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Veröffentlicht am 20.02.2024

Eine ungewöhnliche Freundschaft in dunklen Zeiten

Das Mädchen mit dem blauen Stern
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Man liest unzählige Bücher über diese düstere Epoche und doch wird man immer wieder überrascht, was alles passiert ist und wie Menschen einen Überlebenswillen und Kampf geführt haben, um diese Gräuel, ...

Man liest unzählige Bücher über diese düstere Epoche und doch wird man immer wieder überrascht, was alles passiert ist und wie Menschen einen Überlebenswillen und Kampf geführt haben, um diese Gräuel, diese menschenunwürdigen Zustände zu überstehen.

So auch Sadie, das 19-jährige Mädchen mit dem blauen Stern. 1942, als im jüdischen Ghetto Krakaus eine Razzia der Nazis durchgeführt wird und die einzige Möglichkeit zu überleben der Weg in die Kanalisation führt. Finster, nass, kalt und schmutzig verbringt sie mit einigen anderen Tag um Tag in diesem Loch, nur die Geräusche von außen und der Blick durch ein Gitter sind der einzige Kontakt zur Außenwelt.

Alleine diese Vorstellung dort Monate auszuharren, getrennt von der Außenwelt, Ratten, ohne zu wissen, wie es mit der Lebensmittelversorgung läuft, auch wenn ihnen ein Wohlgesinnter hilft. Aber die Nazis sind überall, es wird mit Argusaugen gewacht, jedem Geräusch wird nachgegangen. Bis Sadie eines Tages durch das Gitter ein anderes Mädchen sieht und sich eine ergreifende Freundschaft zwischen ihr und Ella entwickelt, die es sich zur Aufgabe macht, Sadie und allen anderen irgendwie zu helfen.

Abwechselnd aus der Sicht von Ella und Sadie erhält man Einblicke in das Leben in der Kanalisation und ich war zutiefst erschrocken, was diese armen Seelen aushalten und erleben mussten, jede Minute bangt man mit, was passiert und wie knapp die Entdeckung ist. Aber auch Ellas Leben ist so emotional und erschütternd und doch sind beide Mädchen wirklich Menschen mit Mut, Charakter und Stärke.

Dieses Buch basiert auf einer wahren Begebenheit, es hat mich beschämt, zerrissen, ich hab mit den Tränen gekämpft und so intensiv mitgefühlt, ob Gerüche, die Gefühle, die Schilderungen der Situationen – alles war, als wenn es gerade passiert und man ist mittendrin.

Ich hatte etliche Male Gänsehaut und der Schluss – nun da hat es mir dann endgültig die Füße weggerissen, denn da passiert wirklich alles, was man nicht sich weder denken noch vorstellen kann.

Ein Schicksalsroman, der sehr nahe geht, der Gefühle an die Oberfläche bringt, es brodelt innerlich, während man gleichzeitig Bewunderung verspürt, immer in der Gewissheit dieses Leid nie wieder gutmachen zu können. Zumindest hilft erinnern und wachrütteln und genau deshalb mag ich Geschichten wie diese und möchte auch diesen Roman von Herzen empfehlen.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

historisch gut gelungener Auftaktband eines berühmt berüchtigten Mädchenpensionats

Töchter des Aufbruchs
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Lothringen 1910: So malerisch das kleine Moselstädchen Diedenhofen auch sein mag, aber es nach wie vor Brennpunkt von Deutschen und Franzosen, deren Vergangenheit immer noch politisch als auch in der Bevölkerung ...

Lothringen 1910: So malerisch das kleine Moselstädchen Diedenhofen auch sein mag, aber es nach wie vor Brennpunkt von Deutschen und Franzosen, deren Vergangenheit immer noch politisch als auch in der Bevölkerung brodelt. Hier führt die junge, motivierte Pauline Martin ein Pensionat für höhere Töchter, um ihnen dabei zu helfen, eigenverantwortlich, selbstständig und selbstbewusst zu handeln, egal wohin ihr Weg sie auch führen mag. Doch schon bald wird ihre Geduld auf eine harte Probe gestellt, als sich ausgerechnet ihre Nichte auf einen Soldaten einlässt und kurze Zeit später verschwindet. Ausgerechnet den preußischen Hauptmann Erich von Pliesnitz, selbst gezeichnet vom Leben und voller Verachtung für Frauen, die nach höherem Streben und doch so gedankenlos handeln, bittet Pauline um Hilfe, da sie von der hiesigen Polizei keinerlei Hilfe erwarten kann, viel zu sehr ist sie im Fokus von Argwohn und Vorurteilen.

Der Auftaktband der Trilogie um das Mädchenpensionat ist erfolgreich gestartet und bietet erstmal einen Überblick über die politischen Verhältnisse zur damaligen Zeit, in der Saarland, Luxemburg und Elsass immer wieder in Konflikten stand und sich dies auf den Zusammenhalt der Bevölkerung und die gegenseitige Achtung auswirkte, aber auch auf Lehrinhalte, Ansichten und Sprache.

Genau hier gerät Pauline immer wieder zwischen die Fronten, möchte sie doch ihren Mädchen mit Verstand, Liebe und Mitgefühl helfen, richtige Entscheidungen zu treffen, Handlungen und Folgen zu bedenken und Selbstbewusstsein zu lernen, ohne Disziplin einzuprügeln, wie es damals häufig der Fall war. Mit viel Geduld und einem starken Glauben an diese Mädchen erlebt man hier viele Aufs und Abs, eine spannungsgeladene Geschichte, da es etliche Freigeister, Andersdenker unter den Mädchen gibt, aber auch solche, die sich eingeengt und bevormundet fühlen und teilweise einen gefährlichen Weg einschlagen.

Mir hat die Geschichte gut gefallen, ich mag historische Romane, die einen in eine Zeit versetzen, die einem völlig fremd und doch interessant vorkommt. Mit einem Hauch Crime gespickt, charakterlich besonderen, teils geheimnisvollen und grundverschiedenen Persönlichkeiten und Einblicken in die Abläufe im Pensionat erlebt man einen gelungenen Roman mit zeitweise ein paar kleineren Längen und Wiederholungen, die aber trotzdem Vorfreude auf die Fortsetzung wecken und ich bin sehr gespannt, wie es in dem berühmt berüchtigten Pensionat weitergeht.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Freundschaft kennt keine Grenzen - ganz starkes, emotionales Buch

So was wie Freunde
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Bücher und gute Freunde – so schafft man auch schwierige Situation im Leben. Genau mit diesem Thema beschäftigt sich dieses Buch, die von der wundervollen älteren Maggie erzählt, die neben dem Einsatz ...

Bücher und gute Freunde – so schafft man auch schwierige Situation im Leben. Genau mit diesem Thema beschäftigt sich dieses Buch, die von der wundervollen älteren Maggie erzählt, die neben dem Einsatz in der hiesigen Bücherei auch noch eine Schaffarm bewirtschaftet. Aber auch der Jugendliche Tom erzählt seine ganz persönliche Geschichte, die einem richtig nahe geht. Seine Bezugsperson und bücherliebende Mutter ist verstorben und der Vater ertränkt seinen Kummer im Alkohol – eine schwere Ausgangssituation, in der Tom sich vollkommen verloren fühlt. Bis sich eines Tages sein Weg mit dem von Maggie kreuzt und eine ungewöhnliche Freundschaft beginnt…

Diese Begegnung und das, was Maggie bei Tom bewirkt, wie sie sich für ihn einsetzt, obwohl es bei ihr alte Wunden aufreißt, ist einfühlsam, großherzig und emotional beschrieben.
Trotz aller Dramatik und Traurigkeit erlebt man auch sehr viele lustige Momente, weil Maggie einfach ungewöhnlich ist und ich mich über ihre Ansichten, Gewohnheiten und Hobbys köstlich amüsieren konnte. Je mehr man aus dem Leben der beiden erfährt, desto mehr möchte man beide ganz fest in die Arme schließen.

Hoffnungen, Wünsche und Träume sowie Verzweiflung, Einsamkeit und Trauer aus der Sicht eines Jugendlichen zu erleben hat mein Herz etliche Male ganz schön durchgerüttelt und Tom ist für mich wirklich ein tapferer Junge, der nicht nur mit der häuslichen Situation zurechtkommen muss, sondern auch in der Schule mit Mobbing zu tun hat, was auch Spuren hinterlässt. In Maggie jemanden zu finden, die ihm Mut zuspricht, zur Seite steht, Hilfestellung und eine Alternative bietet, obwohl auch hier nicht alles immer glatt läuft, macht dieses Buch so authentisch und ergreifend.

Parallel zum Buch hab ich auch das Hörbuch verfolgt und dabei haben beide Sprecher die Figuren zum Leben erweckt und auch die richtige Stimmung eingefangen. Obwohl mir der Part von Tom sprechtechnisch noch etwas mehr gefallen hat, weil hier noch deutlich mehr Emotionen rüberkamen.

Auch wenn es hier um die Entwicklung eines verletzten, eingeschüchterten und einsamen Jungen geht, der ganz schön schwer an der privaten und schulischen Situation zu kämpfen hat, so finde ich das Buch für jede Altersklasse passend, denn diese Mischung gemeinsam Alt und Jung etwas zu bewegen über die Kraft der Bücher und die Rettung der Bibliothek sollte heute viel mehr in den Vordergrund gerückt werden.

Die Message dieses Buches ist, gemeinsam für eine Sache einzustehen, feine Antennen füreinander zu entwickeln und sich zu kümmern, egal welchen Alters man ist. Oft entdeckt man hier Gemeinsamkeiten, die das ganze Leben verändern und lebenswert machen. Freundschaft hat viele Seiten, so steht es auf der Rückseite des Buches und passt perfekt zu den beiden Romanhelden, die durch ihre gemeinsame Liebe zu Büchern eine ganz besondere Freundschaft entwickeln – nicht nur so was wie Freunde, sondern Freunde fürs Leben.

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Veröffentlicht am 13.02.2024

Das Wechselspiel der Farben - ein Leben voller Veränderungen - bezaubernder Debütroman

Die Farben des Sees
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Genauso wechselhaft wie die Farben des Sees sind auch die Emotionen und Gefühle von Matilda, die die beendete Beziehung zu ihrem Freund Max verkraften muss und zusammen mit ihrer Schwester das Häuschen ...

Genauso wechselhaft wie die Farben des Sees sind auch die Emotionen und Gefühle von Matilda, die die beendete Beziehung zu ihrem Freund Max verkraften muss und zusammen mit ihrer Schwester das Häuschen ihrer Oma Enni am Bodensee geerbt hat.

Immer wieder tauchen blasse Erinnerungen an Oma Enni auf, ebenso wie wenige Erlebnisse an die Kindheit dort zusammen mit ihrer Schwester, Erinnerungen die wie Dias vor Matildas Augen vorüberziehen.

Frustriert, einsam, ratlos, wie gefangen in einer leeren Hülle und ohne zu wissen, wie es weitergeht, macht sie sich auf die Suche nach Antworten und Erklärungen und versucht die Ungewissheit der Zukunft und die trüben Gedanken auszublenden.

Ein kleines Medaillon zusammen mit einem Bild und einem unbekannten Namen verändert plötzlich alles und stellt sie vor die Frage, was Liebe eigentlich genau bedeutet? Wer oder was spielt dabei eine Rolle?

Dieses Buch trägt eine gewisse Melancholie und in fast schon poetischer Form erfährt man mehr über Matildas Zerrissenheit zwischen Erinnerungen von Vergangenem und der Suche nach dem, was noch kommen mag.

Die innere Unruhe treibt sie immer wieder an den See, um Antworten zu finden, mit der zeitgleichen Sehnsucht nach Wärme, Liebe und Geborgenheit.

Jedes Kapitel beginnt mit der Beschreibung des Sees in beeindruckender Weise, die sofort Bilder im Kopf entstehen lässt und sämtliche Sinne anregt. Das Buch ist anders als erwartet, sanft, feinsinnig und doch gleichzeitig so unendlich traurig und emotionsgeladen. Gerade diese zauberhaften manchmal vielleicht auch etwas nüchtern wirkenden Wechsel machen das Buch so authentisch, zeigen eine verzweifelte Frau und ihre Sehnsucht nach Liebe mit einem regelrechten inneren Farbspektakel.

Mit dem eindrucksvollen Cover erlebt man eine schöne Geschichte über die Verarbeitung von Verlusten, dem Loslassen und Ankommen und der Suche nach sich selbst und der Bedeutung von Liebe in jeglicher Form.

So verschieden die Farben eines Sees sind, so steckt auch das Leben voller Veränderungen, in denen wir die Wahl haben, uns für die eine oder andere Richtung zu entscheiden.

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Liegt das Glück wirklich in den Sternen? Schicksalsroman mit Gänsehautfeeling

Was die Sterne dir schenken
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Die beiden Schwestern Lexi und Amelia haben ein ganz besonderes Verhältnis zueinander, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Als Amelia eines Tages am Strand gefunden wird und reanimiert werden ...

Die beiden Schwestern Lexi und Amelia haben ein ganz besonderes Verhältnis zueinander, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Als Amelia eines Tages am Strand gefunden wird und reanimiert werden muss, lässt Lexi in New York alles stehen und liegen, um nach Somerset zu fliegen und ihrer Schwester beizustehen. Doch dort angekommen, scheint ihre Schwester einige schwerwiegende Veränderungen durchgemacht zu haben, was bei der Diagnose passieren kann. Ihr Gedächtnis entwickelt falsche Erinnerungen für Dinge, die eigentlich nie passiert sind. Detailliert schildert sie ihren Ehemann und dessen Hund, gemeinsame Erlebnisse und kann ihn sogar zeichnen. Allerdings gibt es ihn gar nicht.
Lexi und ihre Mutter sollen auf Anraten der Ärzte und zur besseren Genesung diese Erinnerung wachhalten und so tun, als wenn es echt wäre. Während sie im Cottage ihrer Schwester wohnt, trifft sie eines Tages einen Mann am Strand, der auf die Beschreibung genau passt – aber er heißt nicht Sam, sondern Nick und ist ihrer Schwester noch nie begegnet…

Die Geschichte klingt im ersten Moment kurios und verrückt, ist aber durch das, was Amelia geschehen ist, psychologisch wirklich möglich - Gedächtnislücken werden aufgefüllt mit für echt empfundenen Erlebnissen und die Autorin hat das genial in die Geschichte eingebaut.

Die Zerrissenheit von Lexi, die ihre Schwester über alles liebt und auch alles für sie tun würde, um sie wieder gesund und glücklich zu machen ist sehr emotional beschrieben. Ich konnte so nachvollziehen, welche Achterbahnfahrt der Gefühle sowohl die Mama als auch Lexi durchmachen, zumal sie auch den Verlust des Vaters verkraften mussten.

Als Lexi mit Nick eine Idee entwickelt, um die Erinnerungen Amelias lebendig zu halten und ihr Hoffnung zu geben, merkt sie, in welchem Dilemma sie steckt. Ihre eigenen Gefühle zugunsten der ihrer Schwester opfern? Die Wahrheit aussprechen oder zurückstecken und auf die Liebe verzichten?

Ich hab schon mehrere Romane der Autorin gelesen, die für ihren Herzschmerzstil bekannt ist und auch hier erlebt man etliche Wendungen, mit denen man nicht gerechnet hat und die mir am Ende das Herz zerrissen haben.

Die Charaktere sind so liebevoll und besonders, gerade Nick hat mir unglaublich gut gefallen, der eine Stärke und Selbstlosigkeit zeigt, auch wenn man spüren kann, wie suspekt das alles auch für ihn ist. Auch der grummelige Nachbar Tom ist für mich ein passender Fels in der Brandung und geben der Geschichte noch mehr Tiefe.

Auch wenn es nicht der stärkste Roman ist, finde ich die Idee und Umsetzung dennoch gelungen und da ich es zeitgleich gehört habe, muss ich sagen, dass es als Hörbuch noch intensiver wirkt und die Sprecherin Nora Jokhosha das in einer Art transportiert, die mir so manche Gänsehaut verschafft hat und die Momente und Stimmung super eingefangen hat.

Trotz des ungewohnten und etwas seltsam wirkenden Handlungsverlaufs interessieren mich solche medizinischen Besonderheiten sehr und ich finde es gut, dass auch solche Themen in Büchern ihren Platz finden.

Für mich auf jeden Fall eine lesenswerte Geschichte!

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