Poetische Verarbeitung von familiärer NS- Vergangenheit
SundDie namenlose Erzählerin ist dabei die NS-Vergangenheit ihres Urgroßvaters aufzuarbeiten. Viel wurde darüber in der Familie geschwiegen, viel verdrängt oder verdreht. Schließlich braucht sie davon eine ...
Die namenlose Erzählerin ist dabei die NS-Vergangenheit ihres Urgroßvaters aufzuarbeiten. Viel wurde darüber in der Familie geschwiegen, viel verdrängt oder verdreht. Schließlich braucht sie davon eine Pause und fährt auf die Insel Lykke. Doch auch auf der Insel wird die Vergangenheit verschwiegen.
"Zum Frühstück: trockene Kekse. Zum Mittag: Orthopädie im Nationalsozialismus. Zu Abend: gebratene Panik."
"Hinten auf den Feldern leuchten die Feuer. Die Einwohnerinnen verbrennen ihre Erinnerungen und ihren Müll, und für sie ist es dasselbe."
Zu Beginn der Lektüre habe ich mir zahlreiche Passagen unterstrichen und konnte gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören, weil ich die Sprache und die Bilder, die mit ihr gezeichnet wurden, so schön fand. Doch mit dem zweiten Kapitel war ich dann leicht überfordert. Hier fährt die Leserin auf die Insel Lykke. Hier treten Figuren auf, deren Handeln ich so gar nicht einordnen konnte. Oder hat sich die Erzählerin nur alles eingebildet?
Dann folgte das dritte Kapitel. Hier setzt sich die Erzählerin sehr konkret mit der NS-Vergangenheit auseinander. Das hat mich nun wieder sehr interessiert und ich fand die Umsetzung auch sehr gelungen. Hier wurden Textpassagen aus Büchern, Tagebüchern und Briefen wiedergegeben.
Dann verlässt die Erzählerin die Insel wieder und verwaltet die Vermietung von Bunkern an Touristen. Die können anscheinend nicht genug von der dunklen Vergangenheit bekommen und mieten sich in die Betonklötze ein. Hier fühlte ich mich dann leicht ertappt, weil ich auch immer jeden Bunker, der an irgendeiner Küste auftaucht, besichtigen will.
Ich bin sehr zwiegespalten, so wie auch das Buch für mich. Leider lässt mein Kleinkind-Alltag es auch nicht zu, mich länger mit einem solchen Text auseinanderzusetzten., wie dieser es verdient bzw. auch benötigt. Denn ganz klar wird hier vom alleinigen Lesen nichts.
Wer die Muße hat, sich auf solch einen Text einzulassen, dem sei das Buch empfohlen. Für mich hat es leider nicht so gut funktioniert, aber bei 129 Seiten ist das auch nicht so tragisch.