Dabei möchte Eden nur dazugehören und in die Phönixallianz aufgenommen werden.

Die Beziehung zu Kane gestaltet sich vorhersehbar, in einem Auf und Ab der Gefühle. Von kühl und abweisend, bis anziehend und freundschaftlich, obwohl beide zugeben, dass sie sich mögen. Man hat nämlich Einblicke in beide Perspektiven, was ich sehr gelungen fand. So ließen sich diese widersprüchlichen Gefühle glaubhaft nachvollziehen. Meine Lesemotivation bestand vor allem darin, zu erfahren, wie es mit Eden weitergeht, warum sie eine Phönixkriegerin ist und welche Kräfte sie erhält. Ihre Eingewöhnung in die Gemeinschaft der Phönixkrieger erinnerte manchmal an eine Daily Soap, wie der Charakter Aaron im Buch selbst so treffend feststellt. Über mehre hundert Seiten verliert die Story an Tempo, wie das manchmal bei Reihenauftakten ist, wo sich viel Zeit für die Einführung der Charaktere genommen wird und sich nach und nach entschlüsselt, worum es eigentlich geht. Dadurch steckt man sehr in Edens Figur, für die auch alles neu ist und erst mit der Zeit einen Sinn ergibt.

Insgesamt war mir die Fantasy-Komponente aber noch zu schwach. Es finden sich zudem viele bekannte Motive und es wird auf Altbewährtes zurückgegriffen, das funktioniert, wie die Lovestory zwischen Eden und Kane zeigt. Trotzdem gibt es aber ein paar Wendungen, die sich nicht im Detail erahnen lassen, viele Interessante Ideen und besonders im letzten Drittel zieht das Tempo an und macht große Lust auf die Fortsetzung, die mehr nach meinem Geschmack sein könnte.

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Veröffentlicht am 08.06.2023

Mehr Familiendrama als Thriller

Die Verborgenen
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Ein Eindringling, Phrogger genannt, wohnt unbemerkt im Haus der Familie Hoffmann - doch er hinterlässt Spuren und treibt ein Spiel mit den Bewohnern, indem er Gegenstände verschwinden lässt, gekonnt manipuliert ...

Ein Eindringling, Phrogger genannt, wohnt unbemerkt im Haus der Familie Hoffmann - doch er hinterlässt Spuren und treibt ein Spiel mit den Bewohnern, indem er Gegenstände verschwinden lässt, gekonnt manipuliert und Zwietracht sät. Dadurch bröckelt die Fassade der Familie und legt intime Geheimnisse frei.
Eine beklemmende Vorstellung, wie ein heimlich Gast in die scheinbar sichere Privatsphäre eindringt, sich am Kühlschrank bedient und die Habseligkeiten durchwühlt. Linus Geschke hat diese angespannte Atmosphäre lebendig werden lassen, was den Thriller so reizvoll macht. Hier warten einige Gänsehaut-Momente, in einer befremdlichen Du-Perspektive. Der Phrogger scheint es zu dem auf die siebzehnjährige Tabea abgesehen zu haben. Parallel ist gerade ein Mädchen in ihrer Jahrgangsstufe spurlos verschwunden. Wer ist der Phrogger? Treibt ihn ein persönlicher Groll? Was ist mit dem Mädchen passiert?
Erzählt wird u.a. aus der Ich-Perspektive der Familie Hoffmann. Geschke nimmt sich Zeit, die Protagonisten vorzustellen und eröffnet ihre intimsten Geheimnisse. Im weiteren Verlauf kommen mehr Protagonisten hinzu und es wird klar, es geht hier nicht vordergründig um Phrogging. Das familiäre Drama rückt zunehmend in den Fokus, bis schließlich alle losen Fäden zusammenlaufen. Der Erzählstil bietet dabei angenehme Abwechslung.
Insgesamt konnte mich "Die Verborgenen" aber nicht so richtig packen. Für meinen Geschmack war es zu konstruiert, die Protagonisten wirken wie Statisten. Das große Finale war spannend inszeniert, ließ mich aber mit ein paar Fragen zurück.

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