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Marakkaram

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Über Verlust und Neubeginn

Schicksalssommer
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* Sie fragte sich, woher diese Angst kam, nicht liebenswert genug zu sein. *
10 Jahre und 1 Tag ist es jetzt her, seit Regina ihren kleinen Sohn Tim tot in seinem Bettchen gefunden hat. Ihre Ehe zerbrach ...

* Sie fragte sich, woher diese Angst kam, nicht liebenswert genug zu sein. *
10 Jahre und 1 Tag ist es jetzt her, seit Regina ihren kleinen Sohn Tim tot in seinem Bettchen gefunden hat. Ihre Ehe zerbrach daran und seitdem lebt sie bei ihrem besten Freund Daniel. Die Welt ist nicht in Ordnung, aber mittlerweile ertragbar. Da zieht Ben mit seinem Sohn Tim in das Haus nebenan. Auch sie haben einen tragischen Verlust erlitten....
"Schicksalssommer" ist ein sehr realistischer Roman über Liebe, Verlust, Trauer, Ängste und Neubeginn in all seinen Facetten.
In kurzen prägnanten Kapiteln schreibt die Autorin abwechselnd aus Sicht von Regina und Ben, wobei sie sich auch immer mal wieder überschneiden.
Die Charaktere sind unheimlich sympathisch und wirken authentisch, auch wenn man ihre Handlungen nicht immer ganz nachvollziehen kann, aber eher so, wie man es bei der besten Freundin vielleicht auch nicht immer vermag. Dennoch waren die Ängste, ihre Traumata -auch des kleinen Tims- sehr gut nachvollziehbar. Eine Achterbahn der Gefühle, ohne das die Emotionalität überhand nahm. Ja, manchmal waren mir Regina und Ben nicht ganz so nah wie z.B. Tim oder Daniel - aber auch das passte ins Bild der Charaktere. Und es geht tatsächlich auch nicht nur um Verluste, der Roman ist in dieser Hinsicht unheimlich vielschichtig, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Und diese kleinen Nebengeschichten haben mich ganz oft sehr tief berührt.
Nelly Fehrenbach hat einen knackigen, flüssigen Schreibstil, so dass man die Seiten nur so wegschmökert.
Fazit: Ein toller Roman über Familie und Neuanfänge. Und das Regina in einer Bücherei arbeitet und Tim eine absolute Leseratte ist, ist natürlich ein zusätzlicher Genuss für jeden Buchliebhaber.

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Veröffentlicht am 17.03.2020

Geboren am 17.05. oder Paragraph 175 - Der Fall Fritz Haarmann

Haarmann
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* Sicherheit, die Leute wollten Sicherheit, Ordnung. Auf den Kaiser konnten sie verzichten, die Leute, aber nicht auf die Sicherheit. *
So viel gleich vorweg, "Haarmann", der neue Roman von Dirk Kurbjuweit ...

* Sicherheit, die Leute wollten Sicherheit, Ordnung. Auf den Kaiser konnten sie verzichten, die Leute, aber nicht auf die Sicherheit. *
So viel gleich vorweg, "Haarmann", der neue Roman von Dirk Kurbjuweit ist nicht jedermanns Geschmack. Auch ich habe mich anfangs eher schwer getan und es hat einige Seiten gebraucht, bis er mich so richtig fesseln konnte.
Ich war sehr neugierig auf das Buch, weil mich das Thema "Haarmann" unheimlich interessiert und z.B. die Haarmann Protokolle und deren Verfilmung Gänsehaut bei mir ausgelöst haben. Das hat Dirk Kurbjuweit nicht geschafft. Und das liegt gar nicht mal am Schreibstil, der sehr nüchtern, distanziert ist und ohne jegliche Anführungszeichen in der wörtlichen Rede auskommt - was tatsächlich anstrengend ist. Nein, man wird einfach das Gefühl nicht ganz los, dass der Autor die Person Fritz Haarmann durch all seine anderen Themen, zu Beginn ein wenig aus den Augen verliert. Er driftet viel ins tief politische ab, es geht um die Nachwehen des 1. Weltkriegs, den Heimkehrern, um Korruption und es dreht sich immer wieder um §175 oder auch "geboren am 17.05." wie man Homosexuelle zu damaliger Zeit gern betitelt hat. Mir persönlich wurde es mit den Problemen und der Zerrissenheit des Ermittlers Lahnstein zu diesem Thema ein wenig zu viel. Es ist klar, was der Autor damit bezwecken möchte, aber das hätte es gar nicht gebraucht, um sich in Lahnstein hineinversetzen zu können. Manchmal ist weniger wirkungsvoller.
Dirk Kurbjuweit zeichnet ein unheimlich starkes, sehr authentisches Bild der 20iger Jahre und der Leser bekommt ein Gefühl, warum jemand wie Haarmann so lange unentdeckt morden konnte. Das ist schon klasse gemacht. Und er zeigt auch ganz deutlich die Ermittlungsarbeit, die Einschränkungen durch den Versailler Vertrag, den Druck durch die Eltern der verschwundenen Jungen, durch die Presse usw.
Zwischendurch gibt es immer wieder kurze kursive Kapitel aus der Sicht Haarmanns oder eines seiner Opfer, aber so richtig intensiv wird es hier erst im letzten Drittel.
Fazit: Mir hat der Roman sehr gefallen, trotzdem kann ich "Haarmann" nur bedingt weiterempfehlen. Er ist mit Sicherheit für all diejenigen interessant, die den Fall einmal aus einer anderen Perspektive, mitten aus dem Zeitgeschehen der 20iger Jahre in Hannover, lesen wollen. Jemand, der einfach einen spannenden Krimi nach einer wahren Geschichte erwartet, der wird vermutlich eher enttäuscht sein.

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Veröffentlicht am 02.03.2020

locker leichte Liebesgeschichte mit ganz viel italienischem Flair

Liebe ist tomatenrot
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* "Na ja, vielleicht ist das mit dem südländischen Blutanteil so wie bei Homöopathie: je stärker die Verdünnung, desto kräftiger die Wirkung." *

Der 40. Geburtstag steht vor der Tür, als Nelli auf den ...

* "Na ja, vielleicht ist das mit dem südländischen Blutanteil so wie bei Homöopathie: je stärker die Verdünnung, desto kräftiger die Wirkung." *

Der 40. Geburtstag steht vor der Tür, als Nelli auf den gutaussehenden, charismatischen Luca trifft. Einziger Haken, er ist um einiges jünger. Doch die kleine Affaire tut ihr gut und als Luca vorschlägt, nach Italien in das Haus seines Nonno zu reisen, sagt Nelli spontan zu - nicht ahnend, dass sie dort die komplette Familie erwartet...

Die Geschichte hält, was das farbenfrohe, sommerliche Cover verspricht; eine romantische Reise ins Dorf der Tomaten, Tabbio.

Was mir zu Beginn in der Liebesgeschichte zwischen Nelli und Luca ein wenig fehlte, hat das italienische Flair, die sympathische Großfamilie, ein verwittertes, altes Steinhäuschen, sowie der Geschmack der Tomaten und interessante Gespräche, mehr als wett gemacht. Ich habe mich sofort in das (fiktive) Dörfchen verliebt.

Ursi Breidenbach hat einen so angenehmen und bildhaften Schreibstil, der das italienische Flair und die Atmosphäre zwischen Nelli, Luca und Roberto sehr schön transportiert. Die Charaktere sind unheimlich sympathisch und liebenswert, mit all ihren menschlichen Fehlern und Macken. Die größte Entwicklung macht wohl Nelli durch, die auf dieser Reise nicht nur innere Ruhe, sondern auch ihren Platz im Leben und die Liebe wiederfindet.

Fazit: Eine romantische sonnige Auszeit!

"Liebe ist tomatenrot" ist ein schöner leichter Roman, in dem man eintaucht und der Alltag für eine Weile vor der Tür bleibt. Mich hat er sehr gut unterhalten und ins sonnige Italien entführt.

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Veröffentlicht am 24.02.2020

Was lange währt....

Die Liebe gibt Pfötchen
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* "Schiss?" Empört runzelte sie die Stirn. "Wovor? Doch nicht vor Ihnen!" "Vielleicht nicht vor mir, aber davor, dass Ihnen meine Gesellschaft nicht so unangenehm sein könnte, wie Sie gerade hoffen." *
Seit ...

* "Schiss?" Empört runzelte sie die Stirn. "Wovor? Doch nicht vor Ihnen!" "Vielleicht nicht vor mir, aber davor, dass Ihnen meine Gesellschaft nicht so unangenehm sein könnte, wie Sie gerade hoffen." *
Seit ihr Mann Axel von 6 Jahren bei einem Unfall starb und ihr nicht nur einen Haufen Schulden, sondern auch seinen großen Traum, ein Wellenbad, hinterlassen hat, hatte die 2-fach Mama noch keine Zeit ihre Trauer zu verarbeiten und schon gar keinen Kopf für andere Männer. Doch da hat sie die Rechnung ohne Thorsten gemacht, der schon lange ein Auge auf die kurvige Rothaarige geworfen hat - bislang aber immer gnadenlos abgeblitzt ist. Mit ein wenig Hilfe durch Hund Capone will er jetzt endlich einmal Nägel mit Köpfen machen....
Dies ist bereits der vierte Band der Lichterhaven-Reihe, der aber ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann, da alle Geschichten in sich abgeschlossen sind. Ich bin schon lange ein großer Fan der Weihnachts(Hunde)Romane von Petra Schier und jetzt spontaner Quereinsteiger in Lichterhaven, wo sich natürlich auch ein Vierbeiner zu Wort meldet. Mudi Capone ist herzerfrischend goldig und sorgt für so manchen Schmunzler. Das liebe ich so sehr an diesen Romanen von Petra Schier.
Ihre Charaktere sind aus dem Leben gegriffen, wie du und ich, mit all ihren Ecken, Kanten und Unsicherheiten. Prinzipiell gefällt mir das immer richtig gut, bei Thorsten hat allerdings genau das zu kleinen Startschwierigkeiten zwischen uns geführt, da seine Hartnäckigkeit anfangs schon hart an der Grenze zu übergriffig war und ich auch das lange Gesietze zwischen den beiden Hauptprotagonisten, nur schwer nachvollziehen konnte. Aber letztendlich haben wir uns doch angefreundet und er hat mich sehr positiv mit seiner Art überrascht. Auch Martina ist nach außen hin ein starker Charakter, die an den Umständen gewachsen ist, innerlich allerdings noch oft viele Selbstzweifel hat, vor allem um ihre Figur macht sie sich ständig Sorgen.
Die Nebencharaktere bestehen aus einem bunten, sympathischen Haufen Lichterhavener (Restaurantbesitzer, Friseure, Freunde und Familie), die den Meisten schon aus den Vorbänden näher bekannt sein werden und die einfach Spaß machen.
"Die Liebe gibt Pfötchen" ist ein schöner Wohlfühlroman, mit sommerlicher Atmosphäre, einem angenehmen Schreibstil, tollem Humor und einer langsamen, realistischen Liebesgeschichte.

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Jazz auf der Suche nach sich selbst

Hold me now
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* Ich hätte es cool gefunden, wenn er sich gestern oder heute ins Auto gesetzt und mich spontan besucht hätte. Einfach so, wo ich schon mal frei habe. Spontan. So spontan, wie ich ihn auf die Bahamas ...

* Ich hätte es cool gefunden, wenn er sich gestern oder heute ins Auto gesetzt und mich spontan besucht hätte. Einfach so, wo ich schon mal frei habe. Spontan. So spontan, wie ich ihn auf die Bahamas oder zu einer Aufnahme begleitet habe - weshalb ich nun dieses Kackjahr wiederholen muss. *

Ja, sie muss nicht nur bald ihr letztes Highschooljahr wiederholen, sondern ihre Eltern schicken sie auch für 2 Monate nach Orange Beach, wo sie als Zimmermädchen in einem Hotel arbeiten muss - ohne Kreditkarte, versteht sich.

Jazz macht es einem anfangs nicht grade leicht, sie zu mögen und trotzdem spürt man - genau wie Noah - dass sich jemand ganz anderes hinter der abweisenden, arroganten Fassade verbirgt. Und das habe ich an diesem Buch wirklich sehr gemocht: Zu sehen, wie Jazz reflektier und langsam erkennt, wie sie sich verändert hat, was für was für ein Leben sie geführt und wie hoch der Preis dafür war. Sie macht eine tolle, glaubwürdige Entwicklung durch.

Die Charaktere, insbesondere auch die Nebenfiguren aus dem Hotel und Jazz Eltern, sind klasse ausgearbeitet und überzeugen. Nur Noah fand ich zum Ende hin nicht mehr ganz so authentisch, aber das nimmt wahrscheinlich jeder anders wahr.

Das Setting ist herrlich sommerlich, was nicht nur am Strandhotel und dem Beachclub liegt, sondern auch das Tauchtraining von Noah und Jazz trägt dazu bei. Obwohl mir persönlich die Tiefe Angst macht, war es traumhaft die Unterwasserwelt mit den Beiden zu erkunden.

"Hold me now" ist eine romantische und witzige Geschichte übers Erwachsenwerden, sich verlieren und wiederfinden; über wahre Freundschaft, Sex und Liebe.

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