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Veröffentlicht am 14.11.2021

Tragische Geschichte zweier Schwestern

Schwester
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Beruf als Bankkauffrau und ihre getroffenen Entscheidungen. Und kommt dabei immer mehr auch dem ihrer Schwester auf die Spur. Welches Leben ist nun das richtige?

Erst als ihre Schwester Lone bei einem ...

Beruf als Bankkauffrau und ihre getroffenen Entscheidungen. Und kommt dabei immer mehr auch dem ihrer Schwester auf die Spur. Welches Leben ist nun das richtige?

Erst als ihre Schwester Lone bei einem Unfall mit einem Traktor kollidiert und im Krankenhaus ins Koma versetzt wird, beginnt Iulia auch ihr eigenes Leben in Frage zu stellen. Wie hat sie sich so weit von ihrer Schwester entfernen können und ist sie selbst glücklich mit dem, was sie tut. Besonders drängend werden die Fragen, als Iulia beginnt, die Frauen von Lone zu besuchen, die sie zuletzt als Hebamme betreut hat. Durch die Gespräche mit ihnen, lernt sie Lone erst wirklich kennen und hinterfragt ihre eigenen, ganz persönlichen Lebensentscheidungen. Iulia kommt aus schwierigen Familienverhältnissen, hat keinen Kontakt mehr zu ihrer leiblichen Mutter, die sie und ihren Vater für eine andere Familie verließ. Bei Monika haben beide schließlich neuen Halt gefunden und sie zusätzlich eine Schwester und einen Bruder.

Der dramatische Unfall ihrer Schwester stellt das Leben von Iulia auf den Kopf und lässt Risse erkennen, die sie zuvor nicht wahrgenommen hat. Das was selbstverständlich und richtig erschien, erscheint nun im neuen Licht und wird neu bewertet. Sicher geglaubtes steht plötzlich auf wackeligem Boden. Lone, die wohl die wichtigste Bezugsperson für Iulia war, wird ihr immer fremder. Als sie die Schwangeren und frisch gebackenen Mütter kennen lernt, die von Lone unterstützt wurden, beginnt sie ihre Schwester mit neuen Augen zu betrachten und Mareike Krügel erzählt keine neue Geschichte, hat aber einen ganz eigenen Stil. Die Liebe zur eigenen Schwester als auch dem Beruf der Hebamme verleiht sie in ihrem Roman viel Ausdruck.

Abschließend und aus persönlicher Sicht gesehen liegt mir der sehr nüchterne Erzählstil von Mareike Krügel einfach nicht. Die Intensität der Handlung und die Idee gefallen mir, während ich ihren schwarzen Humor etwas schräg finde. Auch wirkte manches abstrus, so beispielsweise der Verlauf der Gespräche mit den werdenden Müttern oder auch die Ehe zwischen der Protagonistin und ihrem Mann, die am Ende der Geschichte völlig unerwartet einen neuen Verlauf nimmt. Ich bin sicher, dass viele Leser:innen ihre Freude mit dem Roman haben werden, mir waren Figuren und Handlung durchweg fern.

Erzählt wird eine lebensnahe und tragische Geschichte zweier Schwestern, die mich aufgrund des sehr sachlichen Erzählstils und nicht immer nachvollziehbarer Handlungen nicht berühren konnte.

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Leider nicht mein Humor

"In den Ferien fahren wir in die Bredouille"
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"In den Ferien fahren wir in die Bredouille - Geheime Notizen eines Lehrers" ist ein Taschenbuch von Maximilian Lämpel, erschienen 2021 im Goldmann-Verlag. Darin schildert dieser auf humorvolle Weise den ...

"In den Ferien fahren wir in die Bredouille - Geheime Notizen eines Lehrers" ist ein Taschenbuch von Maximilian Lämpel, erschienen 2021 im Goldmann-Verlag. Darin schildert dieser auf humorvolle Weise den Alltag an einem Berliner-Gymnasium.

Das Harry-Graf-Kessler-Gymnasium in Berlin. Der Autor Maximilian Lämpel ist Lehrer an dieser Schule und berichtet sowohl aus dem Lehrerzimmer als auch den Gesprächen unter den Schülern. Graffiti an den Wänden, erster Liebeskummer, nervige Eltern und Lästereien über Kollegen kommen zur Sprache. Die Anekdoten werden in einzelnen Kapiteln wieder gegeben. Lämpel versucht mit Witz von seinen Erfahrungen innerhalb der Schule zu berichten, konnte dabei aber selten meinen Humor treffen. Für mich las sich das Buch schleppend und vor allem hatte ich aufgrund des Titels und Klappentextes andere Vorstellungen, von dem, was mich erwarten würde.

Die Beschreibungen einzelner Schüler und Lehrerkollegen konnten mich ebenso wenig abholen wie die lustig gemeinten Aussagen Lämpels im Allgemeinen. Die 26 Kapitel, so meine Vorstellung, sollten eine lustige Atmosphäre vermitteln und beim Lesen erheitern. Ich fand sie durchweg unspektakulär bis hin zu langweilig und vor allem ohne jede Form der Gliederung. Keines konnte mich zum Lachen bringen oder im Ansatz meinen Humor treffen. Es liest sich wie ein aneinander gereihter Text, ohne dass ich daraus etwas ziehen konnte. Für mich war das Buch nichts.

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Veröffentlicht am 07.11.2019

Gute Idee, weniger gutes Ende

Hyde
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"Hyde" ist ein Jugendroman aus dem Jahr 2018. Die Autorin ist Antje Wagner. Das Buch erschien im Beltz-Verlag. Die Handlung erzählt von der achtzehnjährigen Katrina, die vom Schicksal schwer gezeichnet ...

"Hyde" ist ein Jugendroman aus dem Jahr 2018. Die Autorin ist Antje Wagner. Das Buch erschien im Beltz-Verlag. Die Handlung erzählt von der achtzehnjährigen Katrina, die vom Schicksal schwer gezeichnet ist. Katrina lebte einst sehr glücklich mit ihrer Zwillingsschwester Zoe und ihrem Vater in einer Hütte im Wald. Dieser geheimnisvolle Ort hatte den Namen Hyde.

Dieser Abschnitt enthält Spoiler.
Katrina und Zoe haben keine Erinnerung mehr an ihre Mutter. Seitdem sie denken können ist ihr Vater ihre Bezugsperson. Isoliert von der Außenwelt leben die drei im Wald. Die Schwestern sind keineswegs unglücklich. Im Gegenteil, sie lieben ihr besonderes Zuhause. Hyde bedeutet für beide Sicherheit und Heimat. Katrina und Zoe sind fünfzehn Jahre alt, als das Unglück geschieht und die Familie auseinander gerissen wird. Katrina überlebt als einzige. Als sie im Krankenhaus aufwacht, muss sie jedoch feststellen, dass ihr Gesicht entstellt ist. Sie lebt fortan bei einer Frau mit dem Namen Gloria. Als sie achtzehn Jahre alt wird, sinnt sie auf Rache für den Tod an ihrer Familie und dem ihr zugefügten Leid.

Wagner schreibt in einer sehr anschaulichen, fast schon poetischen Sprache. Die Erzählung ist in mehrere Handlungsstränge aufgeteilt, sodass verschiedene Perspektiven beleuchtet werden. Die Zeit der glücklichen Kindheit, das Unglück selbst und die Gegenwart. Zu Beginn der Geschichte liegt Hyde drei Jahre zurück und Katrina ist volljährig. Sie ist als Tischlerin auf der Walz und dabei den Reaktionen der Menschen auf ihr entstelltes Gesicht ausgesetzt, die ihr schwer zu schaffen machen. Sie lässt sich jedoch nicht von ihrem Plan abbringen. Die Perspektiven wechseln und so erfährt der Leser, was damals passierte.

Wagner schafft eine düstere und geheimnisvolle Atmosphäre, die den Leser an den Ort des Geschehens versetzt. Die Beschreibungen sind sehr bildhaft. Es gelingt ihr, Spannung aufzubauen, die aber zunehmend abflaut. Nach und nach setzt Antje Wagner zwar die Puzzleteile zusammen, die erklären, was vor drei Jahren mit Hyde geschah und offenbart auch tief liegende Familiengeheimnisse, die Protagonisten aber werden nur unzureichend gezeichnet. So sind ihre Handlungen oft nicht nachvollziehbar und wirken sehr willkürlich.

Mit Hyde gelingt Antje Wagner ein komplexer Jugendroman, der sich fantastischer Elemente bedient und bisweilen spannungsreiche Momente schafft; der mit seiner lebendigen Erzählweise überzeugt. Besonders der Schlussakt ist fernab jeder Realität. Das konstruiert wirkende Ende der Geschichte nimmt Hyde jedoch die Magie des Anfangs.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Gewagter Ratgeber

Trennt euch!
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"Trennt euch. Ein Essay über inkompatible Beziehungen und deren wohlverdientes Ende" ist ein Ratgeber von Thomas Meyer, welcher im Sommer 2018 im Diogenes-Verlag veröffentlicht wurde. Darin schildert der ...

"Trennt euch. Ein Essay über inkompatible Beziehungen und deren wohlverdientes Ende" ist ein Ratgeber von Thomas Meyer, welcher im Sommer 2018 im Diogenes-Verlag veröffentlicht wurde. Darin schildert der Autor, weswegen er es für nicht richtig hält an unglücklichen Partnerschaften festzuhalten und weshalb eine Trennung viel schneller vollzogen werden sollte.

Es handelt sich in diesem Fall um keinen typischen Beziehungsratgeber. Viel mehr ist Trennt euch! eine Hilfestellung zur Trennung für all diejenigen, welche sich in einer unglücklichen Beziehung wähnen. Thomas Meyer beschönigt nichts. Auf direkte, schonungslose Weise beschreibt er, welche Chancen das Beenden der Beziehung für einen selbst biete. Er rät nicht zum Kämpfen, zum Durchhalten oder zu einer Paartherapie. Viel mehr versucht er dem Leser zu verdeutlichen, dass eine Trennung unvermeidbar sei, dass Liebe keinen Kampf dulde und sie allein nicht ausreiche um glücklich und zufrieden zu sein.

Das Leben sei sehr kurz und bestehe darin Freude zu empfinden und sie zu teilen, so Meyer. Der Sinn einer Beziehung würde darin bestehen, einander gut zu tun und sich in der gemeinsamen Entwicklung zu unterstützen. Eine Beziehung die traurig mache und klein halte, müsse beendet werden, weil das Leben zu kurz sei, als dass man es ohne Lachen verbringen sollte. Das sind die Worte in der Einleitung des Buches. Klar, sachlich und konsequent.

„Die allermeisten Paare sind unglücklich und sollten sich trennen“. Mit dieser gewagten These provoziert Meyer, macht aber sogleich auf ein gesellschaftlich relevantes Thema aufmerksam. In seinem Essay behandelt er die Phasen des Schlussmachens und verdeutlicht die Wichtigkeit der Selbstachtung. Letzteres dient einem guten Ratgeber und somit seinen Lesern. Viel zu oft würden Menschen sich in einer Beziehung dem anderen so sehr hingeben, dass sie sich selbst vernachlässigen, sodass häufig beide leiden würden. Es gibt deshalb zentrale Aspekte, die in jeder Partnerschaft nahezu übereinstimmen sollten.

Thomas Meyer nennt in seinem Buch wichtige Gesichtspunkte für das Gelingen einer Vereinigung. In diesen sollten sich beide Partner zumindest annähernd ähneln, damit eine glückliche Beziehung gelingen kann. Die zentralen Aspekte sind: Humor, Intelligenz, Wertvorstellungen, Lebensumstände- und ziele, persönliche Reife, Sexualität und Beziehungsmotiv.

Zwei Menschen, die eine Beziehung führen aber nicht zusammen gehören. Meyer nennt sie die Nichtpassenden, die Unähnlichen, die Inkompatiblen. Zu verschieden seien sie, zu sehr darauf bedacht, den anderen von der eigenen Ansicht überzeugen zu müssen und auf der Suche nach seelischer Verbundenheit, die am Ende ausbleiben und es deshalb nicht passen würde.

Eine sehr interessante Betrachtungsweise, die durchaus zum Nachdenken anregt, sich selbst hinterfragen lässt und auch lange nach dem Lesen im Kopf bleibt. Bezogen auf die Selbstachtsamkeit nennt der Autor gute und wichtige Ansätze, mit denen ich mich gut identifizieren kann. Dennoch sind mir die Aussagen zum Beenden einer Partnerschaft zu allgemeingültig. Menschen sind individuell und somit auch ihre Beziehungen. Die Umstände und die Qualität der Partnerschaft selbst spielen eine entscheidende Rolle und nicht immer halte ich kämpfen für ausweglos. Die scharfe Polemik Meyers ist sicher gewollt, ist aus meiner Sicht aber nicht unbedingt zielführend.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Das war nichts

Deine Stimme in meinem Kopf
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"Deine Stimme in meinem Kopf" ist eine Autobiografie der Journalistin und Schriftstellerin Emma Forrest. Das Buch erschien im Sommer 2013 im Deuticke-Verlag. Die gebürtige Britin Forrest beschreibt ihren ...

"Deine Stimme in meinem Kopf" ist eine Autobiografie der Journalistin und Schriftstellerin Emma Forrest. Das Buch erschien im Sommer 2013 im Deuticke-Verlag. Die gebürtige Britin Forrest beschreibt ihren Kampf gegen suizidale und zwanghafte Gedanken, berichtet von der großen Unterstützung durch ihren Therapeuten Mr. R. und erzählt vom tiefen Liebeskummer nach der Trennung ihres Freundes.

Emma ist eine beliebte, attraktive und kluge junge Frau. Allerdings ist Emma auch sehr unglücklich. In New York lernt sie den Psychiater Dr. R kennen, zu welchem sie sehr schnell großes Vertrauen aufbaut. Er allein ist es, der Emma zwischenzeitlich am Leben hält. Nach gescheiterten Suizidversuchen gelingt es ihr so, wieder Lebensmut zu fassen. Während dieser Zeit lernt sie auch ihre große Liebe „Gypsy Husband“ kennen. Als Mr. R unerwartet stirbt und ihr Freund sie verlässt, weiß Emma nicht weiter.

Fortan hat Emma die Stimme ihres Psychiaters stets im Kopf und stellt sich vor, was dieser ihr nun geraten hätte. Da Mr. R aber nur in ihrer Erinnerung existiert und sie seine Ratschläge nicht mehr in Anspruch nehmen kann, muss Emma immer wieder feststellen, wie viel ihr die Sitzungen bei ihm bedeutet haben und wie schwer es ohne sie ist. Außerdem fehlt ihr der Ex-Freund, mit dem sie sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen konnte. Ihre Mutter ist für Emma eine wichtige Vertrauensperson, der es aber immer nur bedingt gelingt, ihre Tochter aufzumuntern.

Nachdem ich gelesen habe, dass der Roman als sehr klug, leicht und witzig beschrieben wird, bin ich irritiert. Mich hat die Autobiografie zu keiner Zeit angesprochen. Der Inhalt ist heikel und sollte als solcher auch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit thematisiert werden. Allerdings empfinde ich das Erzählte als sehr erdrückend, schwer und zu keiner Zeit amüsant oder witzig. So hat mir das Buch durchweg schlechte Laune bereitet, sodass ich aus ihm keinen Mehrwert ziehen kann. Auch ernste Themen können ansprechend erzählt werden und ihren Leser so einfangen, das war hier leider gar nicht der Fall. Die Sichtweisen und Gedanken der Protagonistin und somit der Autorin selbst haben mich oft genervt zurück gelassen, sodass ich sehr froh war, die letzte Seite erreicht zu haben.

Schwermut und Lethargie prägen diese Autobiografie. Zudem werden menschliche Beziehungen nur angeschnitten, sodass viele wesentliche Informationen auf der Strecke bleiben. Deine Stimme in meinem Kopf konnte mich nicht überzeugen.