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Veröffentlicht am 28.02.2024

Mördersuche in Castle Knoll

Das Mörderarchiv
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Im Alter von siebzehn Jahren wusste Frances Adams, dass sie eines Tages umgebracht wird. Eine Wahrsagerin prophezeite ihr das; und tatsächlich 60 Jahre später, also mit 77, ereilte sie dieses Schicksal. ...

Im Alter von siebzehn Jahren wusste Frances Adams, dass sie eines Tages umgebracht wird. Eine Wahrsagerin prophezeite ihr das; und tatsächlich 60 Jahre später, also mit 77, ereilte sie dieses Schicksal.
Doch es existiert ein ausführliches Archiv über fast so gut wie jeden in dem Ort Castle Knoll. Tagebücher erläutern geheimnisvolle Geschehnisse, seltsame Zettel mit Drohungen trauchen auf, Alben mit Fotografien erzählen von verrückten Aktionen von Jugendlichen ...

Die Erben von Frances Adams sollen herausfinden, wer der Mörder ist. Wer der oder die Mörderin findet, dem gehört das umfangreiche Erbe (das düstere aber luxuriöse Schloss, Grundstücke und auch das Haus, in dem Großnichte Annie Adams mit ihrer Mutter Laura lebt). Ein seltsames Wettrennen beginnt. Spielen alle mit offenen Karten, wer lügt, wer versucht zu vertuschen, wer versucht das Erbe an sich zu reißen?

Ein Puzzlespiel: Wer vermag die Puzzleteile zusammen zu setzen, Annie oder Saxon? Und was hat Oliver damit zu tun? Ist Rowan auch involviert? Eigentlich wäre Annies Mutter die Erbin gewesen, sie wird aber kurzerhand enterbt. Wer ist die rechte Tochter?

Zuerst dachte ich, so eine nette kleine Mördergeschichte (cosy crime). Zwischendurch etwas Entspannendes lesen. Doch dann wurde es eine sehr spannende und sehr detaillierte 'Kleiner Ort' Geschichte: Wer da lebt mit welcher Funktion in der Dorfgemeinschaft, wer wie in die Geschichte(n) involviert sein könnte und wie sie - die Dorfbewohner - zusammenhängen. Mächtig was los in Castle Knoll - wer da mit wem und was knistert da im Karton? Und der Begriff 'toxische Freundschaften' gehört auch dazu...

Dazu passend das Titelbild: Vor dem Hintergrund eines mächtigen Hauses - düster - ein pinker Roll's Royce (der natürlich auch seine Rolle inne hat in diesem 'cosy crime'). Der pinkfarbene Oldtimer knallt wirklich gut raus dem Bild.

Der Ablauf der Geschichte? Logisch aufgebaut. Spannend! Und mit einem verblüffenden Ende...

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Raubzug im royalen London!

Mayfair House
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Oben lädt Madam zum Ball der Saison, unten planen die Bediensteten den Raub des Jahrhunderts:
Mrs. King wird gekündigt, weil sie sich nachts ins Dienstbotenquartier der Männer geschlichen hat. Das Frettchen ...

Oben lädt Madam zum Ball der Saison, unten planen die Bediensteten den Raub des Jahrhunderts:
Mrs. King wird gekündigt, weil sie sich nachts ins Dienstbotenquartier der Männer geschlichen hat. Das Frettchen hat sie gesehen und verpiffen. Schon ziemlich lange, 20 Jahre, ist Mrs King die Wirtschafterin im Haus, die alles im Griff hat. Sie poliert, sie putzt, sie plant den gesamten Haushalt. Doch durch das Anschwärzen bei der Erbin de Vries wird sie sofort gekündigt. Dann wird sie von dem ekelhaften Typen, Butler und enger Vertrauter des verstorbenen William de Vries, aufgrund der Kündigung sofort aus dem Haus geleitet. Doch das kommt Mrs. King eigentlich recht, weil sie hat da noch so ein paar Pläne in petto.

Die Tochter von de Vries, die Erbin, hat die Trauer satt, sie will heiraten und plant dafür einen luxurösen und außerordenlichen Kostümball. Die Geschichte spielt 1905 in London, in der Park Lane, in eben diesem Mayfair House, einer überdimensionierten Luxusvilla, in dem alles vom Feinsten zu sein hat und mit überdimensionierten Luxusgegenständen. William de Vries war ein Angeber und seine Tochter ist eine hochnäsige Person. Dagegen wird das umfangreiche Heer der Dienstboten behandelt wie der letzte Dreck.

Der Anfang der Geschichte erinnert stark an den Film 'Ocean's 8', wie eine weibliche Crew einen Supercoup landet und reich wird. Genauso finden sich nun Anfang des 20. Jahrhunderts sieben Frauen zusammen, die zum größten Teil das Mayfair House kennen und die teilweise nicht nur miteinander befreundet sind (durch die gemeinsame Arbeit und das Leiden dort), sondern auch familiär verbandelt. Der Planungsprozess ist aufwändig und die Sieben müssen sich zusammenraufen. Doch steckt hinter allem auch eine private Angelegenheit (erinnert auch wieder an 'Ocean's 8' und auch an 'Ocean's 11').

Am Anfang war das Reinlesen etwas holperig – der Findungsprozess, wer was wie tut und warum. Die sieben Frauen gehen teilweise etwas rubbig miteinander um. Doch dann wird die Solidarität unter ihnen riesig und die Aktionen laufen wie geschmiert. Natürlich ist der Roman reine Fiktion, aber angesichts der Tatsache, dass Dienstmädchen tatsächlich wie der letzte Dreck behandelt wurden, wünscht man sich natürlich genau so eine Geschichte. Rache ist süß!

Mrs. King ist sehr sympathisch beschrieben. Mrs. Bone entpuppt sich als eine herrschsüchtige Person, die aber doch dann auch ihren weichen Kern entdeckt. Winnie scheint ein bißchen naiv zu sein, aber trotzdem ziemlich durchsetzungsstark. Die beiden 'Janes', Akrobatinnen, sind ein Paar, das man gerne an seiner Seite hätte, loyal und Unglaubliches leistend. Die Schauspielerin zeigt sich ein wenig abgehoben, aber ist dann doch eine der wichtigsten 'team players'. Nur Alice, die Halbschwester von Mrs. King, ist das schwache Teil im Puzzle, sie hat ihre Gründe...
Doch das Schöne ist – Gerechtigkeit findet ihren Lauf... Erst einmal eingelesen, fängt einem die Geschichte ziemlich ein. Vorsicht, Suchtgefahr! Und gut gefallen hat mir auch das Nachwort des Autors...


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Veröffentlicht am 28.02.2024

Lev & Kato

Lichtungen
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„Lass uns keine Sätze mit 'früher' beginnen.“ Obwohl es ihm einen Stich versetzte, gab er ihr recht. Es gab ein Früher, in dem sie fast alles voneinander gewusst hatten, und das, was jetzt war, musste ...

„Lass uns keine Sätze mit 'früher' beginnen.“ Obwohl es ihm einen Stich versetzte, gab er ihr recht. Es gab ein Früher, in dem sie fast alles voneinander gewusst hatten, und das, was jetzt war, musste sich den Vergleich damit gefallen lassen. Das war schwer genug.

Rumänien, noch während der Zeit des Regimes. Kato flieht in Westen und schickt Lev immer fantasievolle Postkarten. Bis die eine kommt 'wann kommst du?' Denn das Regime war besiegt und auch er, Lev, durfte nun reisen. Zwischen Kato und Lev existiert eine besondere Beziehung seit ihren Jugendtagen. Auf dem Weg zu Kato besucht Lev seinen Großvater in Wien. Ferry teilt die Menschen in vier Kategorien ein - Heilige und Verrückte, Kluge und Idioten.
Er könnte Recht haben, der Großvater.

Ein großartiger Schreibstil! Sehr poetisch. Das ist Literatur! Keine leichte Lese, ein dünnes Buch, trotzdem schnell gelesen, trotz der nicht leichten Lese. Weil die Kapitel intensiv sind. Eigentlich könnte ständig daraus zitiert werden, jede Menge von zitierfähigen Passagen, voller Lebenslust und -gier. Die Kapitel laufen rückwärts, angefangen mit Kapitel neun. Kapitel eins ist sehr kurz... und intensiv.

Aufregendes Umschlagsbild, sehr schön gemacht mit dem Vogel (die im Text erwähnte Amsel? Eher nicht). Kato hat auch viele Vogelzeichnungen angefertigt. Auch ein sehr gutes Sinnbild – gefangen?

Die Autorin ist in Hermannstadt, Siebenbürgen, geboren. Kennt also die geografische, kulturelle und politische Situation aus eigener Erfahrung. Sie schreibt gut und ich möchte gerne weiteres von ihr lesen!

Lichtungen, Iris Wolff, Klett – Cotta Verlag, erscheint 2024

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Toni Peperoni

Himmelwärts
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Toni und YumYum sind beste Pommesfreundinnen oder allersüßeste Snack – Freundinnen. Sie sind sich eigentlich wie Schwestern, jeweils Einzelkinder. Bei der einen, Toni Peperoni, ist die Mutter vor nicht ...

Toni und YumYum sind beste Pommesfreundinnen oder allersüßeste Snack – Freundinnen. Sie sind sich eigentlich wie Schwestern, jeweils Einzelkinder. Bei der einen, Toni Peperoni, ist die Mutter vor nicht allzu langer Zeit gestorben; bei der anderen fehlt ein Papa und die Mutter ist ein Kontrollfreak. Doch der Vater von Toni ist eigentlich so ganz knuffig, denn er erlaubt den beiden Mädels so einiges. Zum Beispiel, im Garten in einem Zelt übernachten. YumYums Mutter flippt alleine bei dem Gedanken aus, ihre Tochter könnte im Freien alleine ohne ein Elternteil übernachten (es ist doch bloß der Garten...). Nur leidet Tonis Vater, so wie Toni selbst, stark darunter, dass Tonis Mutter verstorben ist.

Die beiden Mädchen verbringen also die Nacht unter freiem Himmel, mit einem von YumYum selbst gebastelten Radio. YumYum ist nämlich ein echtes Knöllchen, superintelligent, supertalentiert. Die beiden Mädchen wollen Tonis verstorbene Mutter anfunken. Denn irgendwo muss sie doch noch sein... Stattdessen treffen sie im Äther auf eine Astronautin, Zanna, die auf der Weltraumstation ISS um den Globus fliegt. Alle 80 Minuten haben sie wieder einige Minuten mit ihr...

Die Gespräche mit Zanna sind so etwas von witzig, schön und auch gespiekt mit viel Wissenschaftlichem. Gleichzeitig voll sensibel und mitfühlend. Und so erfahren Toni und YumYum, dass eigentlich die Erde ein wunderschöner Planet ist. Gleichzeitig setzen sich die beiden Zehnjährigen mit dem Tod auseinander.

Karen Köhler, schrieb ein ergreifendes literarisches Büchlein über die zwei Mädchen, Toni und YumYum. Das Titelbild ist einfach, aber sehr interessant aufgebaut: Mit dem einsamen Zelt vor dem dunklen Nachthimmel und der Sternschnuppe, das Zelt beleuchtet von innen. Der Titel 'Himmelwärts' umschließt alles – die Astronautin, den Tod der Mutter (denn gute Menschen kommen doch in Himmel), der Blick nach oben ins All.

Die Autorin benutzt unübliche Worte wie z.B. Vermissung. Sie lässt die Kinder albern sein, dann wieder altklug und gesetzt für ihr Alter und das, was sie bislang schon im Leben ertragen mussten (Verlust der Mutter, Abwesenheit des Vaters, überkontrollierende Mutter, trauernder Vater). Die Mädchen sind geschickt (häufen einen immensen Vorrat an Süßkram an, um sich eine äußerst unvergessliche Nacht zu bereiten); sie machen Spielchen, wie sie wohl Zehnjährige machen; sie unterhalten sich wie man das nicht von Zehnjährigen erwartet. Eine bunte Mischung. Eine gefühlsvolle Mischung.
Die Zeichnungen von Bea Davies sind behutsam und passend, nicht aufdringlich, aber doch voll astronomisch.

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Tumble Weed, Bambus, Kokospalme & Co

Geniale Power-Pflanzen
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"Antworten aus dem Pflanzenreich...schließlich sind wir seit Millionen von Jahren unglaublich ökologisch unterwegs: Wir recyceln Nährstoffe und verbessern Böden. Wir passen uns an die unterschiedlichsten ...

"Antworten aus dem Pflanzenreich...schließlich sind wir seit Millionen von Jahren unglaublich ökologisch unterwegs: Wir recyceln Nährstoffe und verbessern Böden. Wir passen uns an die unterschiedlichsten Lebensräume an, und allmählich beginnt ihr Menschen von uns zu lernen."

'Geniale Power-Pflanzen - Vorbilder für unsere Zukunft' ist eines der schönsten, wirkungsvollsten und wissenswertesten Kinderbücher, was ich in der letzten Zeit in die Hand bekam: Allein schon der Umschlag - ein robuster kindergerechter Einband, in einer Farbe, die wohl korallenrot genannt wird, mit wunderschönen, lebendigen und optimistischen bunten Zeichnungen. Auch im Inneren des Büchleins locken schöne Zeichnungen, die sich abwechseln mit höchst informativen Wortblasen... Was uns die Kokospalme lehrt, der Bambus, die Mimose, Tumble Weed, der Riesentang...

Dem Team um Clive Gifford (Autor) und Gosia Herba (Zeichnerin) ist ein höchst vorbildlich schönes Kinder- und Jugendbuch gelungen. Ein Familienbuch, was den Kleinen, den Größeren und den Erwachsenen Spaß macht, zudem neues Wissen zuführt. Dem E.A. Seemann Verlag ist mit der Übersetzung durch Cornelia Panzacchi ein wirklich gut gelungener Teil ihres Bilderbandes Programm gelungen.
Zwar ist das große Format für 'outdoor' Aktivitäten etwas zu groß, passt noch gerade in einen Rucksack. Doch für 'indoor' Leseaktivitäten und Kinderhände genau richtig...

Höchst empfehlenswert!

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