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Veröffentlicht am 26.02.2024

Besonders stark in der Pointe

Noch wach?
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Dieses Buch war mein erstes von Benjamin von Stuckrad-Barre. Er hat einen gewöhnungsbedürftigen, sehr sprunghaften Schreibstil, bei dem ich anfänglich noch skeptisch war. Er schreibt provokant, zuspitzend ...

Dieses Buch war mein erstes von Benjamin von Stuckrad-Barre. Er hat einen gewöhnungsbedürftigen, sehr sprunghaften Schreibstil, bei dem ich anfänglich noch skeptisch war. Er schreibt provokant, zuspitzend und nutzt seinen Humor. Stilistisch greift er oft zu Versalien, die Worte und Passagen betont und dramatisch verstärkt haben. Für mich insgesamt ziemlich gut, wenn auch ungewöhnlich gelöst. Störender im Lesefluss fand ich die weggelassenen Anführungszeichen innerhalb der Dialoge.

Der Autor ist mit Machmissbrauch ein Thema angegangen, das durch seinen Schreibstil und die Form der Erzählung für mich gut ertragbar rüberkam. Machtmissbrauch bedeutet das Ausnutzen von Machtpositionen. Im beruflichen Kontext, dass Mitarbeiter belästigt, manipuliert oder beeinflusst werden. Ein toxisches Arbeitsumfeld in dem schnell klar wird: Die Stufen zwischen den Machtpositionen sind viel zu hoch und die mutmaßliche ‚Einvernehmlichkeit‘ oft längst nicht mehr einvernehmlich.

Es hat etwas gedauert, bis ich den Handlungsstrick verstanden habe. Im Buch pendelt der Ich-Erzähler zwischen Berlin und Los-Angeles. Er ist mit dem Besitzer des thematisierten Senders befreundet und nennt ihn das gesamte Buch lang nur „Mein Freund“, distanziert sich selbst aber immer von dem Sender. Der Ich-Erzähler ist in der Thematik, spätestens im letzten Drittel, immer involvierter, als zahlreiche weibliche Betroffene im Sinne der

metoo -Bewegung öffentlich sprechen. Ab da hat sich für mich einiges aufgeschlüsselt, weil es für mein Verständnis weniger theoretisch wurde. Der Ablauf hat mir insgesamt aber gut gefallen und dem Buch letztlich eine Pointe in meinem Leseeindruck mitgegeben. Die zweite Hälfte des Buches hat mir dadurch viel besser gefallen, weil ich ab da endgültig in einen Leseflow gekommen bin, bei dem ich dem Inhalt viel besser folgen konnte.

Anfangs hat mich der ständige Wechsel zwischen Distanz zu den Geschehnissen und dem vorwurfsvollen und sehr direktem Ton gestört. Das hat sich im Laufe der Geschichte aber gelegt und ich finde, dass der Ton dem Thema in diesem Roman einiges mitgegeben hat. Ich habe mich schon vorher mit dem Thema Machtmissbrauch und der

metoo -Bewegung beschäftigt, aber das Buch hat für mich definitiv nochmal einige Dinge mehr beleuchtet und mir weitere Denkanstöße mitgegeben. Ich hätte es gut gefunden, wenn sich auch mehr in Richtung Lösungsansätze bewegt worden wäre, aber das bezieht sich wohl auf meine Erwartungen und ist möglicherweise Geschmacksache.

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Veröffentlicht am 06.08.2023

Authentisch, schmerzhaft, echt

Jetzt sind wir echt (Jetzt-Trilogie, Band 1)
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In die Worte von Gabriella Santos de Lima bin ich wirklich sehr verliebt! Ich mag die Ehrlichkeit in ihren Sätzen, die Leidenschaft und Funken, die ihre einzelnen Charaktere in sich tragen und die poetischen ...

In die Worte von Gabriella Santos de Lima bin ich wirklich sehr verliebt! Ich mag die Ehrlichkeit in ihren Sätzen, die Leidenschaft und Funken, die ihre einzelnen Charaktere in sich tragen und die poetischen Züge, die sich immer wieder zeigen. Besonders durch die Charaktere kommt die unverblümt Offenheit und die reale Schwäche rüber. Die Figuren sind nicht wie im Film. Sie haben Kanten, ihre Gedanken fahren Achterbahn und sie verhalten sich in Situationen auch mal weniger schlagfertig und sagen nicht immer das richtige. Der Titel passt hier einfach so gut - denn der Schreibstil und die Charaktere in dieser Geschichte sind einfach echt.
Neben der Liebesgeschichte zwischen Lucy und Gregor kam auch gut zur Geltung, wo die zwei gerade miteinander und für sich selbst im Leben stehen. Ich hab’s geliebt, wie die zwei jeweils mit ihren Zweifeln und Ängsten umgegangen und für sich selbst eingestanden haben. Besonders Lucy hat trotz ihrer Sorgen und Schwächen immer wieder in Situationen gezeigt, wie viel sie schon an sich gearbeitet hat und an sich gewachsen ist. Auch die Freundschaft zwischen Lucy, Tillie und Manda und ihr gemeinsamer Blog haben dem Buch für mich nochmal extrem wertvollen Input gegeben und ein schönes Gefühl vermittelt.
Insgesamt hab ich das Buch aus den genannten Gründen echt gerne gelesen, muss aber zugeben, dass die Geschichte für mich ihre Längen hatte und ich mit der Handlung nicht immer so ganz auf der Höhe war. Auch gegen Ende haben mich ein paar Kleinigkeiten gestört, weil mir beispielsweise einige Beweggründe der Protagonisten nicht so ganz klar waren. Mir wird das Buch aber trotzdem insgesamt positiv und authentisch in Erinnerung bleiben und ich freu mich auf die Folgebände! Die Playlist zum Buch war übrigens für mich noch ein I-Tüpfelchen! So sehr hat das für mich, vor allem auch zum Buch, glaub ich noch nie gematched.

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Veröffentlicht am 19.06.2023

Romance, Spannung & Tiefgang

Drowning Shadows
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New York und Ballett in Kombi? Das Setting hat mich von Beginn an begeistert! Die Autorin hat die Orte und deren Atmosphäre für mein Empfinden richtig gut eingefangen und mich als Leserin somit richtig ...

New York und Ballett in Kombi? Das Setting hat mich von Beginn an begeistert! Die Autorin hat die Orte und deren Atmosphäre für mein Empfinden richtig gut eingefangen und mich als Leserin somit richtig gut und schnell in die Geschichte eintauchen lassen. Die Leichtigkeit und Atmosphäre der Stadt wurde durch das sanfte Ballett mit dem harten Business dahinter richtig gut kombiniert und trotz der Lasten der Protagonisten wurde mir die Geschichte nicht zu düster und schwer. Dazu hat natürlich auch der Schreibstil beigetragen, der sehr angenehm und flüssig zu lesen war.

Grace war von Beginn an eine sehr interessante Protagonistin, die stark und von außen selbstbewusst ein neues Leben in New York beginnt, während sie unter ihren Dämonen im Inneren fast zerbricht. Herauszufinden, was dahinter steckte, hat definitiv Spannung in die Geschichte gebracht und ihre Panikattacken, Ängste und Sorgen fand ich sehr authentisch rübergebracht und berührend. Auch Eliot, der zweite Protagonist, war direkt sehr klar gezeichnet - perfektionistisch und auf den ersten Blick ziemlich mürrisch und streng, was sich schnell auflöst, als man mehr über deinen Charakter erfuhr. Seine ehrgeizige und doch sehr liebenswerte, loyale und aufopferungsvolle Art hat ihn zu einem sehr charmanten Protagonisten gemacht. Anfangs ging mir die Annäherung zwischen den beiden fast zu schnell und ich hab nicht ganz mitgefiebert, was sich dann allerdings noch gelöst hat. Spätestens in der zweiten Hälfte war ich noch all in!

Allgemein hab ich etwas gebraucht, um mit dem Buch warm zu werden und mir persönlich wurde die Dramatik beziehungsweise der Suspense-Anteil, vor allem gegen Ende, ein bisschen too much. Einige Dinge kamen mir etwas unrealistisch vor und ich bin dadurch etwas aus dem Lesefluss geraten. Ich habe wiederum auch noch nicht viel dieser Art gelesen. Spannend war es dadurch aber definitiv bis zum Ende und ich hab es trotzdem gerne verfolgt und weiterhin mitgefiebert. Eine weitere Kleinigkeit war für mich die detailreiche beim Ballett, die ich zu Anfang richtig gut und einnehmend empfand, ab dem Mittelteil dann allerdings weniger. Der Fokus wurde hier eben entsprechend mehr auf die Beziehung der Protagonisten und die Vergangenheit von Grace und Eliot gelegt.

Insgesamt für mich ein sehr gelungenes Debüt mit runden, authentischen Charakteren, mit denen ich mitfühlen und mitfiebern konnte. Auch wenn mir die dramatische Handlung etwas zu viel war, hat mich das Setting dafür komplett umgehauen. Franka Neubauer hat einen sehr angenehmen Schreibstil und ich bin gespannt darauf, mehr von ihr zu lesen.

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Veröffentlicht am 19.06.2023

Ein schöner Abschluss einer besonderen Reihe

The Way We Melt
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Ein letztes Mal ging es in „The Way We Melt“ zurück in die Hafenstadt Goldbridge nahe London. Ich mochte das Setting rund um das Sternerestaurant Prisma in der ganzen Reihe schon sehr gerne und auch in ...

Ein letztes Mal ging es in „The Way We Melt“ zurück in die Hafenstadt Goldbridge nahe London. Ich mochte das Setting rund um das Sternerestaurant Prisma in der ganzen Reihe schon sehr gerne und auch in diesem Buch kam es wieder gut zur Geltung. In Band eins und zwei ging es schon um die anderen beiden Bithersea-Brüder Julian und Alexis. Diesmal steht Nicolas im Vordergrund, der Goldbridge und seine Familie für seine Fotografie-Karriere verlassen und damit viel Schmerz ausgelöst hat. Sein Wiedersehen weckt nicht bei jedem Freude und es kommen einige bittere Erinnerungen und Konfrontationen auf Nic zu. Darcy, die beste Freundin und Mitbewohnerin von Julian, kennen wir ebenfalls schon aus den beiden anderen Bänden. Diesmal ist auch sie Protagonistin und überrascht damit, dass sie seit Jahren Kontakt zu Nic hatte.

Zwischen den Beiden ist also schon im Vorfeld zum Buch einiges geschehen und auch ihr Aufeinandertreffen ist alles andere als einfach. Während ich mit Nic definitiv erstmal warm werden musste, ist mir Darcy schon in den anderen Bänden ans Herz gewachsen und entsprechend hab ich von Anfang an mit ihr gefühlt und hab es sehr genossen, sie und ihre Entwicklung ganz direkt zu lesen. Nic habe ich verstanden, je mehr die Geschichte vorangeschritten ist. Hinter seinem Fakelächeln und seiner oberflächlichen Arroganz steckt viel Wärme und Verletzlichkeit. Lange ist er sich selbst gar nicht so richtig bewusst, womit er mental zu kämpfen hat. Bei der Beziehung zwischen Nic und Darcy sind mir der Draht durch die Leidenschaft für Kunst und die (meistens) schonungslos offenen Gespräche besonders positiv aufgefallen. Zwischenzeitig hat sich die Beziehungsentwicklung zwischen Darcy und Nic für mich etwas gezogen, was für den Lesefluss etwas ermüdend war, dafür aber noch mehr zur Authentizität beigetragen hat.

Und die kommt auch in diesem Buch für mich am meisten positiv hervor - die Charakterdynamiken finde ich richtig gut gemacht und die Themen jeder einzelnen Figur sind meiner Meinung nach sehr authentisch rübergekommen. Alle Charaktere bekommen weiterhin eine Menge Platz und leben nicht bloß voller Freude im Hintergrund. Sie sind aktiver Teil der Geschichte, haben weiterhin mit Themen zu kämpfen. Noch eine Sache, die die Reihe für mich sehr ausgemacht hat. Insgesamt schmerzhaft real und authentisch. Alles andere als rosarote Wohlfühl-Romance. Insgesamt hatte ich allerdings die ganze Reihe über manchmal das Gefühl, dass es ein bisschen sehr viele Baustellen sind, die aufgegriffen werden. Authentisch, aber auch viel. Durch Humor und den Schreibstil hat sich die Geschichte allerdings trotzdem wieder nicht zu schwer und erdrückend beim Lesen angefühlt und ich bin locker durch die Seiten bekommen.

Bei der ganzen Hungry Hearts-Reihe fiel mir die Bewertung tatsächlich gar nicht so leicht und ich kann sie auch untereinander gar nicht ranken. Aber sie haben mich alle auf ihre Art berührt und überzeugt. Ich kann „The Way We Melt“ also, wie auch die ersten beiden Bände, empfehlen. Besonders wer Lust auf schmerzvoll authentische und nicht ganz so rosarote Romance hat, wird das in dieser Reihe bestimmt finden! Jedoch sollten die Triggerthemen gegebenenfalls beachtet werden.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Richtig gute Urlaubslektüre!

Happy Place
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Schreit das Buch nicht optisch schon nach einem richtig tollen Sommerbuch? Und genau das war „Happy Place“ für mich auch, auch wenn letztlich unerwartet viel Tiefe kam und der erwartete Humor etwas auf ...

Schreit das Buch nicht optisch schon nach einem richtig tollen Sommerbuch? Und genau das war „Happy Place“ für mich auch, auch wenn letztlich unerwartet viel Tiefe kam und der erwartete Humor etwas auf der Strecke blieb. Mich hat es trotzdem gut unterhalten. Für Harriet geht es mit ihren besten Freunden in den Urlaub… und mit ihrem Exfreund Wyn, mit dem sie seit Monaten getrennt ist. Und ihre Freunde wissen nichts davon. Um den Urlaub nicht zu ruinieren, versuchen die zwei das Ganze noch ein bisschen zu verheimlichen. Das bleibt aber gar nicht so leicht. Während der Reise der Truppe gibt es immer mal Rückblicke in die Vergangenheit, um die Freundschaft und vor allem die Beziehung zwischen Harriet und Wyn (und dessen Ende) nachvollziehen zu können. Mit dem Schreibstil hatte ich von Anfang an keinerlei Probleme und der Wechsel zwischen Humor, Drama, Freundschaft, Liebe und letztendlich auch tiefergehenden Themen hat einen schönen Lesefluss durchs Buch gebracht. Mit dem Stimmungswechsel im letzten Drittel des Buches hatte ich allerdings gar nicht mehr so gerechnet und ich hab mich auch kurz etwas erdrückt gefühlt, weil der Humor auch entsprechend sehen kurz kam - aber es hat dem Buch echt nochmal einiges an Tiefe mitgegeben. Botschaften, die die Figuren sehr authentisch begleitet haben. Sie haben ihren Weg gesucht, sich reflektiert und einiges über sich selbst gelernt - teilweise freiwillig, teilweise aber auch unbewusst und ohne Absicht.

Mir hat „Happy Place“ durch diese bunte Mischung insgesamt echt für zwischendurch gefallen und es war ein optimales Sommerbuch, das ich empfehlen kann. Geht allerdings nicht davon aus, dass es nur entspannt und mit viel Humor ist - zwischendurch hat mich der Stimmungswechsel schon sehr runtergezogen und nachdenklich gemacht. Vermutlich noch besser, wenn man sich etwas drauf einstellt.

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