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Veröffentlicht am 10.02.2022

Spannendes Hörerlebnis mit einigen Längen

Ein Grab für zwei
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Die erfolgreiche Langläuferin Hege Morell steht vor den Scherben ihrer Karriere – sie wird des Dopings beschuldigt. Während ihr Vater die Rechtsanwältin Selma Falck beauftragt, Licht ins Dunkel zu bringen, ...

Die erfolgreiche Langläuferin Hege Morell steht vor den Scherben ihrer Karriere – sie wird des Dopings beschuldigt. Während ihr Vater die Rechtsanwältin Selma Falck beauftragt, Licht ins Dunkel zu bringen, hat diese selbst mit schwerwiegenden Anschuldigungen zu kämpfen. Nicht genug damit, erschüttert den norwegischen Langlaufverband die Nachricht vom Tod eines jungen Läufers.

Anne Holt ist eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen Skandinaviens und hat hier den ersten Fall einer neuen Reihe um die Juristin Selma Falck vorgelegt. Aus der arrivierten Anwältin Selma ist eine Verliererin geworden, ihre Spielsucht hat ihr alles genommen.

Es sind mehrere Handlungsstränge, die es zu entwirren gilt. Da ist die ziemlich heruntergekommene Selma Falck, die in ihrer sympathisch-unsympathischen Art sehr lebendig wirkt. Sie hat keine geradlinige Karriere vorzuweisen – nein. Da ist der Bruch, der Wendepunkt und dann wird sie durch ein entsetzliches Ereignis direkt hineingezogen in allzu finstere Machenschaften. Der Verdacht des Dopings zieht sich durch. Wird Selma diese schweren Anschuldigungen gegen Hege Morell entkräften können? Auch dem tödlich verunglückten Langläufer haftet der Dopingverdacht an. Zieht da jemand im Hintergrund die Fäden und wenn ja – warum?

Die Charaktere haben Ecken und Kanten und das nicht zu knapp. Spielsucht und Doping sind Themen, auch die Pennerszene wird ein wenig ausgeleuchtet und alles miteinander bildet ein komplexes Ganzes, das jedoch zuweilen Längen aufweist. Dennoch warte ich gespannt auf das zweite Buch um Selma Falck.

USB Audio hat „Ein Grab für zwei“ in 13 Stunden und 26 Minuten als ungekürzte Hörbuchfassung vorgelegt, nuanciert gesprochen von Katja Bürkle. Die einzelnen Personen sind fassbar und klar zu unterscheiden, den häufigen Szenenwechsel hat sie gut gemeistert, man kann sich die einzelnen Sequenzen gut vorstellen. Ein kriminalistisches Hörerlebnis.

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Veröffentlicht am 05.02.2022

Unsere Umwelt

Unser kostbares Leben
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In einer Stadt nahe Frankfurt treffen sie sich bevorzugt im nahen Schwimmbad: Minka, Caro und Guy. Ein kühner Sprung vom nagelneuen Duraflex-Hochleistungs-Sprungbrett wird Guy zum Verhängnis.

Währenddessen ...

In einer Stadt nahe Frankfurt treffen sie sich bevorzugt im nahen Schwimmbad: Minka, Caro und Guy. Ein kühner Sprung vom nagelneuen Duraflex-Hochleistungs-Sprungbrett wird Guy zum Verhängnis.

Währenddessen wird das vietnamesische Waisenkind Claire mit noch zwei kleineren Mädchen aus ihrem geschundenen Land ausgeflogen und direkt ins Kinderheim der Stadt gebracht. Ohne Sprachkenntnisse kommen sie an, aber sehr bald erkennt Karin Lavalette, die jeden zweiten Tag die Kinder ärztlich betreut, dass in Claire sehr viel Potential steckt und fördert diese nach Kräften.

Aus der Sicht dreier Mädchen, die anfangs zehn Jahre alt sind, erzählt Katharina Fuchs die Geschichte ihrer Kindheit und Jugend aus den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Es ist viel passiert in diesen Jahren. Die Industrie konnte ihre Abwässer ungehindert und ungefiltert in die Flüsse leiten, der Umwelt wurde nicht viel Beachtung geschenkt. Die Anfänge der Grünen mit ihrer Frontfrau Petra Kelly, die Anti-Atomkraft-Demos und der Kampf gegen die Flächenversiegelung waren allgegenwärtig. Thematisiert werden Tierversuche in seiner allzu schrecklichen Form und Experimente mit Psychopharmaka, die Forschung diente als Rechtfertigung. Die Ressourcen auf unserem Planeten sind endlich, in diesen Jahren wurde aus dem Vollen geschöpft, die Umwelt stand nicht im Mittelpunkt.

Ja, unser Leben ist kostbar. Es hat sich einiges geändert in Bezug auf Umweltzerstörung und Naturschutz, die Menschenrechte müssen immer noch erkämpft werden und doch ist schon einiges geschehen. Der Weltfrieden ist nur allzu brüchig und es wird sie immer geben – diejenigen, die um ihres eigenen Vorteils willen tricksen und vertuschen.

Das Buch atmet die 70er und 80er Jahre, das Cover mit dem verblassten Foto führt direkt zurück in diese Zeit. Katharina Fuchs hat durch ihre Protagonisten das Gefühl jener Jahre gut vermittelt, anhand der einzelnen Personen war der Focus auf die diversen Themen gelegt. Was mich besonders betroffen gemacht hat, waren die als Vitamine gereichten Neuroleptika an Kindern, die gar nicht wussten, was sie da tagtäglich schlucken. Zehn Jahre begleiten wir Minka, Caro, Claire und ihre Familien, erfahren von ihren politischen Ansichten, in denen die beiden Volksparteien noch ganz vorne waren.

Das Buch hat mich gut unterhalten und mir nochmal vor Augen geführt, dass man nie aufhören darf das anzuprangern, was uns die Lebensgrundlage raubt. Die Lebenswege der so unterschiedlichen Freunde zeichnen ein gutes Bild von damals. Aber – vor allem im mittleren Teil hatte ich das Gefühl, als ob das Geschehen der ganzen Welt erzählt werden müsste. Diese geballte Ladung an geschichtlichem Wissen tut der Story nicht gut. Versöhnt hat mich dann das letzte Drittel, hier steht unsere Geschichte wieder im Vordergrund, gut eingebettet in diese Jahre.

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Veröffentlicht am 01.02.2022

Kurzweiliger Piemont-Krimi

Acqua Mortale
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Acqua Mortale - ein Piemont-Krimi – ist der dritte Band der erfolgreichen Krimireihe um den ehemaligen Polizeireporter Simon Strasser. Am Lago d’Orta ist er seit nunmehr acht Jahren zuhause, er hat Frankfurt ...

Acqua Mortale - ein Piemont-Krimi – ist der dritte Band der erfolgreichen Krimireihe um den ehemaligen Polizeireporter Simon Strasser. Am Lago d’Orta ist er seit nunmehr acht Jahren zuhause, er hat Frankfurt den Rücken gekehrt und genießt seine Tage. Zuweilen bittet ihn Carla Moretti, die Polizistin, um Unterstützung.

Als Franco Borletti während eines Halbmarathons zusammenbricht, stellt sich bald heraus, dass er vergiftet wurde. Sein Reisunternehmen wird genauso durchleuchtet wie die Umweltaktivisten, seine noch-Ehefrau und auch seine deutsche Freundin. Ein weiterer Todesfall gibt neue Rätsel auf, die Ermittlungen lassen nichts Gutes ahnen.

Die Story hat neben den kriminalistischen Elementen viel Charme. Die italienische Lebensart, das Essen in Gesellschaft, der Wein, eine Prise Amore, die herrliche Landschaft um den Lago d’Orta und mittendrin der Halbitaliener Simon - wenn Carla dabei ist, ist er natürlich Simone - ein guter Schuss Privates vermengt mit den Todesfällen und deren Aufklärung, all das ergibt einen Wohlfühlkrimi mit ein wenig Urlaubssehnsucht.

Den sympathischen Simon beneide ich schon ein wenig, ist er doch angekommen in meinem Italien. Er spricht fast perfekt Italienisch, hat ein Haus am See - er ist ein liebenswerter Charakter. Auch wenn er zuweilen einen sehr eigenen Kopf hat und seine Alleingänge nicht immer gut ankommen.

Ein kurzweiliger Piemont-Krimi vor herrlicher Kulisse und Charakteren von liebenswert bis unangenehm, verlogen und hinterhältig. Die kriminelle Energie ist bei einigen nicht zu leugnen, die Aufklärung ist dann doch ein wenig zu holprig geraten.

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Veröffentlicht am 01.02.2022

Charmanter Cosy Crime – ein amüsantes Hörvergnügen

The Maid
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Ein Cosy Crime der besonderen Art ist Nita Prose mit „The Maid“ gelungen. Molly Gray ist Zimmermädchen mit Leib und Seele, ihr entgeht kein Staubkörnchen. Fingerabdrücke findet man niemals, nachdem Molly ...

Ein Cosy Crime der besonderen Art ist Nita Prose mit „The Maid“ gelungen. Molly Gray ist Zimmermädchen mit Leib und Seele, ihr entgeht kein Staubkörnchen. Fingerabdrücke findet man niemals, nachdem Molly all die Zimmer und die eleganten Suiten wieder in den Zustand der Perfektion versetzt hat. Ihr Leben ist das Regency Grand Hotel, mit ihrer Großmutter lebt sie zurückgezogen in der gemeinsamen Wohnung. Als diese verstirbt, bleiben ihr einige ihr wohlgesinnte Kollegen und in Giselle Black findet sie sowas wie eine Freundin, nachdem Mr. Black von Molly tot in seinem Zimmer aufgefunden wurde. Bald stellt sich heraus, dass hier jemand nachgeholfen hat. Aber wer? Molly gerät in Verdacht.

Mit Molly hat Nita Prose eine liebenswert naive Protagonistin erschaffen, die niemandem etwas Böses will. Alles, aber wirklich alles, glaubt sie. Ihre Arglosigkeit wird von einigen ziemlich dreist ausgenutzt, denn auf Molly ist einfach Verlass und kritisch hinterfragen ist nicht ihr Ding. Die Lebensweisheiten ihrer Großmutter fließen mit ein, diese sind für Molly Stütze und Halt, sie sieht in jedem das Gute, ist unkritisch und allzu gutgläubig. An sich selbst hingegen stellt sie hohe Ansprüche, sie lässt nur das Vollkommene gelten.

Dem Hörbuch von „The Maid“ habe ich habe ich gelauscht, eingesprochen von der wunderbaren Anna Thalbach. Ihr muss man einfach zuhören, mit ihrer ausdrucksstarken Stimme ist sie zurecht eine der gefragtesten Hörbuchsprecherinnen, sie haucht Molly ganz viel Leben ein. Man spürt direkt deren unbedarfte, viel zu vertrauensselige Art. Anna Thalbach gibt jeder Figur seinen unverkennbaren Charakter, passt die Stimmlage sowohl den Protagonisten als auch der Stimmung an. All die schon etwas schrullig anmutenden Szenen hatte ich vor Augen, Molly hat mich in ihre Welt mitgenommen, ich hab sie sofort ins Herz geschlossen.

Das Cover ist perfekt abgestimmt auf Molly – das so typische Türschild mit der nötigen Info, das Zimmermädchen - und ein wenig Blut darf natürlich auch nicht fehlen.

Ein Zimmermädchen ermittelt: Ein unterhaltsamer Cosy Crime mit exzellentem Roomservice, kurzweiligen Dialogen und nicht immer reizenden Charakteren. Vorgetragen von Anna Thalbach, vertont vom Argon Verlag. Ein kriminalistisches, aber doch amüsantes Hörvergnügen.

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Veröffentlicht am 24.01.2022

Berührend und warmherzig

Der Club der Lebensmutigen
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Aus der Reisejournalistin aus Leidenschaft ist eine Berichterstatterin in der lokalen Stadtzeitung über alltägliche Nichtigkeiten geworden. Kein Vergleich zu früher. Seit zwei Jahren hat sie ihre Träume ...

Aus der Reisejournalistin aus Leidenschaft ist eine Berichterstatterin in der lokalen Stadtzeitung über alltägliche Nichtigkeiten geworden. Kein Vergleich zu früher. Seit zwei Jahren hat sie ihre Träume verloren, seit damals in Norwegen. Von der munteren, dem Leben zugewandten Maleen ist nichts mehr übrig. Ihre Therapeutin schickt sie zu dem Haus mit dem roten Tor. Ein rotes Tor, das sie einlädt, hindurchzugehen - sie steht nach einigem Suchen in einem Hof, mitten im Grünen. Richtig verwunschen sieht es hier aus, Blumen und Efeu überranken sich um die Wette. Etwas ungeordnet, beileibe nicht perfekt. Und doch strahlt der Ort sehr viel Wärme und Geborgenheit aus.

Als ich das Buch angefangen habe zu lesen, dachte ich …naja, ab und zu eine Liebesgeschichte, schadet ja nicht. Weit gefehlt! „Der Club der Lebensmutigen“ ist so viel mehr. Mutig sind sie alle, obwohl oder gerade weil sie wissen, dass ihre Zeit begrenzt ist. Sie stützen sich, lachen viel und weinen ab und zu, sie necken sich, lassen das Leben an sich heran. Schon das Cover strahlt diesen Zusammenhalt aus, das Miteinander, füreinander da sein.

Es sind ganz unterschiedliche Charaktere, denen ich hier begegne und jeder hat seine Geschichte. Josefine Weiss lädt ihre Leser ein, sich auf das Leben einzulassen. Und Leben bedeutet auch, den Tod nicht auszusperren. Mit ganz viel Herzenswärme gelingt es ihr, das Tabuthema nicht außen vor zu lassen und ihm doch seine bittere Seite zu nehmen.

Maleen trifft in Hannes eine verwandte Seele. Sie verbietet es sich geradezu, glücklich zu sein, alles in ihr sträubt sich dagegen. Die Geschichte der beiden ist anfangs geprägt von Zweifeln – darf man das? In so einer Situation? Glücklich sein? Behutsam und sehr ehrlich findet die Autorin die richtigen Worte, so gar nicht bedrückend.

„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen. Albert Schweitzer.“ Und sie haben Spuren hinterlassen. Sie alle. Wir alle hinterlassen Spuren und leben in den Herzen derer weiter, die uns lieben, die wir lieben.

„Der Club der Lebensmutigen“ - ihre Gemeinschaft ist voller Lebensfreude, Rückschläge schweißen sie noch mehr zusammen. Eine ganz besondere Geschichte, die Mut macht, sich nicht abzukapseln, nicht Trübsal zu blasen, sondern sich einzulassen auf die Unzulänglichkeiten des Lebens.

Zum Schluss ein ganz besonderer Satz aus dem Buch, der mich sehr berührt hat: „Nichts, was aus dem Herzen kommt, kann man wirklich besitzen. Aber man kann es teilen.“

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