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Veröffentlicht am 06.01.2022

Starke Frauen auf der Suche nach ihrem Weg fürs Leben

Der Friesenhof
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Das Cover ist ansprechend gestaltet. Die Windmühle im Hintergrund verweist ebenso wie die an Porzellan erinnernden feinen blauen Ranken gelungen auf das norddeutsche Setting und den Saga-Titel.
Zum Inhalt: ...

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Die Windmühle im Hintergrund verweist ebenso wie die an Porzellan erinnernden feinen blauen Ranken gelungen auf das norddeutsche Setting und den Saga-Titel.
Zum Inhalt: Im Jahr 1948 versuchen die Schwestern Hanna und Gesa nach dem Tod ihres Vaters den Erhalt des familieneigenen Hofs zu erkämpfen. Wird es ihnen gelingen, sich wirtschaftlich über Wasser zu halten und gegen die gesellschaftlichen Konventionen und Rollenbilder der Zeit anzukommen?
Der Schreibstil ist einfach großartig. Man fliegt nur so durch die Seiten. Eine äußerst atmosphärische Beschreibung der Emotionen wie Trauer und Verlust macht den Schmerz der Charaktere beinahe mit den Händen greifbar. Auch der sorgfältig eingeflossene historische Hintergrund kommt gut zur Geltung. Die zwischen den beiden Schwestern wechselnden Erzählperspektiven ermöglichen die Identifikation mit beiden Charakteren und steigern den Unterhaltungswert. Allerdings finde ich es schade, dass das Ende des ersten Bands sich dann fast ausschließlich auf Gesas Sicht konzentriert.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet. Gesa und Hanna wirken furchtbar sympathisch und nahbar. Sie verkörpern zwei völlig unterschiedliche, aber von dem Wunsch nach Selbstbestimmtheit und Selbstverwirklichung angetriebene starke Frauenfiguren. Die Familiendynamiken und Verbindungen zwischen den Schwestern erscheinen realistisch und haben mich auf ganzer Linie überzeugt.
Nun noch zu einigen kleineren Kritikpunkten: Der Einstieg in die Geschichte war mir zu zäh, insgesamt passiert relativ wenig und die vorhandenen Überraschungen waren durchweg leicht vorhersehbar. Das Buch schneidet verschiedene Traumata - unter anderem sexuelle Gewalt - an, die für meinen Geschmack zwar in aller sprachlichen Deutlichkeit erzählt, aber dann zu schnell fallengelassen und nicht aufgearbeitet werden. Auch das Ende wirkte leider sehr gehetzt.
Insgesamt stellt die Geschichte einen soliden ersten Band mit Luft nach oben dar. Wer Familiensagas vor historischem Hintergrund mag und vielleicht wenig Zeit zum Lesen hat beziehungsweise ein Buch sucht, in das man auch nach einer längeren Lesepause rasch wieder einsteigen kann, sollte sich diese Geschichte einmal ansehen.

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Veröffentlicht am 06.01.2022

Facettenreicher Roman vor historischem Hintergrund

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Obwohl ich üblicherweise eher weniger von fotoähnlichen Portraits echter Menschen auf Covern halte, hat mich dieses Cover sofort angesprochen. Die Frau im Vordergrund strahlt so viel Selbstbewusstsein ...

Obwohl ich üblicherweise eher weniger von fotoähnlichen Portraits echter Menschen auf Covern halte, hat mich dieses Cover sofort angesprochen. Die Frau im Vordergrund strahlt so viel Selbstbewusstsein und Souveränität aus, dass man sie nur bewundern kann und damit passt sie hervorragend zu den Protagonistinnen der Geschichte.
Zum Inhalt: Anne Fitzpatrick setzt sich als Ärztin im Hamburg des Jahres 1910 für Frauen der unteren Gesellschaftsschichten ein. Die Pastorentochter Helene kämpft um ein selbstbestimmtes Leben und möchte sich ebenfalls für das Wohl der Frauen engagieren. Doch dann werden die Opfer von Gewaltverbrechen gefunden und alles deutet auf Verbindungen zur Frauenbewegung hin. Können die jungen Frauen ihr Engagement aufrechterhalten und die Suche nach dem Täter unterstützen?
Was den Schreibstil angeht, bin ich etwas zwiegespalten. Manche Abschnitte flogen nur so dahin, enthielten packende Gruselelemente, andere, vor allem im Mittelteil des Buchs, hatten Längen. Wir verfolgen drei verschiedene Erzählperspektiven: Annes, Helenes und die des ermittelnden Kommissars Berthold Rheydt. Das erhöht die Spannung und ermöglicht dem Leser emotionalen Zugang zu den Protagonisten, macht das ganze jedoch auch sehr umfangreich. Den Faden darf man hier nicht verlieren. Hin und wieder sorgt eine Prise Humor für Auflockerung der doch recht düsteren Ereignisse.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet. Dem Leser wird eine ganze Bandbreite an diversen, verschiedenartigen Persönlichkeiten geboten. Die bereits angesprochen drei Protagonisten wirken durch ihre jeweils ganz eigenen Motivationen, Leidenschaften und Dämonen authentisch und glaubwürdig. Die Frauenfiguren erscheinen stark im Kampf um die eigene Unabhängigkeit. Meine Lieblingsperspektive und die für mich überzeugendste Charakterentwicklung stellt eindeutig die der jungen, kämpferischen, frechen Helene dar. Die anderen beiden Charaktere sind zwar auch durchaus sympathisch, blieben aber über große Teile sehr mysteriös und unnahbar.
Dieser Roman enthält Elemente verschiedener Genres, was ihn unglaublich interessant macht. Da ist die solide Krimihandlung mit fesselnden Einblicken in die zeitgenössische Kriminalistik, bei der mir jedoch Überraschungsmomente gefehlt haben - der Täter lag für mich auf der Hand. Dann sind da feministische Einschläge und im Fall von Helene Spuren einer Coming of Age-Geschichte. Mich hat aber auch insbesondere der Input rund um die Entwicklung der Frauenbewegung begeistern können.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten. Wer starke Frauenfiguren sucht, sich für die historische Entwicklung der Frauenrechtsbewegung interessiert und möglicherweise auch noch Krimi-Fan ist, sollte sich diesen Roman unbedingt einmal ansehen.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Solider Wohlfühl-Krimi

Sarg niemals nie (Betty-Pabst-Serie 1)
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Die Cover-Gestaltung ist einfach nur genial. Ein auffälliger Eyecatcher, der gleichzeitig eine Portion Humor und Düsternis umfasst, womit der äußere Eindruck perfekt zur Umsetzung als Cosy Crime passt. ...

Die Cover-Gestaltung ist einfach nur genial. Ein auffälliger Eyecatcher, der gleichzeitig eine Portion Humor und Düsternis umfasst, womit der äußere Eindruck perfekt zur Umsetzung als Cosy Crime passt.
Zum Inhalt: Betty Papst braucht eine Auszeit von ihrer stressigen Assistenzarztstelle an der Berliner Charité und fährt kurzerhand in die Heimat, wo ihre Familie ein Bestattungsunternehmen leitet. Als die Leiterin eines Esoterik-Instituts auf dem dortigen Tisch landet, schrillen bei Betty hinsichtlich der angeblichen Todesursache sofort alle Alarmglocken. Wild entschlossen, ihre Vermutung zu bestätigen, stürzt sie sich ins Ermittlungsabenteuer.
Der Schreibstil ist locker und leicht. Einmal angefangen, ließ sich das Buch nur noch schwer weglegen. Eine ordentliche Portion Humor lockert den ernsten Inhalt gehörig auf und hat mich hin und wieder zum Schmunzeln gebracht. Gerade das Setting im Umfeld eines Bestatters lädt aber auch zum Nachdenken über die Vergänglichkeit und den Wert des Lebens ein. Dem Autor ist hier eine gelungene Kombination aus Witz und Ernsthaftigkeit gelungen. Das Gefühl von Heimat und das Kleinstadt-Feeling wurde perfekt umgesetzt, wodurch das Setting glaubhaft erscheint.
Betty ist eine sympathische Protagonistin. Viele ihrer Gedankengänge und Erfahrungen konnte ich gut nachvollziehen, weshalb ich einfach mit ihr mitfiebern musste. Die teilweise herrlich eigenwilligen Charaktere wirken nicht zuletzt aufgrund der detailliert ausgearbeiteten Familien- und Beziehungsdynamiken authentisch und liebenswert.
Der Krimiteil wirkt insgesamt solide und rund, enthält aber keine Unmenge an überraschenden, fesselnden Wendungen, sondern läuft eher vorhersehbar, ruhig und entspannt ab. Was die Spannung angeht, gibt es somit noch etwas Luft nach oben - gerade, weil es neben der Krimihandlung auch um zwar unterhaltsame, aber doch viel Raum entnehmende Familiendramen sowie angedeutete Liebesgeschichten geht.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten und würde mich freuen, irgendwann noch mehr von Betty lesen zu dürfen. Allen Cosy-Crime-Fans sei der Krimi wärmstens empfohlen!

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Weihnachtsfeeling pur

Merry Kissmas
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Das Cover sieht super schick aus und der schmucke Typ im Anzug passt auch perfekt zum Großteil der Kurzgeschichten, allerdings hätte das Cover gerne noch etwas mehr weihnachtliches Flair versprühen dürfen ...

Das Cover sieht super schick aus und der schmucke Typ im Anzug passt auch perfekt zum Großteil der Kurzgeschichten, allerdings hätte das Cover gerne noch etwas mehr weihnachtliches Flair versprühen dürfen - so wie der wunderhübsch gestaltete Titel.
Zur Handlung der vier enthaltenen Kurzgeschichten sei hier nur auf den Inhaltstext verwiesen, um nichts weiter vorwegzunehmen.
Der Schreibstil ist spritzig und direkt. Ich habe die Kurzgeschichten nur so verschlungenen; sie lassen sich super lesen. Jede Kurzgeschichte steckt nicht nur voll weihnachtlicher Atmosphäre, die für ein heimeliges Gefühl beim Lesen sorgt, sondern wartet auch mit Humor, unterhaltsamen Wortgefechten und prickelndem Knistern zwischen den Charakteren auf.
Ich kann nicht sagen, welche der Geschichten ich am liebsten mochte. Beim Lesen dachte ich ständig: Die hier ist es, nur um anschließend von der nächsten begeistert zu werden. Die einzelnen Stories hätten für mich auch noch deutlich länger sein dürfen.
Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein. Jede Person hat mich mit dem ihr eigenen Charme für sich eingenommen und verzaubert. Alle wirkten auf ihre Art super sympathisch, wodurch ich umso mehr von ihren Geschichten mitgerissen wurde.
Trotz der begrenzten Seitenzahl ist jede Geschichte zudem erstaunlich tiefgründig, was mich positiv überrascht hat. Aufgrund der Kürze sollte man allerdings keine Auflösung bzw. Aufarbeitung der Probleme erwarten. Letztlich sorgen eben diese Negativerfahrungen oder Schwierigkeiten der Protagonisten aber dafür, dass sie menschlich und glaubhaft wirken. Trotzdem sollte man bei seinen Erwartungen im Blick behalten, dass es sich hierbei immer noch um rosarote Wohlfühlgeschichten handelt.
Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten. Jede Kurzgeschichte ist für sich genommen rund, einzigartig und versprüht eine Menge Funken und Weihnachtsstimmung. Die Kurzgeschichtensammlung ist perfekt für jeden Fan weihnachtlicher Liebesgeschichten und eignet sich super als entspannende Auszeit in der oft so stressigen Vorweihnachtszeit, in der die Lesezeit sonst vielleicht eher begrenzt ist.

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Große Gefühle und viel Drama

Not Yours to Take
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Das Cover ist ansprechend gestaltet. Die fröhlichen und verträumt wirkenden Farben passen perfekt zu einem romantischen Inhalt und machen beim Anblick direkt gute Laune.
Zum Inhalt: Ava ist äußerst ehrgeizig ...

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Die fröhlichen und verträumt wirkenden Farben passen perfekt zu einem romantischen Inhalt und machen beim Anblick direkt gute Laune.
Zum Inhalt: Ava ist äußerst ehrgeizig und wild entschlossen, es bei der NASA weit zu bringen. An ihrem neuen Arbeitsplatz trifft sie jedoch auf Trey Ward, einen alten Bekannten aus Highschool- Zeiten, mit dem sie nicht nur positive Erinnerungen verbindet. Doch mit der Zeit hat sich auch die Atmosphäre zwischen den beiden Streithähnen verändert und Ava muss neben ihrer Karriere plötzlich auch noch ein Gefühlschaos klären.
Der Enemies-to-Lovers-Plot enthält nichts bahnbrechend Neues, ist aber spritzig und unterhaltsam geschrieben. Das berufliche Setting innerhalb der NASA und die dortigen Dynamiken am Arbeitsplatz wirkten erfrischend und waren überzeugend umgesetzt. Humorvolle und bissige Schlagabtausche sowie Treys Sprüche machen das Lesen zum Vergnügen und so sorgt der Schreibstil für gelungene, kurzweilige Unterhaltung. Ich bin beim Lesen nur so durch die Seiten geflogen.
Zu den Charakteren: Mit Ava bin ich leider bis zum Schluss nicht richtig warm geworden. Sie badet förmlich in Selbstmitleid und ist eine unglaubliche Dramaqueen mit Hang zu Heulkrämpfen und einer mangelnden Fähigkeit zur Selbstkritik. Dazu wirkt sie ganz schön unentschlossen. Ihre Darstellung ist für mich einer meiner Hauptkritikpunkte, denn ich war teilweise ganz schön von ihr genervt. Dafür war mir Trey umso sympathischer. Mit seiner einfühlsamen, aufmerksamen Art und den fetzigen, direkten Sprüchen kann er Herzen definitiv höherschlagen lassen. Ihm zuliebe habe ich dann auch bei der Annäherung der beiden Protagonisten mitgefiebert.
Ein weiterer Pluspunkt der Geschichte: Sie schenkt in ihrem Verlauf etwas Mut und Hoffnung in Momenten, in denen es im Leben vielleicht einmal wieder nicht ganz so nach Plan oder Wunsch läuft.
Insgesamt wurde ich wirklich gut unterhalten. Das Buch ist jedem auf der Suche nach einer kurzweiligen Liebesgeschichte sowie Fans von Enemies-to-Lovers-Handlungen und verbotenen Arbeitsplatzromanzen zu empfehlen.

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