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Veröffentlicht am 29.08.2019

Was ist, wenn Eltern nicht mehr weiterwissen?

Acht Wochen Wüste
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Klappentext:

Um 03:47 Uhr kommen sie Wren holen. Mitten in der Nacht wird sie aus ihrem Bett gezerrt und in ein wartendes Auto, dann in ein Flugzeug, und schließlich auf einen stundenlangen Marsch durch ...

Klappentext:

Um 03:47 Uhr kommen sie Wren holen. Mitten in der Nacht wird sie aus ihrem Bett gezerrt und in ein wartendes Auto, dann in ein Flugzeug, und schließlich auf einen stundenlangen Marsch durch die Wüste geschickt. Warum das alles? Weil Wren so sehr die Kontrolle verloren hat, dass sich ihre Eltern einfach nicht mehr anders zu helfen wissen. Also heißt es für sie: Willkommen im Wildnis-Therapie-Camp. Wren ist stinkwütend, denn sie hat keine Ahnung, womit sie acht Wochen Wüste verdient hat. Oder etwa doch?

Fazit:

Als ich den Klappentext gelesen hatte, war mir klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen will, da ich von solchen Wildnis-Camps zwar schon gehört, allerdings noch nichts in dieser Form gelesen habe.

Ich wurde sofort in die Handlung geworfen und fand mich bei Wren wieder, die nicht versteht, warum sie mitten in der Nacht ihre Familie verlassen muss. Nicht nur dies, sie wird auch mitten in die Wüste gebracht, um dort an einer Therapie teilzunehmen. Welch Schock mitten in der Nacht.

Wren kann nicht verstehen, warum sie solch harten Maßnahmen ausgesetzt wird. Ob sie wirklich so ahnungslos ist, erschließt sich nach und nach, da auch aus ihrer Vergangenheit erzählt wird. Sie hat sich den falschen Freunden angeschlossen und dieses Wüstencamp ist der verzweifelte Versuch ihrer Eltern, sie von der schiefen Bahn zu holen.

Ich konnte Wren in das Camp begleiten und mit ihr erleben, wie hart es ist, in der Wüste zu überleben. Kein Handy, kein Internet dafür das Loch in der Erde, um die Notdurft zu verrichten, eine Plane als Zelt und Feuer muss auch ohne bekannte Hilfsmittel entzündet werden. Selbstständig Kochen und Lebensmittel und Wasser einteilen muss auch noch erlernt werden. Welch hartes Leben in dieser Wüste ohne die Annehmlichkeiten der Zivilisation.

Wren wehrt sich natürlich am Anfang gegen dieses Leben und verweigert sich den Betreuern und der übrigen Gruppe. Nach der ersten Trotzphase überwindet sie sich jedoch und fängt an zu kämpfen. Sie beginnt auch sehr zögerlich auf die anderen Mädchen zuzugehen, um dann immer offener um Hilfe und Beistand zu bitten. Schon dies ist ein riesiger Fortschritt, dem nach und nach noch viele kleine Fortschritte folgen werden. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, damit ihr dieses lesenswerte Buch voller Spannung selbst lesen könnt.

Die Art von Wren bereitete mir ein regelrechtes Gefühlschaos, es gab Stellen, an denen ich Mitleid mit ihr hatte und es gab Momente, in denen ich sie am Liebsten ordentlich durchgeschüttelt hätte. Genau dieses Chaos der Gefühle durchlebt auch Wren, wenn auch auf andere Art, da sie nach und nach lernen muss, sich ihrer Vergangenheit und Wut zu stellen. Das Verlassen des verhassten Camps wird ihr nur möglich sein, wenn sie es schafft, sich selbst zu reflektieren und über sich selbst nachzudenken. Ob ihr dies gelingen wird?

Wren ist sehr authentisch dargestellt und ich konnte ihre Gefühle und ihre abweisende Art nachvollziehen. Es ist auch deutlich zu spüren, dass ihr von den Betreuern die Hand gereicht wird, um sie auf ihrem Weg zu begleiten, dies beweisen auch viele kleine Gesten. Auch wenn Wren anfangs sehr abweisend und störrisch ist, ist es schön zu beobachten, wie sie sich aus dieser Haltung nach und nach befreit und auch wieder Freude an den kleinen Dingen empfinden kann. Natürlich findet im Camp keine Wunderheilung statt und Wren muss einen harten, steinigen Weg gehen, um sich selbst eine realistische Chance auf ein gutes Leben zu geben und aus ihren Fehlern zu lernen. Ich konnte mich mit ihr über jeden noch so kleinen Erfolg freuen.

Auch die Eltern und Geschwister von Wren spielen in dieser Geschichte natürlich eine wichtige Rolle und es hat mir gefallen, wie sie nach den Abstürzen von Wren beginnen, sich mit ihren Fehlern auseinanderzusetzen. Anfangs hagelt es von beiden Seiten nur Vorwürfe, um sich dann endlich mal zuzuhören und zu versuchen, die andere Seite zu verstehen.

Das Ende habe ich so nicht erwartet, es macht das Buch für mich richtig rund. Ob es ein Happy End ist verrate ich natürlich nicht.
Dieses Buch habe ich durch seinen schönen Schreibstil regelrecht verschlungen. Es hat mich nachdenklich zurückgelassen, da dieses Thema sehr häufig vorkommt. Besonders gefiel mir die Entwicklung von Wren und ich wünsche mir für mehr junge Menschen mit ihren Problemen, solche Betreuer, wie sie sie hatte. Einfach Menschen, die verstehen und die Hand reichen, bevor es zum Äußersten kommt.

Von mir eine absolute Leseempfehlung für Jugendliche und deren Eltern, da dieses Buch mit vielen Vorurteilen aufräumen kann.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Überzeugendes Debüt

Clone Designer / Clone Designer - 2984
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Klappentext:
2984 - Eintausend Jahre später überwachen Großkonzerne den Genpool der Menschen, ihre Wiedergeburt, und Lebensverlängerung gibt es nur über Bonuspunkte. Doch es herrscht Konsummüdigkeit. In ...

Klappentext:
2984 - Eintausend Jahre später überwachen Großkonzerne den Genpool der Menschen, ihre Wiedergeburt, und Lebensverlängerung gibt es nur über Bonuspunkte. Doch es herrscht Konsummüdigkeit. In der größten Weltwirtschaftskrise züchten Allsa Unternehmermit einem Gen Cocktail den Supermanager Castello heran, der jedoch entgleist und sich selbst zum Herrscher des Universums machen möchte. Sein Erfolgskonzept liegt in einem Geheimprojekt namens Multirecon Plus. Dafür verschwinden 100 Top Clone Designer auf mysteriöse Weise. Till Symon beschreibt in seinem Debüt Roman beängstigend nachvollziehbar den Kontrollwahn machtgieriger Geschäftemacher, wenn ihnen die technischen Möglichkeiten der Zukunft in die Hand gegeben werden. Mit skurrilen und witzigen Einlagen, in einer rapiden Handlung, lässt dieser Roman nicht nur nachdenklich werden, sondern auch schmunzeln. Clone Designer - 2984 - ist ein Thriller, der auch Nicht Science-Fiction Fans gefallen wird.

Fazit:

Die Handlung spielt tausend Jahre nach Orwells Vision aus 1984 und da mir Orwells Buch schon gefallen hat, wollte ich dieses auch unbedingt lesen. Was soll ich sagen? Mich konnte dieses Debüt überzeugen und fesseln.

Um was geht es in diesem Buch? Im Jahr 2984 gibt es im Weltall zwei Gruppen Menschen: die Industrialisten mit ihren Clone Designern und die Individualisten, die sich gegen den Konsum entschieden haben. Bei den Industrialisten dominiert der Konzern Allsa, mit dem Stardesigner Castello, den Konsum und greift tief in den menschlichen Willen ein. Eine Wirtschaftskrise macht dem Treiben ein Ende und Allsa muss um das Überleben bangen.

Der Hauptprotagonist Clark war ebenfalls ein Designer bei Allsa, um dann zu Clonedake
Share zu wechseln, da ihm Allsa nicht mehr geheuer erscheint. Durch diesen Wechsel macht er sich zum Verräter und muss mit schärften Sanktionen rechnen. Durch einen Hinweis überzeugt, macht er sich zusätzlich noch auf die Suche nach seinem früheren und seit Jahren verschwundenen Freund. Clark beginnt außerdem, 100 verschwundene Clone Designer zu suchen, da diese genauso wie die Tochter seines Freundes an einem geheimen Projekt von Allsa beteiligt waren. Es beginnt eine wilde Jagd durch das Weltall. Ob Clark erfolgreich ist, dass müsst ihr selbst lesen, es lohnt sich.

Clark wird sehr schnell von Castello verfolgt und muss sich den Ausgestoßenen dieser Gesellschaft anschließen, um zu überleben. Auch seine Frau und seine Tochter geraten schnell in Gefahr und Clark muss viel riskieren, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Ob ihm dies gelingen kann?

Auf der Flucht sammelt Clark nach und nach Informationen zu dem Geheimprojekt namens Multirecon und ist über die Tragweite dieses Projektes erschüttert. Die Menschen werden durch dieses Projekt von Castello noch stärker beeinflusst, als vermutet. Clark und seine neuen Freunde setzen nun alles daran, dieses Projekt zu verhindern, während Castello es weiter vorantreiben will.
Wer wohl am Ende siegen wird?

Ich gebe zu, dass ich mich erst mal über einige Seiten in diese Geschichte einlesen musste. Der Autor gibt anfangs viele Erklärungen zu seiner Zukunftswelt und ich musste diese sortieren, um die Geschichte zu verstehen, da ich mir diese Gesellschaft des ständigen Konsums und der Hierarchien nur schwer vorstellen konnte. Als ich mich dann eingelesen hatte, konnte ich die Geschichte nicht mehr aus der Hand legen und die Seiten flogen nur noch dahin. Die Spannung baute sich schon sehr früh auf um dann immer weiter anzusteigen. Ich wollte die Geheimnisse dieses Geheimprojektes entschlüsseln und auch wissen, warum so viele M4nschn von heute auf morgen verschwanden. Je weiter die Handlung voranschritt, um so bedrückender wurde klar, wie Machthunger und Geschäftemacher die Menschheit beeinflussen können. Menschen dürfen kein selbstbestimmtes Leben mehr führen, sondern sie sind nur noch Mittel zum Zweck um den Konsum anzukurbeln. Eine Zukunftsvision, die mir so manchen kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen lies. Doch ich will hier nicht zu viel erzählen, da das den Lesespaß schmälern könnte. Lest bitte selbst und lasst euch begeistern.

Ich habe mich öfter gefragt, ob die Menschen in dieser Geschichte tatsächlich Menschen oder Roboter sind, die nur noch nach dem Willen der Industriebosse funktionieren. Es scheint kaum noch normales menschliches Leben möglich, selbst Kinder werden nicht mehr normal gezeugt und geboren. Eine fürchterliche Vorstellung, wie weit der Machthunger weniger Geschäftemacher die Menschheit beeinflusst.

Mich hat dieser Roman nachdenklich zurückgelassen und ich empfehle ihn an alle Leser, die Thriller mögen.

Veröffentlicht am 11.08.2019

Sommerlich leichte Geschichte, mit Tiefgang

Nie wieder Amore!
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Klappentext:

Küsse niemals einen Sizilianer!
Seit sie Rentnerin ist, hat Moni Renner viel zu viel Zeit. Zeit zum Nachdenken über Vincenzo, ihre große Liebe von einst, und seinen plötzlichen Tod. Da erreicht ...

Klappentext:

Küsse niemals einen Sizilianer!
Seit sie Rentnerin ist, hat Moni Renner viel zu viel Zeit. Zeit zum Nachdenken über Vincenzo, ihre große Liebe von einst, und seinen plötzlichen Tod. Da erreicht Moni eine Nachricht von Lena, einer jungen Deutschen, die in Italien lebt. Von ihr erfährt sie Unglaubliches: Vincenzo ist gar nicht tot, sondern lebt als Orangenbauer auf Sizilien. Wie kann das sein? Moni ist empört und reist mit ihrem Enkel Jan nach Palermo. Gemeinsam mit Lena versuchen sie, Vincenzo zu finden und klappern jede Orangenplantage der Insel ab. Monis Engagement ruft aber nicht nur die Behörden, sondern auch windige Mafiosi auf den Plan. Doch zu Jans Überraschung kann Oma Moni es selbst mit dem furchteinflößendsten Mafiaboss aufnehmen ...

Fazit:

Moni fällt in der Seniorenresidenz die Decke auf den Kopf. Soll es das jetzt gewesen sein? Gibt es noch mehr, als hier zu versauern? Ein Highlight wurde von ihrer Tochter schon geplant. Sie will mit ihrer Mutter eine Kreuzfahrt machen. Aber muss es unbedingt Norwegen sein? Hat sich Moni nach ihrer eher unglücklichen Ehe nichts Besseres verdient? Moni zweifelt an ihrem nutzlosen Dasein, als sie die Nachricht von Lena erreicht. Moni wurde vor vielen Jahren mitgeteilt, dass ihre große Liebe Vincenzo nach einem Unfall verstorben ist. Laut Lena soll er noch leben? Wie kann das sein?

Für Moni bleibt nur der Entschluss, Koffer packen und ab nach Sizilien. Sie will der Wahrheit auf die Spur kommen. Dafür nimmt die quirlige Moni, die so gar nicht in das Bild der üblichen Rentner passt, sogar in Kauf, dass ihr spießiger Enkel sie als Aufpasser begleitet.

In Sizilien angekommen, lernen Moni und Jan zuerst Francesca und dann auch Lena kennen. Nachdem Lena glaubhaft versichert, dass Vincenzo noch lebt, beginnt die Suche nach ihm. Werden sie ihn tatsächlich finden und was ist damals wirklich passiert?
Die Suche nach Vincenzo tritt teilweise in den Hintergrund, da auch Francesca und Lena Probleme haben. Sie wollen in Francescas Elternhaus eine Sprachschule eröffnen und ihnen werden immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen. Da kommt Moni mir ihren ungewöhnlichen Ideen gerade recht, um einzugreifen. Steckt da wirklich die Mafia dahinter, oder ist es am Ende doch harmlos? Lest selbst, es lohnt sich.

Der Ruhestand von Moni taucht in weite Ferne und sie blüht regelrecht auf. Leider taucht dann auch noch völlig unerwartet ihre Tochter Tanja auf und will Moni zur Heimreise in die Residenz und zur Kreuzfahrt überreden. Wird Tanja ihr Ziel erreichen, oder wirkt der Flair von Sizilien und den Menschen auch auf sie? Lasst euch überraschen. Auch von dem Geheimnis das dann noch gelüftet wird, werdet ihr überrascht sein. Plötzlich ist alles ganz anders und doch so logisch.

Moni, Francesca und Lena sind sehr authentische Charaktere, die mir sehr sympathisch waren. Mit Jan hatte ich anfangs meine Probleme, da er sehr spießig und steif schien. Zum Glück entwickelt er sich weiter und greift sogar helfend ein, als seine Begabungen gefragt sind. Auch Lena wirkt sich positiv auf ihn aus, lasst euch einfach überraschen und geniest die Fronten, die da aufeinanderprallen. Auch mit Tanja musste ich erst einmal warm werden und war dann über ihre Wandlung überrascht.

Besonders gut gefielen mir die tiefschürfenden Gespräche zwischen Mutter und Tochter, so dass sie sich noch einmal neu begegnen konnten. Toll gemacht.

Der Schreibstil ist locker flockig, so wie bei Tessa üblich und er sorgt dafür, dass die Seiten einfach so davonfliegen. Ich war sofort in der Handlung und Moni habe ich schon auf den ersten Seiten in mein Herz geschlossen. Der Abschied fiel mir wieder einmal schwer.

Wer einen schönen Sommerroman sucht, der auch noch Generationenkonflikte im Gepäck trägt und mit Spannung und leisem Humor glänzt, ist hier richtig. Ich hatte sehr schöne Lesestunden und empfehle dieses Buch gerne weiter.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Was passiert, wenn verschiedene Lebensmodelle aufeinandertreffen?

Die Verleugnung
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Klappentext:

Der Drehbuchautor Peter Siegmund verfasst die Vorlage für einen Dokumentarfilm über Alexandras ergreifendes Lebensschicksal, die kürzlich unter tragischen Umständen verstorben ist. Die Ursache ...

Klappentext:

Der Drehbuchautor Peter Siegmund verfasst die Vorlage für einen Dokumentarfilm über Alexandras ergreifendes Lebensschicksal, die kürzlich unter tragischen Umständen verstorben ist. Die Ursache für den nachhaltigen Bruch in ihrem Leben ist er selbst, als er sich vor vielen Jahren aus der Liebesbeziehung feige fortgestohlen hat. Auch nach der langen Zeit ist er nicht bereit, sich damit auseinanderzusetzen. Er blendet seine Verantwortung für ihr unglückliches Schicksal einfach aus. Im Gegenteil: Auf Druck des Film-Produzenten und entgegen aller Dokumentarfilm-Regeln fälscht er in dem Drehbuch sogar Alexandras Lebensweg und leugnet alle Verbindungen zu ihr. Das hat Folgen...


Fazit:

Auch bei diesem Buch wurde ich durch das minimalistisch gestaltete Cover angezogen. Da ich schon „Carls Verzweiflung“ gelesen habe, kannte ich den tollen Schreibstil von Gregor Bähr und war gespannt, wie er mich diesmal in den Bann ziehen wird. Ich durfte wieder in die Abgründe des menschlichen Handelns und Tuns hineintauchen und voller Spannung das furiose Finale erleben.

Um welche Charaktere geht es in diesem Roman?

Da ist erst mal Alexandra, die nach der fürchterlichen Enttäuschung mit Peter Siegmund, ein Leben in der Einsamkeit fristet. Ihr größter Traum war eine gesicherte Beziehung und Familie und Peters Verhalten hat tiefe Wunden hinterlassen, die sie in der selbst gewählten Einsamkeit und Traumwelt heilen will. Ob ihr dies gelingt?

Peter Siegmund ist in jungen Jahren ein aufstrebender Drehbuchautor, der einen falschen Weg eingeschlagen hat und nun vor den Scherben seines Ruhmes steht. Bei Frauen sucht er nur das flüchtige Abenteuer, ohne weitere Verpflichtung. Auch Alexandra war nur ein Abenteuer für ihn und er hat ihre frühere Beziehung völlig verdrängt. Ob er sich wieder an Alexandra erinnern wird?

Als sehr wichtigen Charakter gibt es noch Ferry Stein, ein Reporter, dem die ethischen Grundsätze der Berichterstattung am Herzen liegen. Er ist immer auf der Suche nach einer guten Story und so berichtet er auch über den Unfalltod der „Einsiedlerin von Rehlingen“.

Was passiert nun in diesem Roman?

Als Ferry Stein zu dem Brand von Rehlingen gerufen wird, ist es natürlich seine Aufgabe, darüber zu berichten. Er recherchiert auch die Hintergründe zu dem Leben dieser Frau und schreibt noch mehrere ergreifende Artikel über diese ungewöhnliche Einsiedlerin.

Da Alexandra seit sie in Rehlingen lebt, Tagebuch führt, vererbt sie diese Aufzeichnungen an Peter Siegmund, mit der Bitte, eine Dokumentation über ihr Leben zu schreiben und verfilmen zu lassen. Peter sieht darin seine große Chance, an frühere Erfolge anzuknüpfen und beginnt sein Werk. Auf Druck der Produzenten muss er dieses jedoch auf gravierende Weise ändern und verfälschen.

Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten, da sich das Lesen dieses Romans lohnt.

Die Geschichte besteht aus verschiedenen Handlungssträngen, da sie je nach Kapitel von den verschiedenen Charakteren erzählt. Sie wird immer wieder durch die Tagebucheinträge von Alexandra ergänzt, so dass ich die Hintergründe sehr gut verstehen konnte. Zwei Jahre nach dem Brand in Rehlingen passieren unerwartete Dinge und ab dieser Zeit steigt die Spannung rasant. Doch halt, was jetzt passiert und welche Rolle Peter und Ferry spielen, dass müsst ihr selbst lesen.

Ich habe den Roman in sehr kurzer Zeit gelesen und ihn dann sacken lassen, bevor ich diese Rezension geschrieben habe, da er mich sehr nachdenklich zurückgelassen hat. Das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen und die überraschenden Wendungen am Schluss haben für Krimifeeling gesorgt. Die Geschichte war sehr vielschichtig und regt zum Nachdenken über Ehrlichkeit, Anstand und Beziehungen an.

Von mir eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 03.08.2019

Von Flucht, Vertreibung und wahrer Stärke

Vom Flüchten
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Klappentext:

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges muss die 13jährige Janne ihr Zuhause zusammen mit Mutter, Tante und Geschwistern verlassen; sie fliehen vor den anrückenden russischen Soldaten. Nach einer ...

Klappentext:

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges muss die 13jährige Janne ihr Zuhause zusammen mit Mutter, Tante und Geschwistern verlassen; sie fliehen vor den anrückenden russischen Soldaten. Nach einer aufreibenden Reise gelangen sie auf einen Bauernhof in Lübgust. Dort leben sie sich langsam ein. Doch können sie dort bleiben? Kommt nach der Flucht noch eine Flucht und wie wird diese aussehen?
Janne muss schnell erwachsen werden. Sie erlebt die Schrecken des Krieges, aber auch den Zusammenhalt in der Familie, die Stärke der Frauen, die sich durchkämpfen, anpassen, nie aufgeben.

Fazit:

Die 13-jährige Janne erzählt aus dem finstersten Kapitel ihres Lebens. Langsam aber sicher zieht der Krieg auch in dieser Familie ein und die Flucht vor den Russen steht an. Janne berichtet aus ihrer Sicht, welche Schrecken ihre Mutter, ihre Tante, ihre Geschwister und sie erleben und überleben mussten. Eine Flucht voller Entbehrungen und voller schrecklicher Erlebnisse, nur der Zusammenhalt hilft zu überleben. Die Kindheit von Janne endet abrupt und sie muss sehr schnell erwachsen werden, um an den Folgen nicht zu zerbrechen.

Die Geschichte war so berührend und emotional, dabei mit zarter Hand geschrieben, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Ich war überwältigt von der Stärke dieser Frauen und Kinder, die so viel Leid erfahren mussten. Der grausame Überlebenskampf führt zur Traumatisierung aller Beteiligten und zeigt sich in verschiedenen Ausprägungen. Manche dieser Wunden sind bis zum heutigen Tag vorhanden.

Mir fehlen immer noch die Worte, um dieses unglaubliche Buch zu beschreiben, da es mich tief berührt hat. Ich habe schon viele Bücher gelesen, die aus dieser Zeit handeln und dieses Buch hebt sich sehr deutlich davon ab. Janne hat viele Fragen, auf die sie keine oder unbefriedigende Antworten bekommt und so wird es für sie noch schwieriger, diese Folgen des Krieges zu verarbeiten. Bis heute sind die Nachwirkungen dieser Traumatisierungen in unserer Gesellschaft vorhanden und es bleibt fraglich, ob wir sie irgendwann überwinden können.

Von mir eine absolute Leseempfehlung.