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Lainybelle

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2019

Wenn eine Autistin mit der Liebe rechnet ...

Kissing Lessons
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Worum geht's?

Stella ist Autistin und in ihrem Job als Ökonometrikerin unschlagbar. In einem anderen Bereich ihres Lebens dagegen läuft es katastrophal: mit anderen Menschen. Dementsprechend hat sie auch ...

Worum geht's?

Stella ist Autistin und in ihrem Job als Ökonometrikerin unschlagbar. In einem anderen Bereich ihres Lebens dagegen läuft es katastrophal: mit anderen Menschen. Dementsprechend hat sie auch noch nie eine richtige Beziehung gehabt. Doch Stella ist schließlich alles andere als auf den Kopf gefallen und hat schon eine Lösung parat – einen Übungsfreund!
Michael hat seine Träume an den Nagel gehängt, um für seine Familie da zu sein, und arbeitet ohne deren Wissen als Escort. Nur so kann er schnell genug das nötige Geld auftreiben, um seiner Mutter zu helfen. Als seine neue Kundin Stella ihm eröffnet, dass sie ihn für eine als Probefreund engagieren will, kann er es kaum glauben. Wer muss schon lernen, wie es geht, eine Beziehung zu führen? Doch er erkennt schnell, dass die Sache für Stella bitterer Ernst ist ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Reine Liebesromane lese ich eigentlich nur dann gern, wenn die Prämisse interessant ist – und das ist hier mit Stellas Autismus und dem umgekehrten Pretty-Woman-Ausgangspunkt der Fall. Besonders neugierig gemacht hat mich aber die Tatsache, dass die Autorin selbst Autistin ist und deshalb einen Zugang zu ihrer Protagonistin hat, den Außenstehende auch mit viel Recherche sicher nicht hätten erreichen können.

Wie es mir gefallen hat:

S tella ist eine Protagonistin, wie sie mir in diesem Genre bisher noch nicht untergekommen ist.
T rotz oder vielleicht gerade wegen ihres Autismus ist man schnell mitten in ihrer Welt drin.
E s ist schön mitzuerleben, wie sie mehr und mehr zu sich selbst zu stehen lernt.
L ovestorys bauen nicht selten auf ziemlich oberflächlichen Faktoren auf. Umso schöner fand ich die
L ebendigkeit und Dynamik in dem, was sich zwischen Stella und Michael entwickelt.
A uch wenn körperliche Anziehung eine Rolle spielt, ist das gegenseitige Verstehen wesentlicher.

&

M it Einfühlungsvermögen und Situationskomik hält Helen Huong ihre Leser*innen bei der Stange.
I m Mittelteil flacht die Spannung ab, doch der gelungene Perspektivwechsel und die Art, wie die
C haraktere an den Geschehnissen wachsen, tragen dazu bei, dass es trotzdem nicht langweilig wird.
H ervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang vor allem auch die Szenen mit Michaels Familie.
A ußer bei ein paar Grundelementen des Genres greift die Autorin selten in die Klischeekiste; nur das
E nde verläuft meiner Ansicht nach zu zuckergussmäßig mit einem schnellen Stimmungswechsel.
L iebe hat nicht viel mit Ökonomie zu tun, oder? Wer das glaubt, hat nicht mit Stella gerechnet!

Jeder Band der Reihe kann für sich stehen. Im zweiten Teil „Love Challenge" wird es um Khai, eine Randfigur dieses Buches, gehen und damit um einen weiteren autistischen Hauptcharakter.

Ich vergebe sehr gute vier Sterne mit Tendenz zu vollen fünf.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer unterhaltsame Liebesromane mag, in denen nicht nur die immergleichen Rollen und Muster bemüht werden, kann in Stella und Michael mit Sicherheit ein Gespann zum Mitfiebern finden.
Die Protagonisten sind 30 und 28 Jahre alt; die Kernzielgruppe sind demnach Frauen in den Zwanzigern und Dreißigern.

In einem Satz:

„Kissing Lessons" ist eine besondere, in sich abgeschlossene Liebesgeschichte mit jeweils genau dem richtigen Maß an Ernsthaftigkeit und Humor, die Autismus sehr nahbar macht und auf warmherzige Weise zeigt, warum jeder Mensch zu seinen Macken und Unzulänglichkeiten stehen darf und sollte.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Eine folgenschwere Rückkehr an den Ort des Geschehens

Worüber wir schweigen
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Worum geht's?

Nach zwölf Jahren kehrt Nina in den Ort ihrer Kindheit zurück, im Gepäck einen düsteren Plan. Seit damals hat sie Mel nicht mehr gesehen, die damals ihre beste Freundin war, und auch nicht ...

Worum geht's?

Nach zwölf Jahren kehrt Nina in den Ort ihrer Kindheit zurück, im Gepäck einen düsteren Plan. Seit damals hat sie Mel nicht mehr gesehen, die damals ihre beste Freundin war, und auch nicht Tobi aus der Nachbarschaft. Seit damals haben sie kein Wort darüber verloren, was mit Domi geschehen ist. Und genau das will Nina jetzt wissen: Was genau ist eigentlich geschehen? Denn sie hat einen schlimmen Verdacht ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich mag Spannungsgeschichten, die sich mit menschlichen Abgründen und vor allem auch den Konflikten innerhalb von (ehemaligen) Freundeskreisen beschäftigen. Und natürlich verleitet der Titel zur Neugier: Worüber haben sie geschwiegen?

Wie es mir gefallen hat:

Schon das Cover kommt sehr geheimnisvoll daher. Schrift und Dornen schimmern je nach Lichteinfall in einem Blaugrün. Es wirkt düster, irgendwie auch ein bisschen steril.

Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven und auf mehreren Zeitebenen erzählt. Man muss also am Ball bleiben und sich ein wenig konzentrieren, um die einzelnen Szenen einordnen zu können. Zu Wort kommen Nina, Tobias und Ninas Vater Gregor, jeweils in der Ich-Perspektive.
Es gibt in diesem Buch keine „Wohlfühlcharaktere", alle haben ihre Geheimnisse, ihre Erinnerungen und ihre Probleme.
Von der ersten Seite an kann man miträtseln: Was glaubt Nina zu wissen? Warum ist sie gerade jetzt zurückgekehrt? Was hat sich in ihrer Familie abgespielt? Wie stehen Tobi und Mel zu ihr und zu dem Thema Domi?
Ich habe es sehr genossen, nach und nach immer mehr zu erfahren, bis sich am Ende ein Gesamtbild gezeigt hat.
Besonders spannend ist, wie die Charaktere umeinander herumtänzeln. Man spürt, wie viel zwischen ihnen schwelt und jederzeit zu einem katastrophalen Brand angefacht werden könnte.

Über einige Konflikte und Handlungsstränge, die im Buch eine Rolle spielen, hätte ich gern noch das eine oder andere Detail mehr erfahren. Einiges wird im Dunkeln gelassen.
Das Ende ist eindeutig ein Abschluss, gleichzeitig bleibt die Zukunft aber offen. Um sie hoffnungsvoll zu sehen, braucht man viel guten Willen - alles in allem gibt es viel Tragik und fast keine Hoffnung.

Das Buch konnte mich fesseln und ich möchte auf jeden Fall mehr von der Autorin lesen.

(Für wen) Lohnt es sich?

Fans von Büchern, in denen die Thriller-Anteile sich auf das Innenleben der Figuren und die Spannungen zwischen ihnen konzentrieren, können hier einen absoluten Glücksgriff machen. Dafür ist es wenig actionlastig oder brutal.
Man könnte sagen, dass das Buch insgesamt eine ziemlich deprimierende Geschichte erzählt und wenig Raum für Lichtblicke lässt. Daher: Wer einen glücklichen Ausgang braucht, wird hier enttäuscht werden.
Übrigens durchaus auch interessant für ein jugendliches Publikum, da die Geschichte in die Teenie-Zeit von Nina und ihren Mitschülern/-innen zurückgeht.

In einem Satz:

„Worüber wir schweigen" ist ein geschickt konzipierter Psychothriller, in dem sich die Spannung zwischen den alles andere als unkomplizierten Charakteren ballt und die Wahrheit sich Puzzleteil für Puzzleteil zusammensetzt.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Spannendromantisches Abenteuer mit ganz viel Amazonenpower

Ainias Geheimnis
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Worum geht's?

Themiskyra, die Amazonenstadt in der Wildnis, ist ihr Zuhause - und doch sehnt Ainia sich nach mehr. Statt einem Wachdienst nach dem anderen, langen Stunden in der Wäscherei, dem Unterricht ...

Worum geht's?

Themiskyra, die Amazonenstadt in der Wildnis, ist ihr Zuhause - und doch sehnt Ainia sich nach mehr. Statt einem Wachdienst nach dem anderen, langen Stunden in der Wäscherei, dem Unterricht und all den strengen Regeln wünscht sie sich Freiheit, Selbstbestimmung und die Chance, das Leben außerhalb zu erkunden. Und dann wäre da noch ihre kleine Schwäche für wertvolle Dinge ... Dinge, die gerade danach zu schreien scheinen, gestohlen zu werden.
Auf einem ihrer Raubzüge in der nächsten Kleinstadt stößt Ainia auf den ziemlich cleveren und ziemlich gutaussehenden Kassian. Ehe sie sich versieht, eröffnet er ihr eine völlig neue Welt. Eine Welt, die Ainia mehr und mehr in ihren Bann zieht. Doch ist sie es wert, alles aufs Spiel zu setzen?

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich bin durch eine Advents-Verlosungsaktion auf LovelyBooks auf die Reihe aufmerksam geworden und habe kurz darauf von der Autorin ein Rezensionsexemplar erhalten, wofür ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bedanken möchte.
Mich hat besonders die Grundidee mit dem Amazonen fasziniert und das Dilemma, das sich schon in der Inhaltszusammenfassung für Ainia andeutet.

Wie es mir gefallen hat:

Ich kannte bisher noch keinen der Themiskyra-Romane, die alle im selben Buchuniversum verortet sind. Da Ainias Geschichte aber einen Nebenstrang erzählt, der vor den Büchern Ell-Reihe spielt, kann man problemlos mit diesem Buch einsteigen.

Mir haben die Mühelosigkeit und Selbstverständlichkeit total gut gefallen, mit der Ainia mich in ihr Leben mitgenommen hat. Es brauchte keine langen Erklärungspassagen - ich war direkt in Themiskyra, in Goldvelt und Urba mit dabei. Alles wirkt gleichzeitig vertraut und exotisch, und es macht viel Spaß, die Schauplätze zu entdecken.
Die Kontraste zwischen der Kultur der Amazonen und dem luxuriösen Umfeld Kassians sind sehr gelungen und geben der Geschichte eine gewisse Grundspannung, die die Abenteuer, die Ainia erlebt - oder besser gesagt: die Schwierigkeiten, in die sie sich hineinmanövriert - noch um einiges steigern.

Ein ganz großes Plus verdient das Buch auch für Ainias Humor. Sie leistet sich immer wieder Dinge und Kommentare, die einfach liebenswert schräg und witzig sind. Unterstützt wird das noch durch viel Situationskomik bzw. unfreiwillig komische Nebenfiguren.
Ainia (sie ist übrigens 17) ist eigenwillig und kann sehr schlecht auf etwas verzichten, das sie will - auch wenn sie andere deswegen in Gefahr bringt. Dennoch kann man ihr irgendwie nicht lange böse sein. Kassian ist ihr leicht nerdiger Traumprinz (sind wir mal ehrlich, das sind doch die besten!). Durch ihn lernt Ainia noch einige weitere coole Nebenfiguren wie Melissa und Chiara kennen.
Auch einige der Bewohner von Themiskyra, allen voran Padmini und Polly, habe ich ins Herz geschlossen.

An zwei oder drei Stellen gibt es kleine Vorausdeutungen, die den Eindruck erwecken, dass Ainia die Geschichte aus einer großen Distanz heraus irgendwann in der Zukunft erzählt. Das hat mich auf der einen Seite sehr neugierig auf die weiteren Bände gemacht, auf der anderen aber auch ein bisschen aus dem Lesefluss gerissen.

Beim großen Showdown kam für meinen Geschmack ein bisschen zu viel auf einmal zusammen, und alles ging ziemlich schnell, hier hätte die Erzählzeit noch etwas ausgedehnt werden können. Am Ende fiel es mir relativ schwer, nachzuempfinden, was die Situation mit Ainia macht.

Ich muss zugeben, dass ich nicht so häufig Bücher von Selfpublishern/-innen lese, aus dem einfachen Grund, dass meine bisherigen Erfahrungen da eher negativ waren.
Dani Aquitaine beweist aber etwas, von dem ich überzeugt bin: Dass man die Indie-Szene auf keinen Fall unterschätzen sollte, und es definitiv auch unabhängige Autoren/-innen gibt, die mit viel Herzblut innovative Geschichten auf einem qualitativ hohen Niveau schreiben und publizieren.

(Für wen) Lohnt es sich?

Für alle die Jugendromane mit Liebe, Spannung und toughen Heldinnen mögen, ist diese Reihe auf jeden Fall einen zweiten Blick wert.

In einem Satz:

„Ainias Geheimnis" ist ein witzig-romantisch-spannender Reihenauftakt, der mit seiner ganz eigenen Welt und der alles andere als süßen Amazonen-Protagonistin von mir eine große Leseempfehlung bekommt.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Das „El Encanto" macht seinem Namen alle Ehre

Das schönste Mädchen Havannas
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Worum geht's?

„Ein berauschendes Gefühl von Abenteuer und Gefahr erfasste uns. Wir waren wie zwei Kinder, die die Regeln überschritten, in dem aufregenden Bewusstsein, dass wir zusammen stark waren und, ...

Worum geht's?

„Ein berauschendes Gefühl von Abenteuer und Gefahr erfasste uns. Wir waren wie zwei Kinder, die die Regeln überschritten, in dem aufregenden Bewusstsein, dass wir zusammen stark waren und, wenn wir wollten, nach den Sternen greifen konnten. "(S. 143)

Kuba, 50er Jahre: Patricio ist 19, als er seine Heimat Asturien verlässt und nach Havanna kommt, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. In der schillernden, exotischen Hauptstadt fühlt er sich schnell wohl; er findet Freunde, und es dauert nicht lange, bis er seinen Job als Schuhputzer für eine Anstellung im funkelndsten Kaufhaus der Stadt - dem El Encanto - antreten kann. Dort wirft die Aufzugführerin Nely schnell ein Auge auf ihren charmanten und gewitzten neuen Kollegen. Doch Patricio verliert sein Herz an eine andere: an Gloria, die ihn sofort mit ihrem freundlichen und klugen Wesen verzaubert. Allerdings bringt das Patricio in große Schwierigkeiten. Denn Gloria ist verheiratet, mit niemand Geringerem als dem gefährlichen Mafiaboss César Valdés ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Dieses Buch war einfach einmal etwas ganz anderes für mich. Zwischen den Jugend- und Fantasybüchern sowie Ratgebern, die ich in letzter Zeit verschlungen habe, war es eine schöne Abwechslung. Gereizt haben mich ganz besonders das tropische Setting, die mafiöse Gefahr und der märchenhafte Touch der Geschichte. Auch die Covergestaltung hat mich angesprochen.
Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich ganz spontan durch eine Verlosungsaktion des Verlags.

Wie es mir gefallen hat:

Da online eine falsche Seitenzahl angegeben war, habe ich mich zuerst mal über den Umfang des Buches gewundert: mit knapp 500 Seiten ist es schon ein recht dicker Wälzer.
Obwohl ich schon grob wusste, um was es geht, gab es auch darüber hinaus einige Überraschungen für mich, zum Beispiel, dass die Geschichte aus zwei Ich-Perspektiven (Patricio und Gloria) und dass tatsächlich ein sehr langer Zeitraum erzählt wird. Beides hat mir gut gefallen.

Abgesehen vom zentralen Plot besticht das Buch vor allem durch seinen Schauplatz. Susana López Rubio ist es außerordentlich gut gelungen, Glanz und Verfall einer Ära Havannas wieder aufleben zu lassen. Sie versteht sich darauf, historische Ereignisse ganz natürlich und ungezwungen in die Handlung mit einzuweben. Nach dem Lesen kribbelte es mir regelrecht in den Fingern, ein bisschen über das El Encanto zu recherchieren.

Die Heldin des Buches ist für mich Gloria, während ich mit Patricio gern das eine oder andere Hühnchen rupfen würde.
Gloria ist trotz der vielen Rückschläge, die das Leben und vor allem ihre Ehe ihr verpasst haben, ein so lebensfroher und aufgeschlossener Mensch. Das hat mich beeindruckt.
Auch Patricios Art mochte ich im Grunde sehr gern, weil er ein echter Lebenskünstler ist und sich mit seiner Raffinesse und seinem Humor überall durchfuchst. Seine Eigensucht hat mich aber manchmal schier zur Weißglut getrieben. Besonders, wie er mit Nely umgegangen ist, hat mir wirklich zugesetzt. Absolut brillant dargestellt fand ich dagegen die Männerfreundschaft zwischen ihm, Grescas und Guzmán.

Es wurde an keiner Stelle langweilig und die vielen liebevollen Details und Geschichten aus Havanna und dem El Encanto haben mich gut unterhalten (wenn mich nicht alles täuscht, sind viele davon wahr, denn die Autorin bedankt sich am Ende des Buches bei den ehemaligen Angestellten).
Obwohl ich das Buch als einen Happy-End-Garant eingeschätzt hatte, gab es doch mehr als einen Twist, der dies immer unwahrscheinlicher werden ließ. Alles entwickelte sich etwas anders als erwartet.

Ein entscheidender Wendepunkt hat mich nicht wirklich überzeugen können. An dieser Stelle erschienen mir die Hindernisse zu konstruiert. Es steuerte alles etwas zu sehr darauf zu, den Protagonisten hier das Schlimmstmögliche zuzumuten. Das sorgte für eine nahezu qualvolle Schleife im hinteren Drittel, die aber sicherlich genau so von der Autorin beabsichtigt war.

(Für wen) Lohnt es sich?

Für Fans von schicksalhaft-tragischromantischen Liebesgeschichten, die mit wahren Begebenheiten verknüpft sind, sowie alle, die einer literarischen Reise nach Kuba nicht abgeneigt sind, ist dieses Buch sehr zu empfehlen.

In einem Satz:

„Das schönste Mädchen Havannas" ist eine gekonnt in die historischen Hintergründe und das einzigartig kubanische Flair der 50er Jahre eingebettete Liebesgeschichte, und auch, wenn ich mir einzelne Aspekte anders gewünscht hätte, kann ich nur sagen: El Encanto me ha encantado.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Wie eine Schachtel voller Minipralinen

Love - Her - Wild Gedichte und Notizen
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Worum geht's?

Auf seinem Instagram-Account @atticuspoetry teilt Atticus seine Kurzpoetik - die Gedichte sprechen in klaren Worten vom Lebendig-Sein, von der Liebe, fangen Momentaufnahmen flüchtiger Empfindungen ...

Worum geht's?

Auf seinem Instagram-Account @atticuspoetry teilt Atticus seine Kurzpoetik - die Gedichte sprechen in klaren Worten vom Lebendig-Sein, von der Liebe, fangen Momentaufnahmen flüchtiger Empfindungen ein, die Tiefe des Augenblicks und das Abenteuer des Seins.
In „Love. Her. Wild." sind viele seiner Texte gesammelt und werden teils von ganzseitigen Fotografien begleitet.
Die Übersetzung ins Deutsche stammt von Kilian Unger alias Liann.

Was mich neugierig gemacht hat:

Tatsächlich kannte ich Atticus nicht, bevor ich das Buch unter den ersten bold!-Titeln entdeckt habe. Ich bin dann gleich mal auf Instagram stöbern gegangen - und was ich vorgefunden habe, hat mich neugierig auf mehr gemacht!
Gerade poetische Texte finde ich in wunderbar gestalteten Sammelbänden einfach noch viel schöner auf Papier zu lesen als am Bildschirm.

Wie es mir gefallen hat:

Dieses Buch ist wie eine Schachtel mit köstlichen Minipralinen. Man kann sich eine nach der anderen auf der Zunge zergehen lassen und - wenn man es schafft - sie ab und zu beiseite stellen, um später weiter zu naschen.
Schon von außen ist die „Schachtel" sehr kunstvoll anzusehen: das Buch hat ein schönes Format von ca. 20,4 x 16,5 cm und besitzt ein grausilbernes Lesebändchen. Der Einband ist leicht geriffelt und mit eingeprägten Titelbuchstaben, sodass er auch haptisch ein Highlight ist.

Die drei Titelworte legen auch die innere Gliederung des Buches fest:
Unter LOVE finden sich Gedanken über die Liebe in all ihren verschiedenen Facetten, die Texte unter HER kreisen stets um eine anonyme „Sie" und geben viel Raum dazu, gedanklich Geschichten zu spinnen, und WILD schließlich versammelt ein buntes Spektrum aus Augenblicken mitten aus dem Trubel des Lebens, thematisieren die ganz großen Fragen, die Abenteuerreise, auf der sich alle Menschen befinden, und auch das Schreiben.

Jeder Text hat eine eigene weiße oder schwarze Seite für sich, auf der er seine Wirkung voll entfalten kann. In einigen Fällen kommen ganzseitige, ausgewählte Schwarz-Weiß-Fotografien hinzu, die überwiegend Naturmotive und Menschen/Gesichter zeigen. Sie sind ausdrucksstark und bestärken das Buch in seinem künstlerischen Anspruch. Nur vereinzelt geraten sie dicht an die Grenze zum Kitsch.

Hinten im Buch gibt es praktischerweise noch Platz für eigene Gedichte und Notizen.

Ich muss gestehen, dass ich etwas skeptisch war, ob es gelingen kann, die doch irgendwie auch durch den Charme der Originalsprache geprägten Texte überzeugend ins Deutsche zu übersetzen, ohne dass sie etwas von ihrer Präzision und ihrer Eindrücklichkeit verlieren.
Insgesamt ist dies jedoch außerordentlich gut gelungen. Rein vom Sprachlichen her mögen sie natürlich etwas anders wirken, doch wenn man sich von dieser Ebene löst, haben die in ihnen enthaltenen Geschichten nichts von ihrem Zauber eingebüßt.

Es liegt in der Natur der Sache, dass bei so vielen Gedanken jeder seine besonderen Lieblinge finden wird und daneben vielleicht auch Texte, mit denen man wiederum nicht so viel anfangen kann oder die nicht so viel Eindruck hinterlassen wie andere.
Das Gute daran ist, dass dies sicher auch von der jeweiligen eigenen Situation abhängig ist. Ich für meinen Teil werde das Buch auf jeden Fall immer wieder zur Hand nehmen und dabei bestimmt auch immer wieder etwas Neues für mich herausholen.
Besonders schön an dieser Art der Kurzpoetik ist, dass man immer das Gefühl hat, den Geschichten zwischen den wenigen Worten auf der Spur zu sein. So kann all das Nicht-Gesagte vor dem inneren Auge in Szene gesetzt werden und zwischen den Zeilen entspinnen sich viele neue Gedanken und Geschichten ...

(Für wen) Lohnt es sich?

Atticus-Fans müssen bei diesem Buch natürlich zuschlagen, aber genauso ist es für alle anderen, die zeitgemäße Lyrik gern als Anregung und Inspiration mögen, eine echte kleine Schatztruhe.
Es ist auf jeden Fall auch eine schöne Geschenkidee!

In einem Satz:

„Love. Her. Wild." besticht neben den gekonnt ins Deutsche übertragenen Texten, die zum Nachdenken, Träumen und Die-Fantasie-Spielen-Lassen einladen, durch eine liebevolle Gestaltung, ein ansprechendes Innen-Layout und gut gewählte Bilder.