Profilbild von Lyca

Lyca

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Lyca ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lyca über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2024

Anspruchsvoller Gegenwartsroman

Der Wald
0

Die Geschichte handelt von Mira Bunting, der Gründerin von der Guerilla-Gardening-Gruppe Birnam Wood. Zusammen mit den anderen zwei Gruppenmitgliedern, ihrer besten Freundin Shelly sowie Tony, interessiert ...

Die Geschichte handelt von Mira Bunting, der Gründerin von der Guerilla-Gardening-Gruppe Birnam Wood. Zusammen mit den anderen zwei Gruppenmitgliedern, ihrer besten Freundin Shelly sowie Tony, interessiert sie sich für verlassene Grundstücke um diese neu zu bepflanzen und stößt nun auf eine Farm an einem Wald, die durch einen Erdrutsch abgeschnitten ist. Ziel ist es sich dort als Umweltaktivisten anzusiedeln und sich finanziell stabil aufzubauen.

Auf der anderen Seite haben wir Robert Lemoine, einen skrupellosen Milliardär und Pioneer in der Drohnentechnik sowie einen Anhörigen der Prepper Szene. Er ist schon längst in Verkaufsgesprächen mit den Grundstücksbesitzern. Natürlich stellt sich sofort die Frage, worin sein Interesse, neben dem Bauen eines Überlebensbunkers, liegt, vor allem als er sich dazu entschließt Birnam Wood finanziell zu unterstützen. Er wirkt nämlich nicht wie jemand, der gemeinnützige Arbeit finanziert.

Der Einstieg in das Buch war nicht unbedingt einfach, die Autorin beschreibt die Charaktere nämlich äußerst genau, es geht um ihre Vergangenheit, Konflikte, die Anschauungsweisen sowie Ideale. Es geht viel um ihre inneren Monologe in denen sie ihre Sichtweisen rechtfertigen oder deutlich machen wie sie sich die Zukunft vorstellen. Auch in den Gesprächen miteinander wirkt es eher so als würden sie ihren Monolog laut aussprechen anstatt sich mal zuzuhören und darauf einzugehen. Und so kann es sein, dass es nicht unbedingt jedem zusagt, da die Spannung einige Zeit auf sich warten lässt.

Ich bin jedoch wirklich froh, dass ich das Buch nicht vorzeitig zur Seite gelegt hab, denn das letzte Drittel hat mich absolut gefesselt.

Eleonor Catton überzeugt hier durch einen intelligenten Schreibstil und einer sehr interessanten Idee, die bei der Umsetzung durch Originalität beeindruckt.

Ich muss zugeben, dass ich weniger gefühlsmäßig investiert war, da die Charaktere nicht unbedingt darauf ausgelegt sind einen sympathischen Eindruck zu machen, sondern eher mental beansprucht worden bin. Immerhin sind die hier behandelten Themen hoch aktuell und wichtig.

Wer also kein Problem damit hat, dass es zu Beginn etwas ruhiger zugeht und sich über ausführliche Charakterisierung freut, kann ich das Buch nur empfehlen. Vor allem bei solch einem fesselnden Ende!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.10.2017

Bringt einen zum Nachdenken

Dinge, die vom Himmel fallen
0

"Mein Vater versuchte immer, uns zu beschützen, aber das reichte am Ende nicht. Er hat sich zu sehr auf die Wände konzentriert und dabei den Himmel vergessen." S.81

Selja Ahava erzählt die Geschichte ...

"Mein Vater versuchte immer, uns zu beschützen, aber das reichte am Ende nicht. Er hat sich zu sehr auf die Wände konzentriert und dabei den Himmel vergessen." S.81

Selja Ahava erzählt die Geschichte einer Familie dessen Leben von vielen, unwirklich erscheinenden, Ereignissen geprägt wird. Manchmal reicht eben nur ein Moment aus um das bisherige Leben auf den Kopf zu stellen. Und wie man damit umgeht ist bei jedem anders.
Saara ist 8 Jahre alt als ihre Mutter von einem Eisblock erschlagen wird, ihre Tante Annu gewinnt zwei Mal den Jackpot im Lotto. Es geht darum wie die beiden sowie Saara's Vater mit der ganzen Situation umgehen, denn wie wahrscheinlich ist es überhaupt, dass das Schicksal einen so trifft? Natürlich stellen sich die Protagonisten die Frage ob alles nur ein Zufall ist oder doch eine höhere Bedeutung hat. Und wie kann es sein, dass ein Mann vier Mal vom Blitz getroffen wird und es überlebt, was gibt er für eine Erklärung dafür? Ist es nur Pech?
Dieser Roman ist kurz und hallt dennoch lange nach. Wird zu Beginn noch aus der leicht kindlichen und doch auch erwachsenen und nüchternen Sicht von Saara erzählt, die mir mit ihrer Art einen anderen Blick auf die Welt gewährt, nimmt die Erzählkunst gegen Ende eine leicht düstere, erwachsene und melancholische Wendung an was auch am vorrübergehenden Perspektivwechsel liegt.
Es ist flüssig zu lesen, mit einigen märchenhaften Zügen versehen -die man jederzeit auf die Protagonisten beziehen kann- und die Erzählweise ist so gut, dass man es kaum schafft sich der ausbreitenden Hilflosigkeit zu entziehen die einen befällt.
Hat mir die erste Hälfte des Buches noch gut gefallen, wurde ich von der Entwicklung in der zweiten Hälfte regelrecht aufgewühlt. Der Zeitsprung um vier Jahre kam schnell, unvorbereitet und hat bei mir eher einen verwirrten Eindruck hinterlassen sowie noch mehr Fragen aufgeworfen.
Konnte ich am Anfang noch den Protagonisten folgen, sie teilweise verstehen, war mir auf den letzten Seiten vieles unerklärlich, weil sich gleichermaßen nichts und doch so vieles verändert hat womit ich mich nicht anfreunden konnte. Gerade was die Vater-Tochter Beziehung angeht und die neue Person in ihrem Leben. Es gibt nur wenige Dialoge und die meisten Gefühle der Charaktere kann man eher erahnen. Gerade bei Saara muss man zwischen den Zeilen lesen.
Und dennoch habe ich sehr gerne aus ihrer Sicht gelesen, habe mich einfach in den Erzählungen verloren. Sie ist solch ein kluges Kind, das mit seiner Trauer allein gelassen wird, weil die Erwachsenen zu sehr mit ihren eigenen Gedanken zu kämpfen haben. Man spricht zu wenig mit ihr, erklärt ihr nicht genug und bietet ihr keinen Halt was es mir erschwert hat die anderen zu mögen. Ich hätte nur zu gerne die ganze Geschichte aus ihrer Perspektive gelesen.

"Manchmal fällt der Himmel herab, manchmal sinkt der Erdboden ein. Manchmal trifft einen ein so unfassbar es Glück, dass es schwer ist, damit weiterzulesen. Manchmal passiert etwas -nur ein einziges Mal-, aber man muss den Rest seines Lebens über das Warum nachdenken. Manchmal passiert nichts, und man denkt den Rest seines Lebens darüber nach, warum es nicht passiert ist." S.115

Ein Roman bei dem man unbedingt mitdenken muss, es ist keine leichte Kost sondern hat zumindest bei mir dazu geführt, dass ich mir auch um mein Leben und Sichtweisen Gedanken mache.
Er hat in mir verschiedene Gefühle hervorgebracht und ich kann versprechen, dass nichts in diesem Buch so kommt wie man es erwartet. Es überrascht, lässt viele Fragen aufkommen und ich komme nicht umhin auch einen Tag später über die Geschichte zu grübeln.
Und auch wenn es inhaltlich nicht immer mein Fall war so habe ich das Sprachliche mehr als genossen. Es gibt viele Sätze, die ich mir am liebsten niedergeschrieben hätte, weil sie aus so viel Wahrheit bestehen.
Es ist ein Buch das man gelesen haben muss um zu verstehen worüber es auch nur ansatzweise handelt. Eine Zusammenfassung reicht da ehrlich gesagt nicht aus, man muss es selber erleben.
Wenn man sich also nicht davor scheut ein Buch voller Melancholie zu lesen und anspruchsvolle Lektüre mag ist es auf jeden Fall einen Versuch wert. Von mir bekommt es 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Bedrückender Roman

Betrunkene Bäume
0

Erich ist über 80 und kann seinen Alltag nicht mehr so bewältigen wie es ihm lieb wäre. Er trauert seiner seiner Unabhängigkeit und seiner Frau nach und findet Zuflucht in seiner Wissenschaft, seiner großen ...

Erich ist über 80 und kann seinen Alltag nicht mehr so bewältigen wie es ihm lieb wäre. Er trauert seiner seiner Unabhängigkeit und seiner Frau nach und findet Zuflucht in seiner Wissenschaft, seiner großen Leidenschaft den Bäumen. Zufälligerweise zieht in die freie Wohnung ihm gegenüber die 17jährige Katharina ein, die von Zuhause weggelaufen ist und ganz alleine versucht über die Runden zu kommen. Schnell entsteht eine Verbindung zwischen ihnen, Erich nimmt ihre Hilfe an und gemeinsam schaffen sie es ihrer Einsamkeit zu entkommen, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.

Ada Dorian ist mit ihrem Debütroman eine eher ruhige und unaufgeregte Geschichte gelungen. Die Stimmung während des Lesens ist bedrückend und ich bekam das Gefühl, dass die beiden Protagonisten in ihrer Einsamkeit und Isolation absolut verloren sind. Erich kämpft gegen die Einsamkeit und um seine Selbstständigkeit während Katharina sich verlassen fühlt, der Vater ist in Sibirien, die Mutter hat ihn davon nicht abgehalten und lebt auch sonst ein Leben für sich während Katharina seit Jahren schon zwischen den Stühlen steht und nicht weiß was sie machen soll.
Man weiß nicht wohin der Roman einen entführt, immer wieder werden Rückblenden verwendet um uns Erich's Zeit in Sibirien nahe zu bringen, dem Abschnitt seines Lebens in dem er als Wissenschaftler so viel über Bäume gelernt und sich verliebt hat. Mit der Zeit wird einem immer klarer wieso Erich nie wieder zurück gereist ist. Wieso er in diesem hohen Alter alleine lebt und das hat mich wirklich traurig gemacht. Vom Verhalten her ist er eher still, liebenswürdig und leicht schroff was aber eher mit seinem Umstand zusammenhängt. Sein Körper lässt ihn langsam im Stich und doch versucht er es zu verdrängen, möchte nicht von seiner Tochter in ein Pflegeheim gesteckt werden und will für sich selbst sorgen können. All das ist sehr authentisch dargestellt, man kommt nicht umhin um ihn und auch seine verpasste Chance zu trauern. Seine Liebe zu den Bäumen ist ehrlich gesagt wirklich rührend, das ist so ziemlich die einzige Konstante in seinem Leben.
Es ist kein Buch das einen unglaublich emotional werden lässt, die Emotionen spielen sich eher zwischen den Zeilen ab. Sie sind nicht ganz greifbar und doch versteht man wie es Erich und Katharina ergeht. Katharina war manchmal wirklich sehr blauäugig, sie ist wie eins dieser betrunkenen Bäume, über die Erich erzählt. Vor lauter Kummer und Trotz verlässt sie ihr Zuhause um sich alleine durchzuschlagen was natürlich nicht so einfach ist wie sie es sich gedacht hatte. Durch Erich bekommt sie eine Aufgabe und hat auch die Chance sich auf das Wichtige zu besinnen.
Es wurden in diesem Roman wirklich einige Themen angeschnitten, die nicht ausreichend erzählt wurden und nicht die Tiefgründigkeit erhalten haben, die sie verdient hätten sodass ich als Leser manchmal in der Luft hing. Man bekommt das Gefühl, dass die Autorin noch viel mehr hätte erzählen wollen, ihr aber nicht genug Seiten zur Verfügung standen. Insgesamt hätte ich mir mehr von der Geschichte gewünscht, mehr Treffen zwischen Erich und Katharina, mehr Gespräche, größeren Einblick in die Zeit in Sibirien, die Gefühle, Gedanken und auch etwas mehr Einblick in die Nebencharaktere, denn wie schon erwähnt gibt es die meisten Informationen zwischen den Zeilen zu finden.
Insgesamt jedoch ein Roman der durch seine ruhige Erzählweise und die Thematik überzeugen kann, bei dem aber auch viel Potenzial ungenutzt blieb.

Veröffentlicht am 16.01.2024

Schön für zwischendurch

Run For Love
0

In 'Run for Love' begleiten wir die in Berlin lebende Luca, die aufgrund eines Zwischenfalls Sozialstunden in einem Jugendheim ableisten muss. Dort trifft sie auf den unglaublich sympathischen und auch ...

In 'Run for Love' begleiten wir die in Berlin lebende Luca, die aufgrund eines Zwischenfalls Sozialstunden in einem Jugendheim ableisten muss. Dort trifft sie auf den unglaublich sympathischen und auch sehr durchtrainierten Noel. Das Problem ist, dass Luca so gar nichts mit Sport anfangen kann.
Das Cover ist farbenfroh und sehr passend für eine reine Liebesgeschichte. Weswegen es bei mir auch etwas andere Erwartungen geweckt hat.
Denn natürlich handelt es um Luca und Noel, jedoch werden auch viele weitere Themen wie Bodyshaming, Feminismus, Selbstliebe oder auch generell Schönheitsideale angesprochen. Wichtige Themen, die bei der Länge des Buchs ziemlich schnell angesprochen und abgehandelt werden mussten um voran zu kommen. So fehlt dann meiner Meinung nach manchmal etwas die Tiefe.
Der Schreibstil ist locker leicht und man fliegt regelrecht durch die Seiten. Gerade die kurzen Kapitel verleiten einen dazu weiterzulesen.
Ich mochte Luca als selbstsicheren Charakter, auch wenn mir teilweise einige ihrer Verhaltensweisen zu viel waren. Wobei ich sagen muss, dass ich auch zum nachdenken angeregt wurde, denn wenn auch manche Situationen auf den ersten Blick nicht diskriminierend erscheinen, so könnte man diese natürlich so auslegen. Genau das hat die Autorin geschafft, dass ich auch etwas umdenke.
Die Nebencharaktere finde ich allesamt interessant, auch wenn sie zu kurz gekommen sind und es eher den Anschein gemacht hat, dass sie da sind um einige der anderen Themen anzusprechen.

Wenn man eine reine Liebesgeschichte möchte, ich dieses Buch vielleicht nicht das Richtige für einen. Es ist jedoch schön und unterhaltsam für zwischendurch mit einer schnellen Thematisierung von einigen gesellschaftlichen Problemen. Mir persönlich hat dabei jedoch das tiefgründige gefehlt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2017

Für Zwischendurch ganz okay

Und du kommst auch drin vor
0

Als die 15jährige Kim mit ihrer Klasse eine Autorenlesung besucht erlebt sie eine Überraschung. Alles was die Autorin vorliest scheint auf Kim's Leben zu beruhen. Wie kann sowas möglich sein? Natürlich ...

Als die 15jährige Kim mit ihrer Klasse eine Autorenlesung besucht erlebt sie eine Überraschung. Alles was die Autorin vorliest scheint auf Kim's Leben zu beruhen. Wie kann sowas möglich sein? Natürlich kauft sie sich das Buch um nochmal alles nachzulesen und ist vor allem mit dem Ende nicht zufrieden, denn wenn es nach dem Buch geht, stirbt ihr Klassenkamerad Jasper. Von nun an wollen Kim und ihre beste Freundin Petrowna dies ändern.

Die Idee an sich fand ich eigentlich ziemlich interessant und doch hat das Buch es nicht geschafft mich zu überzeugen. Der Schreibstil ist anspruchslos und einfach gehalten und die nicht mal 200 Seiten lassen sich wirklich schnell weg lesen.
Mein größtes Problem war eigentlich Kim selber, ich könnte mit ihr so gar nicht warm werden. Sie wirkte öfter viel jünger als sie ist und auch ihre Handlungen waren größtenteils unlogisch. Da war mir ihre beste Freundin doch irgendwie lieber. Dennoch muss man sich auf Gezicke einstellen.
Was ich schade fand ist, dass das Buch nicht wirklich spannend verlaufen ist. Es blieb sehr eintönig, gab keine Highlights, die hervorstechen und so denke ich, dass Buch schnell von mir vergessen wird.

Leider etwas enttäuschend, kann mir dennoch vorstellen, dass es etwas für zwölfjährige sein könnte, weswegen auch als nächstes meine Cousine das Buch lesen darf.