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Veröffentlicht am 20.11.2023

Ein eigensinniger, verwirrender Generationsroman, der die Leser herausfordert.

Erinnerung und Lüge
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Eine Dozentin reist im Rahmen einer Feldstudie in das verschlafene, französische Dörfchen Le Mauduit, welches ihr aus einem Familienurlaub noch in Erinnerung geblieben ist. Dabei quartiert sie sich kurzerhand ...

Eine Dozentin reist im Rahmen einer Feldstudie in das verschlafene, französische Dörfchen Le Mauduit, welches ihr aus einem Familienurlaub noch in Erinnerung geblieben ist. Dabei quartiert sie sich kurzerhand im Gut der Ardenne bei dem ehemaligen Kindermädchen Lottie ein, welche sich schon von klein auf mit Tagträumen und Geschichten umgibt und der Protagonistin Stück für Stück die weit zurückgreifende Geschichte des Gutshauses und der darin lebenden Menschen erzählt.

Dabei entpuppt sich Lottie als eine unzuverlässige Erzählerin, sodass man jede ihrer Geschichten hinterfragt und sich mit der Protagonistin ein Bild aus den verstreuten Schnipseln zusammensetzen muss. Die Auseinandersetzung mit Erinnerungen, der Wahrheiten und Lügen, die im Vergangenem stecken, zieht sich durch das ganze Buch fort und wirft einige philosophische Fragen, welchen Anspruch man auf Erinnerungen haben kann.

Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig und bedarf Einiges an Aufmerksamkeit, da die Autorin sich als Meisterin verschachtelter Sätze voller Aufzählungen und detaillierter Beschreibungen herausstellt. So fällt es einem zunächst schwer den Überblick über das Geschehen zu behalten und sich nicht in den Gedankenwindungen und Ausschweifungen zu verlieren. Auch wenn man sich mit der Zeit daran gewöhnt, ist das Buch dennoch alles andere als eine entspannte Feierabendlektüre und verlangt viel vom Leser ab.

Gut gelungen sind die zeithistorischen Anmerkungen und Einschübe, die das Interesse wecken die eine oder andere Sachen nachzuschlagen und zu vertiefen. Vermisst habe ich im Buch mehr Rationalität von Seiten der Protagonistin, eine wissenschaftliche, geordnete Herangehensweise hat man bei ihr nicht finden können.

Insgesamt ein anspruchsvoller Generationsroman mit unerwarteten Wendungen, jedoch ohne einen klaren roten Faden und einigen offenen Fragen.

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