Profilbild von Lesezauber_Zeilenreise

Lesezauber_Zeilenreise

Lesejury Star
online

Lesezauber_Zeilenreise ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lesezauber_Zeilenreise über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2022

Verhaltenstherapie im Buchformat

Selbst.Zufrieden
0

Nachdem die vier Pleasing-Profile vorgestellt werden (der klassische People Pleaser, der Schatten, der Beschwichtiger, der Verweigerer) widmet sich die Autorin dem Pleasing in den verschiedenen Lebensbereichen: ...

Nachdem die vier Pleasing-Profile vorgestellt werden (der klassische People Pleaser, der Schatten, der Beschwichtiger, der Verweigerer) widmet sich die Autorin dem Pleasing in den verschiedenen Lebensbereichen: Pleasing in Freundschaften, in Beziehungen, am Arbeitsplatz, in der Elternrolle, bei besonderen Anlässen, im Internet, als Frau, als Mann und von der Empfängerseite betrachtet. Mit Praxisbeispielen in Form von Geschichten ihrer Klienten (die Autorin arbeitet als Psychologin) verdeutlicht sie ihre Ausführungen.

Ich bin ein bisschen zweigespalten, was das Buch betrifft. Einerseits ist es gut und verständlich geschrieben, andererseits empfinde ich es sehr als Verhaltenstherapie im Buchformat. Wer Altlasten mit sich herumschleppt, z.B. aus der Kindheit, der wird hier ordentlich getriggert. Das ist hart, das tut weh – und da man hier nur das Buch vor sich hat und keinen Therapeuten, steht man dann damit ziemlich alleine da. Es ist kein Buch zum schnell mal weglesen, sondern zum damit arbeiten – sofern man bereit ist, die Krusten der Vergangenheit aufzubrechen, weil man sich selbst tatsächlich unwohl fühlt, mit dem ewigen Ja-Sagen und Allen-gefallen-wollen und damit Schluss machen möchte. Je nach Grad des eigenen People-Pleaser-Zustands ist das Buch vielleicht ein Anfang, aber keinesfalls die Heilung. Das wäre zu einfach.

Ich mag den Begriff People Pleaser nicht. Bedeutet er doch direkt übersetzt: Einschleimer. Das ist mir zu negativ behaftet. Generell wäre mir ein deutscher (nicht negativ behafteter) Ausdruck in dem Buch auch lieber gewesen, da nahezu auf jeder Seite mehrfach Poeple Pleaser und Pleasing zu lesen ist. Aber gut, halb so wild.

In einem Satz heißt es: „Wenn du nicht erkennst, dass deine Herangehensweise ans Leben Resultat der eigenen Konditionierung ist […], so wirst du womöglich gar nicht merken, dass es Leerstellen bei dir gibt, die du füllen musst.“ Ich persönlich habe ein Problem mit der Aussage. Wenn ich alle meine Taten, Worte, Gedanken (eben meine Herangehensweise) hinterfrage in Bezug auf meine Vergangenheit, meine Erziehung, meine Kindheitserlebnisse etc., werde ich m.M.n. verrückt und handlungsunfähig. Dann doch lieber ein paar „Leerstellen“ – und ob ich die wirklich füllen muss, sei mal dahingestellt.

Alles in allem ein verständlich geschriebenes Lebenshilfebuch, das es sich für meinen Geschmack jedoch zu einfach macht und nur dazu dienen kann, einen allerersten Anstoß zu geben. Oder das sich eher an die leichteren Fälle von People Pleasern richtet. Keine einfache Lektüre für Betroffene, sondern Triggerauslöser und dadurch u.U. schmerzhaft. Eine Empfehlung für oder gegen das Buch kann ich nicht abgeben, da jeder selbst herausfinden muss, ob das was für ihn ist.

Von mir 3/5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.04.2022

Technik-Thriller mit gewisser Brisanz – dafür mit Längen

System Error
0

Cyb ist ein Programm, eine Künstliche Intelligenz, die aufgrund von Datenauswertungen Verbrechen erkennt, bevor sie passieren. Kein Wunder, steht das Programm bei Politik und Bevölkerung hoch im Kurs. ...

Cyb ist ein Programm, eine Künstliche Intelligenz, die aufgrund von Datenauswertungen Verbrechen erkennt, bevor sie passieren. Kein Wunder, steht das Programm bei Politik und Bevölkerung hoch im Kurs. Eines Tages trifft Cybs Erfinder, Micah, in einer Talkshow auf die Journalistin Lotta. Die will erreichen, dass Micah Cyb abschaltet und steckt ihm heimlich einen Zettel zu, der Micah völlig aus der Bahn wirft und zum Denken anregt. Lotta ist davon überzeugt, dass der Prototyp-Fall, also der allererste Verbrechensfall, der durch Cyb verhindert wurde, fingiert war. Dass der vermeintliche Täter, ihr Kollege und Freund Ravi Korrapti, zu Unrecht im Gefängnis sitzt. Plötzlich scheint nichts mehr so zu sein, wie es war. Ist Cyb, sein Baby, sein absolut sicheres, nicht manipulierbares System wirklich das, für was er es hält? Oder wurde es doch von Dritten manipuliert? Hat sein Geschäftspartner Kyle etwas damit zu tun? Er macht sich gemeinsam mit Lotta und seiner Freundin Isabel an die Nachforschung und stößt dabei auf Ungeheuerliches.

Was sich wie ein irre fesselnder Thriller a la Minority Report anhört, ist zwar ein solider Roman, doch für meinen Geschmack eindeutig zu weichgespült. Ich erfahre über mehrere Erzählstränge (von verschiedenen Personen, aus verschiedenen Zeiten), die sich so nach und nach zusammenfügen, was genau hier Fakt ist. Das ist schon interessant und ganz am Ende wird es dann auch echt spannend. Doch bis dahin zieht es sich teilweise schon sehr und mir fehlt hier einfach das Tempo. Ich hatte – vielleicht, weil auf dem Buchrücken der Vergleich zu Minority Report sogar steht – andere Erwartungen an die Story. Letztlich geht es hier nur um einen einzigen Fall, nämlich den um Ravi Korrapti. Die Figuren sind mir zu überzeichnet dargestellt: Micah der Computernerd, der sonst von nichts eine Ahnung hat und sehr weltfremd durch die Gegend schlurft, Kyle, der toughe, erfolgreiche, geschniegelte Finanzmensch, Lotta, die irgendwie mauerblümchenartige Frau, die von allen übersehen wird und Ravi, der Vollblut-Journalist mit indischen Wurzeln, Frauenheld, Familienmensch, Draufgänger. Was mich total genervt hat, war dieses Klischee, das in diesem Buch tatsächlich zwei Mal bedient wurde. Es ging um Lotta und zwei Mal sagt eine jeweils andere Figur (und beide sind keine schw…nzgesteuerten Neandertaler, sondern vermeintlich intelligente Menschen): „wenn sie keine Brille auf hätte, wäre sie vielleicht ganz hübsch“. Sorry, aber da fängt mein Blut an zu kochen, wenn ich solchen Schwachsinn lese! Das ist so unfassbar oberflächlich und passte im Kontext auch einfach nicht rein. Egal! Das hat mich einfach nur aufgeregt und ich musste es daher erwähnen.

An und für sich eine tolle Story, doch für meinen Geschmack zu lahm und eindimensional umgesetzt. Es gab viele Längen, Spannung entstand erst am Ende und mir fehlte das ganze Drumherum. Ich hätte gern mehr erfahren, wie Cyb arbeitet, welche anderen Kriminalfälle es wie entdeckt hat und so weiter. Fesselnd geht anders, es mäanderte eher ziemlich ruhig vor sich hin.

Meine Bewertung: gute 3 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2022

Umfangreiches Fantasywerk, dem ich teilweise schwer folgen konnte

Der Untergang der Könige
0

Khirin ist ein 16jähriger Junge aus dem Armenviertel, der sich mit Diebstahl über Wasser hält. Seine Eltern sind tot und so wird er von einem blinden Harfenisten großgezogen. Doch eines Tages landet er ...

Khirin ist ein 16jähriger Junge aus dem Armenviertel, der sich mit Diebstahl über Wasser hält. Seine Eltern sind tot und so wird er von einem blinden Harfenisten großgezogen. Doch eines Tages landet er auf dem Sklavenmarkt und wird nach einem Bieterduell zu einem unfassbar hohen Preis verkauft und gehört von nun an zu einer schwarzen Bruderschaft. Doch die Jagd auf ihn ist noch nicht vorbei – warum nur sind alle möglichen Menschen hinter ihm her? Und Dämonen? Dann soll er nun auch noch plötzlich der Sohn eines Adelsmannes sein. Im Kerker gelandet erzählt er seine Geschichte gezwungenermaßen seiner Wärterin, einer Dämonin. Doch die scheint alles schon zu kennen und erzählt Khirins Leben aus ihrer Sicht.

Es fällt mir schwer, eine Inhaltsangabe zu schreiben, weil alles in meinem Kopf noch immer sehr verworren ist. Dieser fette Wälzer hat echt einiges von mir abverlangt und mehr als einmal dachte ich, ich lesen jetzt nicht weiter. Das liegt an mehreren Dingen. Zum einen wird die Story aus zwei Perspektiven und Zeitsträngen erzählt. Abwechselnd von Khirin und Klaue. Mit den Perspektiven komme ich zurecht, die Zeitstränge haben mich oft straucheln lassen. Ich wusste öfter einfach nicht mehr, an welcher Stelle der Geschichte ich mich gerade befinde. Dann gibt es Unmengen von Fußnoten, die meinen Lesefluss permanent unterbrochen haben, die aber aus meiner Sicht für die Story nicht notwendig gewesen wären. Ebenfalls Anteil an meiner Verwirrung haben die vielen fremden Namen und Begriffe. Es gibt am Ende ein 14seitiges Glossar! Ich hatte irgendwann keine Lust mehr, nachzuschlagen. Ebenso wie die verschiedenen Herrenhäuser, die ich schlicht nicht mehr einordnen konnte und ich wusste bisweilen einfach nicht mehr, wer wer ist. Das liegt daran, dass ich Khirin als Sohn des Harfenisten kennenlerne, er dann der Sohn eines Adelshauses ist, dort aber auch nicht klar ist, von welchem der Männer des Hauses wirklich, seine Mutter auch irgendwie erst die eine, dann eine andere ist und er dann letztlich doch jemand ganz anderes ist - oder auch nicht?! Ich weiß es nicht, ich konnte nicht mehr folgen. Zudem hier auch Seelentausch ein Thema ist, jemand also den Körper eines anderen übernimmt und das mehrfach und immer wieder. Sorry, das war mir zu verworren und ich habe völlig den Durchblick verloren.

Vom Grundsatz her ist die Geschichte ein Meisterwerk! Eine völlig andere Welt mit Göttern, Dämonen, anderen Religionen und Weltanschauungen. Doch wurde hier m.M.n. zu viel gewollt, so dass es nur noch ein heilloses Kuddelmuddel war. Das ist schade, weil es – in der Mitte des Buches – immer wieder ganz tolle Abschnitte gab (Khirins Leben im Haus D´Mon z.B.). Ich lese ein Buch zur Unterhaltung. Das heißt absolut nicht, dass es leichte Kost sein muss. Doch möchte ich zumindest den Faden behalten können – das ist mir hier nicht gelungen. Schade.

Ich habe jetzt mit dem 2. Teil begonnen, der mir bis jetzt (nach ca. 200 Seiten) wesentlich besser gefällt.

Ich vergebe gute 3 Sterne in Anerkennung der unfassbaren Leistung der Autorin, so eine komplett neue Welt zu erschaffen. Doch weniger wäre für mich mehr gewesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.01.2022

Kleine Episoden zur Frage: was bedeutet Zuhause? Wo gehöre ich hin?

Der kleine Buddha auf der Reise nach Hause
0

Der kleine Buddha liebt es, unter seinem Bodhi Baum zu sitzen und zu meditieren. Doch er liebt es auch, auf Reisen zu sein, fremde Orte zu entdecken und vor allem, Menschen zu treffen und mit ihnen einen ...

Der kleine Buddha liebt es, unter seinem Bodhi Baum zu sitzen und zu meditieren. Doch er liebt es auch, auf Reisen zu sein, fremde Orte zu entdecken und vor allem, Menschen zu treffen und mit ihnen einen Teil seiner Zeit zu verbringen. So macht er sich auf die Reise und möchte der Frage nachgehen, was eigentlich Zuhause für jeden bedeutet. Unterwegs trifft er eine alte Erfinderin, ein frisch verheiratetes Paar, eine Gewürzhändlerin, einen Schifffahrer, einen alten, sterbenden Mann, eine Autorin, eine Wirtsfrau. Mit jedem dieser Menschen verbringt er einige Zeit, führt Gespräche und von jedem bekommt er auf die Fragen: „Was ist für dich Zuhause“ eine andere Antwort. Und alle sind richtig. So kommt der Buddha zu dem Schluss, dass Zuhause für jeden etwas anderes ist und doch auch für jeden dasselbe: nämlich das Zuhause in sich selbst.

Es ist der 5. Teil der Reihe rund um den Kleinen Buddha und ich kenne dir Vorbände nicht. Das ist aber nicht schlimm, ich hatte nicht das Gefühl, nicht klar zu kommen oder etwas verpasst zu haben. Letztlich handelt es sich hier um eine Aneinanderreihung kleiner Episoden, Erlebnisse des Kleinen Buddha mit den Menschen auf seinem Weg. Diese sind nett und liebenswert und sicher auch lesenswert. Leichte Unterhaltung mit philosophischem Touch in einem Schreibstil, der sehr einfach daherkommt und für jeden leicht verständlich ist. Ich würde dieses Buch als guten Einstieg in die Philosophie des Buddhismus sehen, um mal einen allersten kleinen Blick dafür zu bekommen. Wer schon andere Bücher zu dem Thema gelesen hat, wird hier nichts neues entdecken. Wer sich einfach nur kurzweilig unterhalten möchte und sich womöglich sogar zum ersten Mal mit Buddhismus beschäftigen möchte, dem sei Der kleine Buddha ans Herz gelegt.

Für mich persönlich ist die Story zwar nett und liebenswert und warmherzig, doch auch irgendwie sehr weichgespült und einfach gestrickt. Liegt vielleicht daran, dass ich mit den Büchern der Katze des Dalai Lama verwöhnt bin, die für mich einfach immer noch unschlagbar sind. Meine Wertung daher: 3 gute Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.01.2022

Wie viel psychische und physische Gewalt kann man ohne Gegenwehr ertragen?

Mit dem Rücken zur Wand
0

Schon als Kind wird Sara von ihrem Vater mit Prügel überhäuft. Und nicht nur das, auch muss sie sehr oft mit ansehen, wie er ihre Mutter aufs Heftigste schlägt, die Treppen herunterstürzt und auch verbal ...

Schon als Kind wird Sara von ihrem Vater mit Prügel überhäuft. Und nicht nur das, auch muss sie sehr oft mit ansehen, wie er ihre Mutter aufs Heftigste schlägt, die Treppen herunterstürzt und auch verbal völlig niedermacht. Er ist Choleriker, der von jetzt auf nachher losschlägt, hochgradig beleidigend ist und sich offenbar auch nichts um die Meinung anderer schert. Denn er versteckt seine Taten nicht etwa, sondern lebt sie offen aus. Als Schulkind kommt Sara dann in ein Internat, weil die Misshandlungen bekannt wurden und sie geschützt werden musste. Doch mehr ist nicht geschehen. So kommt es, dass sie aus finanziellen Gründen mit ihren beiden Kindern ins das von ihrer Oma geerbte Haus einzieht, welches sich in direkter Nachbarschaft zu ihrem Elternhaus befindet. Sie wünscht sich eine Annährung an ihren Vater, da doch so viele Jahre vergangen sind. Doch weit gefehlt. Neben verbalen Misshandlungen kann er sich auch jetzt nicht zügeln und schlägt sie derart, dass sie über Monate in zahnärztliche Behandlung muss. Sara hat Angst. Um sich, vor allem aber um ihre beiden Kinder. Sie trifft auf die neue Lebensgefährtin des Vaters, die ebenfalls nur von Schreckensszenarien zu erzählen weiß und schon mehrfach schwere Verletzungen davongetragen hat. Das muss ein Ende haben. Er muss am eigenen Leib spüren, was es heißt, Opfer von Gewalt zu werden und so beauftragt sie jemanden, der ihm einen kleinen Denkzettel verpassen soll. Doch der geht gewaltig schief.

Was einem hier geschildert wird, ist manchmal nur schwer zu ertragen und ich musste ordentlich knabbern, an so einigen Szenen. Es ist ja ein Tatsachenroman und nicht nur das: die Protagonistin, also Sara, ist die Cousine einer Kollegin von mir. Ich kenne Sara zwar selbst nicht, dennoch fühlt es sich einfach anders an, als wenn man null Bezug dazu hat. Was Sara, ihre verstorbene Mutter und die neue Lebensgefährtin von diesem brutalen Menschen alles erleiden mussten, ist schlicht unmenschlich und grausam und so kann ich es – zum Teil –verstehen, zu was sie sich hat hinreißen lassen. Zumal die Polizei sich bisher wohl nicht so wirklich eingesetzt hat. Selbstjustiz ist trotzdem nichts, was ich gutheißen kann. Und man kann hier ja auch nicht von einer Affekthandlung sprechen, da die Tat ja doch über einige Tage hinweg geplant und organisiert wurde. Wie es auch immer war, Gewalt gegen andere ist grundsätzlich verachtenswert. Wer selbst Erfahrungen mit diesem Thema hat oder hatte, für den könnte das Buch ein einziger Trigger sein und sollte mit Vorsicht genossen werden. Denn die Misshandlungen etc. sind nahezu ständiges Thema.

Das bringt mich nun auch zum Schreibstil. Der hat mir tatsächlich nicht so gut gefallen. Ich kam mir teilweise vor, als würde ich einen Aufsatz lesen. Und: ständig fingen die Sätze mit dem Namen des Angesprochenen an. Das ging mir dann schon gehörig auf den Keks, weil es wirklich extrem oft war. Auch las es sich teilweise so, dass ich dachte: das hat nicht die Bestsellerautorin Hera Lind so geschrieben, das ist viel zu unprofessionell im Ausdruck/Aufbau. Nicht gefallen hat mir auch, dass selbst Polizei und Justiz sich für meine Verhältnisse zu sehr auf die Seite von Sara gestellt haben. Klar, sie ist einerseits das Opfer, andererseits aber auch eine Täterin. Punkt, da beißt die Maus keinen Faden ab. Als Privatmensch kann man sich da natürlich auf eine Seite stellen, als Gesetzeshüter und -bewahrer aber keinesfalls. Und ich weiß auch nicht, ob das den Tatsachen entsprach, oder ob an dieser Stelle die Fiktion ein wenig zu sehr bemüht wurde. Zudem war es zu lang. Es wiederholte sich einiges, viele Szenen hätte es nicht gebraucht (vor allem, was die On-Off-Beziehung zu Daniel betrifft) und das Buch hätte durchaus ein Stückweit gekürzt werden können, was dem Spannungsbogen auch gutgetan hätte. So habe ich mich immer wieder dabei ertappt, wie ich genervt war, das jetzt schon wieder dieser oder jener Erzählstrang durchgekaut wird. Das letzte Drittel, wo es dann rund um Verhaftung und Gerichtsverhandlung ging, fand ich wiederum spannend und gut geschrieben.

Mir hat das Buch gefallen, keine Frage, es hat mich berührt, mich teilweise frösteln lassen und auch ziemlich an den Nerven gerüttelt. Wenn dazu jetzt noch der Schreibstil samt Aufbau besser gewesen wäre, hätte ich es glatt als 5-Sterne-Buch gewertet. So werden es gute 3 Sterne und eine Empfehlung für jeden, der Tatsachenromane mag und keine Probleme damit hat, über extreme Gewaltausübung in der Familie zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere