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Veröffentlicht am 03.04.2023

Fabula - ist eine Reise wert

Fabula - Der Schatten der Nachtfee (Band 2)
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Nachdem im letzten Jahr der erste Band „Fabula – Das Portal der dreizehn Reiche“ veröffentlicht worden ist, hat Akram El-Bahay mit „Fabula – Der Schatten der Nachfee“ sein neustes Werk (erschienen April ...

Nachdem im letzten Jahr der erste Band „Fabula – Das Portal der dreizehn Reiche“ veröffentlicht worden ist, hat Akram El-Bahay mit „Fabula – Der Schatten der Nachfee“ sein neustes Werk (erschienen April 2023 im Baumhaus Verlag) vorgelegt. Der erste Teil war schon ein wahres Lesehighlight und so freute ich mich schon auf ein Wiedersehen mit Charlotte, Will und Co. Jetzt endlich war es so weit und die Abenteuer um Fabula konnten beginnen

Wie schon beim vorherigen Band hat Max Meinzold erneut das Cover und die im Buch befindlichen Illustrationen kreiert. Besser hätte man das Cover nicht gestalten können, denn es passt perfekt zum Vorgänger.

Wer schon einmal das eine oder andere Buch von Akram El-Bahay gelesen hat, kennt den flüssigen und leichten Schreibstil und weiß diesen zu schätzen. Ganz egal, wie viele Bücher ich schon von ihm gelesen habe, immer wieder bin ich erstaunt, wie schnell er mich mit seinem einzigartigen Erzählstil in seinen Bann ziehen kann. Kaum das ich die erste Seite beendet hatte, umso schwerer fiel es mir, dieses Buch wieder aus den Händen zu legen. Zu jedem Zeitpunkt musste ich wissen wie das Abenteuer der Zwillinge ausgehen wird. Wow und dies schaffen auch nur ganz wenige Autoren, aber Akram El-Bahay gehört definitiv zu dem kleinen Kreis. Zudem ist es seinem einzigartigen Erzählstil zu verdanken, dass seine detailreichen und fantasievollen Charaktere zum Leben erweckt werden. Ganz egal, welche Figur wir hier herausnehmen würde, jede einzelne hat seinen Platz und bereichert die Geschichte, aber nicht nur das: der eingestreute wohldosierte Humor mit der entsprechenden Situationskomik runden die Handlung perfekt ab. Für mich war es auch eine Art Wiedersehen, denn zahlreiche Personen bzw. Wesen kannte ich bereits aus Band eins. Die Zwillinge Charlotte und Will, Hoin, Meisterin Mus oder der tollpatschige Orion, aber ich freute mich auch auf neue Geschöpfe und Namen. Seine Fabelwesen sind immer ein Highlight und dank seiner brillanten Beschreibung entsteht ein wahres Kopfkino.

Jetzt aber zu der Handlung:
Charlotte und Will haben es geschafft, das Portal der märchenhaften Welt von Fabula zu verschließen. Leider ist dies nicht von langer Dauer. Aus dem alten Weltenbaum kommen Wesen heraus, die es auf das Notizbuch von Wills Vater abgesehen haben. Trotz Kampf verliert Will sein Vermächtnis, aber die Zwillinge wollen es unbedingt wieder zurückholen. Tatsächlich gelingt es ihnen einen Zugang nach Fabula zu finden. Was sich dort hinter verbirgt, verschlägt ihnen die Sprache. Wo man nur hinsieht wachsen Dornenranken und dies ist kein gutes Zeichen: die Nachtfee ist zurück! Jetzt heißt es schnell handeln, denn wenn sie erst einmal die Macht besitzt, ist Fabula für immer verloren und das darf einfach nicht pas-sieren. Für Charlotte und Will ist es ein Wettlauf mit der Zeit. Auf ihrer Suche nach den Drachen ist Charlotte vielen Gefahren und Geschöpfen ausgesetzt. Hinzu kommt auch noch, dass sie einen sehr guten Freund aus der Patsche helfen muss. Zeitgleich versucht Will seine Fähigkeiten als Erzähler einzusetzen. Zum Glück müssen sie ihre Missionen nicht alleine durchstehen, denn ihre Freunde stehen den beiden tatkräftig zur Seite, aber ob dies ausreichen wird. Eine spannende Reise beginnt

Erneut hat es Akram El-Bahay es geschafft, mich auf eine abenteuerliche, fantasievolle und magische Reise nach Fabula zu schicken. Den ersten Band fand ich schon brillant, aber dieser ist noch eine Klasse besser. Nur schade, dass die Reise mit diesem Buch nun zu Ende sein soll. Naja, vielleicht überlegt es sich der Autor doch noch mal und schiebt einen weiteren Teil an den Start. Ich würde mich sehr darüber (bestimmt auch weitere Fans!).

Eine spannende Fantasiegeschichte, die nicht nur die jungen Leser/*innen begeistert, auch Erwachsene werden gut unterhalten. Zudem eignen sich die Bücher hervorragend zum Vorlesen.
5 Sterne und für mich ein absolutes Lesehighlight, dass ich nur weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 01.04.2023

Eine sehr berührende Geschichte über Bethnal Green

Die Bibliothek der Hoffnung
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Die Journalistin Kate Thompson legt mit dem Buch „Die Bibliothek der Hoffnung“, der im März 2023 im Knaur Verlag erschienen ist, ihren Debütroman vor. Seit ein paar Jahren bin ich ein großer Fan von historischen ...

Die Journalistin Kate Thompson legt mit dem Buch „Die Bibliothek der Hoffnung“, der im März 2023 im Knaur Verlag erschienen ist, ihren Debütroman vor. Seit ein paar Jahren bin ich ein großer Fan von historischen Romanen und wenn sie auch noch auf einer wahren Be-gebenheit beruhen, ist dies das Non plus Ultra. Dieses Werk habe ich, dank eines Buchpor-tals, entdeckt und nach Beendigung der Leseprobe wusste ich, dass dies mein Buch sein wird.
Der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin hat mich bereits nach wenigen Sätzen in die Geschichte um Claire Button und ihrer Bibliothek in seinen Bann gezogen. Je weiter ich in die Handlung versank, desto schwerer fiel es mir, dass Buch auch nur für wenige Augenbli-cke aus den Händen zu legen. Zu jedem Zeitpunkt musste ich wissen, wie es mit den Men-schen, die in der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green lebten, weitergehen wird. Zu-dem merkte ich, wie tief die Geschichte Kate Thompson berührt haben muss. Die Leiden-schaft mit der sie diesen Roman geschrieben hat, bekommt man als Leserin hautnah zu spü-ren. Akribisch und detailliert hat sie sämtliche Fakten und Informationen über diese Zeit zusammengetragen, ausgewertet, um sie dann in die Handlung einfließen zu lassen. Laut ihres Nachwortes gibt es nur ganz wenige Passagen, die nicht der Wahrheit entsprechen.
Neben der Geschichte spielen die Charaktere eine wichtige Rolle und hier waren sie einfach perfekt. Authentisch, detailliert und facettenreich hat sie ihren Personen eingefangen und wieder gespiegelt. Ganz egal, welche Figur ich hier herausnehmen würde, jede einzelne be-reichert die Handlung. Mit großer Faszination habe ich bei jeder Lebensgeschichte mitgefie-bert, gelitten oder mich mit den Betreffenden gefreut. Es war mir eine große Freude, all die-se Menschen kennenlernen zu dürfen.
Die Handlung ist die Geschichte über einen ungewöhnlichen Zufluchtsort namens Bethnal Green, die eine U-Bahn- Station ist. Während des Krieges wurde sie stillgelegt und wurde für viele Menschen ein neues Zuhause. Zudem diente er auch zum Schutz vor Fliegerbom-ben, aber dieser Ort war für viele mehr. Die Menschen, die hier wohnten spürten Geborgen-heit und Zusammenhalt. Jeder war für jeden da. Man kümmerte sich, besonders um die Kin-der (sie wurden auch „Tunnelratten“ genannt). Aber eine Person gab den „Bewohnern“ dort, was keiner sonst ihnen gab. Zusammen mit ihrer Assistentin Ruby Munroe hat die Kinder-bibliothekarin Claire Button einen Ort der Begegnung geschaffen. Sie errichten eine Biblio-thek. Dort konnte man nicht nur Bücher ausleihen, es fanden auch Lesekreise für Erwachse-ne oder Vorleseabende für Kinder statt. Claire und Ruby wollten mit ihrem kleinen „Buchla-den“ ein wenig Normalität in den Kriegstagen hereinbringen und so sollte das Lesen die Menschen ein wenig von ihren Alltagssorgen ablenken. Wer jetzt aber meint, in dieser Ge-schichte dreht sich alles nur um Bücher, der irrt. Es geht vielmehr um die Bewohner der Bethnal Green, die von Schicksalsschlägen, Liebe, Freundschaften und Verlust erzählen.

Für mich hat der Roman von Kate Thompson eine besondere Bedeutung, denn er hat mir von einem Ort erzählt, von deren Existenz ich weder gehört bzw. wusste. Es ist faszinierend, wie eine stillgelegte U-Bahn-Station zu einem historischen Ort werden konnte. Bethnal Green war nicht nur ein Zufluchtsort, nein, sie war mehr: sie hat unzähligen Menschen das Leben gerettet. Beeindruckend, einfühlsam, gefühlvoll und auch wahrheitsnah erzählt die Autoren von den Bethnal Green Bewohnern und deren Leben. Diese Schicksale haben mich zu tiefst bewegt und werden noch lange in mir weiter hallen. So einfach werde ich diese Geschichte gedanklich nicht beiseiteschieben können.
Was mir zudem sehr gut gefallen hat, waren die einzelnen Zitate von Bibliothekaren oder Buchhändlern, die über jeden Kapitel zu finden waren.

5 von 5 Sternen und ein absolutes Lesehighlight, dass ich unbedingt weiterempfehlen MUSS!!!


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Veröffentlicht am 26.03.2023

Eine Frau geht ihren Weg

Die Reporterin - Zwischen den Zeilen
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Nach zahlreichen Romanveröffentlichungen (wie z.B. die „Holunderschwestern“ oder „Glückskinder“) hat Teresa Simon nun ihr neustes Werk „Die Reporterin – zwischen den Zeilen", das im März 2023 im Heyne ...

Nach zahlreichen Romanveröffentlichungen (wie z.B. die „Holunderschwestern“ oder „Glückskinder“) hat Teresa Simon nun ihr neustes Werk „Die Reporterin – zwischen den Zeilen", das im März 2023 im Heyne Verlag erschienen ist, vorgelegt. Seit ein paar Jahren bin ich ein großer Fan von ihr und als ich von ihrer neuen Buchreihe erfahren habe, wusste ich, dass dies wieder ein Must have sein wird.

Wer schon einmal Romane von Teresa Simon gelesen hat, weiß den flüssigen und leichten Schreibstil dieser Autorin zu schätzen. Ganz egal, wie viele Bücher ich schon von ihr gelesen habe, ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell mich der grandiose Erzählstil in seinen Bann ziehen kann. Wie auch in diesem Fall. Kaum das die erste Seite gelesen war, wollte bzw. konnte ich das Buch fast nicht mehr aus den Händen legen. Zu jedem Zeitpunkt musste ich wissen, wie Malous Geschichte weitergehen wird. Für mich gehört Teresa Simon zu den wenigen Autoren, die ihr Handwerk verstehen und ganz genau wissen, womit sie ihre Leserschaft begeistern können. Ein großes Kompliment! Sie kann aber nicht nur mit ihrem unverwechselbaren Schreibstil punkten, auch ihre Charaktere tragen dazu bei, dass diese Geschichte einzigartig wird. Ihre Figuren sind authentisch, facettenreich und lebensnah gezeichnet und bei ihnen hatte ich das Gefühl, dass ich sie schon seit Jahren kennen würde. Ganz gleich, welche Person ich hier herausnehmen würde, jede einzelne bereichert durch ihre Anwesenheit die Handlung. Ich liebe es mich mit den Charakteren zu identifizieren, mit ihnen zu freuen oder gar zu trauern. Was nützen dem Autor ein guter Erzählstil und lebensechte Charaktere, wenn die Kulisse nicht stimmt, aber selbst die ist perfekt. Malous Dreh- und Angelpunkt befindet sich in München. Die Autorin hat, dank ihrer detaillierten Beschreibung, die 60er Jahre brillant eingefangen und wieder gespiegelt. Auch wenn ich für diese Zeit zu jung bin, so konnte ich mich gut in diese hineinversetzen.

Nun aber zu der Handlung:

Die junge Malou studiert an der Universität Pharmazie, aber Spaß macht ihr das Studium keineswegs. Es ist einfach langweilig und am liebsten würde sie was anderes machen. Schreiben liegt ihr und ihr großer Wunsch wäre es Journalistin zu werden, aber ihre Eltern wären damit überhaupt nicht einverstanden. Als sie eines Tages einen Journalisten von der Münchner Zeitung Der Tag kennenlernt, bekommt sie die Chance ihres Lebens: Sie darf ein Volontariat bei dieser Zeitung machen. Was aber werden die Eltern zu ihrem neuen Job sagen? Malou steht ein harter Kampf bevor, aber nicht nur privat werden ihr diverse Steine in den Weg gelegt, auch beruflich muss sie lernen, sich durchzuboxen. Dank ihres Mentors wird sie zu Interviews mit namhaften Prominenten wie z.B. Pierre Brice, Peter Kraus oder Hildegard Knef mitgenommen. Wird dies ausreichen, um die begehrte Stelle als Journalistin zu bekommen? Eine aufregende Reise in das Presseleben beginnt.


Teresa Simon hat es erneut geschafft, eine faszinierende und spannende Geschichte über eine junge Frau zu schreiben, die unbedingt ihren Lebenstraum verwirklichen will. Obwohl Malou ganz genau weiß, dass ihr Weg schwer sein wird, hält sie an ihrem Berufswunsch fest und gibt nicht auf. Von Beginn an war mir die taffe Frau sehr sympathisch. Zudem bereitete es mir großen Spaß Malou auf ihren beruflichen Weg zu begleiten, der mir so einen Blick hinter die Kulisse der Pressewelt ermöglichte. Dank Teresa Simon durfte ich bei Redaktionskonferenzen dabei sein oder gar an dem einen oder anderen Promiinterview teilnehmen. Wer Klaus Kinski noch von diversen Talkshow kennt, weiß um sein exzentrischen Auftreten und genau diese Auftritte hatte ich vor Augen. Für mich ist es immer wieder faszinierend, wie Teresa Simon es schafft, ihre Leser so hautnah in die Geschichte eintauchen zu lassen. Ich hatte wirklich das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Quasi Live vor Ort!

Allerdings fand ich den miesen Cliffhanger am Ende des Buches sehr fies, denn am liebsten hätte ich direkt den zweiten Band hinterher geschoben bzw. gelesen. Okay, im August 2023 soll die Geschichte um Malou weitergehen.


Eine brillante Geschichte über eine junge Frau, die ihren Traum verwirklichen möchte. Danke an Teresa Simon für ein weiteres Lesehighlight und für mich war eine sehr interessante und spannende Reise in die Journalistenwelt.

5 von 5 Sternen (dafür muss ich mich sogar entschuldigen. Leider kann ich keine 10 Sterne vergeben) und eine absolute Leseempfehlung oben drauf. Man sollte diesen Roman wirklich gelesen haben.

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Veröffentlicht am 18.03.2023

Eine Ära geht zu Ende

Fine und die Zeit der Veränderung
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Nach den Veröffentlichungen „Paulas Liebe“, „Ulla und die Farben der Hoffnung“ und „Ulla und die Wege der Liebe“ hat Ulrike Renk nun den vierten Band "Fine und die Zeit der Veränderung" ihrer erfolgreichen ...

Nach den Veröffentlichungen „Paulas Liebe“, „Ulla und die Farben der Hoffnung“ und „Ulla und die Wege der Liebe“ hat Ulrike Renk nun den vierten Band "Fine und die Zeit der Veränderung" ihrer erfolgreichen Familiensaga „Eine Familie in Berlin“, der im Februar 2023 im Aufbau Verlag erschien, vorgelegt. Obwohl mir der Auftakt dieser Reihe etwas schwerfiel, wollte ich wissen, wie es mit der Familie Dehmel weitergehen wird. Bereits nach Beendigung des dritten Teils fieberte ich schon dem Vierten entgegen und nun endlich war es so weit.

Auch wenn ich mich hier wiederhole: diese Familiensaga ist nicht für Quereinsteiger geeignet. Jeder Band knüpft nahtlos an den vorangegangenen an, aber es lohnt sich von Beginn an die Geschichte der Familie Dehmel zu folgen.

Bereits nach dem ersten Satz, weiß ich den flüssigen und leichten Schreibstil der Autorin zu schätzen. Ganz egal, wie viele Bücher ich bereits von ihr gelesen habe, ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell mich der grandiose Erzählstil in seinen Bann ziehen kann. Wahnsinn und das Schaffen wirklich nur die allerwenigsten Autoren. Ulrike Renk kann aber nicht nur mit ihren unverwechselbaren Schreibstil punkten, sondern auch mit ihren authentischen und lebensnahen Charakteren. Jedes Mal, wenn ich nach Berlin reise, um die Familie Dehmel zu treffen, ist es wie eine Art nach Hause kommen, so liebgewonnen habe ich Ulla &Co. Dies ist aber nur ein weiterer Punkt, der diesen Roman zu einem wahren Lesehighlight macht. Viel trägt auch die Kulisse dazu bei, dass sich der Leser wohlfühlt. Erneut hat es die Autorin geschafft, die damalige Atmosphäre so lebendig einzufangen und wieder zu spiegeln, so dass ich als Leserin das Gefühl hatte, mitten im Geschehen zu sein. Einfach grandios und daran kann man merken, dass Ulrike Renk mehr als nur ihr Handwerk versteht. Sie erzählt nicht einfach Geschichten. Nein, sie nimmt ihre Leserschaft mit auf eine Reise, entführt sie in die damalige Zeit, um sie hautnah an den Ereignissen teilhaben zu lassen.

Zurück zur Handlung: Mittlerweile befinden wir uns in den Jahren zwischen 1926 bis 1935 in Berlin und die Wirtschaftskrise zeiht ihre Kreise. Die Armutsgrenze wächst und dies bekommt auch Familie Dehmel zu spüren. Ulla, die händeringend Arbeit sucht, findet nur Gelegenheitsjobs. Auch wenn ihr Mann als Arzt arbeitet verdient er nicht viel, weil seine Patienten die Behandlungskosten nicht bezahlen können. Auch privat läuft es nicht harmonisch und letztendlich kommt die Trennung. Jetzt steht Ulla nicht nur ohne festes Einkommen, sondern auch als alleinerziehende Mutter da. Unter dieser Situation leiden die drei Töchter am meisten, denn ihre Mutter versucht alles um die Familie finanziell einigermaßen über die Runden zu bringen. Die älteste Tochter namens Fine kümmert sich um ihre jüngeren Geschwister und den Haushalt. Lange geht dies aber nicht gut und die Mädchen kommen zu einer Pflegefamilie. Ob das eine gute Entscheidung war, stellt sich raus. Politisch gerät die Welt auch immer mehr ins Wanken. Die Partei um Hitler kommt an die Macht und was das für die jüdische Bevölkerung heißt, brauche ich hier nicht mehr zu erwähnen.

Wer die vorherigen Bände dieser Familiensaga kennt, spürt auch hier, mit wie viel Herzblut Ulrike Renk diesen Roman geschrieben hat. Erneut hat sie mit der Dehmel Urenkeltochter Regina Polensky zusammengearbeitet und, dank des privaten Familienarchivs, konnten Fakten bzw. Informationen zusammengetragen und ausgewertet werden, um sie letztendlich in die Geschichte einzuweben. Dieser Roman basiert zwar auf eine wahre Begebenheit, dennoch kommt auch diese Handlung nicht ohne fiktive Momente aus. Was die Lesefreunde in keiner Weise schmälert. Schade nur, dass dies der (vorerst) letzte Teil war. Wer weiß und vielleicht liest bzw. sieht man sich bei Dehmel - Eine Familie in Berlin wieder.

Mit dem vierten Teil schließt sich die Tür dieser erfolgreichen und historischen Saga, die mich nicht nur bestens unterhalten, sondern auch eine Künstlerfamilie nahegebracht hat, die ich sonst so nie kennengelernt hätte.

5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung oben drauf.

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Veröffentlicht am 06.03.2023

Nettis Familiengeschichte, die mich sehr bewegt hat

Das Mädchen aus Ostpreußen
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Inhaltsangabe:
Lüneburg 1945: Der Krieg hat viele aus ihrer Heimat vertrieben, so wie auch Netti samt Familie, die aus Ostpreußen fliehen mussten. Nach tagelanger Flucht kommen sie endlich in Lüneburg ...


Inhaltsangabe:
Lüneburg 1945: Der Krieg hat viele aus ihrer Heimat vertrieben, so wie auch Netti samt Familie, die aus Ostpreußen fliehen mussten. Nach tagelanger Flucht kommen sie endlich in Lüneburg an, aber die Stadt ist hoffnungslos mit Flüchtlingen überfüllt. Nicht nur die vielen Menschen machen Netti zu schaffen, sondern auch der Hunger und die Not, die sich breit gemacht hat. Aber aufgeben, niemals! Dank eines unschönen Zwischenfalls erhält Netti die Chance ihres Lebens: sie soll bei einem englischen Major arbeiten. Leider ist seine Art und Weise ihr gegenüber sehr unfreundlich. Ob sie die Stelle trotzdem behält? Aber nicht nur ihr neuer Arbeitgeber ist abweisend, auch ihre neue Vermieterin ist alles andere als umgänglich.

Lüneburger Heide 1993: Eigentlich wollte Johanna nur zum Geburtstag ihres geliebten Großvaters in ihre alte Heimat reisen, aber kurzerhand hat sie ihre Pläne geändert. Aus dem geplanten Urlaub ist eine überstürzte Flucht geworden, denn in Köln hat sie nicht nur ihren Job gekündigt, sondern auch ihren Freund verlassen. Es gibt nichts mehr was sie dort hält, aber was nun? Erst einmal ablenken und so stürzt Johanna sich in die Geburtstagsvorbereitungen und genau bei diesen entdeckt sie eine Box mit alten Fotos. Bei genaueren betrachten fällt ihr auf, dass nicht ihr Opa abgebildet ist, sondern britische Soldaten. Nur wer sind diese Männer und was hat Netti mit ihnen zu tun gehabt? Johannas Neugierde ist geweckt und so beginnt sie mit ihren Nachforschungen.



Nach einigen Buchveröffentlichungen hat Karin Lindberg nun ihr neustes Werk „Das Mädchen aus Ostpreußen“, dass im Februar 2023 bei dem Verlag Tinte und Feder erschien, vorgelegt. Nachdem ich den Klapptext gelesen hatte, war mir sofort klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss.

Der flüssige und leichte Schreibstil hat mich von Beginn an in seinen Bann gezogen. Bereits nach der ersten Seite wollte bzw. konnte ich diesen Roman kaum noch aus den Händen legen. Zu jedem Zeitpunkt musste ich wissen, wie es mit Netti oder Johanna weitergehen wird. Das Karin Lindberg ihr Handwerk versteht, hat sie mit ihrer eindrucksstarken Kulissenbeschreibung von 1945 bewiesen. Authentisch und detailliert hat sie damalige Zeit wieder aufleben lassen und ich als Leserin hatte das Gefühl, hautnah im Geschehen zu sein. Elend, Hunger, Not und allen voran den Überlebungswillen konnte ich förmlich spüren und dieser ging unter die Haut. Dieser Krieg bzw. Nachkriegszeit macht einen immer noch sprachlos und lässt einen wütend zurück. Immer wieder fragt man sich: wie konnte ein Mann soviel Leid und Elend über die Welt bringen!

Nicht nur mit der damaligen Atmosphäre oder Kulissenbeschreibung kann die Autorin punkten, sondern auch mit ihren facettenreichen Charakteren. Netti, eine starke Frau, die das Wort „aufgeben“ nicht kennte und an eine bessere Zeit glaubt. Walter, der durch seine Kriegsverletzung ebenfalls seine Hoffnungen nie aufgab. Johanna, eine junge Frau, die noch nicht im Leben angekommen ist. Anstatt an sich zu glauben oder gar zu vertrauen, läuft sie davon. Das sind nur drei Hauptfiguren, die ich nennen möchte. Eigentlich ist es egal, welche Person wir hier herausnehmen würde, jede einzelne bereichert durch seine Anwesenheit die Geschichte und macht sie stimmig.

Die Handlung basiert auf zwei Zeitebenen. Die eine spielt um 1945 (Nachkriegszeit) in der die junge Agnes (Netti) und ihre Familie eine Rolle spielt. Karin Lindberg nimmt ihre Leser auf eine sehr bewegende und emotionale Zeitreise mit. Sie schildert die damalige Zeit mit all seinen Widrigkeiten, die diese Menschen erleben mussten. Man fiebert, leidet und freut sich mit ihnen.

Die andere Zeitebene spielt im Jahr 1993 in der Johanna ihre Großeltern besucht. Dort muss sie sich nicht nur ihrer Vergangenheit stellen, sondern sucht auch noch nach dem Sinn ihres Lebens. Zeitgleich begibt sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit ihrer Großeltern, die nie über die Nachkriegszeit sprachen.

Karin Lindberg hat es geschafft, diese zwei Zeitzonen perfekt miteinander zu verweben, so dass hier eine brillante und spannende Reise entstehen konnte. Ich könnte jetzt nicht schreiben, welche der beiden Zeitzonen mich mehr fasziniert zurück ließ. Jede war auf ihre eigene Art und Weise bewegend und interessant.

Auch wenn es sich hierbei um eine fiktive Geschichte handelt, so denke ich, dass sie sich bei der einen oder anderen Familie ähnlich abgespielt hat. Für mich war sie sehr realitätsnah dargestellt worden.


Das Mädchen aus Ostpreußen ist für mich jetzt schon ein Lese - Highlight 2023. Wer gerne Familienromane, die einen historischen Teil beinhalten, liest, ist hier bestens aufgehoben. Ich kann, nein, ich muss diesen Roman nur weiterempfehlen.

5 von 5 Sternen!

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