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Veröffentlicht am 05.01.2018

Optimal integriert?

Die Optimierer
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Der Debütroman „Die Optimierer“ von Theresa Hannig ist eine teils erschreckend realistisch gestaltete Zukunftsvision auf 300 Seiten, in welcher die Optimalwohlökonomie für Wohlstand und Sicherheit sorgt.

2052 ...

Der Debütroman „Die Optimierer“ von Theresa Hannig ist eine teils erschreckend realistisch gestaltete Zukunftsvision auf 300 Seiten, in welcher die Optimalwohlökonomie für Wohlstand und Sicherheit sorgt.

2052 hat sich die Bundesrepublik Europa, ein Zusammenschluss der wohlhabenden Ländern Europas, von der restlichen Welt abgegrenzt und mit Hilfe hochentwickelter Roboter das System von Profit-Orientierung zum Streben nach größtmöglichem Wohl verändert. Jeder Mensch hat dabei seinen perfekten Platz in der Gesellschaft, bei der er den größten Nutzen für die Allgemeinheit hat.
Für genau diese Platzzuweisung gibt es die Lebensberater, wie Samson Freitag einer ist. Dieser berät seine Kunden und findet mit den Informationen der Totalüberwachung den bestmöglichen Platz.
Als Samson zur Beratung von Martina Fischer unterwegs ist, ahnt er noch nicht, was für Folgen das für ihn haben wird. Schon bald steht er vor einem Abwärtsstrudel, welcher ihn immer weiter hinunterzieht, während das System ihn zwanghaft optimieren will.

Das Buch benötigt zu Beginn etwas Vorlauf, es führt im ersten Drittel hauptsächlich Samson, die neue Gesellschaft und die Technologie ein, also all das, was die Umwelt ausmacht und Grundlage für die Entwicklung der Geschichte ist. Nach und nach nimmt die Geschichte dann aber Fahrt auf und entwickelt sich bis zum Ende zu einem rasenden Strom, welcher alles und teils auch zu sehr die Geschichte selbst mitreißt.
Trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten, vor allem die wirklich guten Ideen wie die Welt in der Zukunft aussehen könnte und was das für die Menschen heißt. Dabei sind es die meist sehr realistisch anmutenden Prognosen, welche das Konstrukt tragen und erst zum Ende hin in etwas mehr Fiktion aufgehen.
Trotz des raschen und phantastischeren Endes ist es genau dieses, welches mich letztendlich von der Geschichte überzeugt hat, nämlich dass es dabei einen Moment dauerte, bis ich die Situation erkannte und tatsächlich neugierig bin, was das nun für die Fortsetzung bedeutet.

Der Schreibstil ist angenehm und durch die kurzen Kapitel auch leicht herunterzulesen ohne zu bedrücken oder anstrengend zu werden, das Cover passt mit seiner utopischen Aufmachung und der auffälligen gelben Farbe zur Geschichte und unterstreicht so den Fiktionsaspekt.

Insgesamt kann ich den Roman jedem empfehlen, der auf der Suche nach lockerer Leseunterhaltung ist und/oder Interesse an Zukunftsentwürfen zu Gesellschaft und Technik hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Idee/Originalität
  • Spannung
Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Ende aller sozialen Unterschiede ... ?

Herr aller Dinge
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„Herr aller Dinge“ von Andreas Eschbach – aus dem Jahr 2011, erschienen im Bastei Lübbe Verlag – behandelt die Geschichte von Charlotte Malroux, der Tochter eines französischen Botschafters und Hiroshi ...

„Herr aller Dinge“ von Andreas Eschbach – aus dem Jahr 2011, erschienen im Bastei Lübbe Verlag – behandelt die Geschichte von Charlotte Malroux, der Tochter eines französischen Botschafters und Hiroshi Kato, dem Sohn einer japanischen Wäscherin. Eigentlich aus zwei verschiedenen Welten stammend, lernen sich die Beiden im Alter von zehn Jahren kennen und im Zuge dessen entwickelt Hiroshi die Idee alle Menschen reich zu machen, sodass jeder tun kann, was er will und die Grenze arm/reich nicht mehr existiert.
Sie verlieren sich aus den Augen und Hiroshi verschreibt sein Leben anschließend seiner Idee. Im Laufe der Jahre begegnen sich Hiroshi und Charlotte immer wieder und trennen sich erneut, wobei Hiroshi seinem Ziel die sozialen Unterschiede zu überwinden immer näherkommt.
Ein letztes Puzzlestück fehlt ihm, auf welches Charlotte später zufällig stößt, doch gelingt ihm damit die Umsetzung seines Traums?

Der erzählerische Kniff das Leben der beiden immer weiter zu verfolgen und nach Zeitsprüngen zu erleben, was bei Hiroshi oder Charlotte in der Zwischenzeit passiert ist, macht die Erzählung durchgehend interessant und stellt den Verlauf der fortschreitenden Entwicklung von Hiroshis Idee überzeugend dar.
Die Problematik selbst, wie sich die Situation „arm und reich“ überwinden lässt, regt zum Nachdenken an und entwickelt sich zusammen mit dem Voranschreiten des Buches.

Ich war tatsächlich sehr angetan von der Erzählung, da sie sich interessant entwickelt, gut geschrieben ist und zu eigenen Überlegungen anregt, was das Buch noch lesenswerter macht. Das Ende überrascht, passt aber in den Gesamtzusammenhang gut hinein, wenn auch vielleicht etwas zu bombastisch inszeniert. Alles in allem aber eine klare Lese-Empfehlung für jeden der interessante Themen mag und sich gerne auch seine eigenen Gedanken dazu macht.

Veröffentlicht am 29.04.2018

Fesselndes Buch mit kleinen Fragezeichen

Das Böse in deinen Augen
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Jenny Blackhurst liefert auf knapp 430 Seiten einen in großen Weiten fesselnden Psychothriller mit kleinen Mystery / Paranormalen Einflüssen, welcher vor allem durch seine zunehmende Spannung und die Frage ...

Jenny Blackhurst liefert auf knapp 430 Seiten einen in großen Weiten fesselnden Psychothriller mit kleinen Mystery / Paranormalen Einflüssen, welcher vor allem durch seine zunehmende Spannung und die Frage nach der Erklärung überzeugt, allerdings leider nicht in allen Punkten eine für mich befriedigende Auflösung liefert und mit stellenweise kleinen Logiklücken selbst den großen Wurf verhindert.

Als die Kinderpsychologin Imogen Reid, nach einem dramatischen Zwischenfall, mit ihrem Mann in ihre Heimatstadt zurückzieht, wird sie durch einen Autounfall fast sofort in das Geheimnis um die mysteriöse Ellie Atkinson gezogen. Als ihr dann auch noch der Fall ebendieses Pflegekinds zugeteilt wird, beginnt eine Geschichte, welche Imogen selbst nicht glauben will: Warum sind alle Leute so verstört, wenn es um Ellie geht? Kann das Mädchen wirklich schlimme Dinge geschehen lassen, wenn sie wütend wird?
Während Imogen versucht Ellie zu helfen, muss sie selbst ihre Vergangenheit verarbeiten und feststellen, dass vielleicht doch etwas an den Geschichten um das geheimnisvolle Mädchen dran ist.

Der Name des Buches und auch das Cover spiegeln mit „Das Böse in deinen Augen“ und dem Vogelkäfig mit den Rosen und blutigem Schmetterling, meiner Meinung nach sehr gut den Inhalt wieder und machen gleichzeitig neugierig.
Die Geschichte selbst konzentriert sich im Normalfall auf die Sichtweisen von Imogen und Ellie und schweift nur in - für den Inhalt - wichtigen Momenten zu anderen Personen ab. So erhält man jederzeit einen guten Überblick, ohne natürlich zu viel zu verraten, und kann sich gleichzeitig mit den beiden Hauptcharakteren beschäftigen. Ich hatte durchgehend ein zwiespältiges Verhältnis zu Beiden und das hat sich auch nach dem Ende des Romans nicht wirklich in eine Richtung verschoben, was für einen Psychothriller aber durchaus von wünschenswertem Vorteil ist.
Die Spannungskurve nimmt nach gemächlicherem Beginn immer weiter zu und überrascht immer mal wieder mit kleinen Überraschungen und erhält tatsächlich einen paranormalen Einfluss, dessen genauen Anteil ich aus Gründen der Dramaturgie hier nicht weiter erörtern werde.
Damit kommen wir auch zum eigentlichen Schwachpunkt: Das Ende kann zwar psychomäßig erwartet punkten, aber eben nicht auf voller Linie, dafür bleiben für mich zu viele Fragen offen und kleinere Logiklücken, welche auch schon in der Geschichte selbst auftraten, ohne wenigsten ansatzweise befriedigend aufgeklärt zu werden. Als fantasievoller Leser ist das zwar kein Beinbruch, aber eben auch nicht perfekt.

Insgesamt fällt mir mein endgültiges Urteil schwer, ich fand die Geschichte wirklich gut, habe mich an den kleineren Ungereimtheiten allerdings wirklich gestört. Da ich mich aber trotzdem gut unterhalten gefühlt habe, erhält die Geschichte von mir 3,5 Sterne (in Portalen mit nur ganzen Sternen runde ich auf, da ich nie das Gefühl hatte nicht weiterlesen zu wollen).

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Geschichte
Veröffentlicht am 08.07.2017

Gutes Buch mit Fotos aus der Serie

Tote Mädchen lügen nicht - Filmausgabe
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Nachdem ich mehrmals den Hype um die Netflix-Serie "Tote Mädchen lügen nicht" vernommen habe, ich aber bei Buch-Verfilmungen lieber erst die Vorlage lese, habe ich mich an diesen Roman herangewagt.

Inhalt:
Clay ...

Nachdem ich mehrmals den Hype um die Netflix-Serie "Tote Mädchen lügen nicht" vernommen habe, ich aber bei Buch-Verfilmungen lieber erst die Vorlage lese, habe ich mich an diesen Roman herangewagt.

Inhalt:
Clay Jensen erhält unerwartet ein Paket von seiner toten Mitschülerin Hannah, welche Selbstmord begangen hat. Enthalten sind 7 Kassetten, welche auf 13 Seiten 13 Personen behandeln, die zu ihrem Tod beigetragen haben und Clay ist einer davon.


Der Roman ist aus der Ich-Perspektive geschrieben und verdeutlicht durch Kursiv-Schrift Hannahs gesprochene Aufnahmen im Kontrast zu Clays Erzählung. So gelingt eine gute Mischung aus ihrer Erzählung und seiner. Das Gesamtbild entwickelt sich also nach und nach zur gleichen Zeit aus beiden Perspektiven.
Vor allem zu Clay und Hannah entwickelt man daher eine gewisse Verbindung, viele der anderen Personen bleiben eher blass, was aber aufgrund des Themas und Hannahs Beweggründen gewollt sein kann. Es stört jedenfalls nicht wirklich.
Die Aufteilung auf 13 Kassettenhälften bringt Struktur in die Handlung und verdeutlicht die einzelnen Abschnitte von Hannahs Erzählung (dies wird auch in der Verfilmung in den 13 Folgen so aufgenommen).

Im Mittelteil des Buchs sind in der "Film-Ausgabe" mehrere Fotos aus der Netflix-Serie enthalten, welche viele der beteiligten Personen zeigt, was ein nettes Zubrot ist und ganz interessant ist, weil man so direkt sieht, wie man sich selbst seine Vorstellung gemacht hat und wie es die Serien-Macher umgesetzt haben.

Fazit:
Ein interessanter Roman mit einem ernsten Thema, welcher aber niemals übertreibt oder verharmlost. Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt, sehe aber auch kein allzu außergewöhnlich geniales Buch.