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Veröffentlicht am 17.04.2021

Kunst ist Kunst

Die Bildhauerin
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„Kunst ist Kunst, egal, ob eine Frau oder Mann sie schafft.“

„Die Bildhauerin“ ist ein Roman von Pia Rosenberger. Er erschien im April 2021 und gehört zu der Buchreihe „Außergewöhnliche Frauen zwischen ...

„Kunst ist Kunst, egal, ob eine Frau oder Mann sie schafft.“

„Die Bildhauerin“ ist ein Roman von Pia Rosenberger. Er erschien im April 2021 und gehört zu der Buchreihe „Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe“ aus dem Aufbau Verlag. Dabei ist er aber in sich abgeschlossen und kann eigenständig gelesen werden.
Paris, 1881: Camille Claudel weiß, was sie werden möchte. Bildhauerin, denn das ist sie mir Leib und Seele. Als Frau ist dieser Weg im 19. Jahrhundert jedoch noch nicht so einfach, sodass sie sich ihren Platz in der Welt der Kunst erkämpfen muss. Dabei ist sie stets auf der Suche nach der Wahrheit, die Liebe ist für sie unwichtig… Bis sie Auguste Rodin begegnet und sich alles ändert…

Leider hat mir der biografische Roman über Camille Claudel insgesamt nicht so zusagen können. Ich empfand die Handlung über weite Strecken sehr zäh und langatmig, mit Camille als Protagonistin konnte ich leider nicht wirklich warmwerden.
Sie ist egozentrisch, anstrengend, kontrollsüchtig, von sich selbst überzeugt und launisch. Sie sieht sich selbst als etwas Besseres, hat hohe moralische Werte und erkennt gesellschaftliche Missstände oder moralische Fehlhandlungen. Trotzdem billigt sie aber gerade Rodins Handlungen immer wieder, handelt selbst meist zu ihrem eigenen Vorteil und stößt damit ihre wahren Freunde sowie ihre Familie von sich: „Dir ist kein Preis zu hoch für deine Kunst, oder? Du bist bereit, sogar deine Freunde dafür zu opfern.“. Camilles Verhalten und Charakter sind zwar zum einen sehr authentisch und auch passend zu dem, was man über die reale Camille Claudel weiß und zum anderen sogar stimmig, wenn man überlegt, welchen Weg die junge Frau einschlägt, in einer Zeit, in der die Frau noch in ihrer typischen Rolle als Hausfrau und Mutter gesehen wurde. Dennoch hat mich ihre Art irgendwie genervt, zudem das Drama, das sie aus allem macht… Dadurch fiel es mir sehr schwer, mich auf sie und ihre Geschichte einzulassen.
Auch hatte ich irgendwie einen anderen Lebensweg erwartet und nicht das Leben an der Seite von Rodin als dessen Affäre/Gefährtin und Muse. Obwohl sie nämlich für ihren Traum der Bildhauerei und ihre eigene Freiheit kämpft und Liebe für sich als „Verschwendung“ ausschließt, verfällt sie Rodin völlig und bleibt sie in seinem Schatten zurück und verweilt in einer Beziehung, die geprägt ist von Streit, Emotionen und Wutausbrüchen. Auch dieses entspricht wohl allerdings der Realität, sodass ich wirklich beeindruckt bin, wie nah der Roman an der wahren Figur Camille Claudel dran ist. Interessant fand ich auch die mehrfachen Begegnungen mit Claude Debussy, die als Nebenhandlung immer mal wieder auftreten.
Natürlich werden einige Aspekte von Camilles Lebensweg künstlerisch umgeschrieben und auch nur der erste Lebensabschnitt von Camille beschrieben, dennoch bekommt man einen realistischen Eindruck in ihren Lebensweg sowie in die damals bestehenden Rollenbilder. Immer wieder wird ihr eingeredet, dass die Bildhauerei nichts für eine „schwache Frau“ sei und dass sie lieber nur kleine Skulpturen formen sollte. Es wird deutlich, wie schwer es für eine Frau war, das zu tun, was sie sich wirklich wünscht und nicht nur „brave Ehefrau“ zu sein. Trotz Camilles entsprechendem Talent fasst sie nur schwer Fuß in der Künstlerszene und wird selbst von den Menschen in dieser Szene als Außenseiterin betrachtet. Dabei sind es ja gerade diese Menschen die eher alternativ denken und die klassischen Rollenbilder missachten…
Beeindruckend fand ich die Unterstützung, die Camille von ihrem Vater bekommt sowie ihre sture Haltung gegenüber der Mutter, die damals tatsächlich alles andere als üblich war.
Der Schreibstil sowie die personale Erzählperspektive waren für mich leider ebenfalls nicht überzeugend. Ich hätte mir gewünscht, dass die Emotionen besser transportiert werden und der Schreibstil insgesamt etwas flüssiger und weniger sachlich gewesen wäre. Gerade der Einstieg in den Roman war für mich sehr zäh und schwierig, erst im letzten Drittel wurde die Handlung für mich spannender, der Lesefluss flüssiger, aber dennoch irgendwie nicht vollkommen überzeugend. Außerdem fehlte mir ein Nachwort im Buch, dass auf die reale Camille Claudel eingeht und die Darstellung im Roman noch einmal erläutert.

Mein Fazit: Insgesamt denke ich, dass der erste Lebensabschnitt von Camille Claudel gut und realitätsnah dargestellt wurden. Es wird deutlich, wie sie zu einer wirklich guten Bildhauerin wird und welche Schwierigkeiten ihr dabei begegnen. Dennoch konnte mich die Geschichte nicht fesseln und ein richtiger Lesefluss entstand leider nicht. Daher vergebe ich nur 3 von 5 Sternen für „Die Bildhauerin“ von Pia Rosenberger.

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Veröffentlicht am 04.02.2021

Lebenslüge

Marta
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„Träum‘ schön weiter, aber versäume nicht die Realität.“

„Marta – Heimat in Polen, Deutschland und in der Schweiz“ ist der Debut-Roman von Monika Hürlimann. Er erschien im Oktober 2020 im Anthea Verlag ...

„Träum‘ schön weiter, aber versäume nicht die Realität.“

„Marta – Heimat in Polen, Deutschland und in der Schweiz“ ist der Debut-Roman von Monika Hürlimann. Er erschien im Oktober 2020 im Anthea Verlag und ist in großen Teilen autobiografisch.
Polen, 1984: Mit 15 muss Marta mit ihrer Mutter und ihrem Zwillingsbruder ihr Heimatland Polen verlassen. Es geht illegal in den Westen - nach Deutschland in die BRD. Dort soll alles besser und bunter sein, doch für Marta beginnt eine schwere Zeit. Sie muss zunächst die fremde Sprache lernen und fragt sich immer wieder, warum ihre Mutter, die das Konzentrationslager in Ausschwitz überlebte, ausgerechnet nach Deutschland flieht. Erst nach dem Tod ihrer Mutter, beginnt Martha langsam die Vergangenheit aufzuarbeiten und entdeckt dabei ein Familiengeheimnis, das sie niemals erwartet hätte…

Marta ist ein kluges und sehr selbständiges Kind. Die Beziehung zu ihrer Mutter war schon immer schwierig, auch zu ihrem Bruder konnte sie nie eine wirklich innige Beziehung aufbauen. Früh musste sie lernen selbständig zu sein, sich um Essen für die Familie zu kümmern, Wäsche zu waschen und den Haushalt einigermaßen in Ordnung zu halten. Dabei war ihre Mutter nie faul, aber häufig arbeiten und als Pädagogin stets um andere Kinder bemüht. Ihr gesamtes Leben hat Marta das Gefühl, ihre Mutter sei unnahbar und nie wirklich an ihrer Tochter interessiert, der Bruder oder fremde Kinder stets an erster Stelle.
Die plötzliche Auswanderung in ein fremdes Land zeigt Marta, dass das Leben einfacher sein kann, als in ihrer Heimat. Keine Lebensmittelrationalisierung, keine angebliche Gleichheit, keine Sorgen mehr darüber, was man sagen darf und was nicht. Aber eben auch keine Freunde, keine Familie und eine fremde Sprache. Dennoch gibt Marta nicht auf und schafft es, an ihrem großen Traum festzuhalten: dem Medizinstudium. Letztlich ist sie eine Kämpferin. Sie ist zielstrebig und weiß, was sie kann, zweifelt aber trotzdem immer wieder an sich selbst und möchte anderen gefallen.
Zudem fragt sie sich immer wieder, was an der Vergangenheit und dem Verhalten ihrer Mutter so seltsam zu sein scheint. Doch obwohl sie sich dieser Tatsache bewusst ist, ist sie lange Zeit nicht in der Lage die Vergangenheit aufzuarbeiten und zu verstehen. Erst nach dem Tod ihrer Mutter beginnt sie ernsthaft sich mit der Thematik auseinander zu setzen und entdeckt dabei Dinge, die sie niemals geahnt hätte. Doch obwohl sie sich große Mühe gibt und mit ihrer Suche sogar bei einigen in ihrer Familie aneckt, kann sie das Rätsel um ihre Mutter am Ende nicht vollständig lösen und akzeptiert diese schließlich in ihrem Handeln und ihrer Person. Damit bleiben allerdings auch für den Leser Fragen offen, die ich mir als Konfliktlösung schon erhofft hätte.
Der, zumindest teilweise, autobiografische Roman von Monika Hürlimann beschreibt Martas Leben in mehreren Abschnitten, bis die Handlung ein paar Jahre nach dem Tod ihrer Mutter endet. Es werden dabei viele wichtige Themen wie das Leben im Kommunismus, die dortige Lebensmittelrationalisierung sowie der Umgang mit kranken Angehörigen, der Vergangenheit generell und das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen angeschnitten und aus der Perspektive einer Betroffenen beschrieben. Jedes der angeschnitten Thema fasziniert auf seine Weise und regt zum Nachdenken an.
Martas Lebensgeschichte ist ergreifend und im Grunde sehr emotional. Das junge Mädchen und auch später die junge Frau kann einem häufig eigentlich nur leidtun, ihren Mut und ihre Zielstrebigkeit muss man bewundern. Leider konnte ich mich mit Marta selbst nicht wirklich identifizieren und fand auch während des gesamten Romans keinen richtigen Zugang zu ihr. Der Schreibstil ist, passend zu Marta als Figur, sehr sachlich und geradlinig. Dadurch entstand für mich jedoch kein richtiger Lesefluss und immer wieder drängte sich mir das Gefühl auf, keinen Roman, sondern ein Sachbuch oder eben eine Biografie zu lesen. Die Emotionen konnten mich daher ebenfalls kaum erreichen, sie waren mir zu abstrakt und haben es so leider nicht geschafft mich zu berühren.
Auch die nicht chronologische Reihenfolge der Kapitel und die entsprechenden wechselnden Zeitsprünge lagen mir persönlich nicht. Teilweise waren mir so Zusammenhänge nicht klar, manchmal wurden Dinge vorweggenommen oder doppelt erzählt. Die beschriebenen Lebensabschnitte und Ereignisse aus diesen sowie darauf aufbauende Gedankensprünge waren für mich teilweise nicht nachvollziehbar und irgendwie unlogisch.
Dennoch werden viele historische Begebenheiten authentisch beschrieben und der Leser bekommt einen sehr guten und wichtigen Einblick in entbehrungsreiche Zeiten und das Leben in einem kommunistischen System. Zusätzlich erlangt man einen Einblick in die Wirrungen und komplizierten Verhältnisse im Anschluss an den zweiten Weltkrieg.

Mein Fazit: Grundsätzlich finde ich „Marta - Heimat in Polen, Deutschland und in der Schweiz“ durchaus gelungen. Allerdings war es für mich kein unterhaltsamer Roman mit historischem Kontext, sondern eher eine sachliche Erzählung in biografischer Form. Dieser Beschreibung wird der Roman dann deutlich gerechter und meine Erwartungshaltung daran wäre wohl auch eine andere gewesen. So kann ich leider nur 3 von 5 Sternen vergeben, da mich Martas Geschichte leider nicht wirklich erreichen konnte.

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Clanfehden

Sturmtochter, Band 3: Für immer vereint (Dramatische Romantasy mit Elemente-Magie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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„Es kann mit oder ohne Dolch passieren, nach zwei Tagen oder zwanzig Jahren mit diesen Kräften. Aktuell ist niemand mehr sicher.“

„Sturmtochter – für immer vereint“ ist der letzte Band der Sturmtochter-Trilogie ...

„Es kann mit oder ohne Dolch passieren, nach zwei Tagen oder zwanzig Jahren mit diesen Kräften. Aktuell ist niemand mehr sicher.“

„Sturmtochter – für immer vereint“ ist der letzte Band der Sturmtochter-Trilogie von Bianca Iosivoni. Er erschien im Oktober 2019 im Ravensburger Verlag.
Nachdem Ava ihre eigenen Kräfte erkannt hat und weitere Mitglieder ihres Clans kennenlernen konnte, wandelt sich die Stimmung zwischen den fünf großen Clans mehr und mehr. Ein Krieg steht bevor, Naturkatastrophen nehmen zu und die Elementare werden immer stärker und gefährlicher. Zudem verlieren plötzlich auch Clanmitglieder die Macht über ihre Kräfte, obwohl sie diese schon mehrere Jahre beherrschen. Was hat dieses Ungleichgewicht ausgelöst und kann es Ava und den anderen Sturmkriegern gelingen das Gleichgewicht der Clans und der Natur in Schottland wieder herzustellen…?

Schade, ich habe die Sturmtochter-Reihe wirklich gern gelesen und das, obwohl ich eigentlich kein Fantasy-Leser bin. Trotzdem muss ich sagen, dass der dritte Band für mich absolut der schwächste der Reihe war.
Schon den Beginn empfand ich als sehr langatmig, da der Einstieg nicht direkt an Band 2 anknüpfte und auch die Handlung nicht sofort voll losging. Dieses Gefühl nahm dann leider auch während des gesamten Romans irgendwie nicht ab. Die Handlung schleppte sich von Ereignis zu Ereignis, dazwischen gab es jedes Mal einen deutlichen Spannungsabfall sowie einen erneuten Einstieg in die jeweilige Szene. Diese waren für mich dann auch zu sehr voneinander abgegrenzt und eher eine Aneinanderreihung der verschiedenen Charaktere und ihrer Erlebnisse. Die verschiedenen Erzählperspektiven und Settings waren zwar jedes für sich interessant und gut durchdacht, eine bessere Verknüpfung mit weniger Längen zwischendurch hätte mir aber besser gefallen.
Die Spannung, die durch den Kampf der Clans gegeneinander und schließlich gegen die Elementare und Naturkatastrophen aufkommen sollte, erreichte mich daher leider ebenfalls nicht wirklich. Die Handlung war häufig vorhersehbar, die Ereignisse wiederholten sich eher, als dass sie mich überraschen konnten. Immer wieder wird jemand nahezu tödlich verletzt oder verwandelt sich plötzlich in einen Elementar. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Abwechslung und neue Ideen gewünscht.
Nichtsdestotrotz habe ich mich gefreut, Ava und ihre Freunde erneut zu treffen. Die wechselnden Erzählperspektiven erlauben einen Eindruck in die Gedanken nahezu aller bereits bekannten Hauptfiguren und verdeutlichen die einzelnen Entwicklungen der Charaktere sehr gut. Gerade Reid hat mich in diesem Band überzeugt. Er vollzieht eine deutliche Entwicklung und schafft es endlich, sich von seinem Vater und seinem Clan loszusagen und die Entscheidungen zu treffen, die er selbst als richtig erachtet. Dies hatte ich schon in den vorherigen Bänden erwartet und gehofft, sodass ich mich nun umso mehr für ihn gefreut habe.
Ava und Lance bekommen endlich ihr persönliches Finale, was mich zwar sehr gefreut hat, mir aber insgesamt dennoch zu unkompliziert vonstattenging. Warum die Liebe zwischen den Clans eigentlich verboten ist und nun dennoch so einfach akzeptiert wird, ist für mich unklar. Ebenso empfand ich die Lösung einiger weiterer Konflikte als zu unkompliziert und einfach, was mich ein wenig ratlos zurücklässt. Genauer darauf eingehen möchte ich an dieser Stelle nicht, da ich niemanden spoilern möchte.
Gefallen hat mir aber nach wie vor die Idee, dass die junge Generation der magischen Clans sich zusammenschließt und ein Bündnis eingeht, das auf Freundschaft und Vertrauen basiert, nicht auf Notwendigkeit und Scheinheiligkeit. Der Freundschaftsaspekt sowie die Liebe und die Idee „das Richtige“ zu tun werden an mehreren Stellen angesprochen und nachvollziehbar dargestellt. Die Handlungen der Figuren haben mir hierbei sehr gut gefallen. Es wird deutlich, dass viele erkennen, dass sie eher nach ihrem Gewissen und ethischen Grundsätzen handeln sollten, als nach dem, was ihnen ihr Clan-Chief befiehlt.
Auch der Schreibstil von Bianca Iosivoni war gewohnt flüssig und unkompliziert, weshalb der Lesefluss trotz der eher dahinplätschernden Handlung nicht wirklich unterbrochen wurde und ich einige kurzweilige Lesestunden genießen konnte. Ebenso begeistert hat mich wieder das Setting und die Beschreibung der schottischen Kulisse. Die Handlungsorte sind anschaulich und greifbar beschrieben und lassen ein gewisses Fernweh aufkommen.

Mein Fazit: Ich habe mir vom Finale der „Sturmtochter-Trilogie“ einiges mehr erhofft und bin daher ein wenig enttäuscht. Trotzdem habe ich ihn als Abschluss der ansonsten wunderschönen Fantasy-Reihe sehr gerne gelesen. Ich vergebe 3 von 5 Sternen, empfehle die Buchreihe aber trotzdem jedem, der New-Adult-, Fantasy- und Romance-Geschichten mag!

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Einsamkeit

Wenn du bei mir bist
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„Ihr seid alles, was ihr habt!“

„Wenn du bei mir bist“ ist ein Roman von René Carlino. Er erschien am 30. Oktober 2020 im Bastei Lübbe Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Die junge Journalistin Kate ...

„Ihr seid alles, was ihr habt!“

„Wenn du bei mir bist“ ist ein Roman von René Carlino. Er erschien am 30. Oktober 2020 im Bastei Lübbe Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Die junge Journalistin Kate ist davon überzeugt, dass im Leben nur auf einen selbst Verlass ist. Als sie die Chance bekommt den mysteriösen Weingutbesitzer R. J. Lawson zu interviewen, hält sie dies für ihren großen Karrieredurchbruch. Auf dem Weingut läuft dann jedoch nicht alles nach Plan, aber der charmante Mitarbeiter Jamie stiehlt sich nach und nach in Kates Herz. Doch während sie gerade beginnt der Liebe doch noch eine Chance zu geben, lässt Jamie sie fallen und Kate stürzt erneut in ein tiefes Loch…

Die Journalistin Kate hat in ihrem Leben schmerzhaft erfahren, was es bedeutet, einsam zu sein. Erst starb ihre Mutter, vor Kurzem nun auch ihre Ziehmutter Rose. Seitdem fühlt sie sich alleingelassen und einsam, ihre Power und ihren Antrieb hat sie verloren. Dies merkt man auch an ihren Artikeln für die Zeitung. Diese sind eher fad und langweilig, etwas mit Begeisterung und Feuer geschrieben, hat Kate schon lange nicht mehr. Trotzdem gibt ihr Chef ihr nun eine riesige Chance, sie soll denn interessanten und mysteriösen Weingutsbesitzer R. J. Lawson interviewen und möglichst etwas über sein gut gehütetes Privatleben herausfinden. Für diesen Auftrag fährt sie auf das Weingut und schon von Anfang and geht schief, was nur schief gehen kann, denn neben ihrer aktuell eher schwierigen Gefühlslage, ist Kate auch noch ein riesiger Tollpatsch. Diese Eigenschaft könnte sie eigentlich sympathisch machen, doch ich muss zugeben, dass ich während des gesamten Romans nicht wirklich mit ihr warmwerden konnte. Ihre unbeholfen wirkende Art und eher depressive und mitleidige Stimmung haben mir überhaupt nicht gefallen.
Das Zusammentreffen mit Jamie ist dann ein typisches Klischee und natürlich verfällt sie ihm in ihrer unsicheren Stimmung sofort. Er gibt ihr das Gefühl, die Einzige zu sein, wertgeschätzt und beschützt zu werden. Empfindungen, die Kate bereits vergessen glaubte. Die Kennenlernphase der beiden ist wunderschön beschrieben und hat mich sofort an einen Wohlfühlroman mit unkomplizierter Handlung denken lassen.
Als Jamie Kate dann aber fallen lässt, verschwindet die glückliche und leichte Romanstimmung allerdings wieder und übrig bleiben die depressiven Denkansätze bezüglich der Ansicht, dass man im Leben eben einfach nur sich selber hat und sich niemals auf andere einlassen sollte.
Die beschriebenen Gefühle konnten mich aber nicht wirklich berühren und haben mich eher genervt, auch die Ich-Perspektive von Kate konnte daran nichts ändern. Nur manchmal, wenn Kate ihren „Funken“, wie ihr Chef es bezeichnet, zeigt, hat sie mich stellenweise überzeugen können.
Leider ist diese positive Charaktereigenschaft im Roman eher selten zu sehen und aus einem Roman, der für mich als seichter und unterhaltsamer „Wohlfühlroman“ mit überraschender und gut gelungener Wendung begann, wurde dann eine Geschichte, die mir zu klischeehaft und zu hektisch wurde.
Die zweite Romanhälfte umfasst dann nämlich für mich zu viele, nur kurz angeschnittene Themen, die mit Kates und Jamies Geschichte eigentlich nichts mehr zu tun haben und die wie Füllmaterial wirken und die Auflösung des Konflikts hinauszögern. Auch das Ende war für mich dann zu kompakt und farblos. Zudem ist plötzlich alles wieder „rosarot in Plüsch“, was den bis dahin nur selten kitschigen Roman dann wirklich ins absolute Klischee wandelte.
Obwohl der Roman also wirklich flüssig und humorvoll geschrieben ist und auch zunächst locker und unterhaltsam begann, konnte er mich nicht wirklich überzeugen. Dabei haben mir die Plotidee sowie die Kulisse vor dem Weingut sehr gut gefallen, der wunderschöne Anfang wurde aber in der zweiten Hälfte leider kaputtgemacht. Ich habe mir insgesamt mehr positive Emotionen und gut dargestellten Herzschmerz gewünscht, dazu ein bisschen mehr Realität, weniger „heile rosarote Welt“ und weniger Ablenkung von der Beziehung zwischen Jamie und Kate in der zweiten Romanhälfte.

Mein Fazit: Letztlich kann ich nur 3 von 5 Sternen für „Wenn du bei mir bist“ vergeben. Der Roman startete überzeugend und war humorvoll und insgesamt flüssig geschrieben. Trotzdem konnte mich die Geschichte nicht vollständig abholen und war mir am Ende zu sehr gekürzt und klischeehaft.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Pfötchenglück

Das kleine Pfötchencafé zum großen Glück
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„Mein Dasein ist weit entfernt von Friede, Freude, Hundekuchen. Einen Traummann werde ich mir backen müssen.“

„Das kleine Pfötchencafé zum großen Glück“ ist ein Roman von Caroline Messingfeld. Er erschien ...

„Mein Dasein ist weit entfernt von Friede, Freude, Hundekuchen. Einen Traummann werde ich mir backen müssen.“

„Das kleine Pfötchencafé zum großen Glück“ ist ein Roman von Caroline Messingfeld. Er erschien am 01.08.2020 als ebook bei beHeartbeat und ist in sich abgeschlossen.
Als die hundebegeisterte und leidenschaftliche Bäckerin Mila ihre Elternzeitvertretung wieder aufgeben muss, steht sie an einem Punkt im Leben, an dem sie nicht viel Positives erkennen kann. Ohne Job, ohne Partner, wieder bei ihren Eltern lebend, bleibt ihr als größtes Glück nur ihre Sheltie-Hündin Amy. Als sie dann jedoch den Konditor Sam kennenlernt formt sich in ihrem Kopf eine Idee: Könnte man nicht zusammen ein Pfötchencafé eröffnen…?

Obwohl mir Mila als Protagonistin eigentlich unglaublich sympathisch ist – freundlich, hundeverrückt, Bloggerin aus Leidenschaft – und auch die anderen Figuren des Romans liebevoll und authentisch dargestellt sind, konnte ich mich leider nicht wirklich mit der Geschichte anfreunden.
Die Grundidee hat mir dabei zwar sehr gefallen: Junge Frau mit Hund baut sich mit der Erfüllung ihres Herzenstraums ein neues Leben auf und findet überdies sogar ihre große Liebe. Die große Rolle, die dabei der Hündin Amy zukommt, finde ich ebenfalls klasse.
Leider ist der Roman aber für mein Empfinden in sich nicht wirklich flüssig geschrieben. Kurze Kapitel mit abrupten Themen- und Szenenwechseln sowie Widersprüche in den Ansichten und Handlungen der Figuren machten das Lesen für mich sehr zäh. Mir fehlte der rote Faden, der die Erzählung insgesamt verknüpft. Die Liebesgeschichte, die einen Hauptteil des Romans ausmachen sollte, entsteht aus dem Nichts und für mich völlig unauthentisch und mit nur wenigen vorherigen Szenen, die eine solche Entwicklung einleiten. Milas Art, wie sie ihren Partner schließlich näher kennenlernt ist für mich daher völlig unbegreiflich und realitätsfern. Ich habe mich regelrecht über ihr dortiges Verhalten aufgeregt.
Nichtsdestotrotz enthält der Roman aber einige niedliche Szenen, humorvolle Abschnitte und auch eine gewisse Portion Spannung. Die insgesamt durchaus sympathischen Figuren und deren freundschaftlicher Zusammenhalt sind erfrischend und gut gelungen.
Auch die angerissenen Themen und die damit verbundenen Probleme – die Partnersuche und die Suche nach den eigenen Zielen im Leben – haben mir grundsätzlich gut gefallen. Nicht jeden Aspekt kann ich wirklich nachvollziehen, denn das Singleleben ist für mich kein so riesiges Übel, wie es dies für Mila an manchen Stellen zu sein scheint, das Aufgreifen dieser Themen passt aber in das Konzept des Romans ist insgesamt gut dargestellt. Es wird hierbei zwar nicht wirklich in die Tiefe gegangen und nur oberflächlich über die jeweiligen Probleme gesprochen, dies passt aber ins Konzept des Romans und hat mich daher nicht weiter gestört.

Mein Fazit: Insgesamt hat der Roman mich zwar leider nicht überzeugen können, trotzdem hat er aber einen gewissen Charme und gerade das in Szene setzen von Milas Hund Amy sowie die Idee des Pfötchencafés haben mir sehr gut gefallen. Ich vergebe daher 3 von 5 Sternen für seichte Unterhaltung mit niedlichem Thema.

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