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Veröffentlicht am 02.09.2023

Ein äußerst spannender und ungewöhnlicher Weihnachtskrimi

Rattenweihnacht
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Schon der Beginn der Geschichte gibt Rätsel auf. - eine Frau, die plötzlich in einem kleinen Dorf auf dem Spielplatz sitzt und ihr Gedächtnis verloren hat. Eine Mutter, die ihren erwachsenen Söhnen -zwei ...

Schon der Beginn der Geschichte gibt Rätsel auf. - eine Frau, die plötzlich in einem kleinen Dorf auf dem Spielplatz sitzt und ihr Gedächtnis verloren hat. Eine Mutter, die ihren erwachsenen Söhnen -zwei Brüder - den Haushalt gemacht hat, verschwindet spurlos. Zudem erhalten die beiden Brüder anonyme Drohbriefe. Die Gerüchteküche im Dorf brodelt.

Die ersten Seiten des Buches lösten in mir Weihnachtsgefühle aus. Es schneit. Ein kleines Mädchen entdeckt die fremde Frau, gibt ihr den Namen Maria und nimmt sie mit nach Hause.

Die Autorin fängt die Atmosphäre in einem kleinen Dorf, in dem jeder jeden kennt, gut ein. Das zeigt sich für mich in den Gesprächen der Dorfbewohner , die über Maria diskutieren. Es war das typische und nicht immer menschenfreundliche Geschwätz der Leute. Natürlich darf die unbeliebte Klatschbase, die ihre Nase überall hineinsteckt, nicht fehlen.

Mir war Maria sympathisch und deshalb war ich um so mehr entsetzt, dass man sie bei den Brüdern, die im Dorf nicht für ihre Menschenfreundlichkeit bekannt sind, einquartiert. Tatsächlich wird Maria nicht mit offenen Armen empfangen, sondern misstrauisch beäugt.

Die Situation wird immer bedrohlicher und das Gefühl, dass etwas Böses im Dorf ist, verstärkt sich. An Heiligabend kommt es zur Eskalation. Auch wenn das Ende nicht korrekt im herkömmlichen Sinne ist, war ich vollkommen zufrieden damit und fand , dass die himmlische Gerechtigkeit gesiegt hat.

Ein Krimi, der die üblichen Wege verlässt und dabei gut unterhält und eine packende Geschichte erzählt und den man zu jeder Jahreszeit lesen kann.

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Veröffentlicht am 31.08.2023

Gelungener Abschluss einer unterhaltsamen und bewegenden Familiensaga

Zeiten der Versöhnung
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Mallorca 1953 Kurz bevor Antonia mit ihrem Mann Frederico in die alte Heimat Mallorca zurückkehren will, stirbt er. Antonia beginnt mit ihrer Rückkehr auf die Insel ein neues Leben in jeder Hinsicht. ...

Mallorca 1953 Kurz bevor Antonia mit ihrem Mann Frederico in die alte Heimat Mallorca zurückkehren will, stirbt er. Antonia beginnt mit ihrer Rückkehr auf die Insel ein neues Leben in jeder Hinsicht. Die dort lebenden Familienmitglieder - ihre Schwester Carla mit Familie und ihre Schwägerin Alba mit Anhang - heißen sie von Herzen willkommen. Nur zu verständlich, dass Antonia die alten Wunden der Familie schließen will. Sie hofft auf eine Aussöhnung mit ihrem Bruder Leo, der weiterhin die Familie für sein Scheitern verantwortlich macht. Zudem sorgt sie sich um ihren Sohn Rodrigo, der sich auf Kuba Castro angeschlossen hat.

Alba ist beunruhigt wegen ihrer Tochter Lilia, die mehr Zeit mit Kurt, dem Sohn von Albas Liebhaber Joachim, verbringt als ihrer Ehe mit Marco guttut. Ihrer alten Freundin Marisol , die einen schweren Vertrauensbruch begangen hat, kann Alba endlich verzeihen. Ihrer großen Liebe Matias dagegen nicht.

So viele Verletzungen, Missverständnisse und auch Geheimnisse stehen der ersehnten Aussöhnung im Wege. Doch auch das Schicksal hat einen Plan und bringt großes Unglück und auch unverhoffte Freude und eine neue Liebe. Am Ende ist es die Familie und der Zusammenhalt, der zählt.

Dies ist der vierte und zu meinem großen Bedauern der letzte Band der Mallorca-Saga und es heißt für mich Abschied nehmen von der Familie Delgado Ramis, die ich durch bewegte familiäre und auch historisch bedeutsame Zeiten begleiten durfte.

Es war nie langweilig und immer war der Zauber Mallorcas und der von Kuba zu spüren. Ich habe viel über mallorquinische und kubanische Geschichte gelernt.

Der letzte Band konzentriert sich ganz auf die Familie und arbeitet vieles aus der Vergangenheit auf. Man kann ihn ohne Vorkenntnisse lesen, hat aber in meinen Augen mehr Freude, wenn man die ganzen Ereignisse kennt.

Wieder sind es die Frauen, die im Mittelpunkt stehen. Jede hat ihre Stärken und Schwächen und jede steht für einen besonderen Aspekt der damaligen Zeit. So ist es folgerichtig, dass die Ereignisse rund um die nachfolgende Generation mehr Raum einnehmen.

Wieder durchlebe ich die ganze Bandbreite der Gefühle - Verlust, Enttäuschung, Hoffnung, Freude und immer wieder Liebe und den Wunsch nach Versöhnung.

So ist es für mich stimmig, dass der Roman mit einem Familienfest schließt, das einen freudigen Anlass hat, aber unvorhergesehen turbulent ein Ende findet. So wie das Leben eben ist !

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Veröffentlicht am 19.08.2023

Eine alte Familienfehde und eine unmögliche Liebe

Die Zuckerbaronin
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Auf den ersten Blick erscheint der Roman wie ein moderner Wirtschaftskrimi. Es geht um die Vorherrschaft im Geschäft mit dem Zucker.

1908 beherrschen die Zuckerbarone den Markt. Sie bestimmen den Preis ...

Auf den ersten Blick erscheint der Roman wie ein moderner Wirtschaftskrimi. Es geht um die Vorherrschaft im Geschäft mit dem Zucker.

1908 beherrschen die Zuckerbarone den Markt. Sie bestimmen den Preis für den Rohstoff "Zuckerrübe " und das Endprodukt und sind mächtige Arbeitgeber. Sie spielen ihre ganze Macht aus, als der Süßstoff Saccharin erfunden wird und mit seinem niedrigen Preis ihr Imperium bedroht. Saccharin wird in Deutschland verboten. Der Schmuggel blüht.

So auch im Bayrischen Wald - auf der einen Seite der Schmugglerkönig Schindler, das aus ärmlichen Verhältnissen stammt und auf der anderen der reiche Zuckerbaron Wallendorf. Hier geht der Konflikt noch tiefer, hat eine persönliche Seite und wird deswegen noch erbitterter geführt. Eine Verbindung zwischen den Familien ist undenkbar und doch hat das Schicksal anders entschieden.

Martha, die älteste Schindlertochter verliebt sich in den Wallendorf-Erben Alexander, ohne zu wissen, wer ihr Herz erobert hat.

Das Buch ist ein richtiger Pageturner und hat mich völlig gefangen genommen. Es beginnt sehr dramatisch mit einer missglückten Schmugglerfahrt. Die Familie Schindler konnte sich deshalb meiner Sympathien gewiss sein. Martha ist bildhübsch und verdreht den Männern in der Umgebung den Kopf, ohne sich binden zu wollen. Sie ist eine wichtige Stütze des Vaters beim Schmuggel. Sie ist stolz und wie ich im Verlauf der Ereignisse feststellen musste leider auch rachsüchtig und nachtragend.

Ihre Schwester Gwendolyn steht völlig in ihrem Schatten. Zu unrecht, denn sie ist intelligent, treu und zu tiefen Gefühlen fähig. Sie stand mir mit ihrer bescheidenen und ruhigen Art näher als Martha.

Der Zuckerbaron Wallendorf ist das typische Abbild eines erfolgreichen und Profit orientierten Industriellen, der seine Familie führt wie sein Unternehmen. Um so überraschter war ich, als klar wurde, dass sein Sohn Alexander auf positive Weise aus der Art schlägt. Er steht zu seiner Liebe gegen den anfänglichen Widerstands seines Vaters und heiratet eine Schindlertochter. Doch statt die Fehde zu einem glücklichen Ende zu bringen, wird die Feindschaft größer.

Der Roman hat alles, was man sich von einer guten Geschichte wünscht - eine packende Handlung, realistische Figuren , viele Emotionen und das verpackt in einen interessanten historischen Kontext. Mir war dieser Zuckerkrieg und die Entstehungsgeschichte des Saccharins unbekannt. Wieder was dazu gelernt. Einziger Wermutstropfen , es ist eine Dilogie und nun heißt es auf die Fortsetzung warten.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Auf der Suche nach Schneewittchens Mörder

Dorfdisco
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Dieses Mal muss sich Mary um einen höchst brisanten Fall kümmern, der sie emotional an ihre Grenzen bringt.

Die Schülerin Sophie , Tochter von Marys Nachbarin und guter Bekannten , wird ermordet aufgefunden. ...

Dieses Mal muss sich Mary um einen höchst brisanten Fall kümmern, der sie emotional an ihre Grenzen bringt.

Die Schülerin Sophie , Tochter von Marys Nachbarin und guter Bekannten , wird ermordet aufgefunden. Der sehr attraktive Lehrer Adam gerät unter Verdacht. Er hatte ein Verhältnis mit Sophie. Oder war es einer der Schulkollegen, die die Schneewittchen gleiche Sophie angehimmelt haben ? Dann tauchen auch noch unappetitliche Briefe auf, die das Opfer erhalten hat.

Und natürlich hat Mary auch erneut ein volles Haus. Schwester Ulli ist zusammen mit Nepi wieder eingezogen. Dazu gesellt sich der Lehrer Adam , den Mary nach einen Attentat beschützen soll.

Ich fand den Krimi ausgesprochen gelungen. Der Schwerpunkt des Buches liegt in meinen Augen eindeutig auf der Krimihandlung, was die Spannung wesentlich erhöht. Die familiären Umstände haben zwar auch ihren Platz und sorgen für eine angenehme Auflockerung, nehmen aber weniger Raum ein als im Vorgängerband.

Der Fall selbst ist knifflig, da ein Lehrer ein Verhältnis mit einer Minderjährigen hat. Hier gilt es nicht nur, einen Mordfall aufzuklären, sondern auch Schaden von der Schule abzuwenden.

Die Autorin schildert die Beziehung zwischen Lehrer und Schülerin sehr einfühlsam und überzeugend.

Fast schon ein Thriller wird der Fall , als Briefe auftauchen, die auf einen Psychopathen als Täter hindeuten.

Gelungen fand ich die Idee, Mary als Personenschützerin einzusetzen. Das ermöglicht humorvolle häusliche Szenen und gibt sowohl Mary als auch dem Großvater, der sich bis dahin sehr zurückgehalten hat, am Ende die Möglichkeit, zu beweisen. was in ihnen steckt.

Für mich ein sehr fesselnder und unterhaltsamer Krimi. der zu meiner Freude die Grenzen des Cosy Crime ein wenig überschreitet.

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Veröffentlicht am 12.08.2023

Iranische Geschichte unterhaltsam näher gebracht

Zum Schweigen verdammt
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Sommer 1953 Der Deutsche Bruno ist zusammen mit seinem Freund, dem Briten Eddy, mit dem Wohnmobil unterwegs von Hamburg nach Teheran. Eddy ist Journalist und plant einen Reisebericht, um seine Karriere ...

Sommer 1953 Der Deutsche Bruno ist zusammen mit seinem Freund, dem Briten Eddy, mit dem Wohnmobil unterwegs von Hamburg nach Teheran. Eddy ist Journalist und plant einen Reisebericht, um seine Karriere damit zu befeuern. Die Freunde sind in Hochstimmung. Endlich brauchen sie ihre Liebe nicht mehr zu verstecken. Sie begegnen freundlichen Menschen und sehen viele interessante Orte. Alles scheint perfekt, bis sie im Iran einer Gruppe Russen über den Weg laufen, die die beiden in ein unangenehmes Gespräch verwickeln. Nun ist es mit der Ruhe vorbei. Eddy fühlt sich vom russischen Geheimdienst verfolgt, sieht in jedem einen möglichen Spion. Nicht ganz abwegig, denn russische und westliche Interessen treffen im Iran aufeinander.

Ohne es zu wollen, finden sich Bruno und Eddy mitten in einem gewaltsamen politischen Umbruch und geraten in den Fokus der russischen und westlichen Geheimdienste, müssen um ihr Leben und ihre bürgerliche Existenz fürchten.

Ich liebe die Bücher der Autorin, weil sie gut recherchierte historische Ereignisse verständlich und in unterhaltsamem, fesselnden Romanen dem Leser näher bringt.

Mein Bild vom Iran ist geprägt von der Zeit nach dem Umsturz durch Ayatollah Khomeini und den aktuellen Widerstand, besonders der iranischen Frauen. Durch diesen Roman und durch die Augen der beiden Liebenden Eddy und Bruno lerne ich einen ganz anderen Iran kennen - westlich orientiert, weltoffen und Fremden gegenüber gastfreundlich. 1953 gärt es gewaltig, seit der Premierminister Mossadegh die britischen Ölfirmen enteignet hat. Sowohl der Westen als auch die Sowjetunion möchten das schwarze Gold für sich. Der Iran wird zum Spielplatz der Geheimdienste, die versuchen , die Massen und die Politiker in ihrem Sinne zu beeinflussen . Diese Schilderungen waren interessant und in meinen Augen beschämend für die beteiligten Großmächte.

Bruno und Eddy waren mir sehr sympathisch. Beide sind durch ihre Erfahrungen im 2. Weltkrieg geprägt und haben deshalb einen besonders kritischen Blick auf die Ereignisse. Ich war schockiert, dass allein ihr Wunsch, über die Vorgänge in Teheran zu berichten, die beiden in Lebensgefahr bringt. Ich habe ihre Haltung und die sich daraus ergebene Lösung gut geheißen und gleichzeitig bewundert.

Nicht zu vergessen, ich erfahre im Laufe des Romans auch viel über die iranische Lebensweise und Mentalität.

Ich war von dem Buch begeistert !

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