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Veröffentlicht am 25.07.2022

Pieds en Mer

Das Strandcafé an der Riviera
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„Endlich hatte sie für ihr Leben einen richtigen Plan, anstatt sich bloß von Krise zu Krise zu hangeln.“

„Das Strandcafé an der Riviera“ ist ein Roman von Jennifer Bohnet. Er erschien im Juni 2018 und ...

„Endlich hatte sie für ihr Leben einen richtigen Plan, anstatt sich bloß von Krise zu Krise zu hangeln.“

„Das Strandcafé an der Riviera“ ist ein Roman von Jennifer Bohnet. Er erschien im Juni 2018 und ist in sich abgeschlossen.
Rosie startet ihr Leben an der französischen Riviera neu. Sie hat sich ihren Traum erfüllt und ein kleines Strandcafé gekauft, welches nun mit Leben gefüllt werden möchte. Der Start gerät jedoch etwas holperig und als der Sternekoch Sebastian nebenan ein Hotel eröffnet muss Rosie um ihre Existenz kämpfen…

Der Liebesroman von Jennifer Bohnet ist meines Erachtens eine gute und leichte Sommerlektüre für Zwischendurch. Die Handlungsidee an sich gefällt mir sehr gut, ebenso der Handlungsort sowie die Kulisse insgesamt. Man kann sich sehr gut an die Riviera und in das kleine Café träumen und wünscht sich für Rosie gutes Gelingen bei ihrem Vorhaben. Auch die Figuren an sich sind insgesamt sehr sympathisch.
Rosie allerdings war mir häufig etwas zu anstrengend und egozentrisch. Sie flieht häufig, wenn etwas kompliziert wird und vermeidet es, Leuten klare Ansagen zu geben. Sie versucht sich aus unangenehmen Situationen heraus zu manövrieren, indem sie ihnen einfach aus dem Weg geht, was nicht selten zu total bescheuerten weiteren Situationen führt. Letztlich vermeidet sie nahezu jeden Konflikt auf fast lächerliche Weise, was mich sehr angestrengt hat.
Sehr gemocht habe ich hingegen den Starkoch Sebastian, die Immobilienhändlerin GeeGee sowie ihre Freundin Erica. GeeGee und Erica treten als Nebenfiguren auf, bekommen aber jeweils eine eigene sehr große Nebenhandlung, die aber eigentlich nicht zur Hauptgeschichte passt und dadurch irgendwie überflüssig wirkt. Während des gesamten Romans habe ich darauf gewartet, dass die Handlungsstränge richtig zusammenführen, aber leider geschah dies nicht. Eher im Gegenteil, anstatt die bereits vorhandenen Handlungsstränge zu verknüpfen und eine „runde“ Sache aus der Geschichte zu machen, wurden weitere Probleme und Nebenhandlungen eröffnet, die die Handlung noch wirrer und unzusammenhängender gemacht haben. Dies fand ich sehr schade, denn wie gesagt, die Grundidee des Cafés gefällt mir sehr gut, die Umsetzung hingegen ist eher konfus und oberflächlich. Ich hätte mir eine tiefgreifendere Handlung mit weniger Nebenplots und einem größeren Fokus auf Rosie sowie einen Hauptkonflikt gewünscht.
Der Schreibstil an sich ist jedoch unkompliziert und flüssig, weshalb ich die Story trotzdem gerne gelesen habe und mich auch gut unterhalten gefühlt habe. Mitreißen konnte sie mich aber leider nicht.

Mein Fazit: Jennifer Bohnets Roman konnte mich leider nicht wirklich überzeugen. Mir fehlten der rote Faden in der Story sowie klarere Protagonisten mit weniger anstrengenden Charakterzügen. Der Roman ließ sich dennoch leicht lesen und ist wohl einfach eine leichte Sommerlektüre, die oberflächlich bleiben möchte und nicht überraschen soll. Von mir gibt es daher nur 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Hafenschlächter

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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„Was auch immer hier geschehen war, der Täter war mit äußerster Grausamkeit vorgegangen […]: so etwas hatten sie in Hamburg noch nicht gesehen.!“

„Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ ...

„Was auch immer hier geschehen war, der Täter war mit äußerster Grausamkeit vorgegangen […]: so etwas hatten sie in Hamburg noch nicht gesehen.!“

„Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ ist ein historischer Kriminalroman und der erste Band der Hafenärztin-Buchreihe von Henrike Engel. Er erschien am 03.01.2022 im Ullstein Verlag.
Hamburg, 1910: Dr. Anne Fitzpatrick kehrt in ihre Heimatstadt zurück, um sich für Frauen in Not einzusetzen. Gemeinsam mit dem Verein Frauenwohl eröffnet sie ein Frauenhaus im Hamburger Hafen. Während der Eröffnungsfeier werden jedoch zwei tote Frauen in unmittelbarer Nähe entdeckt. Die Morde scheinen sogar in Verbindung mit diesem zu stehen und während der Ermittlungen gerät schließlich auch Anne in Gefahr…

Leider muss ich zugeben, dass ich von diesem Roman etwas völlig anderes erwartet hatte. Der Klappentext ließ mich einen historischen Roman erwarten, der sich um die Rechte der Frauen dreht. Ich dachte, dass Anne Fitzpatrick und ihr Kampf für diese Rechte die zentrale Rolle spielen würde und wir sie auf ihrem Weg begleiten würden. Dieses trifft natürlich im weitesten Sinne auch zu, der Fokus der Handlung liegt aber definitiv auf den Ermittlungen der zwei Morde, nicht auf Anne selbst.
Die personale Erzählperspektive wechselt zwischen Anne Fitzpatrick, der Hafenärztin, Berthold Rheyd, dem Kommissar und Helene, der Pastorentochter, welche die erste Leiche findet.
Alle drei Protagonisten sind auf ihre Weise einzigartig und interessant. Sie sind individuell und definitiv Personen mit Ecken und Kanten, wodurch sie einem sehr schnell sympathisch werden.
Die junge Helene, die aus ihrem gutbürgerlichen und konservativen Leben ausbrechen und am liebsten studieren möchte, passt für mich allerdings am wenigsten in die Handlung hinein. Lange Zeit wirkte sie auf mich wie eine unnötige Figur, die lediglich als Füllstoff für die Geschichte dienen soll. Ihre Probleme und Wünsche sind an sich zwar gut dargestellt, ihre Entwicklung im Laufe des Romans ist sogar nahezu brillant, dennoch würde die Story wohl auch ohne sie gut funktionieren.
Auch Anne Fitzpatrick ist für mich eigentlich keine wirkliche Hauptfigur, obwohl sie laut Cover und Titel definitiv die zentrale Rolle spielen sollte. Deutlich wird während der Ermittlungen sowie durch ihre eigenen Gedanken und Sorgen, dass sie ein Geheimnis verbirgt und dieses um jeden Preis schützen will. Was genau sie verheimlicht, bleibt aber auch am Romanende noch unklar. Die romantische Verbindung, die sich schließlich zu Kommissar Rheyd aufzubauen scheint, wäre für mich ebenfalls nicht notwendig gewesen und passt auch eigentlich nicht wirklich in die Handlung.
Die Hauptrolle im Roman spielt für mich also eindeutig Berthold Rheyd, der Kommissar. Die gesamte Handlung baut sich auf seinen Ermittlungen sowie auf dem Rätsel um die toten Frauen und Annes Verbindung dazu auf. Die Auflösung der Morde und die damit verbundene Spannung gefiel mir auch tatsächlich sehr gut. Interessant fand ich, dass immer wieder forensische Arbeitsmethoden der Ermittlung beschrieben werden und bin überrascht, wie weit die Kriminaltechnik damals schon war!
Durch die viele Perspektivwechsel und zu viele einzelnstehende Erzählstränge plätscherte die Handlung allerdings leider an vielen Stellen nur so vor sich hin. Nebenhandlungen werden aufgeworfen und wieder fallen gelassen, streckenweise geschieht nicht viel Relevantes für die eigentliche Geschichte. Lediglich zum Romanbeginn sowie am Ende wurde ich regelrecht in die Handlung eingesogen. Gerade zum Abschluss überschlagen sich die Ereignisse plötzlich, die Erzählstränge verknüpfen sich endlich besser miteinander und wirken nicht mehr so voneinander losgelöst. Leider löst sich dann aber auch alles sehr abrupt auf, hier hätte man sicherlich noch mehr herausholen können.
Insgesamt muss ich daher also sagen, dass sich der Roman sehr leicht liest, atmosphärisch geschrieben und in Teilen auch definitiv spannend ist, er mich aber einfach nicht recht überzeugen konnte. Die Handlung ist solide, die Themen grundsätzlich interessant, dann aber zu oberflächlich beschrieben, als dass sie begeistern könnten. Zudem waren drei Protagonisten für mich mindestens einer zu viel und Klappentext und Buchtitel absolut irreführend.

Mein Fazit: Ein netter und solider historischer Kriminalroman, der definitiv mehr Potential gehabt hätte. Ich bin ein wenig enttäuscht und vergebe daher nur 3 von 5 Sternen. Ob ich die Buchreihe weiterlesen werde, weich ich tatsächlich noch nicht.

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Veröffentlicht am 30.11.2021

Das Netz

Teufelsnetz
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„Pass auf, dass du dich nicht im Netz verfängst.“

„Teufelsnetz“ ist der zweite Thriller der „Jessica-Niemi-Reihe“ von Max Seeck. Er erschien im Oktober 2021 im Bastei Lübbe Verlag. Das Lesen ist grundsätzlich ...

„Pass auf, dass du dich nicht im Netz verfängst.“

„Teufelsnetz“ ist der zweite Thriller der „Jessica-Niemi-Reihe“ von Max Seeck. Er erschien im Oktober 2021 im Bastei Lübbe Verlag. Das Lesen ist grundsätzlich unabhängig von Band 1 möglich, spoilert aber zum Teil auf den ersten Teil, sodass man die Reihenfolge einhalten sollte, wenn man die gesamte Reihe lesen möchte.
Zwei Blogger sind verschwunden, eine Frau wurde ermordet. Eine Verbindung zwischen den Taten ist zunächst nicht eindeutig, aber auch nicht ausgeschlossen. Doch was könnte der Zusammenhang sein? Jessica Niemi steht erneut vor einer schwierigen Ermittlung und muss zudem mit ihrer eigenen Position im Kommissariat kämpfen. Wird sie die Täter entlarven können?

Erneut beginnt Max Seeck seinen Thriller mit einer guten Grundidee und einer großen Portion Spannung. Die Szenenbeschreibungen sind sehr bildlich und atmosphärisch, der Schreibstil ist flüssig und weniger abgehackt als im ersten Band der Buchreihe, an manchen Stellen sogar fast poetisch.
Durch diesen guten Schreibstil ist das Buch an sich sehr gut lesbar, aber leider nicht so mitreißend wie ein Thriller sein sollte. Das Rätsel um die verschwundenen Blogger und die getötete Frau ist im Grunde gut dargestellt und eine tolle Storyidee. Die Verwicklungen und Wendungen sind interessant und bieten viel Potential für spannende Unterhaltung. Auch die Romanthemen sind gut gewählt und dringen tief in die menschliche Psyche ein. Zudem sind die Themen sehr aktuell und die Handlung modern und an die heutige Zeit angepasst.
Leider sind aber die Zusammenhänge erneut sehr verwoben und schwer zu durchblicken, die Ermittlungen ein bisschen konfus und chaotisch. Zudem lenken die vielen persönlichen Einblicke in das Ermittlungsteam vom eigentlichen Fall ab und machen den sogenannten Thriller für mich eher zu einem Kriminalroman – im Vordergrund stehen mehr die Entwicklung des Ermittlerteams sowie die Dramen im Polizeirevier, als die Entwicklung der Handlung. Die persönlichen Beschreibungen haben zudem wenig mit dem eigentlichen Fall zu tun und scheinen das Buch eher auszuschmücken und aufzublähen. Der Mittelteil leidet dadurch sehr und da nur wenig Neues passiert, ist er sehr langatmig und fast schon langweilig.
Erst zum Ende der Handlung geht dann plötzlich wieder alles Schlag auf Schlag, es werden mehrere unerwartete Wendungen eingebaut und die Spannung steigt deutlich an. Tatsächlich wird der Leser deutlich in die Irre gefühlt und des Rätsels Lösung kam für mich absolut unerwartet. Das Lesen war hier dann wieder deutlich flüssiger möglich und die Seiten blätterten sich nahezu von selbst um. Schade ist allerdings, dass Jessica erneut in Lebensgefahr schwebt und ihre Not schon irgendwie gewollt wirkt. Natürlich passt dies zum gewählten Buchgenre, denn in einem Thriller geht es eben um Lebensgefahr, trotzdem scheint es unrealistisch, dass Jessica in jeder Ermittlung in solch große Notlagen gerät.
Jessica selbst steht, wie schon in Band 1, im Fokus der Handlung. Es wird einmal mehr klar, dass sie keine einfache Persönlichkeit ist und ihre Vielschichtigkeit wird deutlich hervorgehoben. Ihre persönlichen Probleme und Eigenheiten geraten aber gerade am Ende des Buches sehr ins Unglaubwürdige und ich persönlich hatte im Grunde die gesamte Zeit Probleme mit ihren Träumen oder Wahrnehmungen. Aber auch die anderen Figuren im Team werden gut charakterisiert und durch die wechselnde personale Erzählperspektive erhält man tiefe Einblicke in viele Figuren. Am besten gefallen hat mir in diesem Teil der Kommissar „Rasse“, der eigentlich sehr unscheinbar ist, aber definitiv ein Pfundskerl! Die neue Ermittlungsleiterin „Hellu“ und ihren Sticheleien gegen Jessica hingegen fand ich sehr anstrengend und nervtötend.
Der Thriller endet schließlich mit einem Cliffhanger und einem Ausblick auf den nächsten Fall für das Team um Jessica Niemi und einem persönlichen Rätsel von ihr, was dann irgendwie doch Lust aufs Weiterlesen macht.

Mein Fazit: Erneut schreibt Max Seeck ein solides Buch, das für mich aber definitiv mehr ein Kriminalroman ist, als ein Thriller. Für einen Thriller ist die Handlung in vielen Teilen zu langatmig und ereignislos, die Fokussierung auf dem Ermittlerteam und den persönlichen Belangen zu hoch. Als Kriminalroman betitelt wäre meine Bewertung vermutlich eine andere, so kann ich leider erneut nur 3 von 5 Sternen vergeben.

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Veröffentlicht am 30.11.2021

Hexenjagd

Hexenjäger
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„Fürchten Sie sich vor dem, was Sie schreiben?“

„Hexenjäger“ ist ein skandinavischer Thriller von Max Seeck und der erste Band der „Jessica-Niemi-Reihe“. Er erschien im Dezember 2020 im Bastei Lübbe Verlag.
Die ...

„Fürchten Sie sich vor dem, was Sie schreiben?“

„Hexenjäger“ ist ein skandinavischer Thriller von Max Seeck und der erste Band der „Jessica-Niemi-Reihe“. Er erschien im Dezember 2020 im Bastei Lübbe Verlag.
Die Frau des bekannten Autors Roger Koponen wird tot aufgefunden. Es folgen weitere Morde, die an Morde aus der Buchreihe von Roger erinnern. Doch wer könnte dahinterstecken und was hat es mit den Frauenleichen auf sich, die sie sich so sehr ähneln und auch Jessica bis aufs Haar gleichen…?

Manchmal fällt es mir schwer, eine Rezension zu einem Buch zu schreiben. Bei „Hexenjäger“ geht es mir nun leider so. Ich hatte mir sehr viel von dem Thriller versprochen und recht hohe Erwartungen an ihn gesetzt. Leider muss ich sagen, dass sie nicht oder nur teilweise erfüllt wurden…
Zunächst einmal ist das Buch für mich kein typischer Thriller, sondern eher ein Kriminalroman. Für mich liegt der Fokus des Romans auf der Ermittlerin Jessica Niemi sowie dem Ermittlungsleiter Erne, weniger auf dem Rätsel um die begangenen Morde. Zwar ist die Spannung zum Teil sehr hoch und die Konfliktpunkte sind definitiv charakteristisch für einen Thriller – sie sind lebensbedrohlich für Jessica und weitere Opfer – aber der richtige „Thrill“ und der Drang zum unbedingten Weiterlesen fehlten mir in großen Teilen des Buches. Die kurzen Kapitel und der etwas abgehakte Schreibstil sind zwar tatsächlich typisch für einen Thriller und erhöhen die Spannung definitiv, auch einige unerwartete Wendungen und interessante Ansätze sowie die Storyidee an sich gefallen mir sehr gut. Trotzdem konnte mich die Handlung nur zu Beginn und im letzten Drittel so richtig mitreißen.
Zudem war es leider so, dass ich die Auflösung des Falls nicht vollständig verstanden habe und ich auch am Ende des Buches noch ein wenig verwirrt war. Es bleiben einige Fragen offen, was mir persönlich nicht wirklich gefallen hat. Vielleicht ist es aber auch so gewollt, denn die Reihe geht ja noch weiter… Insgesamt sind aber die Zusammenhänge sehr kompliziert und verwoben, sodass es mir teilweise schwerfiel, den Entwicklungen und Ermittlungsschlüssen zu folgen. Trotzdem waren die abrupten Wendungen der Handlung insgesamt gut dargestellt und definitiv nicht vorhersehbar.
Jessica Niemi sowie das gesamte Ermittlerteam sind Figuren mit Ecken und Kanten. Sie sind nicht 0815-Ermittler und man kann sich gerade mit Jessica gut identifizieren, obwohl sie mir persönlich absolut nicht sympathisch ist. Sie ist nicht die perfekte Kommissarin, sondern eben ein „echter“ Mensch der Fehler macht, was auch auf die anderen Personen im Ermittlungsteam zutrifft. Die Darstellung von Jessica ist sehr gut, vielschichtig und authentisch gelungen. Dennoch bleibt sie irgendwie schwer greifbar, es umgibt sie ein Geheimnis, dass man nur schlecht verstehen kann. Für mich sind ihre Handlungen nicht immer logisch. Sie verheimlicht ihr Privatleben vor ihren Kollegen und führt ein seltsames Doppelleben. Der Sinn dahinter wird erst nach und nach deutlich, wobei es mir bis zum Ende schwerfiel, es vollständig zu durchschauen. Auch die immer wieder auftretenden Rückblicke in ihre Vergangenheit wirken meist eher irritierend und ablenkend vom eigentlichen Romanthema. Es gibt keine zeitlichen Überschriften und der Zusammenhang zur Gegenwart ist für mich nicht erkennbar. Letztlich macht es zwar Sinn zu wissen, was Jessica in ihrem Leben bereits durchgemacht hat, ein etwas logischerer Aufbau des Wechsels der Zeitebenen hätte mir aber besser gefallen, ebenso ein konkreter Bezug zur Romanhandlung.

Mein Fazit: Der Thriller von Max Seeck kommt mit einer guten Storyidee und interessanten Wendungen daher, fokussiert sich für einen Thriller meiner Meinung nach aber zu sehr auf die Kommissarin Niemi und ihr Privatleben. Richtig spannend wurde es für mich erst im letzten Drittel, die Zusammenhänge sind insgesamt schwer greifbar und kompliziert. Geübteren Thrillerlesern als ich fällt das Lesen aber vielleicht leichter… Ich vergebe nur 3 von 5 Sternen, bin aber dennoch gespannt, wie es mit Jessica weitergeht.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Liebe und Musik

Die Muse von Wien
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„Ich will etwas werden im Leben, etwas Großes und dazu gehört ein großer Mann.“

„Die Muse von Wien“ ist ein historischer Roman von Caroline Bernard. Er erschien im Mai 2018 im Aufbau Verlag und gehört ...

„Ich will etwas werden im Leben, etwas Großes und dazu gehört ein großer Mann.“

„Die Muse von Wien“ ist ein historischer Roman von Caroline Bernard. Er erschien im Mai 2018 im Aufbau Verlag und gehört zu der Buchreihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“.
Alma Schindler – verliebt in Gustav Klimt, schließlich verheiratet mit Gustav Mahler. Eine junge Künstlerin mit viel Talent und Sinnlichkeit, die sich für die Liebe und gegen ihre Leidenschaft entscheidet…

Alma ist eine interessante und kluge Frau. Gerade in jungen Jahren ist sie ein wenig flatterhaft, hat dabei aber einen starken eigenen Willen. Sie wirkt verzogen und egoistisch, aber irgendwie auch sympathisch und schutzbedürftig. Zudem sprüht sie vor Lebensfreude und Energie, ist nicht auf den Mund gefallen und kämpft für ihre Liebe.
Als sie schließlich Gustav Mahler kennenlernt, ist ihr Herz schnell an den deutlich älteren Mann verschenkt und verloren. Entgegen den Willen ihrer Eltern heiratet sie ihn schließlich und akzeptiert damit seine Forderung: Ihre eigene Kunst darf neben seiner nicht existieren. Sie muss für ihn und seine Kunst da sein, ihre eigene hat in diese Ehe keinen Platz. Obwohl Alma bisher nur wenig Rücksicht auf die Gefühle anderer genommen hat, kann sie diese Forderung verstehen und akzeptieren. Ihre Liebe ist so groß, dass sie ihr eigenes Talent aufgibt und fortan für Mahler lebt: „Die Liebe, neben der ihre Musik verblasste.“. Dabei hat sie sich eigentlich so viel mehr gewünscht. Sie wünschte sich, selbst eine große Komponistin zu werden, zweifelt dabei aber auch immer wieder an ihrer Rolle als Frau. Sie hält Frauen für zu gefühlsbetont, als dass sie wirklich Genies sein könnten. Eine Ansicht, die vermutlich zu dieser Zeit (Ende 19. / Anfang 20. Jahrhundert) viele vertraten…
Caroline Bernard beschreibt in ihrem biografischen Roman Almas Leben an der Seite von Gustav Mahler. Es wird deutlich, wie groß Almas Gefühle für ihren Mann waren, wie sehr sie ihn geliebt hat, aber auch, wie sehr sie unter ihm gelitten hat. Dennoch gibt sie ihn nie auf und kämpft für die Beziehung. Auf eine Art hat sie mich absolut begeistert und fasziniert. Ihre Kraft, ihre Liebe, ihre Fähigkeit die eigenen Wünsche hinten an zu stellen. Auf der anderen Seite habe ich total gelitten, da sie so viel aufgeben musste und zudem so viel Leid erfuhr.
Der Schreibstil des Romans ist leicht, die Geschichte insgesamt gut lesbar. Die personale Erzählperspektive vermittelt mehrere Perspektiven gut und anschaulich. Almas innere Zerrissenheit, ihr Hadern mit ihrer Rolle als Gustavs Frau, ihre Gedanken, ihre Gefühle – alles ist genial und perfekt dargestellt. Dennoch bin ich mit dem Erzählstil insgesamt nicht gut zurechtgekommen. Teilweise werden Rückblicke eingebaut, die aber nicht ganz eindeutig als solche zu erkennen sind und irgendwie als rückblickende Erklärung in die Gegenwart eingebaut werden. Die Zeitsprünge in der Handlung waren für mich nicht immer gut nachvollziehbar, weswegen ich an manchen Stellen etwas verwirrt war. Zudem konnte die Handlung mich nicht wirklich packen. Die Seiten zogen sich leider etwas träge dahin und erst zum Ende des Romans wurde es wieder ein wenig spannender.
Vielleicht passt genau dieses Muster auch zu Almas Gefühlen und daher perfekt zu dem Roman, mir fiel das Lesen dadurch allerdings sehr schwer und ich musste mich sehr quälen weiterzulesen. Dies fand und finde ich sehr schade, da ich durchaus der Meinung bin, dass es der Autorin gelungen ist, einen großartigen Einblick in das Leben von Alma Schindler zu geben und sie uns als Frau und als Künstlerin näher zu bringen. Ihre Zeit an der Seite von Gustav Mahler wird eingängig beschrieben, es wird deutlich, was für eine Frau sie war und womit sie zu kämpfen hatte.

Mein Fazit: Leider konnte ich mich nicht vollständig in die Geschichte einfinden und war stellenweise sehr gelangweilt. Dabei finde ich die Geschichte von Alma Schindler insgesamt gut dargestellt und berichtet, die damalige Rolle der Frau anschaulich umrissen - allerdings an vielen Stellen zu zäh und langatmig. Daher kann ich leider nur 3 von 5 Sternen vergeben und empfehle den Roman eher den Lesern, die biografische Romane mögen und sich für Alma Schindler interessieren!

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