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Veröffentlicht am 18.11.2023

Ein starkes Buch über spannende Frauen

Träume aus Licht
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Worum geht's?
Wiesbaden, 2000: Ariane findet unter dem Bett ihrer Oma alte Filmrollen. Was hat es nur damit auf sich? Verraten diese etwas über ihre früh verstorbene Mutter? Gemeinsam mit Julian begibt ...

Worum geht's?
Wiesbaden, 2000: Ariane findet unter dem Bett ihrer Oma alte Filmrollen. Was hat es nur damit auf sich? Verraten diese etwas über ihre früh verstorbene Mutter? Gemeinsam mit Julian begibt sie sich auf Spurensuche nach der Geschichte ihrer Familie.
Dabei lernen wir Eva kennen, die im Berlin der 20er Jahre lebt. Ihr größter Traum ist es, Drehbuchautorin zu werden. Durch eine Zufallsbekanntschaft wird sie Teil der glanzvollen Filmbranche, doch ihr Privatleben hält nicht nur Höhepunkte für sie bereit.
Doch wie stehen nun Eva und Ariane miteinander in Beziehung? Was ist auf den alten Filmrollen zu sehen? Wird Ariane herausfinden können, warum ihre Oma so ein zerrüttetes Verhältnis zu ihrer Tochter Vera hatte?
Drei starke Frauen, die mehr wissen wollen, entführen uns zu unterschiedlichen Zeiten an spannende Orte.

Meine Meinung:
Ariane ist verzweifelt: schon wieder ein Geburtstag von Oma mit ihrer Halbschwester Silke. Doch der Nachmittag endet für Oma Margarete im Krankenhaus. Als Ariane ein paar sehr alte Filmrollen unter dem Bett ihrer Oma findet, packt sie die Neugier. Was ist auf den Filmrollen zu sehen? Wieso verwahrt ihre Oma diese alten Filme versteckt unter ihrem Bett? Aus Rücksicht auf die Gesundheit ihrer Oma traut sich Ariane nicht, sie zu fragen. Aber auch so: Nachfragen zu ihrer Familie hat Oma selten beantwortet. Warum eigentlich? Arianes Mutter Vera ist früh bei einem Unfall verstorben, doch so viele Fragen bleiben dabei für Ariane unbeantwortet. Also beginnt sie zu recherchieren. Zufällig hat sie dabei Hilfe: von Julian. Ein sympathischer Kollege aus der Buchhandlung, in der Ariane arbeitet. Julian ist der nette, gutaussehende Kerl von der Arbeit, der Ariane aus ihrem Schneckenhaus kitzelt und sie motiviert, weiterhin neugierig zu sein. Ariane begleitet eine große Unsicherheit. Sie wuchs nach dem viel zu frühen Tod ihrer Mutter bei Oma auf. Ihr Vater hingegen hat sich eine neue Familie aufgebaut, in der sie sich lange nicht willkommen fühlte. Die Ereignisse rund um Oma beflügeln Ariane, und sie nimmt Kontakt zu ihrem Papa auf. Dieser freut sich sehr, von ihr zu hören und kann ihr auch sagen, wer Veras Vater war: das große Geheimnis der Familie!
Immer wieder wird dabei der Erzählstrang mit Arianes Geschichte unterbrochen, und wir tauchen ein in die Geschichte von Eva. Diese wächst mit Ihrer Mutter und ihren Schwestern im Berlin der 20er Jahre auf. Nach dem Verlust ihrer Arbeitsstelle muss Eva sich etwas neues suchen, da sie für das Einkommen der Familie sorgen muss. Ihre Schwester bringt sie dabei auf die Idee, ihre Geschichten niederzuschreiben und zu verkaufen. Eva beschließt, dass sie Drehbuchautorin werden möchte. Eine Zufallsbekanntschaft mit einem Regisseur wirkt dabei wie eine Katalysator, und plötzlich steckt sie mittendrin in der glanzvollen Stummfilm-Welt. Doch wie zur damaligen Zeit üblich, steht Eva unter dem Scheffel ihres Ehemannes, und poliert mit ihrem Talent nur den Glanz ihres Mannes auf. Wird sich Eva auf ewig ihrem Mann beugen oder löst sie sich aus den Fesseln und zeigt der Welt, wer das Genie im Unternehmen ist?
Wir erfahren ebenfalls etwas über Vera, die in den 50er Jahren ausreißt und mit ihrem Freund in die USA auswandert. Sie hat eine kleine Tochter, Silke. Wir erfahren, wie sie versucht, ihren Job als Mannequin, den Alltag mit einem nicht anwesenden Partner und ihrer kleinen bockigen Tochter unter einen Hut zu bringen. Ihre Mutter möchte zwar den Kontakt halten, findet jedoch keine unterstützenden Worte für Vera, sondern nur Kritik an Veras Leben. Dennoch entscheiden sich Vera und ihre Mutter dazu, dass Silke besser bei ihrer Oma aufgehoben ist. Als sich Vera in ihrem Leben umorientiert (sie geht wieder zurück nach Deutschland und widmet sich dem Studium der Künste), verliebt sie sich auch neu und wird wieder schwanger. Ariane wird geboren, und Vera liebt dieses Kind abgöttisch. Ariane ist das Gegenteil von Silke, und alles scheint gut zu werden. Vera findet nun auch endlich heraus, wer ihr leiblicher Vater ist.
Die Verstrickung dieser drei Frauen ist absolut spannend zu lesen. Ein Kapitel jagt das nächste, immerzu möchte man wissen, wie es weitergeht. Isabel Roderick hat einen tollen Erzählstil, und die drei Zeitebenen geben einen Eindruck in die Gesellschaft der Zeit. Das Geheimnis um Arianes Familie wird wirklich erst zum Schluss gelüftet und war so nicht zu erwarten. Tolle Wendung der Geschichte!
Die Charaktere sind sehr authentisch und vielschichtig. Ich mag, wie sich jede der drei Frauen emporkämpft auf der Suche nach ihrem Glück. Dabei finden sich natürlich auch Charaktere, auf die sich der Groll zieht.
Isabel Roderick überlässt viel der Fantasie des Lesers. Sie beschreibt die Gefühle der einzelnen Figuren sehr ausführlich, das Drumherum jedoch kaum. Für mein inneres Bild hätten da ruhig noch etwas mehr Worte Platz gefunden. Auch fehlte die geschichtliche Einordnung der jeweiligen Zeitebene, falls sicherlich viele auch als wohltuend empfinden. Schade ist, dass ich nicht wirklich etwas Neues über die Stummfilm-Ära erfahren habe.

Abschließend ist zu sagen, dass die Autorin einen rundherum tollen Roman geschrieben hat. Er ist super spannend, von der ersten Seite bis zur letzten. Das Ende ist unerwartet und gut, es bleiben keine Fragen offen.
Definitive Leseempfehlung!

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