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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.06.2019

Ein Krimi voller Witz und Spannung für schöne Lesestunden

Nur Uschi kochte schärfer
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Klappentext:

Die Oma unter Mordverdacht? Das ist doch total plemplem! Käthe verknallt sich in einen pensionierten Französischlehrer, der zum Klassentreffen im Dorf ist. Am nächsten Morgen liegt der Monsieur ...

Klappentext:

Die Oma unter Mordverdacht? Das ist doch total plemplem! Käthe verknallt sich in einen pensionierten Französischlehrer, der zum Klassentreffen im Dorf ist. Am nächsten Morgen liegt der Monsieur mausetot im Bett des Gasthofs. Herzinfarkt! Absolute Fehldiagnose, wie sich bald herausstellt.
Schwiegersohn und Dorfpolizist Jupp Backes muss ran – inklusive Gattin Inge, die eigentlich grad viel lieber Pärchenabende zwecks Eherettung arrangiert. Beide nehmen die ehemaligen Schüler unter die Lupe, ob da noch einer ein Hühnchen mit dem Pauker zu rupfen hatte. Und dann stellt sich heraus, dass der Tote rein frauentechnisch nichts anbrennen ließ. Die Oma ist stinksauer! Warum musste der charmante Lehrer bloß den Löffel abgeben?
Bei diesem dubiosen Fall ist wieder pikantes Ermitteln des Backes-Trios gefragt. Na dann, Prost Mahlzeit!

Fazit:

Durch den lockeren und flüssigen Schreibstil war ich sofort in der Handlung, obwohl dies mein erstes Buch über das Backes-Trio war. Die Familie war mir sofort sympathisch, da sie über die notwendige Bodenhaftung verfügt und mit allerlei Schrulligkeit aufwarten kann. Die 81-jährige Oma Käthe passt so ganz und gar nicht in das übliche Oma-Schema. Sie ist fit am Computer und nutzt Dating Portale, um noch einmal der Liebe ihres Lebens zu begegnen. Ihr Schwiegersohn Jupp muss ihr dann schon mal aus der einen oder anderen pikanten Situation heraushelfen. Als völlig unterforderter Dorfpolizist kann er bei solchen Gelegenheiten mal seine gesamte Autorität zeigen. Jupps Gattin Inge scheint ein typisches Hausfrauchen zu sein und leidet hier und da mal an Anfällen von Begriffsstutzigkeit. Wie soll dieses Trio dann auch noch erfolgreich in einem Mordfall ermitteln? Lest selbst und lasst euch überraschen. Es kommt jede Menge Spannung und gut platzierter Humor auf euch zu.

Oma Käthe steht vor den Scherben ihres gerade gefundenen Glücks. Sie hat sich in diesen gutsituierten Französischlehrer verliebt, der ihr eine permanente „Haut-de-Gans“ beschert. Zur neuen Verabredung erscheint er nicht, da er mittlerweile vom Tod per Herzinfarkt ereilt wurde. Die Todesursache scheint plausibel, nur Oma Käthe glaubt an Mord. Dies scheint die Gelegenheit für Jupp zu sein, um endlich mal zu zeigen, was in ihm steckt. Auch wenn er Omas Mordtheorie erst als hirnloses Geschwätz abtut, dauert es nur einen Augenblick, bis Jupp alle Register zieht und gemeinsam mit Inge und Käthe auf Mördersuche geht. Ob das gut geht? Auch das lest bitte selbst, es lohnt sich.

Ich bin regelrecht durch dieses Buch geflogen und habe mich über diesen Humor und die passende Situationskomik amüsiert. Für mich war es Unterhaltung pur und ich musste häufig schmunzeln und auch heftig lachen. Mein absoluter Liebling der Familie ist, wie sollte es anders sein, natürlich Oma Käthe, die noch so viel bewegt und auch noch Staunen hervorruft. Fit am Computer und im Internet sorgt sie immer wieder für Überraschungen.

Auch die anderen Protagonisten wurde liebevoll gezeichnet und teilweise überspitzt dargestellt. Bei der Fülle der skurrilen Dorfbewohner konnte ich mich toll amüsieren und ich bin sicher, da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wer Lokalkolorit mag, kommt ebenfalls voll auf seine Kosten, da auch der Dialekt zum Schmunzeln beiträgt. Bei ganz schlimmen Verständigungsproblemen werden die Begriffe im Anhang erklärt.

Die Spannung baute sich sehr schnell auf und blieb auf hohem Niveau erhalten. Es wurden viele Verdächtige unter die Lupe genommen und die vermeintlichen Täter und ihre Tatgründe sorgen dafür, dass keine Längen entstanden. Ich durfte mit-ermitteln und miträtseln und war am Ende total überrascht, wie die Ermittlungen endeten. Diese Wendung hätte ich so nicht erwartet und ich habe mich gefreut, wie Jupp und besonders Inge über sich selbst hinausgewachsen sind. Hut ab, toll gemacht.

Mir hat dieses Buch schöne Lesestunden beschert und ich werde noch weitere Bücher von Dany R. Wood lesen.

Von mir eine absolute Leseempfehlung für alle Leser, die humorvolle, kauzige und spannende Krimis lieben.

Veröffentlicht am 28.05.2019

Philosophische Gedanken, um die elenden Wartezeiten mit anderen Augen zu sehen

Mit Wittgenstein im Wartezimmer
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Klappentext:

Beim Arzt, in der Bahn, am Flughafen oder auf dem Amt - immer wieder müssen wir Zeit totschlagen. Und sind deshalb nicht selten genervt, ungeduldig, aggressiv. Doch Hilfe naht: Nicolas Dierks ...

Klappentext:

Beim Arzt, in der Bahn, am Flughafen oder auf dem Amt - immer wieder müssen wir Zeit totschlagen. Und sind deshalb nicht selten genervt, ungeduldig, aggressiv. Doch Hilfe naht: Nicolas Dierks stellt in zwölf kurzen Kapiteln jeweils einen wichtigen philosophischen Gedanken für unterschiedliche Wartesituationen vor. Wir warten mit Hannah Arendt am Gate und mit Marx im Baumarkt, bangen in der Notaufnahme mit Martha Nussbaum, stehen mit Davidson im Stau und hängen mit Nietzsche in der Service-Hotline fest: So werden nervige Alltagssituationen zu inspirierenden Denkmomenten.

Fazit:

Mich hat dieses Buch interessiert, da mich philosophische Gedanken interessieren und ich einen anderen Blick auf sie werfen wollte. Was soll ich sagen, dieser Blick hat mich inspiriert und begeistert.

Ich habe mir sehr viel Zeit für dieses Büchlein gelassen, da ich die einzelnen Kapitel genießen wollte und sie mussten für mich erst einmal sacken, um ihren Wert und ihre Aussagekraft noch zu durchdenken. Ich war nicht nur mit Nussbaum in der Notaufnahme, oder mit Sokrates im Buchladen. Nein, ich durfte mit den Philosophen noch andere Wartezeiten erleben, die mich nachdenklich machten und meinen Blick veränderten. Es werden Philosophen der Antike und der Moderne und deren Gedanken mit Hilfe der schönen Geschichten verständlich vorgestellt. Das macht Lust auf mehr. Im Anhang können interessierte Leser noch nach weiterer Literatur stöbern.

Die einzelnen Kapitel haben mir sehr gut gefallen, da sie ganz normale Alltagssituationen beleuchten und teilweise mit unerwarteten Wendungen überraschen. Es gab auch einige Stellen, die mich zum Schmunzeln brachten. Toll gemacht.

Mir hat besonders gut gefallen, dass die Geschichten leicht lesbar und verständlich waren und es Nicolas Diercks gelungen ist, auch schwierige Gedankengänge einfach und gut zu vermitteln. Ich bedanke mich für die tollen Denkanstöße und werde das Büchlein noch oft in die Hand nehmen, um zu Schmökern.

Von mir eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Toller Roman mit Herz und Humor

Herzkur
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Klappentext:
Fünfzig Frauen, hundertzehn Kinder und zwei Väter, drei Wochen auf engstem Raum - willkommen zur Kur auf Fehmarn!
Verena liebt ihre Töchter Ella und Anni heiß und innig. Als ihr Mann Rainer ...

Klappentext:
Fünfzig Frauen, hundertzehn Kinder und zwei Väter, drei Wochen auf engstem Raum - willkommen zur Kur auf Fehmarn!
Verena liebt ihre Töchter Ella und Anni heiß und innig. Als ihr Mann Rainer sich völlig überraschend eine Auszeit von Familie und Ehe nimmt, ist sie plötzlich alleinerziehend und kreuzunglücklich. Nur widerwillig geht sie auf den Vorschlag ihrer Mutter ein und fährt mit einem Rucksack voller Vorurteile in eine Mutter-Kind-Klinik auf Fehmarn. Schon bei der Anreise findet sie alle ihre Erwartungen bestätigt: Unerträgliche Mütter und Kinder, soweit das Auge reicht. Doch es gibt Lichtblicke in dieser grauen Ostseewelt, nicht zuletzt Jan, der mit seiner Tochter an ihrem Tisch sitzt.
Ein warmherziger, witziger Familien- und Liebesroman
Fazit:
Durch den flüssigen, lockeren Schreibstil war ich schon auf den ersten Seiten mitten in der Handlung. Das Lesen war sehr angenehm da die Beschreibungen sehr lebendig und einnehmend waren. Ich hatte mit leichter Kost für zwischendurch gerechnet und wurde angenehm überrascht, da ich so viel Tiefgang nicht erwartet habe. Auch der Humor kam nicht zu kurz und ich musste häufig schmunzeln und lachen.
Verena wurde von ihrem egoistischen Mann verlassen und muss sich den Tatsachen stellen und ihr Leben mit ihren Töchtern neu gestalten. Alle leiden noch unter der unvorhersehbaren Trennung, als Verenas Mutter den Vorschlag macht, eine Mutter-Kind-Kur zu beantragen. Diese wird überraschend schnell genehmigt und so machen sich Verena und ihre Töchter auf den Weg.
Auf Fehmarn angekommen, werden für Verena alle vorstellbaren Alpträume wahr. Sie wird mit all ihren Vorurteilen konfrontiert, die sie anderen Frauen und dieser Kurmaßnahme gegenüber hat. Sie will die Kur nur hinter sich bringen und keinen Kontakt zu den anderen Müttern, die sie sehr schnell in passende Schubladen packt. Wie im wahren Leben kommt es dann aber anders als sie dachte. Wie und warum, dass müsst ihr selbst lesen, da es sich lohnt.
Verena lernt, sich ihren Vorurteilen zu stellen und entwickelt sich zu einer immer sympathischeren Protagonistin. Nach einer Anlaufzeit schafft sie es sogar, auf die anderen Mütter und Väter zuzugehen und entdeckt wahre Schätze in manchen von ihnen.
Alle Charaktere wurden sehr liebevoll und authentisch gezeichnet und ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen. Es wird einfach gemenschelt und dies auf sehr sympathische Art. Toll gemacht.
Der Kuralltag ist sehr plastisch und glaubwürdig dargestellt, so dass ich das Gefühl hatte, selbst auf Fehmarn zu sein und alles vor Ort selbst zu erleben. Es wurde geschwätzt, gelästert, Probleme gewälzt und es wurden neue Freundschaften geschlossen. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz und verleiht der Geschichte den romantischen Touch. All das gehört bei einer Kur einfach dazu und hilft, neue Lösungen zu finden.
Verena stellt sich ihren Problemen, entwickelt sich weiter und lernt dazu. Für sie und ihre Töchter war die Entscheidung, diese Kur anzunehmen, genau richtig, um im Alltag neu beginnen zu können. Wie sich dieser nach der Kur gestaltet, auch das müsst ihr selbst lesen.
Ich bin glücklich, diesen Debütroman entdeckt zu haben und habe ihn mit wachsender Begeisterung gelesen. Die Seiten flogen regelrecht dahin und ich war erstaunt, wie schnell die drei Wochen rum waren. Er besitzt alles, was eine gute Geschichte braucht um die Leser zu begeistern.
Dieser Roman hat mein Herz so nachhaltig berührt, dass ich mich auf weitere Bücher der Autorin freue und diesen Roman voller Überzeugung weiter empfehle. Ich danke der Autorin für die schönen Lesestunden.

Veröffentlicht am 23.05.2019

Herausragend recherchiertes unglaublich spannendes Historiendrama

Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben
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Klappentext:
Die Ehe zwischen dem Dienstmädchen Irene und dem reichen Erben Franz sollte eine Liebesheirat sein. Doch nach einer ungeheuerlichen Enthüllung von Franz' Vater verlässt die schwangere Irene ...

Klappentext:
Die Ehe zwischen dem Dienstmädchen Irene und dem reichen Erben Franz sollte eine Liebesheirat sein. Doch nach einer ungeheuerlichen Enthüllung von Franz' Vater verlässt die schwangere Irene ihren geliebten Bräutigam ohne ein Wort. Einsam bringt sie ihren kleinen Sohn zur Welt und tritt eine Stelle als Textilarbeiterin in einer Fabrik an. Die Bedingungen dort sind grausam, und Irene muss bis zur Erschöpfung arbeiten. Aber dann lernt sie den charismatischen Arbeiterführer Josef kennen, der ihr Kraft und Geborgenheit gibt. Obwohl sie Franz noch immer liebt, beginnt sie eine Beziehung mit ihm. Aber kann Irene den Verlust von Franz wirklich überwinden?
Fazit:
Irene hat alles verloren, ihre Liebe, ihre Heimat und ihre Zukunft. In der Fremde versucht sie alles, um ihrem Sohn Fränzel ein lebenswertes Leben zu bieten und nimmt dafür auch die schlimmsten Arbeitsverhältnisse in Kauf. Sie schuftet Tag ein Tag aus, um dennoch unter fast menschenunwürdigen Bedingungen zu überleben. Trotz Arbeit muss Irene um das tägliche Brot bangen. Eine eigene Wohnung kann sie sich nicht leisten, so dass sie bei einer Familie zur Untermieterin lebt. Auch diese Familie ist gezeichnet durch die unsagbar schlechten Arbeitsbedingungen und Irene leidet so lange, bis ihr ein glücklicher Zufall zu Hilfe kommt. Das müsst ihr selbst lesen, denn ich will nicht zu viel verraten.
Die Verhältnisse in der Fabrik werden von Marie Lacrosse unglaublich bildlich und spannen beschrieben, so dass ich öfter das Gefühl hatte, mitten in diesem Elend zu sein. Ob Hungerlohn, unglaublich schlechte, gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit oder fehlender Unfallschutz, die Autorin zeichnet das Bild dieser Zeit, so dass kein Leser unberührt bleiben kann. Ich habe schon oft von diesen menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen gelesen, die Beschreibung in dieser Geschichte ging mir richtig unter die Haut und hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen. Fakt ist, dass es ohne mutige Menschen, wie sie in diesem Roman beschrieben werden, keine Verbesserung der Arbeitsverhältnisse eingetreten wäre.
Das Leben dieser Zeit in der Arbeiterklasse war unglaublich hart und der Lohn reichte kaum zum Leben. Die Verhältnisse wurden von der Autorin sehr bildlich und packend dargestellt. Mich hat auch sehr beeindruckt, dass die Arbeiterklasse sehr viel aufrichtiger war und solche schlimmen Dinge, wie ein uneheliches Kind zu keinen nennenswerten Nachteilen führte. Unglaublich unter welchen Bedingungen die Menschen und ganz besonders Frauen und Kinder lebten. Was sich seit dieser Zeit verbessert hat, macht mich sehr nachdenklich.
Auch wenn Irene alles verloren hat und ihrer Liebe nachtrauert, zeigt sich wieder die starke Kämpferin, die immer weitermacht und nicht aufgibt. Sie lernt den charismatischen Arbeiterführer Josef kennen und schließt sich seiner Bewegung an. Sie unterstützt ihn und findet einen Weg, auch Frauen für diesen Arbeitskampf auf ihre Seite zu holen. Auch eine private Bindung zwischen Josef und Irene scheint möglich zu sein. Ob Irene ihr Glück finden kann? Das lest bitte selbst.
Was passiert währenddessen auf dem Gut und mit Franz?
Franz steht ebenso wie Irene vor den Scherben seines Glücks. Er ahnt nicht, warum Irene ihn Hals über Kopf verlassen hat und versucht die Wahrheit herauszufinden. Er bekommt weder von Irenes Freundin Minna noch von der Hausdame Frau Burger eine Antwort auf seine brennenden Fragen. Er erhofft sich antworten von seiner Mutter Pauline, die jedoch von seinem Vater ins Irrenhaus gebracht wurde und wegen den menschenverachtenden Therapien keinen Kontakt zu Franz wünscht. So bleibt Franz mit seinen Fragen alleine und verzweifelt immer mehr. Er will seine Heimat verlassen und in der Fremde sein Glück suchen. Ob er dies dann wirklich tut, oder um das Weingut kämpft? Tja, leider müsst ihr auch das selbst lesen. Franz war mir, wie im ersten Teil wieder sehr sympathisch, da er außer für sein eigenes Glück auch für das Wohlsein anderer Menschen kämpft. Er ist eine bemerkenswerte Ausnahme, da er sich die Achtung vor der Würde auch von Menschen aus den unteren Schichten bewahrt. Er fühlt sich ihnen weder charakterlich noch intellektuell überlegen und verachtet Menschen, die dies anders sehen. Franz ist für mich ein sehr starker Mensch mit hohem moralischem Anspruch, dem ich das Glück von ganzem Herzen gönne. Ob er es noch findet?
Pauline lebt, wie schon erwähnt unter schlimmsten Verhältnissen im Irrenhaus. Sie wird auf verschiedene Arten „therapiert“ und gequält. Von diesen unglaublichen Behandlungsmethoden habe ich schon gehört und kann sie nicht fassen. Die Psyche war zu dieser Zeit noch unerforscht und so wurden Menschen mit psychischen Leiden durch die Behandlung eher richtig irre, statt Hilfe zu bekommen. Pauline zeigt hier ihre unglaubliche Stärke und hält den Therapien stand, um Besserungen für sich zu erreichen. Ihr oberstes Ziel ist es, dieses Irrenhaus zu verlassen, um ihrem Sohn die Wahrheit berichten zu können. Ob sie dieses Ziel erreichen kann? Auch das lest bitte selbst.
Die übrige Familie der Gerban verhält sich wie im ersten Band. Wilhelm will das Erbe seiner Frau auf keinen Fall verlieren und auf seine Macht natürlich auch keinesfalls verzichten, auch wenn er dafür über Leichen gehen müsste. Mathilde ist immer noch das unglaublich arrogante Ekelpaket und ob ein heftiger Schock sie zum Nachdenken und Umdenken bringt, lest bitte selbst.
Mir gefiel sehr gut, dass manche Protagonisten eine unglaubliche Entwicklung durchmachten und sich dadurch noch liebenswerter machten, oder sogar erst halbwegs sympathisch wurden. Auch die Protagonisten in den Nebenrollen wurden wieder sehr liebevoll, facettenreich und authentisch beschrieben, so dass ich mich sehr gut in sie hineinfühlen konnte.
Für mich ist dieser Teil eine unglaublich gelungene Fortsetzung und wieder herausragend. Ich empfehle auf jeden Fall, vorher den ersten Teil zu lesen, da er als Grundlage dient, auch wenn die Autorin geschickt die Hintergründe aus Teil eins einbaut.
Da ich den ersten Teil kenne, war der Umfang des Buches keine Überraschung für mich und ich habe die vielen Seiten fast in einem Rutsch verschlungen. Die Fortsetzung ist unglaublich packend und spannend und die Handlung mit ihren Wendungen, liebenswerten Protagonisten und den historischen Fakten sorgt für ein ungewöhnliches Lesevergnügen. Ich freue mich schon unglaublich auf Band drei und vergebe voller Begeisterung 7 von 5 möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Sehr humorvoll und toll zu lesen

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
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Auszug aus dem Klappentext:
Der kabaretteske Monolog »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« beschert dem geneigten Leser Einblicke in das Leben des Vollblutverwaltungsgenies Hans Fredenbek, der ...

Auszug aus dem Klappentext:
Der kabaretteske Monolog »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« beschert dem geneigten Leser Einblicke in das Leben des Vollblutverwaltungsgenies Hans Fredenbek, der sich in seinem ganz eigenen Gedankengewirr aus Aktenzeichen, Dienstverordnungen, statistischen Erhebungen zusehends verheddert. Es wird deutlich, dass er sich von dem Leben jenseits seines Büros nahezu völlig verabschiedet hat. Vor allem aber wird schonungslos aufgedeckt, dass es zwischen Slapstick und Tragik eine Nahtstelle gibt. Und dass diese Nahtstelle einen Namen hat. Und dass dieser Name Hans Fredenbek ist.
In ihrer Schulzeit hatten Marina und Carsten eine Liebesbeziehung. Nach 20 Jahren soll ein Klassentreffen stattfinden. So meldet sich Carsten, einer der Initiatoren, auch bei Marina, deren Leben nach Schicksalsschlägen zeitweilig aus den Fugen geraten war. Die gemeinsame innige Zeit ist für sie längst Vergangenheit, ein Früher. Aber an Carstens Gefühlen hat sich anscheinend nichts geändert. Sein Anruf weckt auch bei Marina Erinnerungen. Das unverfänglich begonnene Telefonat führt beide in ein Wechselbad der Gefühle ...
Fazit:
Bei dem Monolog des Beamten entstanden sehr schnell Bilder in meinem Kopf. Wer kennt ihn nicht, diesen absoluten, verstaubten Vorzeigebeamten? Gefangen im Alltag der Verordnungen und Vorschriften, scheint Herr Fredenbek außerhalb seines Büros nicht lebensfähig zu sein. Er gibt tiefe Einblicke in sein Leben als Vollblutbeamter. Dies beschränkt sich darauf, immer genau die festgelegten Abläufe einzuhalten und niemals über die Stränge zu schlagen. Ihm ist es wichtig, seine notwendigen Arbeitsmaterialien auf dem von ihm festgelegten Platz abzulegen, damit in seinem Leben immer Ordnung herrscht. Selbst im Urlaub kann Fredenbek sich nicht von seinem Beamtenalltag lösen und er tüftelt sich eine Art Büroleben für diese fürchterliche Zeit aus. Leben scheint für Fredenbek nur noch innerhalb seines Büros mit den Vorschriften und Akten möglich zu sein.
Mich hat der tiefschürfende Humor dieses Theaterstückes restlos begeistert und ich habe die Verwirrungen und Verstrickungen von Fredenbek mit zunehmender Erheiterung genossen. An vielen Stellen habe ich herzhaft gelacht und war begeistert von den Wortschöpfungen des Autors. Fredenbek verheddert sich zunehmend in seinen abstrusen Theorien über den perfekten Büroalltag mit seinen Abgründen, die er unbedingt verhindern will, bis hin zu seiner Ehe und der heimlichen Sehnsucht nach seiner Kollegin. So festgefahren das Leben von Fredenbek erscheint, so überraschend kommt das viel zu schnelle Ende mit dem überraschenden Knaller, den der geneigte Leser vielleicht geahnt hat. Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten, ich empfehle, dieses Buch unbedingt selbst zu lesen, es lohnt sich.
Ich hätte gerne noch länger an Fredenbeks Beamtendasein teilgenommen, da ich total fasziniert von seinen Ausführungen und dem Humor war. Für mich ein absolut verdienter 2. Platz des Autorenwettbewerbes "Perlen vor die Säue".
Die Einladung zum Klassentreffen kommt vielen von uns erst einmal bekannt vor. Ein Anruf nach 20 Jahren, mit dem Ziel die alten Freunde/ Freundinnen einzuladen. Dieser Anruf erscheint im ersten Moment so unspektakulär, um den Leser dann schnell in seinen Bann zu ziehen.
Marina nimmt diesen Anruf in einem Zugabteil entgegen und so bleibt es nicht aus, dass es Zuhörer gibt. Marina tauscht sich mit Carsten über die letzten 20 Jahre aus und es wird schnell klar, dass die zwei füreinander bestimmt sind. Wie konnten sie es solange getrennt voneinander aushalten?
Schnell ist wieder dieses Vertrauen da und ich konnte sehr schnell mit Marina und Carsten fühlen. Kein Wunder, dass es unfreiwillige Mithörer gab, die ebenfalls berührt waren. So ist es kaum verwunderlich, dass die Mithörer auch das Ende erleben wollen. Auch von diesem Theaterstück war ich fasziniert und ich empfehle es gerne weiter.
Erzählt wird eine gewöhnliche Alltagssituation, die wir so oder ähnlich auch schon erlebt haben. Die Protagonisten sind authentisch und sympathisch und scheinen aus dem wahren Leben gegriffen, so dass es Spaß macht, ihr Gespräch zu belauschen und ein Stück ihres Weges mit ihnen zu gehen. Ob es bei diesem Gespräch bleibt, oder ob es eine Zukunft gibt? Das müsst ihr selbst lesen, es lohnt sich.
Ich gebe zu, dass ich überlegen musste, ob ich wirklich Theaterstücke lesen möchte, da ich solche Lektüre in schlechter Erinnerung habe. Für mich steht fest, dass ich gerne weitere Bücher von Martin Schörle lese, da er mich mit seinem Schreibstil und dem Humor überzeugt hat.
Von mir eine absolute Leseempfehlung, an alle Leser, die den etwas anderen Humor lieben.