Profilbild von Lilofee

Lilofee

Lesejury Star
offline

Lilofee ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lilofee über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2022

Das reine Lesevergnügen

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
0

Die vier vom Donnerstagsmordclub bekommen es dieses Mal mit der New Yorker
Mafia zu tun. Elizabeth muss ihren ehemaligen Geheimdienst-Kollegen Douglas
Middlemis aus der Bredouille helfen. Das ist nicht ...

Die vier vom Donnerstagsmordclub bekommen es dieses Mal mit der New Yorker
Mafia zu tun. Elizabeth muss ihren ehemaligen Geheimdienst-Kollegen Douglas
Middlemis aus der Bredouille helfen. Das ist nicht einfach, geht es doch um
Diamanten im Wert von 20 Millionen Pfund! Aber auch Profis machen Fehler,
in dem sie zum Beispiel ihr Handwerk in der Seniorenresidenz Cooper Chase nachgehen.
Denn wer hier mordet, der wird vom Donnerstagsmordclub gejagt und ganz schnell
werden aus den Jägern die Gejagten.

Ein Wiedersehen mit den vier Hobbydetektiven aus der Seniorenresidenz.
Es ist von Vorteil den ersten Band zu lesen, denn so kommt man in den ganzen Genuss
der Ermittlungen. Lernt die vier so herrlich schrulligen wie pfiffigen Senioren besser
kennen.
Vier starke und sehr fitte Senioren, die vor ihrer Rente viel mehr zu bieten hatten.
In ihrer aktiven Zeit waren sie Geheimdienstlerin, Krankenschwester, Gewerkschaftsführer und Psychiater. Es ist so wunderbar zu lesen, was für Tricks und Ideen die vier anwenden, um zur Lösung des Falls beizutragen. Dabei geht es nicht immer ganz legal zu.
Aber die Gerechtigkeit muss doch siegen. Das wird mit viel Wortwitz und englischem Humor
erzählt. Es macht großen Spaß, gemeinsam mit den Senioren zu ermitteln.
Die Charaktere sind großartig beschrieben, wie aus dem Leben gegriffen.
Die Ermittlungen sind so herrlich unprofessionell.
Der Spannungsbogen ist gekonnt gesetzt und bleibt bis zum überraschenden Ende
bestehen.
Dazu kommt die flüssige Schreibweise des Autors, die einen richtig in die Geschichte
zieht. Die Kapitel sind wieder kurz gehalten und werden durch Joyce unnachahmliche
Art der Tagebucheinträge ergänzt.
Ein richtiges Lesevergnügen mit viel Humor und Herz.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.01.2022

Sehr gelungener Auftakt einer Familiensaga

Abschied von der Heimat
0

Rheinland 1929:

Die kleine Erika wird als fünfjährige von ihren Eltern zur Tante
nach Böhmen geschickt. Sie soll nur eine kurze Zeit dort bleiben.
Solange bis es der Familie wieder besser geht.
Das dauert ...

Rheinland 1929:

Die kleine Erika wird als fünfjährige von ihren Eltern zur Tante
nach Böhmen geschickt. Sie soll nur eine kurze Zeit dort bleiben.
Solange bis es der Familie wieder besser geht.
Das dauert viel länger als gedacht.
Erika wächst zu einer selbstbewussten jungen Frau heran.
Sie findet Freundinnen und hat viele Verehrer.

Südböhmen 1938:

Durch die Annexion des Sudetenlandes ändert sich alles.
Erika engagiert sich im Widerstand,
der Verrat eines falschen Freundes hat dramatische Folgen.
Als ihre Tante im Oktober 1945 den amtlichen Befehl erhält,
umgehend das Land zu verlassen, ist Erikas Zukunft mehr als ungewiss.

Meine Meinung:

Eine sehr lebendige und auch spannende Geschichte, die den Leser
in eine längst vergangene Zeit entführt.
Diese Geschichte um zwei Familien und ihr Schicksal ist sehr
einfühlsam und auch sehr spannend erzählt. Das Leben in Südböhmen
und die spätere Vertreibung. Überhaupt, was es bedeutet aus seinem
Leben gerissen zu werden. Wie die Stimmung kippt, antideutsch wird.
Die Charaktere sind wunderbar gewählt.
Z.b. Erika, die vom kleinen naiven Mädchen zur Widerstandskämpferin wird.
Ihre Verwandlung zu einer starken, mutigen und selbstlosen jungen Frau
auf der nun alle Hoffnungen der alten Tante liegen.
Die Autorin beherrscht die Kunst, zwei Familien in die historischen
Ereignisse dieser Zeit einzubinden. Dazu tragen ihre genausten
Recherchen und auch ihr wunderbarer Schreibstil bei.
Außerdem erhält dieser Roman sehr viel Lokalkolorit.
Die Orte sind sehr anschaulich und bildhaft beschrieben.
Überhaupt wird alles sehr detailliert dargestellt.

Fazit:
Hier wird Zeitgeschichte spannend vermittelt.
Unprätentiös und lebensnah erzählt, sodass es nie rührselig oder kitschig wird.
Ein sehr gelungenes Buch, das zeigt, was eine Vertreibung aus der Heimat wirklich bedeutet.
So macht Geschichte Spaß.
Habe ich doch einiges erfahren, was ich bis heute nicht wusste.

Das Cover finde ich sehr schön und passend zum Inhalt.
In der vorderen Klappe befindet sich eine sehr schöne Zeichnung
von Böhmen um 1938.
Eine Zeittafel am Ende des Buches hätte mir sehr gefallen!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 06.01.2022

Eine sehr gelungene Zeitreise

Unser kostbares Leben
0

Die Autorin nimmt uns mit in die 70er/80er Jahre.
Inmitten der beginnenden Ölkrise und des Vietnamkriegs wachsen drei junge Frauen auf.
Minka, die Tochter des SPD-Bürgermeisters, Caro, die Tochter des ...

Die Autorin nimmt uns mit in die 70er/80er Jahre.
Inmitten der beginnenden Ölkrise und des Vietnamkriegs wachsen drei junge Frauen auf.
Minka, die Tochter des SPD-Bürgermeisters, Caro, die Tochter des Direktors
der Schokoladenfabrik und Claire Caros vietnamesische Adoptivschwester.
Claire ist Waise und eine der ersten Boatpeople, die in Deutschland aufgenommen wurden.
Sie leben in politisch völlig verschiedenen Haushalten.

Aus ihrer Sicht wird diese Zeit noch einmal lebendig.
Katharina Fuchs zieht da alle Register. Von der Umweltverschmutzung,
der hiesigen Pharmaindustrie, deren grausamen Tierversuche,
die Vergiftung des Flusses, Experimente mit Psychopharmaka, die Vernichtung des Waldes für eine Autobahn.
Das alles wird mit einem wunderbar fesselnden Schreibstil erzählt.
Mit den Augen dieser drei Hauptcharaktere durchlebt der Leser diese
vergangene Zeit. Bildreich und sehr lebendig, unheimlich fesselnd und
auch wieder federleicht wird das Zeitgeschehen von damals wiedergegeben.
Die Charaktere sind einfach super gewählt.
Aus ihrem kindlichen Blickwinkel heraus entwickelt sie mit den Jahren
ein anderes Bewusstsein für die beginnende Umweltverschmutzung.
Sie merken, dass sie etwas dagegen tun können bzw. müssen, damit sich etwas ändert.
Dank der wirklich sehr lebendigen Schreibweise hat man das Gefühl ein Teil
dieser Familien zu sein. Man erlebt alle Höhen und Tiefen hautnah.
Die guten und auch die sehr schmerzlichen Erlebnisse.
Dazu kommen die historischen Ereignisse, die sich wie ein roter Faden
durch diese Geschichte ziehen.
Ein wunderbarer Roman mit sehr ernsten Hintertönen.
Eine sehr gelungene Zeitreise durch die 1970er/1980er Jahre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.12.2021

Tödliche Raunächte

Im Flachgau wartet der Tod
0

Dorfpolizist Raphael Aigner trifft es dieses Mal schwer.
Seine Mutter Liesl kommt aus den USA zurück nach Koppelried.
Über 30 Jahre hat Raphi seine Mutter nicht gesehen.
Mitten in den Flachgauer Raunächten ...

Dorfpolizist Raphael Aigner trifft es dieses Mal schwer.
Seine Mutter Liesl kommt aus den USA zurück nach Koppelried.
Über 30 Jahre hat Raphi seine Mutter nicht gesehen.
Mitten in den Flachgauer Raunächten passiert ein Mord.
Liesl ist brutal ermordet worden.
Aigner ist nicht nur eine große Hilfe bei den Ermittlungen, er muss sich auch mit einem
neuen Halbbruder und einem alten Familiengeheimnis auseinandersetzen.

Auch wer den ersten Band nicht gelesen hat, kommt problemlos rein.
Der amüsante, lockerer, lebendige Schreibstil gepaart mit einem wunderschönen Dialekt gibt diesem Krimi das gewisse Extra.
Die Figuren sind bis in die Nebenrollen liebevoll gezeichnet, dass man ganz schnell Sympathien oder auch Antipathien hegt.
Man merkt, dass die Autorin viel Herzblut in ihre
Geschichte gepackt hat, Land und Leute kennt und vor allem liebt!
Durch ihren authentischen und atmosphärisch mitreißenden Erzählstil sorgt sie für ein originelles und humorvolles Leseerlebnis.
Der Spannungsbogen ist gekonnt gesetzt.
Natascha Keferböck lässt den Leser bis zuletzt im Dunklen tappen.
Es gibt zahlreiche Wendungen und auch falsche Fährten.
Der am Anfang erzeugte Spannungsbogen bleibt erhalten bis zum überraschenden Ende.

Auch der 2. Band gibt die österreichische Lebensart wunderbar wieder.
Der Wortwitz und die Situationskomik ist wieder
wunderbar skurril, temporeich und gespickt mit köstlich witzigen Dialogen.
Ich habe ich mich mit diesem Buch sehr gut unterhalten gefühlt, habe mit rätseln können und ein tolles Kopfkino gehabt.

Ein sehr gelungener, wunderbar schräger Regio-Krimi.

Eine Leseempfehlung.

Erwähnenswert ist noch das Glossar am Ende des Buches.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.11.2021

Eine ungeheuerliche Lüge

Mutters Lüge
0

Marta ist 15 Jahre alt, als sie mit ihrer Familie aus dem kommunistischen Polen
in den Westen flieht. Erst hatte Marta ihre Heimat in Polen, später dann in Deutschland und
letztendlich in der Schweiz.
Martas ...

Marta ist 15 Jahre alt, als sie mit ihrer Familie aus dem kommunistischen Polen
in den Westen flieht. Erst hatte Marta ihre Heimat in Polen, später dann in Deutschland und
letztendlich in der Schweiz.
Martas Leben gleicht trotz einiger Konstanten einer ewigen Suche.
Sie trifft sich mit ihrem bis dahin unbekannten Vater und versäumt ihm die für sie so wichtigen
Fragen zu stellen.
Sie ist mutig, sie ist interessiert und auch realistisch.
Marta geht ihren Weg und viele Jahre später wird sie erkennen, was Heimat und Liebe wirklich bedeutet.
Es handelt sich hier um eine sehr persönliche Lebensgeschichte.
Um plötzliche Veränderungen, des Verlassen werden, um die Sprachlosigkeit zwischen Mutter und Tochter.
Man leidet mit Marta, mit ihrer inneren Zerrissenheit, ihren vielen Fragen, die sie erst gar nicht stellt
oder die nicht beantwortet werden.
Eine Geschichte, die sich vor dem Hintergrund einer Flucht aus dem kommunistischen Polen abspielt.
Das, was diese Flucht mit der Familie auslöst und die dadurch ausgelösten Gefühle
und Anforderungen werden in diesem Roman wunderbar erzählt.
Sachlich, neutral und ohne Verbitterung beschreibt die Autorin ihr Leben, ihre ewige Suche nach Mutterliebe.
Jeder Satz sitzt und wiegt schwer.
Wie viel Kraft es kostet immer wieder neu anzufangen und Fuß zu fassen.
Sich zu intrigieren und seinen Weg zu gehen. Mit einer Mutter, die eigentlich immer nur für andere da ist.
Es zeigt aber auch, dass die Suche nach der eigenen Identität enorm wichtig ist.
Am Ende wird das dunkle Familiengeheimnis gelüftet. Mutters Leben basierte auf einer Lüge.
Das wird mit einer wunderbaren fließenden und sehr mitreißenden Art erzählt.
Eine sehr gut geschriebene Familiengeschichte mit einem Spannungsbogen der bis zum Ende erhalten bleibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere