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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2022

Unterhaltsame Liebesgeschichte vor historischem Setting

Die Ladys von Somerset – Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich
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Das Cover ist ansprechend gestaltet, passt gut zum historischen Hintergrund und dank der fröhlichen Farben auch zum romantischen Teil der Geschichte.
Zum Inhalt: Im London des Jahres 1807 muss Emma sich ...

Das Cover ist ansprechend gestaltet, passt gut zum historischen Hintergrund und dank der fröhlichen Farben auch zum romantischen Teil der Geschichte.
Zum Inhalt: Im London des Jahres 1807 muss Emma sich plötzlich allein durchschlagen. Sie findet eine Anstellung als Gesellschafterin, wobei sie sich auf die Jagd nach einer guten Partie für die Tochter ihrer Arbeitgeberin konzentrieren soll. Doch kann das Spiel mit der Liebe so einfach sein?
Der Erzählstil ist ganz große Klasse. Ich habe das Buch dank seiner exzellenten Lesbarkeit nur so verschlungen. Einmal begonnen fiel es mir wirklich schwer, die Geschichte wieder aus der Hand zu legen, weshalb es sicher auch geeignet ist, um die Liebe zum Lesen wieder zu entfachen und aus einer Leseflaute herauszuhelfen. Auch der Humor hat mir sehr gut gefallen. Der Geschichte haftet auch bei ernsten Themen durchweg eine gewisse Leichtigkeit an, was sie zur perfekten Frühlings- und Sommerlektüre macht oder auch einfach nur Hoffnung und gute Laune verbreiten lässt.
Zu den Charakteren: Unsere Protagonistin ist gemäß ihrer zeitgenössischen Erziehung anfangs naiv, gutgläubig und gewissermaßen weltfremd. Das hat zwar für unterhaltsame Einlagen gesorgt, es mir aber anfangs erschwert, mich wirklich in sie hineinversetzen zu können. Glücklicherweise entwickelt sie sich im Laufe der Geschichte aber zu einer immer selbstbewussteren und eigenständigeren Frau, behält dabei jedoch stets ihr gutes Herz. Richtig gut hat mir auch die überspitzte Darstellung beispielsweise Lady Darlingtons als Vertreterin der gesellschaftlichen Elite gefallen. Ambrose blieb mir allerdings stellenweise etwas zu blass, zum Beispiel was die Auseinandersetzung mit seinen familiären Konflikten angeht.
Die Wendungen und Enthüllungen der Story empfand ich als sehr vorhersehbar. Dafür haben mich die teilweise modernen Sicht- und Verhaltensweisen der Charaktere rund um weibliche Rollenbilder und die Emanzipation von Frauen überzeugen können, vor allem, weil sie die Handlung trotz ihres historischen Settings zeitgemäß wirken lassen und die Identifikation mit den Protagonisten ermöglichen. Dabei veranschaulichen sie außerdem exemplarisch die Panik einiger gesellschaftlicher Schichten vor dem allgegenwärtigen Wandel der Zeit.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten. Wer eine gut lesbare, amüsante Liebes- und Wohlfühlgeschichte vor historischem Setting mit einer guten Prise Humor im Stil von Jane Austen und Julia Quinn sucht, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Zeitgemäß und emotional

Eine Frage der Chemie
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Das Cover kann mich verglichen mit anderen internationalen Ausgaben nur bedingt überzeugen. Realistisch dargestellte Personen auf dem Cover sind einfach nicht ganz meins, wobei dieses Cover immerhin noch ...

Das Cover kann mich verglichen mit anderen internationalen Ausgaben nur bedingt überzeugen. Realistisch dargestellte Personen auf dem Cover sind einfach nicht ganz meins, wobei dieses Cover immerhin noch auf den historischen Hintergrund der Story anspielt.
Zum Inhalt: Elisabeth Zott polarisiert. Mitte des letzten Jahrhunderts ist sie eine studierte Chemikerin, die ganz und gar nicht bereit ist, sich schlicht den gesellschaftlichen Normen unterzuordnen, die die Zeit von ihr verlangt. Doch kann das gut gehen?
Die Sprecherin war mir für mich wohl das größte Highlight der ganzen Geschichte. Luise Helm liest auf eine einnehmende Art und Weise, mit scheinbar größtem Feingefühl für die Emotionen der Geschichte, die gerade deswegen hervorragend zum Ausdruck kommen.
Auch der Schreibstil selbst kann grundsätzlich überzeugen und bietet die perfekte Balance zwischen Ernst und humorvollen Einlagen, wodurch auf die stellenweise düsteren Schicksalsschläge stets auch wieder Hoffnung und eine gewisse Leichtigkeit folgen, die das Hören nicht zu schwer gestalten. Hin und wieder hätte ich schon gerne das Buch zur Hand gehabt, um Formulierungen zu markieren beziehungsweise aufzuschreiben. Leider hat mir allerdings Spannung gefehlt. Ich hatte nie diesen inneren Drang weiterhören zu müssen.
Zu den Charakteren: Elisabeth Zott stellt die wohl stärkste Frauenfigur dar, die mir je in einem Roman begegnet ist und allein damit hat sie einen Platz unter meinen liebsten Protagonisten sicher. Sie erscheint fast schon wie eine moderne Romanheldin. Durch ihre Selbstbestimmtheit wirkt sie jedoch fast schon zu stur, was zu einigen Konflikten führt. Diese Fehlbarkeit lässt sie aber auch unglaublich menschlich wirken. Daneben gibt es noch großartige Nebencharaktere, wie Elisabeths ganz besonderen Hund, die mir sehr ans Herz gewachsen sind.
Der Roman spielt zwar vor einigen Jahrzehnten, könnte aber trotzdem nicht aktueller wirken. Es geht um ernste Themen wie Emanzipation, Frauenfeindlichkeit, Gleichberechtigung, Mutterschaft, Verlust und Trauer aber auch um die kräftigende Wirkung von Liebe, Freundschaft und Familie. Damit steckt die Geschichte nicht zuletzt auch voller Gesellschaftskritik. Ich wage einfach zu behaupten, dass sich wohl fast jede Frau an der einen oder anderen Stelle in dieser Geschichte wiederfinden und Trost in dem quasi geteilten Leid erfahren kann, und das macht diesen Roman zu etwas unglaublich Wichtigem.
Insgesamt hat mich das Hörbuch, vor allem dank der grandiosen Sprechleistung, gut unterhalten. Wer starke Frauenfiguren, pointierte Aussagen und eine herzerwärmende Handlung mit Tiefgang sucht, sollte unbedingt einmal in dieses Hörbuch reinhören.

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Veröffentlicht am 14.04.2022

Spannung bis zum Schluss

Verweigerung
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Das Cover ist ansprechend gestaltet. Die Palmen passen gut zum Setting, die dunklen, geheimnisvollen Farben zum Krimigenre und der Titel springt definitiv ins Auge.
Inhalt: Es war ein Fall im Fokus der ...

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Die Palmen passen gut zum Setting, die dunklen, geheimnisvollen Farben zum Krimigenre und der Titel springt definitiv ins Auge.
Inhalt: Es war ein Fall im Fokus der Öffentlichkeit: Der Afroamerikaner Bobby Nock stand für den Mord an seiner Schülerin, Jessica Silver, mit der er eine Affäre gehabt haben soll, vor Gericht. Eine Jury sprach ihn jedoch frei. Zehn Jahre später wird der Fall erneut aufgegriffen und fordert im Tod eines Geschworenen ein neues Opfer. Sofort wird Maya Seale, eine der Geschworenen und Verfechterin für Bobbys Unschuld, verdächtigt.
Der Schreibstil überzeugt. Ich musste erst mit der Zahl der Charaktere und den Zeitsprüngen zwischen Vergangenheit und Gegenwart warm werden, konnte das Buch ab dem zweiten Drittel jedoch kaum noch aus der Hand legen. Die Zeitsprünge sind ein clever gewähltes Stilmittel, denn so lernt man jeden Geschworenen kennen, während gleichzeitig gelungen Spannung aufgebaut wird. Besonders gut gefallen hat mir die düstere Atmosphäre, die stets über allem schwebt und damit ein Gefühl der Bedrohung und der Ausweglosigkeit erschafft.
Zu den Charakteren: Den Hauptteil der Perspektive, die in der Gegenwart spielt, begleiten wir Maya. Der Fokus liegt hier eindeutig auf dem vorankommen der fesselnden Handlung und nicht auf der Gefühlswelt der Protagonistin, was ich bei ihren dramatischen Erlebnissen etwas schade finde. Hier möchte ich auch gleich meinen größten Kritikpunkt ansetzen: Mir hat zum völligen Mitfiebern ein nahbarer Charakter mit nachvollziehbaren Emotionen gefehlt. Insgesamt hat der Autor einen multikulturellen, diversen Cast geschaffen, der sehr gut nach Los Angeles, dem Ort des Geschehens, passt. Jeder Charakter hat seine Schwächen und geheimen Laster, wodurch die handelnden Personen absolut lebensecht wirken.
Ich habe lange keinen Krimi mehr gelesen, bei dem ich von Anfang bis Ende nicht den Täter bzw. die Lösung des Falles vorhersagen konnte und der dank überraschender Enthüllungen so gelungen mit dem Leser spielt. Daneben besticht die Handlung durch ihre Aktualität, die sich mit Rassismus und der Ungerechtigkeit des amerikanischen Rechtssystems sowie der Gesellschaft befasst. Das lässt die Geschichte gemeinsam mit dem Fokus auf Egoismus und menschliche Abgründe glaubhaft und realistisch wirken.
Fazit: Mir hat die Geschichte richtig gut gefallen. Wer mit ernsten Themen gespickte, lange Zeit undurchsichtige, wendungsreiche Justizkrimis mit moralisch grauen Protagonisten mag, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

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Veröffentlicht am 21.02.2022

Fesselnde Unterhaltung

Der Holländer
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Das Cover passt perfekt zum Setting, gerade die scheinbar schlichte Nähe zur Realität verkörpert dessen Anziehungskraft und macht neugierig auf den Inhalt.
Darum geht es: Ein Patrouillenboot des niederländischen ...

Das Cover passt perfekt zum Setting, gerade die scheinbar schlichte Nähe zur Realität verkörpert dessen Anziehungskraft und macht neugierig auf den Inhalt.
Darum geht es: Ein Patrouillenboot des niederländischen Grenzschutzes findet einen verunglückten Wattwanderer. Dieser entpuppt sich als Deutscher, was einen Zuständigkeitskonflikt auszulösen droht. Da noch weitere Fragen zum Tod des Mannes bestehen, wird der Holländer, ein Ermittler der Bundespolizei mit reichlich Kontaktpunkten zu beiden Ländern, hinzugezogen. Kann er das Rätsel lösen?
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Mir ist es lange nicht mehr so schwergefallen, ein Buch aus der Hand zu legen. Dazu haben vor allem die kurzen, schnell zu lesenden Kapitel mit den anfangs etwas verwirrenden raschen Perspektivwechseln beigetragen, die gekonnt einen fesselnden Spannungsbogen aufbauen und selbst bürokratische Streitigkeiten durch bissigen Humor unterhaltsam erscheinen lassen. Obwohl einige Teile der Auflösung nicht wirklich überraschend waren, hat der Autor es dennoch geschafft, dass ich ständig wissen wollte, wie es weitergeht.
Richtig gut haben mir auch die gelungen eingestreuten Zeitungsartikel und Twittermeldungen gefallen, die die Handlung abrunden und zeitgemäß wirken lassen. Dazu kommt das grandios ausgearbeitete Setting rund um die Schönheit und die Gefahren des Wattenmeers sowie das überzeugend eingebaute Lokalkolorit, beispielsweise verdeutlicht durch die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und den Niederlanden.
Der Fokus der Handlung liegt auf Action. Dadurch und wohl auch der allgemeinen Kürze der Geschichte geschuldet kamen mir die Charaktere etwas zu kurz. Soll heißen: Mir hat der Zugang zu ihnen gefehlt. Dabei hat Liewe Cupido als cleverer, eigenwilliger Ermittler durchaus Unterhaltungspotenzial.
Mir hat die Geschichte insgesamt gut gefallen. Wer eine spannende, kurzweilige Krimihandlung mit außergewöhnlichen Ermittlern und maritimem Setting sucht, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

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Veröffentlicht am 09.02.2022

Außergewöhnliche und eigenwillige Krimiunterhaltung

The Maid
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Die Covergestaltung ist schlichtweg genial. Es passt hervorragend zum Setting sowie zum Krimigenre und springt durch die auffällige Farbgebung sofort ins Auge.
Zum Inhalt: Molly Gray ist Dienstmädchen ...

Die Covergestaltung ist schlichtweg genial. Es passt hervorragend zum Setting sowie zum Krimigenre und springt durch die auffällige Farbgebung sofort ins Auge.
Zum Inhalt: Molly Gray ist Dienstmädchen aus Leidenschaft in einem Londoner Nobelhotel. Als sie dort einen einflussreichen Geschäftsmann und Stammgast tot auffindet, gerät ihre Welt völlig aus den Fugen. Die Polizei nimmt sie als Hauptverdächtige ins Visier und somit bleibt ihr nichts anderes übrig, als im Stil der Krimiserien, die sie so liebt, ihre Unschuld zu beweisen.
Die Sprecherin macht einen sehr guten Job. Ihre Stimme passt wunderbar zu den eigenwilligen Charakteren, denen sie gelungen und äußerst abwechslungsreich Leben einhaucht. So macht das Hören Spaß! Der Anfang der Geschichte ist allerdings ziemlich eintönig und zäh, weil hier lediglich anhand detailreich erzählender Passagen die Grundlage für das Kommende geschaffen wird. Wenn man sich dort allerdings hindurchbeißt, wird das eigene Durchhaltevermögen belohnt, da die Handlung etwa ab der Hälfte deutlich an Spannung und Fahrt aufnimmt.
Molly ist eine außergewöhnliche Protagonistin, die nicht so recht in einfache schwarz-weiß-Kategorien passen will und gerade dadurch sehr menschlich wirkt. Ihre Oma war lange Zeit ihre einzige Bezugsperson. Ihre dadurch altmodische anmutende Sprechweise im Zusammenhang mit ihren Problemen bei sozialen Interaktionen lassen sie stellenweise etwas skurril erscheinen und sorgen für humorvolle Einlagen. Nachdem ich die Geschichte beendet habe, bin ich mir allerdings nicht mehr ganz sicher, ob ich sie wirklich sympathisch finde. Ihre Motivationen und Gedankengänge waren jedoch durchweg nachvollziehbar dargestellt.
Die Geschichte nahm einen ganz anderen Weg, als ich erwartet hatte. Ich wurde überrascht und im wahrsten Sinne des Wortes an der Nase herumgeführt, was ich als sehr gutes Zeichen werte. Durch Mollys besonderes und leicht schräges Verhalten neigt man wohl dazu, sie leicht zu unterschätzen. Da die Handlung durchweg durch ihre sehr subjektive Sichtweise erzählt wird, spielt der Krimi gekonnt mit den Erwartungen und Wahrnehmungen des oder der Hörenden und stellt den eigenen Gerechtigkeitssinn infrage. Um es mit Mollys Vorliebe für Sprichwörter und Lebensweisheiten aller Art auszudrücken: Der Schein trügt. Ermittlungen im klassischen whodunnit-Stil sollte man allerdings nicht erwarten, um Enttäuschungen zu vermeiden.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten. Wer Cosy-Krimis mit eigenwilligen Ermittlern sucht und Geschichten mag, die das eigene Urteilsvermögen herausfordern, sollte hier unbedingt einmal reinhören.

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