Profilbild von LibertineLiteratur

LibertineLiteratur

Lesejury Profi
offline

LibertineLiteratur ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit LibertineLiteratur über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2020

Die Krähen und ihre toten Götter

Knochendiebin (Die zwölf Kasten von Sabor 1)
0

Namen wie ›Scheusal‹, ›Galgenstrick‹ oder ›Stur‹ sind es, die die Angehörigen der Krähen-Kaste tragen. Der einzigen, der zwölf Kasten von Sabor, der kein Geburtsrecht zusteht. Sie sind Geächtete und Vogelfreie, ...

Namen wie ›Scheusal‹, ›Galgenstrick‹ oder ›Stur‹ sind es, die die Angehörigen der Krähen-Kaste tragen. Der einzigen, der zwölf Kasten von Sabor, der kein Geburtsrecht zusteht. Sie sind Geächtete und Vogelfreie, denen man jedes erdenkliche Leid zufügen kann, ohne sich dafür verantworten zu müssen.

Doch zugleich sind sie in diesem Land, in dem seit Generationen eine Seuche wütet, die einzigen, die sich um die Bestattung der von dieser Befallenen kümmern können. Fast jede Krähe in Sabor hat durch die anderen Kasten Angehörige oder Freunde verloren, nur wenige Krähen werden alt.

Doch während die Ausgrenzung der Krähen ebenso fest zu Sabors Gesellschaft gehören wie die Sündenseuche selbst, für die viele die Krähen verantwortlich machen, halten die Krähen fest zusammen. ›Beschütze die Deinen!‹ ist die Regel, nach der sie leben.

»Stur hatte während ihrer sechzehn Lebensjahre viele Lektionen gelernt, meist auf die harte Art: immer die Menge im Blick behalten; immer einen Fluchtweg parat haben; keine Stadt allein betreten.
Und in den Nächten, in denen sie Sünder verbrannten, in den Sandalen schlafen.«

Die junge Hexe und zukünftige Flügelherrin Stur ist alles andere, als auf den Mund gefallen. Weder wenn es darum geht, um Zähne zu feilschen, noch in Bezug auf die Männer ihrer Rotte. Doch plötzlich mit einem Phönix-Prinzen und seinem Habicht-Leibwächter durch das Land zu reisen, um den Prinzen zu schützen, ist selbst für die aufgeweckte Stur Neuland.

Denn während sie sich mit der Frage auseinandersetzen muss, ob sie Mitgliedern der Phönix- oder der Habicht-Kaste trauen kann, die sie und die ihren stets wie Dreck behandelt haben, müssen Prinz und Leibwächter ebenfalls neue Erfahrungen machen. In das Gewand der Krähen gehüllt, spüren sie zum ersten Mal die Ausgrenzung und den Hass der anderen. Müssen mit der Angst leben, die dies erzeugt, und der Ungerechtigkeit.

»Sie konnte nicht sprechen, nickte aber. Habichte baten nicht. Stur wusste nicht, wie sie mit einem umgehen sollte, der es trotzdem tat.«

Während es für den Prinzen Jasimir und seinen Leibwächter Tavin ums Überleben geht, steht für Stur die Zukunft ihrer Kaste auf dem Spiel. Wenn es ihnen gelingt, den Prinzen lebend zu seinen Verbündeten zu bringen, müssen die Habichte zukünftig die Krähen schützen.

Doch diese Abmachung ist alles andere als einfach zu erfüllen. Schienen die Krähen doch bislang vom Glück und den tausend toten Göttern verlassen zu sein.

»Eine Krähe hätte gewusst, wie man sich verhielt. Man ließ die Leute höhnen. Man ließ die Leute fluchen und pöbeln und ging weiter, denn wenn man sich wehrte, mussten auch andere dafür büßen.«

Margaret Owen gelingt es, in ihrem Debüt ›Knochendiebin‹ eine Welt zu erschaffen, die von der ersten bis zur letzten Seite zwingt, den Atem anzuhalten. Das Leben, das die Krähen führen müssen, ist düster und voller Not. Und doch gelingt es den Krähen durch ihren Zusammenhalt untereinander innerhalb dieser Düsternis ein Leben zu führen, das mitreißt. Owens Schreibstil ist eindringlich und lässt nicht nur beim Mammon-Tanz die Nackenhaare zu berge stehen.

Die Sündenseuche ist ein für die Krähen allgegenwärtiges Grauen in Sabor und es bleibt spannend, im zweiten Band der Reihe ›Die zwölf Kasten von Sabor‹ hoffentlich zu erfahren, wie diese einst ihren Anfang nahm.

›Knochendiebin‹ gehört zu jenen Büchern, die nicht nur für Jugendliche geschrieben sind, sondern auch Erwachsene fesseln können. Eine starke, berührende Protagonistin, witzige und kluge Dialoge und eine düstere Welt voller Geheimnisse machen Owens Debüt mehr als lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.07.2020

Ein aufgeräumter Arbeitsplatz und andere Zaubertricks

Glücklich im Job, glücklich im Leben
0

Die ›KonMari-Methode‹ am Arbeitsplatz – heißt das, man räumt seinen Schreibtisch auf und voilà?

Spätestens wenn man an E-Mails, Meetings oder Kontakte denkt, ist klar, dass damit die Arbeit nicht getan ...

Die ›KonMari-Methode‹ am Arbeitsplatz – heißt das, man räumt seinen Schreibtisch auf und voilà?

Spätestens wenn man an E-Mails, Meetings oder Kontakte denkt, ist klar, dass damit die Arbeit nicht getan ist: Dennoch, das Aufräumen der materiellen Bestandteile des Berufs bildet einen perfekten ersten Schritt auf dem Weg zu einem Arbeitsplatz, an dem man sich wohlfühlen kann.

Wer Marie Kondos ›KonMari-Methode‹ kennt, vielleicht sogar ›Magic Cleaning‹ gelesen hat, den dürften die Grundlagen des Aufräumens am Arbeitsplatz nicht überraschen: nach Kategorien getrennt, in einem Rutsch und an der Frage orientiert, was Freude entfacht. Zugegeben, am Arbeitsplatz tummeln sich zumeist seltener Berge an Kleidung oder Küchenutensilien, dafür umso häufiger Dokumente, E-Mails oder erschöpfende Besprechungen.

»Das Ziel der in diesem Buch vorgestellten Methode besteht nicht nur darin, am Ende an einem hübsch aufgeräumten Schreibtisch zu sitzen, sondern durch das Aufräumen mit sich selbst ins Gespräch zu kommen – zu entdecken, was Sie wertschätzen, indem Sie erforschen, warum Sie eigentlich arbeiten und welche Art Arbeit Sie sich wünschen.«

Wie wunderbar sich Marie Kondos Aufräum-Methode mit dem Arbeitsleben verbinden lässt, zeigt ›Joy at Work‹. Für dieses Buch haben sich die Aufräumspezialistin Marie Kondo und der Experte für Unternehmensorganisation Scott Sonenshein zusammen getan. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Methoden und Fähigkeiten des Autorenduos ergänzen sich hervorragend.

Einen Werkzeugkoffer voller Techniken haben Sonenshein und Kondo mitgebracht: Ganz gleich ob es sich um digitale Daten, Probleme mit der Entscheidungsfindung oder der Teamarbeit geht. Mit Offenheit und einer Menge Karteikarten kann es ans Werk gehen. Wie groß der Unterschied sein kann, den ein Freude spendender Arbeitsplatz schafft, ist spätestens dann klar, wenn man darüber nachdenkt, wie viele Stunden man durchschnittlich auf der Arbeit verbringt.

»Der Schlüssel zu mehr Freude bei der Arbeit liegt darin, mehr Zeit in Tätigkeiten zu investieren, die Spaß machen, und weniger in solche, die es nicht tun.«

Und wenn man bedenkt, wie oft man nach einem bestimmten Dokument sucht, das man doch letztens noch hatte, was bei den wenigsten Hochgefühle auslöst, ist es vielleicht einen Versuch wert, dem Buch ›Joy at Work‹ eine Chance geschrieben.

Ein frischer Schreibstil, wissenschaftliche Quellen und ein sympathisches Autorenduo mit einer Menge Berufserfahrung laden dazu ein, zukünftig vielleicht mehr Freude am Arbeitsplatz zu finden: Einen Versuch ist es allemal wert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 17.07.2020

Die Magie des Märchenerzählens

Die Sprache der Dornen
0

Ob Hexen, Bestien oder Meerjungfrauen: Auch die Märchen in ›Die Sprache der Dornen‹ kennen diese Geschöpfe, die aus den Märchen der Kindheit vertraut aufblicken.

Doch wer Leigh Bardugos Romane über ›Die ...

Ob Hexen, Bestien oder Meerjungfrauen: Auch die Märchen in ›Die Sprache der Dornen‹ kennen diese Geschöpfe, die aus den Märchen der Kindheit vertraut aufblicken.

Doch wer Leigh Bardugos Romane über ›Die Legenden der Grisha‹, die Dilogien ›Glory or Grave‹ oder ›Thron aus Gold und Asche‹ kennt, ahnt, was sich hinter den Hexen und Magiern dieses Buches verbergen könnte. Doch auch ohne sie zu kennen – den sechs verschiedenen Mitternachtsgeschichten haftet etwas so unerklärlich Magisches an, dass man staunen kann. Obwohl die Geschichten voller Magie und unheimlicher Figuren sind, sind sie zugleich voller Menschlichkeit und menschlicher Abgründe.

Wunderschöne Illustrationen schmücken nicht nur den Seitenrand aller Geschichten. Am Ende jeder Erzählung erwartet den Leser oder die Leserin eine doppelseitige Illustration, die die Atmosphäre der Geschichten perfekt einzufangen weiß.

Und während in manchen Geschichten unauffällig Gestalten warten, die man aus Leigh Bardugos Geschichten kennt, sind die Anspielungen an und Fortführungen von klassischen Erzählungen und Märchen vielfaltig.

»In dem Jahr, in dem der Sommer zu lange blieb, lag die Hitze schwer wie ein Leichnam auf der Prärie. Das hohe Gras verbrannte unter der unbarmherzigen Sonne, und die Tiere fielen tot auf den ausgedörrten Feldern um. In diesem Jahr waren nur die Fliegen glücklich, und Sorgen kamen über die Königin des westlichen Tales.«

bookcoverBardugos Mitternachtsgeschichten in ›Die Sprache der Dornen‹ sind vermutlich nicht nur für Grisha-Fans ein Genuss. Wer eine Schwäche für Erzählungen mit märchenhaften Elementen hat, kann ihren getrost eine Chance geben. Die Sprache der Autorin ist düster und stimmungsvoll. Ihre Figuren sind oft ebenso wunderschön wie abscheulich, während die Prinzessinnen ihrer Geschichten sicherlich nicht nur darauf warten, dass ein Prinz in glänzender Rüstung sie rettet.

»Niemand in der Stadt konnte bestreiten, dass Kimas Eltern gesegnet worden waren mit ihrer Geburt, denn sie war gewiss dazu bestimmt, einen reichen Mann zu heiraten – vielleicht sogar einen Prinzen – und ihnen so Glück zu bringen. Doch dann, kaum ein Jahr später, kam ihre zweite Tochter auf die Welt, und die Götter lachten.«

Bardugos Geschichten bleiben im Gedächtnis. Ihre Protagonisten und Protagonistinnen sind lassen sich nicht unterkriegen, ganz gleich ob sie für oder gegen Familie, Freunde oder sich selbst kämpfen. Wer also noch eine Geschichte für Mitternacht braucht, könnte hier fündig werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.07.2020

Geheimnisse, älter als die Schattenflur

King of Scars
0

Kaum drei Jahre sind vergangen, seit der Kampf auf der Schattenflur Ravka verändert hat. Doch während eine Bedrohung abgewehrt scheint, treten die Probleme, die der Dunkle beenden wollte, wieder deutlich ...

Kaum drei Jahre sind vergangen, seit der Kampf auf der Schattenflur Ravka verändert hat. Doch während eine Bedrohung abgewehrt scheint, treten die Probleme, die der Dunkle beenden wollte, wieder deutlich hervor.

Ravka befindet sich schon viel zu lange im Krieg. Von allen Seiten ist das Land von Feinden umgeben, doch auch im Innern wollen die Unruhen nicht enden. Vor allem für den König des Landes, in dessen Innern noch immer etwas schlummert, das sich nicht kontrollieren lässt.

Nikolai Lantsov hat viele Namen gehabt und ebenso viele Leben gelebt. In der Infanterie und auf dem Meer gefürchtet und geehrt, im eigenen Land hinter vorgehaltener Hand als Bastard oder Welpe beschimpft. Doch wer glaubt, das hätte Nikolai zu einem mürrischen und grausamen Mann heranwachsen lassen, der irrt.

Wer die ›Grisha-Trilogie‹ (›Goldene Flammen‹, ›Eisige Wellen‹ und ›Lodernde Schwingen‹) bereits gelesen hat, was dringend vor dem Lesen von ›King of Scars‹ empfohlen sein will, wird sich sicherlich an den gut aussehenden, einfallsreichen und charmanten Prinzen erinnern, der nie um eine Antwort verlegen ist.

Während die Wunden des letzten Kampfes kaum verheilt sind, verändert sich Ravka. Wundersame Ereignisse geschehen überall im Land, die allesamt in eine Richtung zu weisen scheinen: zur Schattenflur. Und mit ihnen wird das Monster in Nikolais Innerem stärker: die Dunkelheit, die in der scheinbar unbekümmertsten Figur lauert.

»Der Dämon war damit nicht einverstanden. Der Dämon hatte kein Interesse am Lösen von Problemen oder an der Staatskunst oder der Zukunft. Ihn trieb nur der Hunger, die Gier des Augenblicks, Töten und Verschlingen.«

Doch nicht nur in Ravka herrschen Unruhen und Probleme. Auch in Fjerda sind die Gegner der Grisha nicht tatenlos. Während somit die Probleme noch da sind, die der Schaffer der Schattenflur mit ihr lösen wollte, haben Nikolai und seine Freunde und Feinde alle Hände voll zu tun: Ein Monster will besiegt werden, eine Hochzeit geplant und ein altes Geheimnis gelöst.

›King of Scars‹ vereint neue Erzählperspektiven mit der vertrauten Magie der Grisha und lässt neben neuen Schrecken, vielen alten Bekannten aus dem Grishaverse begegnen.

»Einen Moment stand Nina allein mit dem Tod auf den Docks, zwei müde Reisende, langjährige Gefährten. Aber jetzt sah sie die Art, wie die anderen sie beobachteten – die Grisha-Flüchtlinge, Adrik und Leoni, sogar der Kapitän des Schiffs und seine Mannschaft, die sich über die Reling beugten.«

Bardugo gelingt es erneut, zu begeistern: Sie verwebt eine phantastische Geschichte, mit spannenden Charakteren, alten Rätseln und einer ordentlichen Portion Dunkelheit und Humor. Es bleibt spannend, wohin die Autorin ihre Leser im zweiten Band von ›Thron aus Gold und Asche‹ noch führen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2020

Von Menschen und Narren

Tyll
0

Geschichten über Till Eulenspiegel kennt man bereits seit dem 14. und 15. Jahrhundert. Mal Dil oder Dyl genannt, mal Ulenspegel oder Ulenspiegel, war nicht nur sein Name über die Zeit allerlei Veränderungen ...

Geschichten über Till Eulenspiegel kennt man bereits seit dem 14. und 15. Jahrhundert. Mal Dil oder Dyl genannt, mal Ulenspegel oder Ulenspiegel, war nicht nur sein Name über die Zeit allerlei Veränderungen unterworfen.

Was um 1510 literarisch unter dem Titel Ein kurtzweilig lesen von Dyl Vlenspiegel begann, greift Daniel Kehlmann über ein halbes Jahrtausend später in seinem Roman Tyll wieder auf. Doch während das erste Kapitel „Schuhe“ thematisch noch an sein historisches Vorbild erinnert, zeugen die weiteren Kapiteln weniger von den Streichen und Scherzen des Gauklers, als von den Geschehnissen um den Dreißigjährigen Krieg und seine Zeit.

Denn der Narr Tyll Ulenspiegel, wie er bei Kehlmann heißt, kann Einblicke in jede Gesellschaftsschicht bieten. Tyll wächst als Sohn eines Müllers auf, der seiner Zeit entrückt scheint. Statt sich mit seiner Arbeit als Müller zu beschäftigen, studiert er lieber die Rätsel der Sonne und des Mondes.

Doch Claus Ulenspiegels Wissensdrang geht weit über solche Fragen hinaus und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Inquisition in Gestalt von Tesimond und Kircher auf ihn aufmerksam wird.

Jahre später macht der Narr Tyll Ulenspiegel Bekanntschaft mit dem Winterkönig, seiner Frau Liz und Gustav Adolf. Es ist nicht die Inquisition, die diese Heimsucht, sondern die Pest und die Schattenseiten des Krieges.

Doch so vielseitig die Einblicke auch sind, die der Narr dem Leser gewährt, so unzuverlässig ist Kehlmanns Erzählstil, die Wirklichkeit zeigt sich selten eindeutig. Zum einen ist die Welt Claus Ulenspiegels im Wissen und Glauben ihrer Zeit verhaftet, fortschrittliche Meinungen kommen bei seiner Anklage zwar zu Wort, finden jedoch kein wohlwollendes Gehör. Auch die Zauber, die Claus Ulenspiegel kennt, bleiben ambivalent, denn wenn diese versagen, findet sich zumeist eine Alternativerklärung dafür, sodass nicht abschließend geklärt werden kann, ob in der Welt Tyll Ulenspiegls Zauber und Magie einen Platz haben; im Aberglauben der Zeit hatten sie ihn jedenfalls.

Auch die letzten Worte und Gedanken des Winterkönigs bleiben in der Schwebe. Denn während der letzten Nachricht, die er seiner Frau Liz zukommen lassen will, fällt ihm das klare Denken nicht mehr leicht.

Daniel Kehlmann gelingt es in seinem Roman Tyll eine geschicktes Netz aus den Gegensätzen der Zeit, zwischen Fortschritt und Aberglaube, Humor und Tod, sowie Wirklichkeit und Schein-Wirklichkeit, zu knüpfen. Doch alle Maschen sind stark und so behält Tyll, obwohl die Geschichten einiger Figuren zu Ende erzählt sind, Abschluss finden und Fragen geklärt werden, doch seine Offenheit.

Selten hat ein Buch so stark dazu eingeladen, sich auf Perspektivwechsel und Ambivalenzen einzulassen. Während die Sprache klar und strukturiert ist und so ein stimmiges Gerüst bildet, sind es die Gedankenwelten der Figuren selten. Und somit lässt Kehlmann dem Leser genug Luft, seine eigenen Gedanken in diese seit Jahrhunderten vergangene Zeit einzubringen. Nur, ob sie auf die richtige Fährte führen, bleibt abzuwarten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere