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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2020

Ein Cold Case wird zum Alptraum

Profiling Murder – Fall 8
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Laurie und Jake bearbeiten gerade keinen aktuellen Fall. Laurie nutzt die Atempause und schaut sich die Akten der ungelösten Fälle an. Dabei stößt sie auf zwei Fälle, bei denen junge homosexuelle Männer ...

Laurie und Jake bearbeiten gerade keinen aktuellen Fall. Laurie nutzt die Atempause und schaut sich die Akten der ungelösten Fälle an. Dabei stößt sie auf zwei Fälle, bei denen junge homosexuelle Männer stranguliert wurden. Die Ähnlichkeiten sind frappierend und legen den Verdacht einer Serie nahe. Der Jagdeifer von Laurie und Jake erwacht und der Verdacht bestätigt sich. Die Ermittlungen sind schwierig, denn die Opfer sind alle homosexuell und bevorzugen BDSM. Als erneut ein junger Mann entführt wird, der ins Opferschema passt, beginnt ein Wettlauf um dessen Leben.

Was als Ermittlung in einem Cold Case zur Überbrückung einer Atempause in der täglichen Arbeit beginnt, entwickelt sich rasch zu einem brisanten Fall, der sowohl Laurie als auch Jake an ihre emotionalen Grenzen bringt. Das Besondere ist diesmal, dass die Opfer Männer sind, die genauso gefoltert und sexuell missbraucht werden, wie dies sonst nur Frauen angetan wird. Als Ermittlungshemmnis erweist sich das soziale Umfeld der Opfer, die aufgrund ihrer sexuellen Vorlieben eine DatingApp zur Kontaktaufnahme benutzt haben. Mein Höhepunkt des Thrillers war das Duell zwischen dem verhafteten mutmaßlichen Täter und Laurie und Jake, die versuchen, den Aufenthaltsort des Opfers zu erfahren. Ich habe bei dieser Sequenz die Fäuste geballt und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie in der Realität nicht im Gesicht des Täters gelandet wäre. Unglaublich wie schnell man in alte Auge um Auge Verhaltensweisen zurückfallen kann.

Der Spannungsbogen war wie immer durchgängig hoch und der Ablauf der Ereignisse logisch und nachvollziehbar. Das Ende hat mich vollkommen überrascht und auch emotional getroffen, aber es war gerade dadurch perfekt.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Menschheitsfragen unterhaltsam verpackt

Filona am Ende der Zeit
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Filona ist der letzte Mensch auf Erden, umsorgt vom virtuellen Diener Gilgamesch, überwacht von SYZTHEM. Filonas bester Freund, ein von ihr erschaffener Wolfsmensch, lebt nicht mehr. Er musste eliminiert ...

Filona ist der letzte Mensch auf Erden, umsorgt vom virtuellen Diener Gilgamesch, überwacht von SYZTHEM. Filonas bester Freund, ein von ihr erschaffener Wolfsmensch, lebt nicht mehr. Er musste eliminiert werden, weil er gegen Regeln verstoßen hat. Filonas Leben läuft in festen Bahnen, bis zu jenem schicksalshaften Tag, an dem Filona aus ihrem geordneten Alltag ausbricht.

Die vorliegende Geschichte beginnt wie eine ganz normale Sci-Fi - Erzählung. Doch der Schein trügt. Der Autor stellt verpackt in eine manchmal irritierende Geschichte die großen Fragen der Menschheit, ohne dass sich dessen der Leser zu Beginn bewusst ist. Der aus einem Zufall heraus entstandene Mensch scheint nicht in der Lage gewesen zu sein, als soziales Wesen zu existieren. Umweltverschmutzung, Kriege zerstören sein Lebensumfeld. Doch ist das Ende wirklich der Schlusspunkt oder die erneute Hoffnung auf die Verkettung unwahrscheinlicher Zufälle ? Je weiter sich die Handlung auf das Ende zubewegt, desto mehr kam ich ins Nachdenken. Trotzdem hat es der Autor gleichzeitig geschafft, mich gut zu unterhalten und den Spannungsbogen hoch zu halten. Für mich war die Geschichte perfekt ausgewogen.

Die Bonusgeschichte war dann ganz im Zeichen der Unterhaltung geschrieben und bescherte mir eine Begegnung mit den großen alten Männern der Sci-Fi Literatur. Der Autor geht mit einem Augenzwinkern der Frage nach, wie diese ihre großartigen Werke schaffen konnten.

Auch dies eine gelungene unterhaltsame Erzählung, die ein ruhiges Gegenstück zur 1. Geschichte bildet

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Veröffentlicht am 24.07.2020

Schatten der Vergangenheit

Die Frau mit den zwei Gesichtern
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Die alleinerziehende Noa Stern lebt davon, dass sie als Bodyguard für Frauen arbeitet. Vor Jahren ist sie mit ihrer Tochter und ihrer Mutter Rena aus dem Kriegs geplagten Libanon nach Berlin geflohen in ...

Die alleinerziehende Noa Stern lebt davon, dass sie als Bodyguard für Frauen arbeitet. Vor Jahren ist sie mit ihrer Tochter und ihrer Mutter Rena aus dem Kriegs geplagten Libanon nach Berlin geflohen in der Hoffnung auf ein besseres Leben und aus Angst vor den Folgen einer von ihr begangenen Straftat. Noa lebt in ständiger Geldnot, doch das Leben könnte schlechter sein. Das ändert sich, als sie mit der Tat aus der Vergangenheit von einem Clanboss erpresst wird. Sie soll für ihn einen Mord begehen. Egal wie Noa sich entscheidet, sie kann nur verlieren. Noa entwickelt einen aberwitzigen Plan, um davon zu kommen. Damit er gelingt braucht sie Glück, sehr viel Glück.

Das Buch ist einer der besten Krimis, die ich bisher gelesen habe. Das liegt an der ungewöhnlichen Geschichte und der ungewöhnlichen Heldin. Noa ist eine junge Frau, die gelernt hat im Großstadtdschungel zu überleben. Das bedeutet, dass sie mit den dunklen Seiten Berlins vertraut ist und für sich entschieden hat, möglichst allein zurecht zu kommen. Gleichzeitig setzt sie sich für misshandelte Frauen ein. Mir war Noa sehr sympathisch und ich habe sie für ihre Stärke bewundert. Die Geschichte spielt im Clanmilieu Berlins, das von Großfamilien aus dem Libanon beherrscht wird. Welche Auswirkungen das auf die Polizeiarbeit in der Stadt hat, zeigt sich in der Figur des Polizisten Gabriel Bukowski, der für Noa mehr als Freundschaft empfindet. Ich habe zusammen mit ihm gelegentlich vor Wut die Fäuste geballt wegen der Ohnmacht der Staatsgewalt.

Die Handlung selbst ist unglaublich spannend. Ständig gibt es neue Wendungen und Noa ist mehr als nur einmal in einer lebensbedrohenden Situation. Auch sprachlich konnte mich der Krimi vollständig überzeugen. Sie ist Milieu angepasst und deshalb manchmal eher schnoddrig und passt dadurch perfekt zum Setting und zur taffen Noa.

Absolute Leseempfehlung für einen spannungsgeladenen Krimi mit einer ungewöhnlichen Heldin

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Veröffentlicht am 19.07.2020

Trau, schau, wem

Nordseedämmerung
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Der Bundespräsident Bramberger plant seinen Urlaub auf Juist zu verbringen. Kriminalhauptkommissar Velten soll das Bewachungsteam von Svenja Jenner bei dieser schwierigen Aufgabe, den Schutz des Politikers ...

Der Bundespräsident Bramberger plant seinen Urlaub auf Juist zu verbringen. Kriminalhauptkommissar Velten soll das Bewachungsteam von Svenja Jenner bei dieser schwierigen Aufgabe, den Schutz des Politikers zu garantieren, unterstützen. Zumal Bramberger nicht zur Zusammenarbeit bereit ist und der Bewachung ablehnend gegenüber steht. Gleichzeitig hat Velten den Auftrag, einen vermuteten Maulwurf im Team Jenner zu enttarnen. Velten ist nicht begeistert, denn Jenner ist eine langjährige gute Freundin und Kollegin. Dann geschieht tatsächlich ein Attentatsversuch. Jenner gelingt es, den Täter auszuschalten. Doch die Gefahr ist noch nicht vorbei. Velten ist sich nun mehr sicher, dass es einen Maulwurf gibt. Dieser scheint aus Veltens engstem Umkreis zu kommen, denn Velten wird diskreditiert durch Informationen, die nur wenige kennen. Velten ist zudem überzeugt, dass es Hintermänner des Attentäters geben muss, die wahrscheinlich entschlossen sind, den Auftrag zu Ende zu bringen.
Die Spannung des Buches stieg mit jeder Seite. Zuerst beginnt es recht beschaulich. Ein Attentat auf den Bundespräsidenten erschien mir bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Attentäter in die Handlung eingeführt wird, eher unwahrscheinlich. Bramberger selbst ist eine unsympathische Figur, herrisch, herablassend und möglicherweise korrupt. Motive für einen Mordanschlag gibt es jedenfalls. Dagegen wurde mir Velten immer sympathischer. Trotz eines drohenden Burnouts und Aversionen gegen seinen Schutzbefohlenen Bramberger nimmt er sich seines Auftrages professionell an und scheut auch die Auseinandersetzung mit Bramberger nicht. Als klar ist, dass der Maulwurf im nahen Umfeld sein muss, breitet sich an Paranoia grenzendes Misstrauen aus. Jeder scheint verdächtig. Auch ich habe mich von vom Misstrauen anstecken lassen und schließlich jeden noch so harmlosen Urlauber verdächtigt. Die Handlung läuft zielstrebig auf den finalen Höhepunkt zu. Die Enttarnung des Maulwurfes ist keine wirkliche Überraschung, war aber logisch und hat mich eher traurig gestimmt.
Insgesamt ist es ein unterhaltsam zu lesender Krimi mit hohem Spannungsfaktor und einer nicht ganz alltäglichen Geschichte, die überzeugend umgesetzt wurde.

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Veröffentlicht am 27.06.2020

Drei unterschiedliche Frauen - ein Ziel : Bildung

Unter den Linden 6
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Die promovierte Physikerin Lise Meitner aus Wien kommt 1907 nach Berlin. Sie will an der Universität, ihr Wissen erweitern und wissenschaftlich arbeiten. Was sie nicht weiß, in Preußen dürfen Frauen nicht ...

Die promovierte Physikerin Lise Meitner aus Wien kommt 1907 nach Berlin. Sie will an der Universität, ihr Wissen erweitern und wissenschaftlich arbeiten. Was sie nicht weiß, in Preußen dürfen Frauen nicht studieren, ja nicht einmal Abitur machen. Ihnen ist der Weg zu einer wissenschaftlichen Karriere versperrt. Als unbezahlte Kraft darf Lise wegen ihrer hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Radioaktivität forschen. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich nebenher, in dem sie junge Frauen unterrichtet, die Abitur machen möchten, aber keine reguläre Schule besuchen dürfen. Im Zug nach Berlin trifft Lise auf das Dienstmädchen Anni, die eine neue Stelle antritt. Schulbildung hat sie so gut wie keine, aber Anni ist voller Neugier auf die Welt um sich herum. Bücher ziehen sie magisch an. Bei ihrer Ankunft in Berlin stolpern die beiden im wahrsten Sinne des Wortes über Hedwig. Hedwig, verheiratet und eine Verfechterin der Frauenrechte, will, so lange ihr Mann nicht in Berlin ist, heimlich als Gaststudentin die Universität besuchen. Die drei unterschiedlichen Frauen werden Freundinnen und unterstützen sich gegenseitig auf ihrem Weg zu einem selbst bestimmten Leben.
Das Buch hat mich sehr beeindruckt. Und es hat mir deutlich vor Augen geführt, dass ich dankbar bin, dass Frauen wie Lise Meitner und viele andere für ihr Recht auf Bildung und Teilhabe am wissenschaftlichen Geschehen gekämpft und sich durch gesetzt haben. Unvorstellbar, dass es erst etwas über 100 Jahre her ist, dass Frauen Abitur machen durften und zum Studium zugelassen wurden. An Hand der drei Frauen komplett unterschiedlicher Herkunft zeigt die Autorin anschaulich, welche Ressentiments Frauen im Wissenschaftsbetrieb ausgesetzt waren. Ich habe mit allen drei gelitten und vor Wut und Frustration die Fäuste geballt, wenn sie mit der Borniertheit ihrer männlichen Umwelt konfrontiert waren. Besondere Sympathie habe ich für das Dienstmädchen Anni empfunden, deren Entwicklung deutlich zeigt, dass Bildung die Chance auf ein besseres Leben bedeutet.
Dank der unterhaltsamen Erzählweise der Autorin liest sich der Roman sehr spannend und gibt interessante Einblicke in die damaligen Zustände an den Universitäten. Obwohl sich das Buch mit der Frauenbewegung auseinander setzt, ist es weit davon entfernt eine Kampfschrift zu sein. Ich halte den Roman für absolut lesenswert, weil er sich mit einer wichtigen gesellschaftlichen Epoche beschäftigt und dabei gute Unterhaltung bietet.

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