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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2022

Spannende mediale Inszenierung in kleinem Kreis

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Die Emer-Murphy-Serie 1)
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Poppy ist ein Kinderstar auf Instagram. Ihre Eltern profitieren von der Berühmtheit ihrer Tochter durch Werbedeals und veröffentlichen ihre Kindheit schonungslos im Internet. Dabei gibt es auch Kritik, ...

Poppy ist ein Kinderstar auf Instagram. Ihre Eltern profitieren von der Berühmtheit ihrer Tochter durch Werbedeals und veröffentlichen ihre Kindheit schonungslos im Internet. Dabei gibt es auch Kritik, dass Poppy nicht normal und sicher aufwachsen kann. Erst als ein Stalker in ihr Leben tritt und Poppy entführt wird, tun sich Abgründe auf, die zuvor verborgen waren und ihre Mutter Lotte, muss sich ihre Vergangenheit stellen.

Erzählt wird aus den unterschiedlichen Perspektiven der Ermittlerin Emer Murphy, Poppys Mutter Lotte Wiig und deren Schwiegermutter Marie Wiig. Der Entführungsfall entwickelt sich langsam und bleibt bis zum Schluss unvorhersehbar. Gut platzierte Hinweise und Ermittlungserfolge, ergeben ein stimmiges Bild. Das ganze wird abgerundet mit Kommentaren auf dem Blog und im Pädophilenforum. Private Details der Figuren machen die Story langatmig, besonders wenn es um den Schicksalsschlag und die Medikamenteneinnahme von Emer Murphy geht. Das strapazierte meine Geduld, die aber schlussendlich mit einigen überraschenden Wendungen und einem überzeugendem Ende belohnt wurde.

Fazit: Eine entwicklungsreiche Story, die Geheimnisse und Traumata entblättert, während die Gefahren medialer Präsenz von Kindern, die keine Chance haben, sich dagegen zu entscheiden, aufgezeigt werden. Entwickelt sich langsam, überzeugt aber mit wendungsreichem Finale.

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Veröffentlicht am 19.08.2022

Charakterstudie eines Paares

Sanfte Einführung ins Chaos
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Marta und Daniel sind seit zwei Jahren ein Paar und teilen sich seit zwölf Monaten eine Wohnung in Barcelona. Ihre noch junge Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt, als Marta ungewollt schwanger ...

Marta und Daniel sind seit zwei Jahren ein Paar und teilen sich seit zwölf Monaten eine Wohnung in Barcelona. Ihre noch junge Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt, als Marta ungewollt schwanger wird und einen Schwangerschaftsabbruch plant.

Der Roman begleitet Daniel und Marta sechs Tage und gewährt detaillierte Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, geprägt von Erinnerungen und Vorstellungen, Reaktionen von Freunden und Familie. Die spanische Autorin Marta Orriols schafft es, trotz distanzierter Schreibweise, eine zarte Tiefe entstehen zu lassen, ohne sich im Chaos der aufwühlenden Situation zu verlieren. Sie zeichnet ein stimmungsvolles Bild einer starken Frau, die für eine Generation der Selbstbestimmung steht und auch ihre Ängste einfängt.

Marta macht sich die Entscheidung nicht leicht, aber zeigt Entschlusskraft. Sie wünscht sich eine Karriere in Berlin und bringt weitere nachvollziehbare Argumente, die aktuell gegen ein Baby sprechen. Dabei spielt die Autorin mit egoistischen Motiven und gesellschaftlichen Konventionen. Mutter zu sein, kann sie sich nicht vorstellen, sie hat Angst und Schuldgefühle. Marta entscheidet mit dem Kopf, während Daniel die Situation emotional betrachtet und mit Wehmut an seine Kindheit und den Verlust des Vaters denkt. Es fällt beiden schwer in Worte zu fassen, was sie umtreibt, worin für mich die Schwäche des Romans liegt. Das Ende ist passend und obwohl es keine nennenswerte Höhepunkte gibt, bleibt man bis zum Ende dran. Das liegt sicherlich am niveauvollen Schreibstil, der treffsicher, klug und einfühlsam ist.

Ein minimalistisches Werk, das sich hingebungsvoll einem aktuellem Thema widmet und die Auseinandersetzung mit einer ungewollten Schwangerschaft darleget und das Gefühl einer ganzen Generation einfängt.

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Veröffentlicht am 16.04.2022

Mehr Fiktion als Tatsachenbericht über die Bootsfahrt

Der Flussregenpfeifer
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"Der Flussregenpfeifer" greift eine wahre Geschichte auf: 1932 beginnt der Abenteurer Oskar Speck seine unglaubliche siebenjährige Reise in einem Faltboot. Ein Roman über das Scheitern, ungebrochenen Ehrgeiz ...

"Der Flussregenpfeifer" greift eine wahre Geschichte auf: 1932 beginnt der Abenteurer Oskar Speck seine unglaubliche siebenjährige Reise in einem Faltboot. Ein Roman über das Scheitern, ungebrochenen Ehrgeiz und große Herausforderungen, der ein paar wahre Begebenheiten mit viel Fiktion vermischt. Zu Beginn erfahren wir auch, wie Oskar sich auf diese Tour vorbereitet, Eckdaten seiner Unternehmung festlegt und was ihn überhaupt dazu bewogen hat, sich dieser Herausforderung zu stellen. "Je weiter ich komme, desto weiter möchte ich.“ 
Die Gestaltung des Buch ist sehr ansprechend: handschriftlicher Tagebucheintrag, kunstvolle Illustrationen, Routenplan, Fotos und ein abenteuerliches Cover, das möglicherweise zu trügerische Vorannahmen verleitet. "Der Flussregenpfeifer“ ist kein Tatsachenbericht - wenn auch umfangreich recherchiert -, sondern eine Geschichte, die Oskar Specks Reise zwar aufgreift, aber zur Nebenhandlung degradiert, Geschichten darum herum spinnt und sich kreative Freiheiten nimmt. Dabei fordert Tobias Friedrich die volle Aufmerksamkeit seiner Leser*innen, denn mehrere Erzählstränge, teils wahre Nebenfiguren, Dialoge, Zeitsprünge und der ständige Ortswechsel vordern einem einiges ab, um nicht völlig verwirrt auf der Strecke zu bleiben. Der Schreibstil ist flüssig und die Schrift angenehm groß. Gut zu Wissen für alle, die bei dicken Wälzern eher abgeschreckt sind, sich aber durchaus für das Buch interessieren.
Wie man nun vermuten könnte, ist Oskar als Held der Geschichte zu oberflächlich geraten. Man erfährt einfach zu wenig über die Hauptfigur und seine Gefühlswelt. Ich hätte mir einen stärkeren Fokus auf die Bootsfahrt gewünscht, wie es Klappentext und Cover vermuten ließen, um seine Abenteuerlust und Faszination tiefgreifender nachvollziehen zu können. Mich hätte beispielsweise interessiert, wie er mit Herausforderungen umgegangen ist und sich unterwegs versorgen konnte. Spannende Fragen, die nicht aufgegriffen werden. Das Ende hatte seine Höhepunkte und auch im Verlauf der Geschichte gibt es spannende und inspirierende Textstellen, die mir gefallen haben.
Insgesamt ein durchschnittlicher Roman, beim dem man zwar seinen Fokus verschieben muss, um unvoreingenommen den Unterhaltungswert genießen zu können, der aber handwerklich und gestalterisch auch überzeugen kann.

Veröffentlicht am 31.03.2022

Hype gerechtfertigt?

Das Loft
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Marc und Henning sind seit Kindertagen beste Freunde. Beide teilen sich mit Marcs Freundin Sarah ein Loft. Als Henning vermisst wird, geraten Marc und Sarah unter Verdacht und werden zunächst als Zeugen ...

Marc und Henning sind seit Kindertagen beste Freunde. Beide teilen sich mit Marcs Freundin Sarah ein Loft. Als Henning vermisst wird, geraten Marc und Sarah unter Verdacht und werden zunächst als Zeugen in Polizeigewahrsam vernommen. Am Tatort wurde eine große Menge Blut gefunden. Ist Henning wohlmöglich tot? Wo ist dann die Leiche? Oder handelt es sich um ein perfides Spiel zwischen Freunden, die sich nicht vertrauen?

Erzählt wird die Story aus zwei Perspektiven: Marc’s und Sarah’s - dazu gibt es immer wieder Einblicke durch die Ermittlerin in diesem Fall. Marc und Sarah, zwei nicht sonderlich sympathische Figuren, erzählen aus ihrer Sichtweise von vergangenen Ereignissen, und geben unabhängig von einander einen Eindruck ihrer Wahrnehmungen und Emotionen, bei dem man das Gefühl hat, zu wissen, in welche Richtung sich die Story entwickeln könnte. Dabei entsteht ein spannendes Beziehungsgeflecht zwischen Marc, Sarah und Henning, und es bilden sich harte Kontraste, die die entstehenden Bilder wieder ins Wanken bringen. Wirklich packen konnte mich der finale Twist, den wohl kaum einer kommen sieht. Besonders gelungen fand ich die Vernehmungen, die taktisch klug und raffiniert ausgearbeitet waren. Wer sagt die Wahrheit? Der psychische Druck auf Marc und Sarah war förmlich spürbar. Das gab nicht nur einen interessanten Einblick in mögliche Verhörstrategien, sonder war auch spannend zu lesen. Darüber hinaus hat es sich etwas gezogen und hätte auch etwas kürzer sein dürfen.

Fazit: Überwiegend unterhaltsam, spannendes Finale und eine clevere Erzählweise, die zum Miträtseln einlädt; streckenweise allerdings langatmig und ein wenig klischeehaft.

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Handlung vorhersehbar, Idee und Katzenvielfalt top

Mitternachtskatzen, Band 1: Die Schule der Felidix (Katzenflüsterer-Fantasy in London für Kinder ab 9 Jahren)
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Im Auftakt der Abenteuerreihe dreht sich alles um die geheimnisvolle Schule der Katzenflüsterer und ihre neue Schülerin Nova, die gemeinsam mit ihrem Mitschüler Henry ihre Fähigkeiten entdeckt, Katzen ...

Im Auftakt der Abenteuerreihe dreht sich alles um die geheimnisvolle Schule der Katzenflüsterer und ihre neue Schülerin Nova, die gemeinsam mit ihrem Mitschüler Henry ihre Fähigkeiten entdeckt, Katzen verstehen und mit ihnen sprechen zu können und eine nächtliche Rettungsaktion, bei der es darum geht, den Mitternachtskatzen zu helfen, die Königin aus dem Gefängnis zu befreien.

Wer Katzen liebt und nach einer Geschichte voller miauenden Charaktere sucht, dürfte mit „Mitternachtskatzen“ einen Treffer landen. Barbara Laban hat es geschafft, Katzen und ihre liebenswerten Qualitäten in den Mittelpunkt zu rücken, und trotzdem den menschlichen Hauptfiguren genug Raum zu geben. Nova ist eine interessante Figur, mit einer geheimnisvollen Familiengeschichte und Henry ein passender Begleiter. Ich habe bei den vielen Katzen manchmal etwas den Überblick verloren - dazu würde ich mir für die kommenden Bücher eine Illustrierte Übersicht wünschen. Auch die nächtliche Atmosphäre von London wurde bestens eingefangen. Damit habe ich in vielen Punkten bekommen, was ich mir beim Lesen erhofft hatte. Die Illustrationen sind wunderbar kunstvoll und stellen alle wichtigen Charaktere und einige Situation dar. Auch der Schreibstil trägt dazu bei, dass man mit leichten Pfoten durch die Geschichte tapst. Nur von der vorhersehbaren Handlung, war ich etwas enttäuscht. Es fing so stark an, aber wurde immer vorhersehbarer und flacher. An manchen Stellen hätte ich gern mehr über Novas Mitschüler erfahren, ihr Leben, bevor sie auf die Schule der Felidix kam oder die Katzen. Alles wird nur angerissen und selbst, wenn zu hoffen bliebt, dass es bewusst für die Fortsetzungen zurückgehalten wurde, fühlte es sich beim Lesen nicht rund an. Insgesamt aber ein vielversprechender Auftakt, der noch nicht das ganze Potenzial seiner Idee nutzen konnte. Trotzdem bin ich gespannt auf die Fortsetzung und würde die Reihe allen Katzenfans empfehlen.

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