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Veröffentlicht am 09.10.2017

Sprachgewaltig und anspruchsvoll

Nachhall
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„Man sagte, es sei Recht. Doch Espen sah Unrecht. Man erklärte ihr, es sei Stärke, doch sie sah die Unfähigkeit nachzugeben. Man erzählte, es sei Liebe, doch sie sah nur Verachtung.“

Handlung:

Espen ...

„Man sagte, es sei Recht. Doch Espen sah Unrecht. Man erklärte ihr, es sei Stärke, doch sie sah die Unfähigkeit nachzugeben. Man erzählte, es sei Liebe, doch sie sah nur Verachtung.“

Handlung:

Espen Barthelemy ist auf der Reise zum Haus der Freude und muss in einer fremden Stadt halt machen um auf einen Transport zu warten, der sie zu ihrem Ziel bringen würde. Sie versucht sich im Hintergrund zu halten und anzupassen, doch macht es ihr die Gesellschaft nicht so leicht. Es fällt ihr schwer dazuzugehören, denn ihr hat nie jemand beigebracht wie die Regeln für die Zugehörigkeit lauten. In dieser Stadt macht sie viele Bekanntschaften mit Menschen, die sich nicht dafür interessieren was Espen zu sagen hat sondern ihr eher ihre eigene Meinung aufdrücken möchten. Als ihr durch ein Verfahren auch noch verboten wird die Stadt zu verlassen, bleibt die Frage ob Espen ihre Vergangenheit überwinden kann und ihre Stimme wiederfindet. Und natürlich ob es einen Ausweg aus der Situation gibt.


Meine Meinung:

Dieser Roman ist keinesfalls eine leichte Lektüre, die man einfach zwischendurch lesen könnte. Man benötigt viel Konzentration um verstehen zu können und selbst dann ist es in einigen Abschnitten zumindest mir schwer gefallen. Beile Ratut ist mit ‚Nachhall’ solch ein sprachgewaltiges Buch gelungen, wie ich es schon länger nicht erlebt habe. Man kann hier ganz viel selber herein interpretieren, was mir absolut gefällt, denn so animiert die Autorin ihre Leser auch zum Nach- und vor allem Mitdenken an. Die Botschaft von diesem Roman steckt zwischen den Zeilen, man darf nur nicht während der ersten 100 Seiten aufhören zu lesen, denn das ist mit Abstand der schwerste Abschnitt. Nachdem ich damit fertig war, fiel es mir einfacher das Ganze zu verstehen.
Espen ist eine kluge, empfindsame, labile und vor allem eine absolut liebe und sympathische Person, die nicht so recht weiß, wo ihr Platz in diesem Leben ist und die durch andere Menschen nur zu leicht beeinflusst werden kann. Zwischendurch bekommt man auch einen Blick in ihre Vergangenheit, so erlebt man einige Szenen als sie eine Siebenjährige ist, die verdeutlichen weshalb Espen so ist wie sie ist. Von Eltern nicht beachtet worden, von anderen Kindern ausgegrenzt, hat sie eine Art Liebe nur bei einem erwachsenem Mann erfahren, der sie missbraucht hat. All das Verdrängte kommt zum Vorschein und sie versucht es zu verarbeiten und zu sich selbst zu finden. Es reicht nicht mehr nur auf das zu hören was andere zu sagen haben, sie möchte auch endlich angehört werden. Doch zuerst muss Espen sich von ihren Schuldgefühlen befreien und verstehen, dass wahre Liebe nicht so ist, wie sie es bis jetzt kennengelernt hat. Es bedeutet nicht immer nur zu geben um auch im Gegenzug etwas zurück zu bekommen.

„Espen musste etwas Schlimmes gemacht haben, dass Mutter sie vergessen hat. Natürlich hat sie etwas Unentschuldbares getan, wie sonst könnte diese wunderschöne Frau ihr Kind missachten.“

Beim lesen bekommt man aus ihrer Sicht einen guten Einblick in unsere Gesellschaft, was ziemlich erschreckend ist, weil es einfach der Wahrheit entspricht. Wie immer geht es um Macht, ob in der Politik, Beziehung oder Freundschaft. Um Manipulation und außerdem um Zugehörigkeit, denn wer sich nicht an die Regeln hält, wird ausgestoßen, auch wenn man sagt man würde jeden so annehmen wie er ist.
Zwischen den normalen Kapiteln gibt es auch welche mit der Überschrift ‚Die Stimme’, die einen nachdenklich stimmen. Es ist manchmal schwer zu beurteilen von wem die Stimmen stammen, doch waren die kurzen Texte zum Teil wirklich bewegend und abwechslungsreich. Es gibt nun mal viele Stimmen, auf die man hören könnte, doch sollte man für sich selber entscheiden ob man es auch möchte.

„Schrei nicht gegen die Welt, suche nicht bei Menschen. Suche meine Stimme, suche mich. Und ich werde dir geben. Kein Mann kann dir deine Unversehrtheit wiederbringen, kein Mensch dich heilen. Wenn du aus deinem blinden Blick emportaumelst und ihn bittest, erfährst du, dass er dir nichts geben kann.“

Es ist schön und emotional Espen zu begleiten, zusehen wie sie sich entwickelt und sich trotz der vielen Tiefschläge und Enttäuschungen wieder ins Leben kämpft.

Fazit:

Ein besonderes Buch, das weit weg von der üblichen Masse steht. Anspruchs - und niveauvoll, berührend, sprachgewaltig und tiefgründig.
Werde mir noch gewiss den ersten Roman der Autorin zulegen.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Realität, Fiktion oder nur ein Traum?

Der Ozean am Ende der Straße
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„Ich sehne mich nicht nach der Kindheit, aber ich sehne mich nach der Freude, die ich früher an kleinen Dingen empfand, selbst wenn weit wichtigere Dinge im Argen lagen.“


Die Handlung:

Ein erwachsener ...

„Ich sehne mich nicht nach der Kindheit, aber ich sehne mich nach der Freude, die ich früher an kleinen Dingen empfand, selbst wenn weit wichtigere Dinge im Argen lagen.“


Die Handlung:

Ein erwachsener Mann besucht wegen einer Beerdigung seinen Heimatort, hält aber zuerst an dem Haus der Hempstocks an mit der Bitte zu dem etwas entfernten Ententeich gehen zu dürfen. Und als er am Teich ankommt, kommt auch die Erinnerung an eine längst vergesse Zeit, als er gerade mal sieben Jahre alt war, zurück. Er erinnert sich an Lettie, die diesen Teich einen Ozean genannt hat, an ihre Freundschaft und an all die magischen und irrealen Erlebnisse.

„Niemand sieht so aus, wie er in Wirklichkeit im Inneren ist. Du nicht. Ich nicht.“


Meine Meinung:

Da ich vorher noch nie etwas von Neil Gaiman gehört oder gelesen habe, war ich umso gespannter auf diesen Roman – und wurde nicht enttäuscht. Es ist ein Gesamtkunstwerk entstanden, das vor allem sprachlich auf ganzer Linie überzeugt und einem viel Raum für eigene Interpretationen lässt.
Die Erinnerungen erlebt man aus der Sicht des siebenjährigen Jungen, dessen Name im ganzen Buch nicht genannt wird. Auch wenn man manchmal mit dem Jungen Mitleid haben möchte, kommt dieses Gefühl nicht wirklich auf, weil er es auch gar nicht benötigt. In machen Situationen wirkt er einfach viel erwachsener und tapferer als man es erwarten würde, jedoch mit einer Sicht auf viele Dinge wie es nur ein Kind kann. Immerhin ist es doch ganz logisch Würmer zu haben wenn auch die Nachbarskatze welche hatte. Oder etwa nicht?
Er ist ein einsamer, Bücher liebender Protagonist, der durch die Bekanntschaft mit Lettie Hempstock eine neue Welt kennenlernt, die man als Leser nicht unbedingt verstehen muss. Der Junge hinterfragt auch nichts, er nimmt es einfach hin und vertraut Lettie, seiner ersten Freundin überhaupt. Durch sie lernt er auch die anderen beiden Hemstock Frauen kennen, die sich rührend um ihn kümmern, es ist so ganz anders als er es von Zuhause gewohnt ist. Neben Freundschaft werden in diesem Buch auch ganz viele andere Themen angeschnitten wie zum Beispiel die Selbstfindung, Einsamkeit, elterliche Gewalt, Trauerbewältigung uns vieles mehr. Darunter dann noch der Kampf gegen das ‚Böse’. Gesamt betrachtet ist es trotz der vielen magischen Momente kein Buch für Kinder, sondern eine Art Märchen für Erwachsene mit einigen grausameren Abschnitten.
Dieser Roman bezaubert in seiner melancholischen Art und es könnte gut sein, dass auch etwas autobiografisches eingebaut wurde. Macht zumindest ab und zu solch einen Eindruck.
Die Entscheidung darüber ob die Erinnerungen nun real, fiktiv oder einfach nur ein Traum waren, ist jedem selbst überlassen.

„Ich fand, dass Erwachsene nicht weinen sollten. Sie hatten keine Mütter, die sie trösteten.“


Fazit:

Auch wenn ich von dem Ende nicht ganz überzeugt bin, so war es ein besonderer Lesegenuss, der mir Spaß bereitet hat. Man bekommt in diesem Roman nicht alle Antworten auf die Fragen die man hat.. doch wer sich auf dieses Buch einlassen möchte, sollte sich darauf gefasst machen überrascht zu werden.
Werde mir auf jeden Fall ein weiteres Buch von Neil Gaiman kaufen :)

Veröffentlicht am 08.10.2017

Die Wahrheit könnte so einfach sein

Das Buch der Spiegel
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Im 'Das Buch der Spiegel' beginnt alles mit einem Ausschnitt aus Richard Flynn's Manuskript, das er an den Literaturagent Peter Katz schickt, der sogleich davon begeistert ist und gerne das ganze Manuskript ...

Im 'Das Buch der Spiegel' beginnt alles mit einem Ausschnitt aus Richard Flynn's Manuskript, das er an den Literaturagent Peter Katz schickt, der sogleich davon begeistert ist und gerne das ganze Manuskript lesen würde. Doch ist Richard Flynn schon verstorben und das Manuskript nicht auffindbar. Um die ganze Geschichte um Joseph Wieder's Tod aufzudecken und die aufgekommenen Fragen nach dem Lesen beantworten zu können beauftragt Peter Katz den Journalisten John Keller Nachforschungen anzustellen, was nicht so leicht ist wenn der ungeklärte Mordfall 27 Jahre her ist.

Wenn man denkt es kann kaum noch besser werden als ein Buch in einem Buch zu lesen fängt der Lesespaß gerade dann erst richtig an.
Der Autor weiß ganz genau wie man einen Leser für sich einnimmt, dafür bedarf es nicht mal großer Emotionen, es ist die Erzählung und die Neugier die einen von der ersten Seite an packt. Die Sprache ist sehr sachlich und nüchtern, was besonders gut zu dem Buch passt. Überragend ist auch das Erzähltempo, man bekommt Zeit die Personen kennenzulernen, sich selber Gedanken um den weiteren Verlauf zu machen ohne die Geschichte aus den Augen zu verlieren. Alles läuft problemlos ineinander über, sodass man den Roman flüssig lesen kann.
Der Roman, der auch als Krimi durchgehen könnte, wird überaus realistisch, nachvollziehbar und im Bezug auf die Charaktere detailliert erzählt. Manchmal habe ich mich gefragt ob der Autor mich mit den Details in die Irre führen will damit ich bloß nicht weiß was für die Auflösung wichtig sein könnte. Und genau das ist ein Nebeneffekt dieses Buches, denn bei der ganzen Recherche stößt man auf so viel Widersprüchliches, dass ich als Leser sehr schnell nicht mehr wusste wem man Glauben schenken darf. Jeder der noch lebenden Beteiligten zeigt eine neue Sichtweise auf, keine Aussage stimmt mit der eines anderen überein, es ist überaus schwer zu sagen wer überhaupt die Wahrheit sagt oder etwas zu verbergen hat.
Man kommt nicht umhin selber Theorien aufzustellen und diese sofort wieder zu verwerfen wenn man neue Erkenntnisse gewinnt.
Ich hatte ein dringendes Bedürfnis zu erfahren wer denn nun der Mörder von Joseph Wieder war. Wer hatte überhaupt ein Motiv diesen Mann, eine Berühmtheit in der Psychologie, zu ermorden. So viele Fragen die mich angetrieben haben das Buch in einem Rutsch zu lesen.
Es ist eine tolle Umsetzung einer interessanten, mir neuen Idee und so war es auch eine gute Überlegung, dass man vier Ich-Erzählern folgen darf und dadurch an den journalistischen Recherchen sowie auch den polizeilichen Anteil hatte, denn als letzten Erzähler bekommen wir einen pensionierten Polizisten, der durch Kontakte an wichtige Informationen kommt und selber mit dem Fall vertraut ist.
Auch wenn an den Charakteren ehrlich gesagt nichts besonderes ist, bleibt mir diese originelle Geschichte auf jeden Fall in Erinnerung. Denn auch wenn meine Erwartungen nicht sehr hoch waren wurden sie mehr als erfüllt.
Obwohl ich mir ein paar Erklärungen mehr zu den Arbeiten des Professors Wieder gewünscht hätte, mir die Details zu teils unwichtigen Charakteren manchmal zu viel waren und es ein paar Sachen gibt die mir selbst im Nachhinein noch unerklärlich bleiben, war es ein Buch, das wirklich Spaß gemacht hat.


Fazit:

Bin froh diesen Roman gelesen zu haben.
Das Besondere ist, dass man nie weiß was als nächstes geschieht, es folgt eine Überraschung der anderen nur um am Ende ein stimmiges und nachvollziehbares Bild zu erschaffen.
Man fällt auf die Charaktere herein, man rätselt, stellt selber Theorien auf und kann die Lösung kaum abwarten. Eine Leseempfehlung von mir!

Veröffentlicht am 08.10.2017

Zauberhaftes Jugendbuch

Emma, der Faun und das vergessene Buch
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Ohne Probleme taucht man als Leser in Emma's Welt ein und kann gar nicht anders als sie und die anderen Charaktere zu mögen.
Meiner Meinung nach ist es nicht ganz so wichtig die ganzen Figuren und Andeutungen ...

Ohne Probleme taucht man als Leser in Emma's Welt ein und kann gar nicht anders als sie und die anderen Charaktere zu mögen.
Meiner Meinung nach ist es nicht ganz so wichtig die ganzen Figuren und Andeutungen im Bezug auf Jane Austen's Werke zu kennen, auch wenn die Autorin diese Idee ziemlich gut und überzeugend umgesetzt hat. Es macht eben den gewissen Charme aus.
Das Jugendbuch begeistert nicht nur durch den lockeren Schreibstil sondern auch durch die Beschreibungen mit denen man sich alles vor Augen halten kann und das Gefühl bekommt selber auf Stolzenburg zu sein.
Es ist schön wie Mechthild Gläser in dieser realistischen Welt das Magische mit eingebunden hat, es überzeugt vollkommen, wirkt nicht übertrieben und weckt in einem die Lust auf noch mehr Fantasie. Es macht richtig Spaß so viel wie nur möglich über dieses kleine Buch, das so unglaublich viel bewirken kann, zu lesen. Auch wenn die gewollten Ereignisse manchmal absolut nach hinten losgehen. Ich finde es übrigens gut, dass nur wenige wissen was im Grunde los ist, für alles Unerklärliche findet sich jedenfalls immer eine Begründung.
Mit Emma gehen wir weiteren Geheimnissen und Rätseln auf die Spur, suchen nach einem Faun, durchleben ihren Alltag im Internat und helfen bei der Untersuchung von Ginas Verschwinden. Das Erzähltempo ist perfekt, denn trotz der vielen Geschehnisse hat man als Leser Zeit zu grübeln und selber Theorien aufzustellen. Das Buch ist spannend erzählt und überrascht einen immer wieder. Mit dem Ende hätte ich so beispielsweise nie gerechnet.
Die kleine Liebesgeschichte, die sich entwickelt, war eigentlich zu erwarten, nimmt jedoch nicht den Fokus von der zauberhaften Geschichte und rückt nicht allzu sehr in den Vordergrund, worüber ich froh bin. Es ist einfach ein weiteres Teilchen mit dem diese Geschichte abgerundet wird, wozu auch die verschiedenen Nebencharaktere, die man nicht missen möchte, weil sie den Lesespaß gesteigert haben, beigesteuert haben.


Fazit:

Wundervoll magisches, gut überlegtes und nachvollziehbares Buch, das ich absolut verschlungen habe. Ich habe diese einwandfrei umgesetzte Mischung aus Realität und Fantasie gemocht und hätte mich nicht beklagt wenn es ein paar Seiten länger geworden wäre, weil es doch etwas ruckartig geendet ist.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Ein Traum, der sich zum Gegenteil entwickelt

Das geträumte Land
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Für den hart arbeitenden Kameruner Jende Jonga geht es in Amerika endlich bergauf, er hat seine Frau Neni und seinen kleinen Sohn Liomi bei sich, durch seinen Cousin bekommt er die Stelle als Chauffeur ...

Für den hart arbeitenden Kameruner Jende Jonga geht es in Amerika endlich bergauf, er hat seine Frau Neni und seinen kleinen Sohn Liomi bei sich, durch seinen Cousin bekommt er die Stelle als Chauffeur bei dem erfolgreichen Wallstreet Banker Clark Edwards und sein Anwalt Bubakar ist sehr zuversichtlich, dass sein Asylantrag genehmigt wird. Es könnte also kaum besser laufen, doch schon bald holt die harte Realität auch die Jongas ein. Der Traum von einem besseren Leben für sich und ihren Sohn in New York entwickelt sich langsam zu einem Albtraum. Können sich Jende und Neni dem entgegensetzen?

The American Dream, wer hat das nicht schon das ein oder andere mal gehört? Der Traum, sich durch harte Arbeit eine gute Zukunft sichern zu können, der Traum, dem so viele Migranten erliegen und ihn Wirklichkeit werden lassen möchten. Dadurch, dass die Autorin aus Kamerun stammt und nach Amerika ausgewandert ist, wirkt vieles von dem was sie schreibt glaubhaft und authentisch. Man nimmt es ihr ab und kommt nicht umhin sich zu fragen ob sie oder Menschen, die sie kennt selber die ein oder andere beschriebene Situation erlebt haben. Dieses Buch behandelt ein Thema, das so aktuell wie nie ist und ich finde es gut aus der Sicht von Einwanderern zu lesen, zu erfahren was ihre Beweggründe für das Auswandern ist, was ihre Wünsche sind, ob sie sich integrieren wollen und können und wie sie letztendlich mit der neuen Umgebung klar kommen.
Ich mag den Schreibstil der Autorin, der eher einfach gehalten ist und somit gut zum Roman passt. Sie schafft es in einem ruhigen Ton eine Geschichte voller Gefühl und teilweise auch Überraschungen zu erzählen, eine Geschichte über zwei Familien, die unterschiedlicher nicht sein könnten und bei denen man doch auch Gemeinsamkeiten findet. Der Roman hat mich von der ersten Seite an überzeugt und mich zum Nachdenken gebracht, was vor allem an der Sichtweise der Jongas liegt.
Es ist ziemlich interessant etwas über Limbe, Kamerun zu erfahren, was für Vergleiche zu New York gezogen werden und zu verfolgen wie es Neni und Jende mit ihrem neuen Leben in Amerika ergeht.
Die Charaktere sind sehr facettenreich, so haben wir die ehrgeizige Neni Jonga, die sich um den Haushalt und ihren Jungen kümmert und nebenbei noch arbeitet und studiert, ihr Mann Jende ist der andere Protagonist, der nur das Beste für seine Familie möchte, fast den ganzen Tag arbeitet und auch immer wieder Geld nach Kamerun schicken muss obwohl sie selber nicht so viel haben. Die zwei geben alles und sind voller Hoffnung, die fast greifbar ist. Auf der anderen Seite haben wir den Workaholic Clark Edwards und seine Frau Cindy, die ein Familienmensch ist und dennoch viel zu oft allein gelassen wird. Die Kinder der zwei Ehepaare sind einfach nur wirklich süß.
Auch wenn die Familien sich nicht gleichen, so haben beide mit einigen Problemen zu kämpfen. Die Jongas haben Zukunftsängste und machen sich oft Sorgen um Geld, die Edwards hingegen scheinen alles zu haben und sind dennoch weit davon entfernt glücklich zu sein. Man bekommt durch Jende und Neni nur allzu gut mit was bei den Edwards alles schief läuft. Geld allein macht eben doch nicht glücklich.
Diese Gegenüberstellung der Familien macht einen gewissen Reiz aus und es ist interessant zu verfolgen wie die Erwachsenen mit den Extremsituationen umgehen, die vor ihnen liegen. Ich hätte nie erwartet wie sich alles entwickelt und zu was manche Charaktere überhaupt im Stande sind, zwischenzeitlich hat so manch einer Sympathiepunkte verloren. Und auch wenn ich nicht alle Entscheidungen gut heißen kann und Probleme mit manchen Verhaltensweisen hatte, kann ich vieles nachvollziehen. Es ist sehr nah an der Realität und diese ist bekanntlich nicht immer rosarot.

Ein überaus aktueller Roman über die Einwanderung. Ein Buch, das die afrikanische sowie amerikanische Lebenskultur sehr gut rüber bringt und auch sonst einige weitere Themen miteinbezieht. Eine authentische Geschichte, die einen wahren Blick auf das heutige Amerika bietet und einige schöne Lesestunden verspricht.