Klasse Literatur - aber sicher nicht jedermanns Sache
Shuggie BainEin Roman der so ganz anders ist. Schon das Cover hat mich neugierig gemacht, was dieser kleine Junge wohl zu seiner Mutter sagt. Und sehr verwunderlich beginnt auch dieses Buch. Man hört sehr deutlich ...
Ein Roman der so ganz anders ist. Schon das Cover hat mich neugierig gemacht, was dieser kleine Junge wohl zu seiner Mutter sagt. Und sehr verwunderlich beginnt auch dieses Buch. Man hört sehr deutlich den Slang Glasgows, gleichwohl es eine deutsche Übersetzung ist. Aber man muss sich zunächst etwas daran gewöhnen.
Shuggie ist ein sehr ungewöhnlicher kleiner Junge der sich hauptsächlich um das Wohlergehen seiner Mutter sorgt. Und es ist beachtlich, was er dabei alles beobachtet, welche Feinheiten er in ihrem Verhalten bemerkt und sich danach richtet, um sie vom Alkohol fernzuhalten oder zumindest ein “Funktionieren“ der Familie zu ermöglichen. Sehr deutlich werden die schwierigen Umstände der 80er Jahre in Glasgow und auch der Familie, die sehr stark unter dem Alkoholkonsum der Mutter aber auch der Trostlosigkeit der ehemaligen Minenarbeiter und Armut der damaligen Zeiten leiden.
Sprachlich ist das Buch auch auf deutsch ein wahrer Genuss. Allerdings verstehe ich, dass es nicht jedem zusagt. Denn dieses Spezielle, Englische der niedrigsten “Klasse“ ist in unsrer Sprache und Kultur nicht wirklich erfahrbar oder vergleichbar. Wer das nicht kennt, für den ist es vermutlich etwas befremdlich.
Als Hörbuch ist es sehr angenehm zu hören und der Sprecher macht seine Sache fabelhaft. Er bringt Emotionen gut zur Geltung und weiß es, betont und gekonnt seine Stimme einzusetzen, um die Figuren unterscheidbar zu machen.
Kein Buch für jedermann, allein schon von der Thematik her. Für Britophile Hörer- oder Leser:innen, die sich gern auch der untersten Klasse annehmen, ein wahrer Genuss.