Profilbild von Lilofee

Lilofee

Lesejury Star
offline

Lilofee ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lilofee über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2022

Annis Licht in der Dunkelheit

Das letzte Versprechen
0

Lazarfeld Weihnachten 1944:
Für die kleine Anni bricht die Hölle aus.
Sie wird von bewaffneten Partisanen aus den Armen ihrer jungen Mutter Amalie
gerissen. Amalie muss mit 180 anderen Frauen des Ortes ...

Lazarfeld Weihnachten 1944:
Für die kleine Anni bricht die Hölle aus.
Sie wird von bewaffneten Partisanen aus den Armen ihrer jungen Mutter Amalie
gerissen. Amalie muss mit 180 anderen Frauen des Ortes in ein Arbeitslager
nach Sibirien. Anni wird in ein jugoslawisches Kinderheim verschleppt.
Doch Annis Großmutter lässt die 5-Jährige allen Gefahren zum Trotz nicht allein.
Sie hat es deren Mutter hoch und heilig versprochen.
Heimlich fährt sie mit und ermöglicht der Kleinen später die Flucht.
Für Anni wird ihre Oma zum Licht in der Dunkelheit,
das ihr auch Jahre später noch leuchtet.

Hera Lind erzählt die wahre Geschichte von Anni aus Siebenbürgen,
die im Deutschland der Nachkriegszeit vergeblich auf Mitgefühl hofft
und schließlich ein zweites Mal durch die Hölle gehen muss.

Gleich zu Beginn geht es richtig zur Sache. Gnadenlos wird das Erlebte
der kleinen Anni auf die Seiten gebracht. Es gibt keine Schonung und
das ist auch richtig so. Es gibt ja nichts zu beschönigen.
Hera Lind hat Annis Tagebuch die Worte gegeben, die es für diesen Roman
halt braucht. Es wurde Zeit, dass über den Leidensweg der Donauschwaben
geschrieben wird. Über den Blutzoll, den sie zahlen mussten.
Den endlosen Leidensweg und der Willkür der sie ausgesetzt waren.
Nach dem Krieg mussten sie mit ihren Traumata allein klarkommen.
Professionelle Hilfe gab es nicht.
Trotzdem unbeschreiblichen, was Anni erlebt hat, ist sie jemand,
der immer ihr Herz für andere öffnet.
Hilfsbereit und überaus freundlich.
Versucht, ihre Familie zu schützen, bis zum Letzten.

Die Schreibweise bzw. die Wortwahl ist leider eher sprunghaft
und die Charaktere lassen wenig Nähe zu.
Das Grauen liest man mit großer Betroffenheit, aber durch die vielen
Perspektivwechseln gerät der Lesefluss leicht ins Stocken.
Es bleibt aber ein sehr wichtiger Roman, denn das Leid der Banater
darf einfach nicht in Vergessenheit geraten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.04.2022

Charmante Liebesgeschichte

Boy meets Girl
0

Die Autorin hat eine wunderbare Art zu schreiben.
Alle Charaktere sind sehr ausdrucksstark und auch liebenswert.
Haben ihre Ecken und Kanten. Man lebt und leidet mit ihnen.
Sehr eindrucksvoll wird die ...

Die Autorin hat eine wunderbare Art zu schreiben.
Alle Charaktere sind sehr ausdrucksstark und auch liebenswert.
Haben ihre Ecken und Kanten. Man lebt und leidet mit ihnen.
Sehr eindrucksvoll wird die Zerrissenheit einer Frau in den mittleren Jahren beschrieben. Das nach außen hin perfekt wirkende Leben Noras ist nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint.
Es hat sich Bequemlichkeit und Trägheit breitgemacht.
Nora stellt sich viele Fragen. Soll ich mein Leben ändern oder doch lieber nicht. Was hat mir das Leben überhaupt noch zu bieten?
Charmant und gut gelaunt erzählt wird diese Liebesgeschichte, die auch zugleich nachdenklich macht.
Es werden verschüttete Emotionen an die Oberfläche gespült, Jugenderinnerungen wachgerufen, der Wunsch nach einer richtigen Liebe, mit
echten Gefühlen macht sich breit. Warum sollen Träume nicht war, werden, wenn das Glück greifbar scheint?
Nora bei dieser Entwicklung zu begleiten und sich dabei immer wieder bei eigenen Gedanken über die Liebe und das Leben zu ertappen, macht diesen Roman zu einem Lesegenuss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.01.2022

Konnte mich nicht überzeugen

Ende in Sicht
0

Hella, eine abgetakelte 69-jährige Schlagersängerin ist unterwegs in Richtung Schweiz.
Einst gefeiert und jetzt höchstens mal ein kleiner Kaufhausauftritt
will ihr Leben mit einem Giftcocktail in der Schweiz ...

Hella, eine abgetakelte 69-jährige Schlagersängerin ist unterwegs in Richtung Schweiz.
Einst gefeiert und jetzt höchstens mal ein kleiner Kaufhausauftritt
will ihr Leben mit einem Giftcocktail in der Schweiz beenden.
Leider kommt sie nicht sehr weit, denn es stürzt ihr von einer viel
zu niedrigen Autobahnbrücke ein Teenager vor den Passat.
Juli, ist im wahrsten Sinne des Wortes lebensmüde. Dem depressiven 15-jährigen
Teenager konnten weder eine Therapie noch der alleinerziehende Vater weiterhelfen.
Jetzt steht sie auf einer sogenannten Grünbrücke, die gebaut wurde,
damit Rehe und Wildschweine nicht der A33 zum Opfer fielen,
nicht als "Fallwild" in den "Rädern des Feierabendverkehrs" verenden.
Im Mittelpunkt steht das brüchige Verhältnis der beiden trostlos Traurigen,
die nur gemeinsam ins Leben zurückfinden können.
Hella und Juli sind sich nicht sympathisch.
Obwohl sie auch Gemeinsamkeiten haben.
Während Hella darunter litt, dass die Schwester bevorzugt wurde,
hat Juli mit einer völlig abwesenden Mutter zu kämpfen.

Die Schreibweise ist sehr wortgewandt, teilweise recht ausfällig bis respektlos.
Die Handlung ist oft mehr als skurril und sehr überspitzt. Der aufblitzende Humor wirkt
aufgesetzt.
Da alles in kurzen Sätzen geschrieben ist, fliegt man durch die Seiten. Vieles erscheint unlogisch.
Die Charaktere sind so überzeichnet, dass sie keine Nähe zulassen.
Ein leicht zu lesendes Buch, auch mit Tiefe, aber am Ende behält man nichts davon zurück.
Ich kenne mich nicht mit dieser Krankheit aus.
Deshalb hat mich dieses Buch angesprochen. Das versprochene dramatische und unangemessene
komische Lesevergnügen habe ich nicht erlebt.
Leider ist die Botschaft bei mir nicht angekommen.
Ein nettes Roadmovie, stellenweise interessant, partiell recht nervig.
Trotz des ernsten Themas konnte es mich nicht überzeugen.

Es gibt einige starke Sätze und Szenen, die ich erwähnen möchte.
Wie z.b.:
"Das Beste, dachte sie so leise wie möglich,
denn der Gedanke war ihr vor ihr selbst peinlich,
das Beste war, dass sie in der Schweiz zwei Termine hatte:
einen zum Sterben und einen einige Stunden davor:
zum Schminken und Frisieren."
Oder auch:
Kurz vor dem Sprung denkt dieser Teenager aber noch:
"Konnte er nicht einfach Sachen tun,
die gewöhnlich Teenager seines Alters taten?"

Mit einer kalkigen Schale tritt Juli auch an den Brückenrand,
um in die Tiefe zu springen. Das Tiergehäuse zerbröselt, das Kind überlebt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.11.2021

Charmanter Cosy-Krimi

Die unhöfliche Tote
0

Das Lieblingsgemälde der Queen, das die Yacht Britannia zeigt,
ist verschwunden. Irgendwann in den 1980er Jahren ist es abhandengekommen.
Da muss Rozie, die Privatsekretärin der Queen wieder helfen.
Doch ...

Das Lieblingsgemälde der Queen, das die Yacht Britannia zeigt,
ist verschwunden. Irgendwann in den 1980er Jahren ist es abhandengekommen.
Da muss Rozie, die Privatsekretärin der Queen wieder helfen.
Doch das ist nicht alles. Mitten in die Ermittlungen wird ein Tote
entdeckt. Sie ist im Swimmingpool verblutet und war eine der
verdientesten Angestellten des Hofes.
Da ist es doch klar, dass die Queen diesen besonderen Fall nicht alleine den
Offiziellen überlassen kann.
Sehr bald stößt die Queen auf jahrzehntealte Affären und Intrigen, die den
Buckingham Palast bedrohen könnten.

Auch im 2. Band nimmt uns die Autorin mit zu den Windsors.
Im königlichen Palast geht es hoch her. Die Schreibweise ist wie gewohnt locker und leicht. Es ist einfach herrlich, wenn die Queen
an ihre Kindheit denkt, trotz ihrer alten Knie in einen leeren Kleiderschrank klettert und dabei noch ein sehr interessantes Gespräch belauscht.
Oder der Hinweis, dass der Palast ein wenig einem Schwan gleicht, der anmutig über einen See glitt, dabei aber unter der Wasseroberfläche wie verrückt paddelt, um voranzukommen.
Auch diesem Mal ermittelt die Privatsekretärin Rozie,
während die Queen im Hintergrund gekonnt ihre Fäden zieht.
Es geht nicht nur um eine Tote, sondern auch um ein Lieblingsbild der Queen, das in den 80er Jahren verschwunden ist. Also auch um die Kunst im Hause
Windsor.
Neben einiger Mitglieder der Familie wird dieses Mal auch das Personal in die Ermittlungen mit einbezogen. Das Leben der Bediensteten und die Beschreibungen der Räumlichkeiten geben eine gewisse Nähe und dem Leser das Gefühl mit vor Ort zu sein.
Leider ist der Spannungsbogen ziemlich flach gehalten und das bleibt er bis zum Ende.
Trotz des herrlichen englischen Humors weist der 2. Band doch einige Längen auf.
Ein charmanter Cosy-Krimi mit einem tollen Einblick in das Leben der Queen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.08.2021

Eine schön zu lesende Zeitreise

Ein Koffer voller Schönheit
1

Anne Jensen ist eine liebende Ehefrau und Mutter. Nur fühlt sie sich so unsichtbar. Da
ist ihre Schwiegermutter ganz anders. Die betreibt einen Friseursalon und steht mit beiden
Beinen mitten im Leben. ...

Anne Jensen ist eine liebende Ehefrau und Mutter. Nur fühlt sie sich so unsichtbar. Da
ist ihre Schwiegermutter ganz anders. Die betreibt einen Friseursalon und steht mit beiden
Beinen mitten im Leben. Mit ihrer Hilfe schafft Anne es sich etwas zu emanzipieren.
Sie wird die erste Avon Beraterin Deutschlands. Das gibt ihr viel Selbstvertrauen und
auch Unabhängigkeit. Das gefällt aber ihrem Mann überhaupt nicht. Schafft Anne es ihren
Traum zu leben?

Das Cover ist gelungen und macht neugierig auf diese Zeit.
In diesem Roman steht das Lebensgefühl und der Zeitgeist an erster Stelle.
Deutschland in den 60 Jahren.
Da denkt man an Wirtschaftswunder und Vollbeschäftigung, an die Hausfrau,
an unverheiratete Fräuleins und an die Moral der 50er/60er Jahre.
Die Rolle der Frau wird wunderbar beschrieben. Die weiblichen Charaktere sind sehr stark
gezeichnet. Es war nicht leicht für Frauen ein selbstständiges Leben zu führen. Die Frau
war immer abhängig von ihrem Ehemann.
Dazu kamen die Kriegsverletzungen. Nicht nur die körperlichen, sondern vor allem die seelischen
Probleme machten vielen zu schaffen. Männer wie Frauen.
Die Autorin beschreibt im leichten Erzählstil die täglichen Probleme der Familie,
den Einfluss der Besatzer und die Folgen.
Dazu gibt es wunderbare Beschreibungen der Stadt Lüneburg und ihrer Umgebung.
Ein leicht und locker geschriebener Roman mit ernsten Hintertönen.
Leider etwas zu oberflächlich und klischeehaft.
Trotzdem eine schön zu lesende Zeitreise.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere