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Veröffentlicht am 02.09.2022

Kraftvoll, biographisch und inspirierend

Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau
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„Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau“ von Phenix Kühnert ist ein sehr persönliches Buch. Eine Mischung aus Biographie und Essay, in der die LGBTQIA+ Aktivistin, Autorin und Podcast Host über ihr Leben ...

„Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau“ von Phenix Kühnert ist ein sehr persönliches Buch. Eine Mischung aus Biographie und Essay, in der die LGBTQIA+ Aktivistin, Autorin und Podcast Host über ihr Leben als trans Frau, Dating, Transfeindlichkeit und vieles mehr spricht. Dabei nimmt sie sich an keiner Stelle heraus, für andere zu sprechen, sondern bezieht sich immer auf ihre persönlichen Erfahrungen, die wahrscheinlich andere leider teilen. Anhand von Erlebnissen aus ihrer Kindheit und erwachsenen Leben beschreibt die 25-Jährige ihren Weg zu sich selbst und geht auch auf die Geschichte der Queeren Community und deren Bedeutung für sie ein.

Unglaublich beeindruckt an dem Buch hat mich die Selbstreflektion von Phenix. Gerade wenn es um ihre eigene Identität und dem Umgang mit Geschlechterrollen und „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ geht. Kritisch hinterfragt sie ihre eigenen Vorstellungen von Geschlecht und wie sich diese auch im Laufe ihres Lebens gewandelt hat und wie sich der Umgang anderer mit ihr, je nachdem wie sie gelesen wurde, veränderte. Rückblickend denkt sie über Erlebnisse nach und welche Auswirkungen diese auf sie gehabt haben. Im ganzen Buch lässt sich ein intersektionaler Feminismus wiederfinden und auch die Auswirkung von Sprache wird thematisiert.

Das Buch ist ein Plädoyer in dem die Autorin klare Worte für mehr Empathie und Anerkennung von Prozessen und Entwicklungen, wenn es um Sexualität und Geschlecht geht, findet. Denn diese sind fluide, sind divers und auf einem weiten Spektrum einordbar.

Für mich war „Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau“ eine Bereicherung, mit Einblicken und Informationen, die sich mehr Menschen zu Herzen nehmen sollten. Das Buch mag zwar nicht unbedingt neues präsentieren, verknüpft aber persönliche Erfahrungen mit unglaublich wichtigen Forderungen und sensibilisiert für herrschen Problematiken.

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Veröffentlicht am 02.09.2022

Dark Romantasy mit einem fantastischen Worldbuilding

Burning Hearts
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Bis jetzt habe ich mich, nach dem 365 Tage mich nachhaltig verstört hat, von allen Büchern ferngehalten, in deren Genrebetitelung das Wort „Dark“ vorkam. Als ich auf das neue Buch von Elysa Winters gestoßen ...

Bis jetzt habe ich mich, nach dem 365 Tage mich nachhaltig verstört hat, von allen Büchern ferngehalten, in deren Genrebetitelung das Wort „Dark“ vorkam. Als ich auf das neue Buch von Elysa Winters gestoßen bin, dachte ich mir jedoch, dass ich dem Ganzen nochmal eine Chance geben sollte, gerade weil es Romantasy ist.

Die Geschichte hat von Beginn an ein hohes Tempo, gerade zu Anfang passiert alles Schlag auf Schlag, ohne überstürzt zu wirken. Dann lässt das Tempo etwas nach, wobei die Geschichte aber nicht ihren Reiz verliert und sich die Beziehung zwischen Yesal und Yelena stetig weiterentwickelt. Mit den knapp 290 Seiten ist das Buch recht dünn und der Fokus liegt wirklich sehr auf Yesal und Yelena, weshalb ich mich umso mehr über die Nebenhandlung und das Auftauchen eines bestimmen Charakters gefreut habe.

Was mir sehr gut gefallen hat, war die Ambivalenz der Charaktere. Sie haben gute und schlechte Seiten, sind nicht nur gut und böse, sondern bewegen sich teilweise in Graubereichen, respektieren dabei (meistens) die Grenzen des Gegenüber und gerade Yesal macht eine durchaus positive Entwicklung durch, reflektiert sein Verhalten und erkennt seine Grenzüberschreitungen an, während Yelena nicht auf den Mund gefallen ist.

Desweiteren gibt es in diesem Buch eine Triggerwarnung, was ich gerade für Dark Romantasy als sehr wichtig erachte, Consent wird bei der Autorin groß geschrieben und auch das Worldbuilding mit den Dämonenfürsten, 13. Territorien und Tierwesen, mochte ich.

Ich werde wahrscheinlich nie der hundertprozentige Fan von Dark Romance oder Dark Romantasy, und gerade eine Aktion von Yesal war einfach unterste Schublade, aber „Burning Hearts“ konnte mich dennoch überzeugen, da die Autorin nichts romantisiert und reflektierende Charaktere erschaffen hat, die kommunizieren. Fans von Dark Romance und Dark Romantasy werden sicherlich auf ihre Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 02.09.2022

Ein Buch zum wiederfinden und Lernen

EVERY BODY
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Es gibt eine Menge Themen, über die in unserer Gesellschaft viel zu wenig geredet wird. Dazu gehört unteranderem Sex und viele Dinge, die damit zu tun haben. Das Buch „Every Body“ trägt dazu bei Schweigen ...

Es gibt eine Menge Themen, über die in unserer Gesellschaft viel zu wenig geredet wird. Dazu gehört unteranderem Sex und viele Dinge, die damit zu tun haben. Das Buch „Every Body“ trägt dazu bei Schweigen und Tabus zu brechen. Offen berichten Menschen über Sex, Masturbation, Selbstliebe, Scham, sexuell übertragbare Krankheiten, Traumata, Missbrauch und vieles mehr. Es sind positive und schöne Erfahrungen dabei und negative. Die Diversität der Erzählenden, sei es Herkunft, Geschlecht, Sexualität etc., spiegelt sich auch in den Geschichten wieder, die vor allem eines zeigen: du bist nicht alleine mit deinen Erfahrungen.

Es ist die Vielfalt, die es möglich macht, sich irgendwie in den Erzählungen wieder zu finden, aber auch über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und über andere Lebensperspektiven zu lernen. Grafisch ist das Buch wirklich ein hingucke, denn neben Storys, Essays, Interviews und den kurzen Erzählungen, lassen sich zahlreiche Grafiken und Comics von unterschiedlichen Künstlerinnen finden.

Jedoch hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle ein redaktionelles eingreien der Herausgeberinnen und eine Einordnung bestimmter Aussagen gewünscht. Auf der Rückseite wird das Buch als „Aufklärungsbuch“ betitelt. Diese Selbstwahrnehmung kollidiert dann aber mit der Reproduktion und fehlenden Einordnung von Mythen, wie der Existenz eines Jungfernhäutchens. Auch der vorkommende Ableismus und andere Aussagen einzelner Erzähl
erinnen haben bei mir einen faden Beigeschmack hinterlassen, wo zb. Eine Person dafür plädiert hat, sich im Internet Gratispornos anzuschauen (es geht mir hier nicht um Pornos an sich, sondern das fehlende Bezahlen dafür).

Das Buch hat wirklich eine wunderschöne Aufmachung und die vielfältigen Eindrücke, Erfahrungen und Themen habe ich wirklich geliebt. Leider kann ich nicht in höchsten Tönen davon schwärmen, es aber euch dennoch ans Herz legen, wenn ihr euch mit Lust, Sexualität und vielen mehr beschäftigen wollt, um neues zu lernen oder euch wiederzufinden.

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Veröffentlicht am 17.04.2022

Ein Marvelroman der einfach Spaß macht zu lesen – Das erste Team

Marvel | Xaviers Institut: Das erste Team
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Eigentlich läuft in Victors Leben alles gut: er lernt mit seinen Reptilien Kräften umzugehen, hat im Institut Freundinnen gefunden und sich gut eingelebt. Doch die Anti-Mutanten- Extremisten, die sogenannten ...

Eigentlich läuft in Victors Leben alles gut: er lernt mit seinen Reptilien Kräften umzugehen, hat im Institut Freundinnen gefunden und sich gut eingelebt. Doch die Anti-Mutanten- Extremisten, die sogenannten Purifier, erhalten immer mehr Zulauf und als sie seine Eltern entführen, werden Victor und seine Freundinnen vor Entscheidungen gestellt, die über ihre Zukunft bei den X-Men entscheiden könnten.
Victor (Anole) ist ein sehr sympathischer Hauptprotagonist. Er ist mutig, besitzt einen starken Gerechtigkeitssinn und ist bereit große Risiken einzugehen, um die Menschen zu schützen, die ihm etwas bedeuten. Manchmal handelt er zwar impulsiv, doch sein guter Wille, ist hinter jeder Tat spürbar.
Bei Büchern, die in einem bereits existierenden Franchise spielen und bereits existierende Charaktere aufgreifen, hatte ich schon oft das Gefühl, dass viel Wissen vorausgesetzt wird, was hier jedoch nicht der Fall war. Es wird gut in das X-Men Universum eingeführt, sodass auch Personen, die nicht bis ins kleinste Detail mit den X-Men vertraut sind, alles verstehen. Das Buch war durchgehend spannend und unterhaltsam, die Action- und Kampfszenen konnte mich immer überzeugen und mitreißen und auch an Humor mangelt es in diesem Roman nicht. Des weiteren konnte mich neben der spannungsgeladenen Handlung rund um die den paramilitärischen, sektenartigen Kultur der Purifier, die Themenwahl überzeugen: Freundschaft, Familie, Gerechtigkeit, Zusammenhalt, aber auch (sexuelle) Selbstfindung und Identität werden thematisiert. Dass wir zum ersten Mal einen queeren Superhelden bekommen, war für mich dann noch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.
Es gab keine ultimativ, überraschende Wendung für mich, aber das hat das Buch aus meiner Sicht auch gar nicht gebraucht. Negativ aufgefallen sind mir dann jedoch die wiederholte Verwendungen, ableistischer Begriffe. Hier hoffe ich, dass die Übersetzer beim nächsten mal etwas mehr Sensibilität walten lassen.
Ihr mögt Marvel? Superhelden? Die X-Men? Spannende Actionszenen?
Dann werdet ihr bei dem Buch voll auf eure Kosten kommen.
„Das erste Team“ von Robbie MAcNiven ist ein unterhaltsamer und spannender Roman über die nächste Generation der X-Men, der mit actionreichen Szenen, Humor, queeren Charakteren und bedingungsloser Freund*innenschaft überzeugt.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Zwischen Sucht und Liebe

Roxy
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Cn: Drogen, Sucht

Isaac und Roxy. Ivy und Addison. Zwei Geschwister und zwei Drogen. Ein Schmerzmittel und ein Medikament, das in therapeutischen Dosen bei ADHS hilft. Bei beiden gehen bei einer Überdosierung ...

Cn: Drogen, Sucht

Isaac und Roxy. Ivy und Addison. Zwei Geschwister und zwei Drogen. Ein Schmerzmittel und ein Medikament, das in therapeutischen Dosen bei ADHS hilft. Bei beiden gehen bei einer Überdosierung erhebliche Suchtgefahren mit einher. Von beiden Paaren wird in „Roxy“ von Neal und Jarrod Shusterman erzählt. Es sind zwei Geschichten von Abwärtsspiralen, immer tiefer in die Abhängigkeit hinein, aus der es nicht für alle ein Entkommen gibt.

Das Alleinstellungsmerkmal dieses Buches ist wohl die Darstellung der Drogen, die sehr stark personifiziert werden, nicht nur eigene Perspektiven erhalten, wie Roxy und Addission und Intermezzos anderer Drogen, sondern auch direkt mit ihren Konsumentinnen kommunizieren. Sie agieren und haben Gefühle, wie Ivy und Isaac. Dadurch wirken die Drogen und Medikamente auf erschreckende Art und Weise nahbarer und nachvollziehbarer, die Leserinnen erleben die chemischen Stoffe, auf eine völlig neue Art und Weise, was sowohl Vorteile, als auch Nachteile mit sich bringt: die Selbstwahrnehmung der Drogen, die sich als Helferinnen verstehen, stehen in einem starken Kontrast zu ihrem Wirken. Der Sucht, die sie Auslösen, dem Tot, zu dem sie durch eine Überdosis führen können. Manch einer mag in die Falle getappt sein und das Ausmaß ihres Wirkens zu Beginn falsch und sie als harmlos eingeschätzt zu haben, was sich jedoch im Verlauf des Buches schnell als Fehlannahme herausstellt.

Trotz der modernen Namen sind die vorkommenden Medikamente und Drogen meist leicht zu identifizieren, wobei Stammbäume ganz zu Beginn ihre Zuordnung erleichtern. Dennoch bin ich nicht drum herum gekommen, die ein oder andere Droge zu googlen, um ihre Wirkungsweise herauszufinden, die sich mir nicht immer sofort aus dem Text heraus erschlossen hat.

Es ist dieses ambivalentes Bild im Buch, dass mich selber vor einer Herausforderung gestellt hat. Denn wie einfach ist es, Drogen pauschal zu verteufeln und ihre helfendes Wirken vollkommen auszublenden?

Das Buch selber besitzt nicht den Suchtfaktor, den ich mir von ihm versprochen habe, da die Handlung doch teilweise recht schleppend war. Dennoch gelingt es denn Autoren grandios, durch ihre Personifizierung, ein umfassendes Bild von Medikamenten und Drogen zu zeichnen, die nicht immer von „Grund auf böse“ sind, sondern als Medikament verwendet wurden/werden, wobei jedoch an keiner Stelle ihr Wirken verharmlost wird und aufgezeigt wird, wie leicht es gehen kann, in eine Abhängigkeit zu geraten.

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