Blutiger März
Engel des TodesDie junge Republik ist in Aufruhr. Kapp hat durch einen Putsch in Berlin die Macht übernommen. Auch in Leipzig kommt es zu Gegendemonstrationen der Arbeiter, die in Straßenkämpfe ausarten. Die rechten ...
Die junge Republik ist in Aufruhr. Kapp hat durch einen Putsch in Berlin die Macht übernommen. Auch in Leipzig kommt es zu Gegendemonstrationen der Arbeiter, die in Straßenkämpfe ausarten. Die rechten Kräfte innerhalb der Ordnungsmächte nutzen ihre Chance, die Linken in ihre Schranken zu weisen.
Die kriegsähnlichen Ereignisse lösen bei Stainer erneut überwunden geglaubte Traumata aus. Und dies zu einem Zeitpunkt, in dem Stainer alle Sinne beisammen haben muss, um einen brutalen Mörder zu stellen. Jemand tötet auf bestialische Weise Mitglieder der Fliegerstaffel, der auch der Rote Baron angehörte. Stainer muss den Täter unbedingt finden, bevor es weitere Opfer gibt.
Mit diesem Krimi hat mich der Autor überrascht. Dieses Mal stehen die aufgeheizte Stimmung nach dem Putsch und die Person des Täters im Mittelpunkt und weniger die polizeiliche Ermittlungsarbeit.
Der Autor hat mich durch die aufgepeitschte, fiebrige Atmosphäre, die er treffend und erlebbar schildert, dennoch emotional gefangen genommen.
Ich habe mit Stainer gelitten, der erneut seine traumatischen Kriegserfahrungen durchlebt, was dazu führt, dass er sich immer wieder in der Vergangenheit verliert und sich nicht auf die aktuellen Ereignisse konzentriert.
Interessant fand ich die Einblicke in die Psyche des Mörders, die bei mir Mitleid für seine Person hervor riefen, weil ich ihn auch als Opfer begreifen konnte.
Mit Wut erfüllt hat mich das Verhalten der Ordnungskräfte, die sich aus mehreren Gruppierungen zusammensetzen. Anstatt die Situation zu deeskalieren, haben Teile von ihnen durch Schüsse auf die Demonstranten und übertriebene Gewalt unschuldige Opfer zu verantworten.
Eine Figur, die mich sehr berührt hat, ist der Oberstleutnant der Reichswehr von Herzberg. Er verkörpert für mich das Ideal eines verantwortungsvollen Militärs. Doch leider ist er der Rufer in der Wüste.
Am Ende löst Stainer den Fall, aber der Satz, die Gerechtigkeit hat gesiegt, will nicht recht passen.
Mich hat der Krimi sehr bewegt. Die Handlung war packend und hat mich mitgerissen. Was ich aber noch viel stärker empfunden habe, der Krimi ist in meinen Augen eine Anklage gegen den Krieg, der im Grunde die Ursache für all die sinnlose Gewalt ist.