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Veröffentlicht am 15.12.2022

Die Stewardessen wünschen einen angenehmen Flug

Die Stewardessen. Bis zum Horizont
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„Come fly with me…“ Aber ja doch, gerne fliege ich wieder mit, fliege mit Margot Frei weiter „…bis zum Horizont.“ Sie ist Stewardess der ersten Stunde, schon im ersten Band „Die Stewardessen. Eine neue ...

„Come fly with me…“ Aber ja doch, gerne fliege ich wieder mit, fliege mit Margot Frei weiter „…bis zum Horizont.“ Sie ist Stewardess der ersten Stunde, schon im ersten Band „Die Stewardessen. Eine neue Freiheit“ habe ich sie begleitet und sie in ihrer frisch-forschen Art ins Herz geschlossen. Es ging aufwärts, die Lufthansa nahm den Flugbetrieb wieder auf, sie bildete Stewardessen aus, Margot gehörte zu den ersten, die ihre Fluggäste hoch oben in den Wolken verwöhnen durfte. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1957, auf sie warten neue Herausforderungen.

So lange musste ich zwar nicht auf den Folgeband warten und doch habe ich ihn herbeigesehnt. Endlich! Die Stewardessen haben mich wieder! Der erste Band ist in sich abgeschlossen und auch dieser zweite Band kann unabhängig vom ersten gelesen werden, alle relevanten Begebenheiten sind hier gut eingearbeitet und doch war und ist es nicht nur informativ, von den Anfängen der Lufthansa nach dem Krieg zu lesen, es ist auch sehr unterhaltsam.

Die Lufthansa erwartet von ihren Flugbegleiterinnen einen einwandfreien Leumund, auch wird die Ehelosigkeit vorausgesetzt, sie sind schließlich das Aushängeschild des Unternehmens. Sie sind junge Frauen, so manche Liebelei und auch mehr bleibt trotzdem nicht aus. Wir sind in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, die Engstirnigkeit und der Mief dieser Zeit sind schon noch spürbar. Von der Rolle der Frau, die noch weit entfernt von Gleichberechtigung war, hat Margot sich weitgehend emanzipiert, auch ist der politische und gesellschaftliche Hintergrund in die Story geschickt mit eingebunden. Fiktion und der geschichtliche Hintergrund bilden eine gut lesbare, homogene Einheit.

Margot bereist die halbe Welt, sie begleitet auf ihren Flügen bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Showbiz von damals, deren Namen uns auch heute noch durchaus vertraut sind. Neben dem Alltag einer Stewardess hat Svea Lenz immer wieder kleine Anekdoten eingeflochten, die einfach zu schön sind, um nicht wahr zu sein. Diese Leckerbissen zwischendurch habe ich sehr genossen, sie mir auf der Zunge zergehen lassen. Auch finde ich die mit Songtiteln von anno dazumal überschriebenen Kapitel eine super Ergänzung, sie runden die Story perfekt ab – gute Laune inklusive.

Von Hamburg geht es über den großen Teich, PanAm, die feudale Fluggesellschaft, ist ein formidabler Aufstieg. Es gilt, noch einmal alles von der Pike auf neu zu lernen. Die Umsiedelung nach New York ist ein gewagter Schritt, hier genieße ich unter anderem die West Side Story, die gekonnt ins Geschehen mit einfließt. Auch Almuth und Thea, die einst mit Margot einen der begehrten Ausbildungsplätze erhielten und schon lange beste Freundinnen sind, sind im übertragenen Sinne wieder mit an Bord. Und mit ihnen auch die Piloten Claus und Klaus und so manch andere lieb gewordene Figur.

Eine sehr unterhaltsame Reise, ein Blick zurück in eine Zeit des Aufbruchs, des Neubeginns ist zu Ende. Der Zeitgeist war gut spürbar, die Autorin hat hervorragend recherchiert, sie hat mir viel Wissenswertes von damals erzählt. Nun bin ich sicher gelandet im Hier und Heute. Es war ein angenehmer Flug mit so etlichen Turbulenzen. Schade, dass es vorüber ist. Schön, dass ich dabei sein durfte. Ein großartiges Buch mit vielen interessanten Zusatzinformationen, das ich sehr gerne empfehle. Ein packender Schreibstil mit glaubhaften Charakteren, eine interessante Story inbegriffen. Einfach lesen – es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 09.12.2022

Kurzgeschichten zum Wegträumen

Dolce Vita
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Schon das liebevoll gestaltete Cover lädt ein, die literarische Rundreise durch Italien, das DOLCE VITA, zu genießen. Bevor ich zu lesen anfange, sehe ich auf den ersten Seiten den „Stiefel“ mit den einzelnen ...

Schon das liebevoll gestaltete Cover lädt ein, die literarische Rundreise durch Italien, das DOLCE VITA, zu genießen. Bevor ich zu lesen anfange, sehe ich auf den ersten Seiten den „Stiefel“ mit den einzelnen Stationen, die Vorfreude ist groß. Und am Ende des Buches stellt sich jede Autorin in einer Kurzvita vor.

Für diese ganz besondere Reise habe ich mir Zeit gelassen. Es sind 16 Aufenthalte, jeder einzelne steht für eine Geschichte, die das Leben schreibt. Unterhaltsam und lebensklug, zuweilen traurig. Ganz und gar unterschiedlich kommen sie daher. Die italienische Lebensart habe ich hier mit allen Sinnen gespürt. Die Autorinnen bitten zu Tisch, kredenzen Vino und Amore, so mancher Charakter hat eine kriminalistische Ader, es wird angedeutet und doch weiß man, was die Autorin sagen will.

Jede dieser Geschichten ist einzigartig mit überraschendem Ende. Sie kommen mehr oder weniger heiter daher, so nach dem Motto Sommer, Sonne, Urlaub. Italien von seiner schönsten Seite. Und doch verbirgt sich so viel mehr dahinter.

Als absoluter Italien-Fan kenne ich viele der Aufenthalte, beim Lesen wurde so manche Erinnerung wach. Anderes muss ich unbedingt noch bereisen, die Geschichten machen neugierig auf mehr.

Die Genusslichter-Projekte waren mit bis dato nicht bekannt. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Sehnsuchts-Orte literarisch vorzustellen, deren zweite Reise nach Schottland führt, es wird aber noch etwas dauern. Ein Geheimtipp, um das Land noch ein kleines Stückchen besser kennenzulernen. Einfach mal wegträumen, dieses Buch macht es möglich.

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Veröffentlicht am 05.12.2022

Ein grausamer Fluch

Der Fluch des Fremden
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Ein historischer Krimi, der mich total in seinen Bann gezogen hat – so wäre meine absolute Kurzbeschreibung. „Der Fluch des Fremden“ aus der Feder von Alexander Hartung ist genau das – ein Todesfluch, ...

Ein historischer Krimi, der mich total in seinen Bann gezogen hat – so wäre meine absolute Kurzbeschreibung. „Der Fluch des Fremden“ aus der Feder von Alexander Hartung ist genau das – ein Todesfluch, den ein Fremder über die Dorfgemeinschaft verhängt und sich anschließend einen Felsen hinuntergestürzt hat. Warum hat er ihren Ort – Furtenblick – dafür gewählt und warum am Tage des Johannis-Festes? Dieses Dorffest ist danach abrupt zu Ende, keiner will weiterfeiern.

Von Insekten zerfressen… im Blut ertrunken… lebendig verbrannt… von Felsen zermalmt…

Ein grausamer Fluch, der ihnen genau diese Todesarten prophezeit und bald finden sie das erste Opfer.

Der von dem Fremden ausgesprochene Fluch löst eine Hetzjagd aus auf diejenigen, die nicht regelkonform sind, abseits der Norm stehen. Es hat den Anschein, dass Beschuldigungen aus der Luft gegriffen werden: „…Ich werde mich aufmachen, den zu bestrafen, der dafür verantwortlich ist. Und den Dämon aus ihm herausbrennen…“ Vom Teufelsgezücht ist die Rede, der Fluch macht sie alle kirre, die Stimmung ist aufgeladen und zutiefst beunruhigend. Die Jagd auf den vermeintlich Schuldigen spaltet die Dorfgemeinschaft, wobei den wenigen, die sich daran nicht beteiligen, nicht gehört werden.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts beherrscht der Aberglaube und tief empfundene Angst ihren Alltag. Die unerschrockene Katharina Volck ist da eher pragmatisch, sie geht der Sache auf den Grund, ihren Nachbarn Jakob Kohlhepp holt sie bei Bedarf an ihre Seite. Sie ist eher wie ein Profiler unterwegs mit zur damaligen Zeit ungewöhnlichen Methoden. Sie hinterfragt, stellt Szenen nach, will alles verstehen.

Der Autor verspricht stets gute und spannende Unterhaltung, so auch hier, mit seinem neuesten Werk, diesem historischen Kriminalroman. Spannend, fesselnd, lesenswert.

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Veröffentlicht am 05.12.2022

Familiengeheimnisse und mehr

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
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Traditionell wird auch diesmal mit ihren Freundinnen Nina und Malena aus der Schulzeit aufs neue Jahr angestoßen, auch wenn sie sich nicht mehr viel zu sagen haben. Bei Lollo treffen sie sich mit ihren ...

Traditionell wird auch diesmal mit ihren Freundinnen Nina und Malena aus der Schulzeit aufs neue Jahr angestoßen, auch wenn sie sich nicht mehr viel zu sagen haben. Bei Lollo treffen sie sich mit ihren Partnern, ihre Töchter Jennifer und Smilla feiern mit Freunden ihre eigene Party. Was ganz unbeschwert beginnt, wird zunehmend zum Albtraum.

Das Hörbuch wird im Wechsel gesprochen von Tim Gössler, Ulrike Kapfer und Christiane Marx aus der Sicht von Lollo und Nina und deren Mann Fredrik sowie Max, Lollos Ehemann. Diese drei Erzähl-Stimmen passen sich perfekt der Szenerie an, der Silvesterabend beginnt mit viel Alkohol und so manchem Blackout, am Neujahrstag dann bahnt sich eine Tragödie an. Alles dreht sich um Jennifers Verschwinden, die Fassaden bröckeln zusehends. Die Vergangenheit lebt auf, tief Verborgenes wird hervorgekramt und doch fehlt das letzte Stückchen Wahrheit.

Die Figuren sind mir allesamt unsympathisch, es wird gelogen und geheult, in Selbstmitleid zerflossen, was das Zeug hält. Alles Vertrauen, das irgendwann mal da war, wird verspielt, Anklagen wabern im Raum, es herrscht eine frostige Atmosphäre.

Schon das Cover strahlt dieses eisige Gefühl aus. Auf den ersten Blick überstrahlen die roten Rosenknospen, die jedoch tiefgefroren im Eisblock gefangen sind. Genau so wie die düstere Geschichte zweier Familien, in der nichts so ist, wie es scheint, sie wird durchaus nachvollziehbar, spannend und kurzweilig erzählt.

Jeder hätte hier seine Finger im Spiel haben können und doch hatte sich für mich einer der Charaktere herauskristallisiert, auch wenn zwischendurch Zweifel aufkamen. Mich hat die bedrückende Atmosphäre von Anfang an mitgenommen, die verzweifelte Suche nach Jennifer hat viel Ungesagtes an die Oberfläche gespült – zu viel? Schlussendlich war nichts vorhersehbar, das bittere Ende hat mich dann doch nochmal überrascht. Ein empfehlenswerter, ein hörenswerter Krimi. Spannungsgeladen bis zum Schluss.

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Veröffentlicht am 29.11.2022

Beeindruckendes Zeitzeugnis

Die Wiege der Hoffnung
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Luise lebt mit ihren Eltern, die eine Apotheke betreiben, und ihrem Bruder in Berlin. Nachdem eine gründliche Säuberung von Juden an deutschen Schulen erfolgt ist, wechseln die Geschwister auf eine jüdische ...

Luise lebt mit ihren Eltern, die eine Apotheke betreiben, und ihrem Bruder in Berlin. Nachdem eine gründliche Säuberung von Juden an deutschen Schulen erfolgt ist, wechseln die Geschwister auf eine jüdische Schule. Die sehr an Kunst interessierte Luise verliebt sich bald in Emilio, dessen Eltern in Apulien eine Olivenplantage besitzen. Zur Erntezeit ist die ganze Familie in Nardó, danach kehren sie mit ihren Erzeugnissen wieder zurück nach Berlin, wir sind im Jahr 1935. Das NS-Regime greift immer härter durch, immer mehr Juden verlassen das Land. Auch Luises Onkel geht nach Italien und vertraut ihr seine Kunstgalerie an. Bald schon ist sie gezwungen, mit den Nazis zu kollaborieren, auch um ihre jüdische Familie zu schützen.

Aus Luises Blickwinkel erfahre ich um die Ängste dieser Zeit. Schon viel habe ich darüber gelesen, so einiges weiß ich über die Familien, die stets wachsam sein mussten, die oftmals das Grauen nicht wahrhaben wollten. Auch hier gewährt mir die Autorin einen ganz individuellen Einblick. Das menschenverachtende Regime ließ nichts gelten, was abseits der Norm war. Juden waren zunehmend Freiwild, ihr Besitz war bald Staatseigentum, Andersartigkeit wurde gnadenlos verfolgt und abgestraft. Auch für Luise wird es zunehmend gefährlich, mit Emilio versucht sie schließlich, sich in seine Heimat abzusetzen. Nach Apulien, das für viele Juden Hoffnung bedeutet. Von dort können sie auf dem Seeweg nach Palästina gelangen, dem NS-Regime entfliehen.

„Die Wiege der Hoffnung“ ist ein beeindruckendes Zeugnis dieser Zeit. Immer wieder bin ich entsetzt, wie es Hitlers Schergen gelingen konnte, eine ganze Nation zu mobilisieren, sie gegen ihre jüdischen Nachbarn aufzuhetzen. Tara Haigh ist ein leiser, tief aufwühlender Roman gelungen. Im Vordergrund steht eine junge Frau, die nicht nur ihre Familie beschützen will. Eine junge Frau zwischen Hoffen und Bangen in einer Zeit, als das NS-Regime immer stärker durchgriff.

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