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Veröffentlicht am 01.02.2018

Von Vätern und Söhnen und Frauen

Die Herzen der Männer
1

"Papa?" "Was denn, Nelson?" Hast Du mich lieb?, möchte der Junge fragen. "Danke für den Orangensaft."

Nelson ist ein Aussenseiter. So sehr ihm das bewusst ist und wehtut, weiss er doch nicht, was er tun ...

"Papa?" "Was denn, Nelson?" Hast Du mich lieb?, möchte der Junge fragen. "Danke für den Orangensaft."

Nelson ist ein Aussenseiter. So sehr ihm das bewusst ist und wehtut, weiss er doch nicht, was er tun müsste, um dies zu ändern. Denn selbst bei den Pfadfindern ist er aussen vor; er schläft alleine in einem Zelt und steht immer als Erster auf, um zum Morgenappell zu blasen, was ihm den Spitznamen "Trompeter" einbringt.

Auch bei seinem Vater findet er keine Liebe und Geborgenheit, der weiss recht wenig mit dem sensiblen Jungen anzufangen. Und so eskaliert die Situation an Nelson´s 13ten Geburtstag beinahe, als er das gesamte Lager eingeladen hat, aber niemand zu seiner Gartenparty erscheint und Nelson zutiefst enttäuscht in Tränen ausbricht. Doch kurz vor dem grossen Knall steht plötzlich Jonathan an der Gartenpforte. Der Junge, zu dem Nelson heimlich aufblickt, bei allen beliebt und zu den Anführern im Camp gehörend.
Hat Nelson in Jonathan tatsächlich einen Freund gefunden....?

~ ~ ~ *

"Die Herzen der Männer" umspannt 3 Generationen.
Behutsam und leise erzählt Nickolas Butler von abwesenden Vätern und verlorenen Söhnen, von Müttern und Söhnen, von Männern und Frauen, der Liebe und dem Leben.
Im Mittelpunkt eine Konstante: Das Pfadfinderlager im Wandel der Zeiten.

In seinem Debütroman "Shotgun Lovesongs" hat Nickolas Butler schon mit seinem Erzähltalent überzeugt und ich war sehr gespannt auf seinen neuen Roman.

Sein Schreibstil, sehr ruhig und unaufgeregt, lebt von den Charakteren und ihren Geschichten.
Sein Talent; den Leser mit leisen Tönen und ausgewählten Situationen zu fesseln.

Man kann sie jetzt nicht wirklich vergleichen (und ich sehe so manchen schon leicht die Augen verdrehen), aber sowohl Stephen King als auch Nickolas Butler sind einfach grossartige Erzähler. Man folgt ihnen gebannt; sie fangen das alltägliche miteinander, die Natur der Kleinstädte, das scheinbar Nebensächliche so gekonnt ein, was das Gelesene unheimlich greifbar und die Personen so nahbar macht.

Emotionen brauchen hier keinen großen Auftritt, sie sind einfach da - die ganze Zeit - und manchmal nur schwer zu ertragen. Die Geschichte von Nelson, Jonathan und seinem Sohn mit Familie geht unter die Haut und lässt einen so schnell nicht mehr los.

Fazit: Berührend und sprachlich überzeugend erzählt der Autor von Kindheit, Verlusten, Traurigkeit, Freundschaft, Liebe und die Sprachlosigkeit der Männer.

Veröffentlicht am 31.01.2021

persönlicher, kleiner Lebensratgeber

Happy Life Diät
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der nicht ganz so sehr in die Tiefe geht.

* Aber was ist eigentlich mit "Junk Values"? Ich habe den Eindruck, dass wir in einer Zeit des Werteverfalls leben. Es geht viel darum, öffentliche Annerkennung ...

der nicht ganz so sehr in die Tiefe geht.

* Aber was ist eigentlich mit "Junk Values"? Ich habe den Eindruck, dass wir in einer Zeit des Werteverfalls leben. Es geht viel darum, öffentliche Annerkennung zu generieren, über Statussymbole und Geld. *

Ich hatte Shermine Shahrivar zwar wohl mal im Fernsehen gesehen, aber dass ich jetzt wirklich gewusst hätte, wer sie ist, kann ich nicht sagen. Und so war ich irgendwie neugierig auf ihr Buch.

Sie gibt tiefe Einblicke in ihr Leben und ihre Vergangenheit und man merkt sehr schnell, dass sich hier jemand intensiv mit sich selbst auseinandergesetzt hat, sie ist unheimlich reflektiert. Das hat mir gut gefallen, zumal sie auch total sympathisch rüberkommt.

Shermine Shahrivars Quintessenz: 6 Säulen zum Glücklich sein: Beziehungen, Spiritualität, Sexualität, Ernährung, Beauty und Sport. Nach einer kurzen Einleitung ist jedem dieser 6 Punkte ein Kapitel gewidmet, in dem sie von eigenen Erfahrungen berichtet, gespickt mit netten aber relativ allgemeinen Weisheiten und angerissenen Studien ohne Belegung. Tatsächlich - so meine Meinung - darf man es nur als weitergegebene eigene Erfahrungswerte betrachten, an denen man sich gerne orientieren oder hier und da ein Beispiel nehmen kann; denn richtig in die Tiefe geht es nicht und wer sich bereits mit den Themen beschäftigt hat, dem bietet es in dem Bereich nicht viel Neues.

Aber das Schöne daran, es sind einfache Tipps, die jeder umsetzen kann und für die es weder große Vorbereitung noch viel Geld braucht. Sehr bodenständig, ganz ohne MUSS und erhobenem Zeigefinger, berichtet Shermine Shahrivar unheimlich ehrlich von ihren Erfahrungen. Das merkt man und damit hat sie mich berührt.

Alles in allem eine kurzweilige Lektüre, aber eher dünn in Sachen fundierter Ratgeber. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 05.06.2020

Der Krieg und eine verbotene Liebe

Die Lilienbraut
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* Besonders gefährlich waren Erinnerungen, die durch einen Duft ausgelöst werden konnten. Aus gutem Grund standen daher auch zwei Glasgefäße mit frisch gerösteten Kaffeebohnen auf dem Tisch, auf die die ...

* Besonders gefährlich waren Erinnerungen, die durch einen Duft ausgelöst werden konnten. Aus gutem Grund standen daher auch zwei Glasgefäße mit frisch gerösteten Kaffeebohnen auf dem Tisch, auf die die Teilnehmer beißen sollten, falls unerwünschte Gefühle und Empfindungen sie zu überwältigen drohten. *
"Die Lilienbraut" ist mein erster Roman von Teresa Simon. Eine Autorin, die unter ihrem richtigen Namen für historische Romane bekannt ist und diese fundierte Recherche merkt man auch hier. Köln in den 40-iger Jahren und die täglichen Gräuel des Krieges sind großartig und unheimlich realistisch geschildert. Und auch die kurzen Einblicke in die Dufthäuser Farina und 4711 sind sehr interessant. Allerdings hätte ich mir im Nachhinein weniger Themen und dafür tiefere Einblicke z.B. zu den Edelweißpiraten oder auch 4711 gewünscht.
Es gibt - wie in dem Genre üblich - zwei Zeitebenen. So beginnt die Vergangenheit immer mit einem Tagebucheintrag von Nellie, der dann irgendwann in die 3. Person übergeht. Das ist gut gewählt, denn es bringt einem die junge Frau, die aus einfachen Verhältnissen stammt und heimlich in den hübschen jungen Kaplan verliebt ist, ein wenig näher. Nellie ist ein starker, authentischer aber auch recht einfacher Charakter. Und obwohl es emotionale Momente gab, die mich schon sehr berührt haben, blieb ihre Geschichte zuweilen etwas distanziert und die Liebesgeschichte konnte mich nicht ganz überzeugen - vielleicht auch weil sie irgendwann eher im Hintergrund ablief.
In der Gegenwart geht es um Liv. Die in Holland aufgewachsene junge Frau ist grade frisch getrennt und mit ihrem kleinen Sohn nach Köln gezogen. In Ehrenfeld hat sie sich ihren Traum erfüllt und das "göttliche Düftchen" eröffnet. Kein einfacher Plan in dieser Gegend, vor allem, weil jemand gezielt etwas gegen sie oder ihr Geschäft zu haben scheint.
Auch hier gibt es die obligatorische Liebesgeschichte, die es (meiner Meinung nach) absolut nicht gebraucht hätte. Denn so entstanden Themen, die den Wichtigeren gefühlt irgendwie den Platz weggenommen haben, Themen bei denen ich gerne mehr in die Tiefe gegangen, mehr erfahren hätte. Dazu kommt, dass ich mit Liv auch nicht so wirklich warm wurde. Als Hauptprota bleibt sie recht blass und ein paar Ecken und Kanten hätten ihr ganz gut getan. Die Geschichte hat allerdings auf beiden Zeitebenen großartige Nebencharaktere, die wirklich begeistern - wie Nellies Freundin Greta Farina.
"Die Lilienbraut" ist ein toll recherchierter Familienroman, die Geschichte mutiger junger Frauen in den Zeiten des Krieges, einer verbotenen Liebe und wunderbaren Duftkompositionen. Leider etwas überladen und dadurch mit zu wenig Tiefe und Emotionen. Mir gefallen bislang die Romane unter ihrem Klarnamen deutlich besser - aber ich bin auch gespannt auf die Vorgängerromane unter Teresa Simon. Dieser bekommt 3,5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 08.11.2019

wenig romantisch - aber herrlich winterlich

Winterwunder für die Liebe
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* "Was machst du mit den Hunden?" "Ich organisiere eine Aushilfe. Hier gibt es einen Haufen Leute, die Arbeit suchen." Dem Himmel sei Dank! Ich hatte schon befürchtet, dass sie mich bitten könnte auszuhelfen. ...

* "Was machst du mit den Hunden?" "Ich organisiere eine Aushilfe. Hier gibt es einen Haufen Leute, die Arbeit suchen." Dem Himmel sei Dank! Ich hatte schon befürchtet, dass sie mich bitten könnte auszuhelfen. Und so gern ich Jez auch mag - ich habe nicht die geringste Absicht, Weihnachten mit Vierbeinern zu verbringen. *

Romantik sucht man hier leider fast vergebens, trotzdem hat mich der Roman von Natalie Cox gut unterhalten.

Die Geschichte hat nämlich einen großartigen Humor, mit seiner Protagonistin Charlie, die durch eine Gasexplosion aus ihrer Londoner Wohnung vertrieben wurde und bei ihrer Cousine Jez auf dem Land landet. Die ist hocherfreut und lässt sie glatt mit der kleinen Hundepension über Weihnachten allein, um zu ihrer großen Liebe an den Nordpol zu fliegen. Und da steht die tollpatschige Großstädterin nun, mitten in einer wachsenden Hundeschar, die sie weit mehr auf Trab hält, als sie sich vorgestellt hat.

Charlies leicht überdrehte Art und die herrlich tierischen Charakterköpfe, allen voran die hochträchtige Beagledame Peggie und die sozial unerfahrene, aber ihr treu ergebene Dogge Malcolm, machen den Roman aus. Die Hunde sind großartig, da können die beiden Männer Hugo, Malcolms hübsches Herrchen und die Sahneschnitte von Tierarzt, Cal, nicht mithalten. Sie bleiben ziemlich blass und insbesondere von Cal hätte ich mehr Tiefe erwartet und auch gerne den ein oder anderen Gedankengang über Charlie. Den Zeitpunkt, als sich seine Gefühle ändern, habe ich irgendwie nicht mitbekommen. Da war Hugo schon freizügiger mit seinen Liebesproblemchen.

Nach einem etwas zähen Start nimmt die Geschichte irgendwann Fahrt auf und macht mit seinen frischen, spritzigen Dialogen und wilden Ideen auch richtig Spaß. Vor allem die winterliche Atmosphäre und der Charme des kleinen Dörfchens ist wunderschön. Und zum Schluss gibt es dann auch noch einen kleinen Schuß Romantik.

Fazit: Ein Roman zum einkuscheln und wegschmunzeln. Wenig Romantik, dafür mehr Humor und Situationskomik und Hunde zum dahinschmelzen. Ich hatte etwas anderes erwartet, aber Spaß gemacht hat der Roman trotzdem.

Veröffentlicht am 30.09.2019

beklemmender Dorfkrimi

Dachbodenfund
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* So schön das Leben auf dem Land auch ist, die Privatsphäre ist gestorben. Dafür ist das Dorf einfach zu klein. Gewöhn dich dran, dass von jetzt an jeder über dich Bescheid weiß. *

Das hatten sich Sandra ...

* So schön das Leben auf dem Land auch ist, die Privatsphäre ist gestorben. Dafür ist das Dorf einfach zu klein. Gewöhn dich dran, dass von jetzt an jeder über dich Bescheid weiß. *

Das hatten sich Sandra und Marvin irgendwie anders vorgestellt. Um der Großstadthektik zu entkommen, haben die beiden sich ein Häuschen auf dem Land gekauft. Doch die Dorfbewohner verhalten sich skuril bis merkwürdig und dann ist da auch noch Heinrich, ihr aufdringlicher, unheimlicher Nachbar....Ist es nur die Umgewöhnung oder haben sie alle wirklich etwas zu verbergen?

"Dachbodenfund" ist ein solider Krimi, mit einer gelungenen, beklemmenden Atmosphäre. Die Autorin hat das Leben auf dem Dorf im Allgemeinen und hier im Speziellen, gekonnt eingefangen

Die Geschichte nimmt sehr rasch Fahrt auf und entwickelt sich kontinuierlich weiter. Auch die Charaktere sind im Großen und Ganzen stimmig, die Nebenfiguren bleiben vielleicht etwas blass und die Dialoge der Hauptfiguren Sandra und Madeleine wirken manchmal eher wie Teeniefreundinnen, aber jetzt nichts, was mich groß gestört hat.

Ellen Puffpaff hat einen einfachen, angenehmen und vor allem spannenden Schreibstil.

Leider war ab der Hälfte relativ klar, was das Dorf verbirgt. Es wurde vorhersehbar, blieb aber dennoch spannend bis zum Schluss, da man den genauen Hergang erfahren wollte. Das ist schon geschickt gemacht.

Fazit: 3,5 Sterne für einen soliden und unheimlich interessanten Krimi, mit einer tollen Atmosphäre. Manches wirkt zwar ein wenig konstruiert und einige Handlungen waren für mich nicht so recht nachvollziehbar aber trotzdem hat er mich sehr gut unterhalten.