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Martinchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2024

Sehr besonders in Aufbau und Sprache

Lichtungen
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Der neue Roman erzählt die Geschichte von Kato und Lev oder sollte ich besser schreiben, von Lev und Kato? Die beiden kennen sich seit Kindertagen in Rumänien, die Grenzöffnungen in Europa verändern sie, ...

Der neue Roman erzählt die Geschichte von Kato und Lev oder sollte ich besser schreiben, von Lev und Kato? Die beiden kennen sich seit Kindertagen in Rumänien, die Grenzöffnungen in Europa verändern sie, ihre Lebensentwürfe und ihre Beziehung zueinander.

Iris Wolff, Jahrgang 1977, ist in Hermannstadt/Siebenbürgen geboren. Sie hat Germanistik, Religionswissenschaft und Grafik & Malerei in Marburg an der Lahn studiert und lebt als freie Autorin in Freiburg im Breisgau.

„Lichtungen“ ist der erste Roman, den ich von der mehrfach ausgezeichneten Iris Wolff gelesen habe. Sie erzählt die Geschichte von Lev und Kato in einer sehr berührenden Art und Weise. Wir lernen die beiden kennen, als sie sich nach Jahren wieder treffen. Die Autorin erzählt diesen Roman chronologisch, jedoch rückwärts, so, wie wir Menschen kennen lernen. So ist manches erst verstehbar, wenn die letzte Seite gelesen ist. Iris Wolff hat eine poetische, eine wunderbare Sprache gefunden, um die Beziehung zwischen den beiden zu verdeutlichen. Was wir erfahren, ist bedeutsam, bedeutsamer jedoch empfinde ich das, was zwischen den Zeilen steht, was die Lesenden nur erahnen können.

Fazit: ein wunderbarer Roman, auf den man sich einlassen muss

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.01.2024

Spannender Thriller um das „Mädchen im blauen Mantel“

Waiseninsel
7

Kommissarin Jessica Niemi wird nach einer Auseinandersetzung beurlaubt und reist auf die Aland-Inseln. Einer der älteren Gäste, die sich ebenfalls auf der Insel befinden, wird tot aufgefunden. Da es in ...

Kommissarin Jessica Niemi wird nach einer Auseinandersetzung beurlaubt und reist auf die Aland-Inseln. Einer der älteren Gäste, die sich ebenfalls auf der Insel befinden, wird tot aufgefunden. Da es in der Vergangenheit bereits zwei ähnliche Todesfälle gab, beginnt Jessica Niemi zu ermitteln.

„Waiseninsel“ ist der vierte Band der Serie um Kommissarin Jessica Niemi und mein erster. Jeder Fall ist in sich abgeschlossen, das Privatleben der Ermittler wird hinreichend beschrieben, so dass ich keine Problem hatte, in die Geschichte hineinzufinden.

Max Seeck ist der aktuell erfolgreichste Thriller-Autor Finnlands. Seine Bücher erscheinen in über 40 Ländern und standen auf den Bestseller-Listen der New-York-Times und des Spiegels. Der dritte Band wurde mit dem Nordischen Krimipreis 2023 ausgezeichnet. Seek wohnt mit seiner Familie in Finnland. (Quelle: Klappentext)

Mit einem spannenden Prolog, der im Jahr 1982 spielt, beginnt Seeck seinen Thriller. Danach springt er in das Jahr 2020 zu der psychisch labilen Jessica Niemi, die an diesem Tag bei einer eskalierenden Situation gefilmt wird, die anschließend viral geht. Eine weitere Zeitebene betrifft die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts, als das auf der Insel ansässige Waisenhaus Kinder beherbergte, die während des Krieges aus Finnland fliehen mussten.
Jessica Niemi hat ein außergewöhnliches Wahrnehmungsvermögen, das zu merkwürdigen Bildern führt. Jessica nimmt sie ernst, hört auf ihr Bauchgefühl und ist, nicht nur, aber auch deswegen eine hervorragende Ermittlerin.

Max Seeck schafft eine gruselige Atmosphäre auf der Insel. Vieles geschieht tatsächlich in der Dunkelheit, aber auch seine lebendig beschriebenen Charaktere haben ihre Geheimnisse, die nach und nach aufgedeckt werden und der Geschichte neue und teilweise überraschende Wendungen geben. Dabei erscheint mir nicht alles schlüssig, was meinem Lesevergnügen jedoch nicht schmälerte. Der Fall ist gelöst, dennoch gibt es einen Cliffhanger, der erfreulicherweise auf eine Fortsetzung schließen lässt.

Das Cover mit der Hängebrücke passt sich den Vorgängerbänden an.

Fazit: ein sehr spannender Thriller, den ich gern empfehle

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 29.12.2023

Ein Lesehighlight 20232

Die Buchbinderin von Oxford
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England 1914: Als die Männer in den Krieg ziehen müssen, übernehmen die Frauen ihre Arbeiten. Peggy und Maude, ein verwaistes Zwillingspaar, arbeiten in der Buchbinderei der Oxford University Press. Doch ...

England 1914: Als die Männer in den Krieg ziehen müssen, übernehmen die Frauen ihre Arbeiten. Peggy und Maude, ein verwaistes Zwillingspaar, arbeiten in der Buchbinderei der Oxford University Press. Doch Peggy will mehr, sie möchte die Bücher, deren Seiten sie falzt und bindet, lesen und sie möchte lernen, viel lernen. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation ist das nahezu unmöglich. Und dann ist da ja auch noch Maude, für die sie sich verantwortlich fühlt.

Pip Williams ist in London geboren und in Sydney aufgewachsen. Sie ist Sozialwissenschaftlerin und leidenschaftliche Autorin. Ihre Faszination für Sprache und ihre Recherchen in den Archiven des Oxford English Dictionary inspirierten ihr Debüt „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“, das ein Sensationserfolg in Australien wurde. Der Roman wurde mehrfach preisgekrönt und stand auf der Shortlist für den Walter Scott Prize for Historical Fiction. Das vorliegende Buch wurde ebenfalls ein Nr.-1-Bestseller in Australien.

Der Roman wurde, wie bereits „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“, von Christiane Burkhardt übersetzt.

Der Debüt-Roman von Pip Williams hat mir so gut gefallen, dass ich unbedingt auch dieses Buch lesen wollte, zumal der Klappentext die Lebensgeschichte einer intelligenten jungen Frau, die Konventionen trotzt und ihren eigenen Weg geht, verspricht.

Um es vorweg zu nehmen: Der Roman ist anders als das, was ich erwartet habe, sowohl von der Beschreibung als auch vom Cover her. Letzteres ist mir mit diesen schönen Ranken viel zu verspielt für den Inhalt. Der Bücherstapel und das gefaltete Boot entsprechen dem Inhalt. Das dunkle Rot wirkt sehr edel und der Titel erinnert an ausgeschnittene Wörter.

Pip Williams erzählt in einem für mich wunderbaren Schreibstil langsam und detailliert die Geschichte von Peggy und Maude. Es gibt nur wenige Ereignisse, denn das, was geschieht, ist zwischen den Zeilen zu lesen. Peggy und Maude sind dabei, als die ersten Flüchtlinge und verwundete Kriegsgefangene aus Belgien in Oxford eintreffen. Da ist Lotte, die in der Buchbinderei arbeitet und sofort einen Zugang zu Maude findet. Lotte hat alles verloren, was ihr wichtig war. Ihr fehlt trotz ihrer Freundschaft zu Maude die Kraft für einen Neuanfang. Ganz anders Bastiaan, den Peggy im provisorischen Lazarett pflegt. Er hat schwerste Verletzungen und Traumata erlitten, sieht eine Zukunft für sich und sein Land, obwohl seine Verletzungen sichtbar bleiben.
Das Thema Krieg ist ein hochaktuelles Thema, so ist es gut, dass Pip Williams Verletzungen, innere und äußere, beschreibt. Sie macht es eher zurückhaltend, dennoch wird klar, wie fürchterlich die Soldaten leiden.

Natürlich befasst sich die Autorin auch mit der Frauenfrage. Dabei geht es nicht nur darum, dass Frauen die Tätigkeiten ausführen, die den Männern vorbehalten waren und nach dem Krieg wieder sind, sondern auch um das Frauenwahlrecht, das zunächst nicht allen Frauen zugestanden werden sollte.

Gesellschaftliche Unterschiede waren vor gut 100 Jahren deutlich sichtbarer als heute. Gwen als Tochter aus gutem Hause steht stellvertretend für viele junge Frauen, die Bildung nur als Mittel ansahen, eine „gute Partie“ zu machen. Der Romanfigur Gwen tue ich damit etwas Unrecht, denn sie erkennt im Verlauf ihrer Freundschaft zu Peggy, dass diese es deutlich schwerer hat.

Sehr schön beschreibt Pip Williams das Verhältnis von Peggy und Maude. Maude ist besonders, so besonders, dass Peggy glaubt, dass sie ohne sie nicht zurecht kommt. Aber ist das wirklich so? Ist Maude für Peggy nicht auch ein Vorwand?

In meinen Augen legt die Autorin ihr Augenmerk mehr auf die Entwicklung der Figuren und das ist ihr ausgesprochen gut gelungen, auch bei denen, die ich hier nicht erwähnt habe. Ihre Charaktere sind detailliert, liebevoll und authentisch beschrieben. Und ganz nebenbei habe ich noch eine Menge über die Herstellung von Büchern erfahren.

Pip Williams hat ihren Roman in fünf Teile unterteilt, die Buchtitel tragen, die mit Peggy in Zusammenhang stehen. Die Erläuterungen dazu sind sehr aufschlussreich. In ihren Anmerkungen gibt die Autorin einen kleinen Einblick in ihre Recherche und die Inspiration zu diesem wunderbaren Roman.

Fazit: ein anspruchsvoller Roman, auf den man sich einlassen muss, eines meiner Lesehighlights 2023

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Veröffentlicht am 04.12.2023

Spektakulär und atemberaubend

Der Spion und der Verräter
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Ben Macintyre legt mit „Der Spion und der Verräter“ die Biografie von Oleg Gordijewski vor, der als KGB-Offizier für den britischen Geheimdienst spionierte. Daneben werde Einblicke in die Arbeit des KGB ...

Ben Macintyre legt mit „Der Spion und der Verräter“ die Biografie von Oleg Gordijewski vor, der als KGB-Offizier für den britischen Geheimdienst spionierte. Daneben werde Einblicke in die Arbeit des KGB und anderer Geheimdienste sowie in das russische Denken und Handeln gegeben. Streckenweise liest sich dieses Buch wie ein Thriller, insbesondere was die Planung und Durchführung der spektakulären Flucht aus Moskau betrifft.

Das zunächst unspektakulär anmutende Cover enthält alle wichtigen Informationen in Schrift und Bild. Im Hintergrund des eher unscheinbaren Mannes mit Aktenkoffer sind sehr zurückhaltend zwei Gebäude abgebildet, die die Sowjetunion und Großbritannien symbolisieren. Nicht zufällig wird der Eindruck erweckt, der Mann bewegt sich von Ost nach West.

Ben Macintyre nimmt in seiner Einführung, die auf den 18. Mai 1985 datiert ist, eine für Oleg Gordijewski einschneidende Situation vorweg und baut damit Spannung auf. Im Anschluss daran wird Gordijewskis Lebensgeschichte chronologisch erzählt. Bereits die Ausgangssituation in der Familie ist sehr interessant, denn hier lernt Oleg Gordijewski, wie man Geheimnisse voreinander verbergen kann.

Macintyre arbeitet sehr gut heraus, welche Beweggründe Oleg Gordijewski gehabt hat, für den britischen Geheimdienst zu arbeiten. Auch Gordijewskis Zweifel, seine Ängste und seine Überlegungen, u.a. zu der Frage, ob er seine Frau einweihen soll, werden thematisiert.

Insgesamt ist es eine mit vielen Informationen und Namen durchsetzte Geschichte, die sich nicht nebenbei lesen lässt. Fotos, eine Liste der Decknamen und Aliasse, ein umfangreicher Zitatnachweis und ein informatives Nachwort vervollständigen das Buch.

Fazit: eine absolut lesenswerte wahre Geheimdienstgeschichte

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Veröffentlicht am 29.11.2023

Schneereiches Weihnachtsfest mit Überraschungen

Stille Nacht im Schnee
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In einem wunderbar lockeren Schreibstil erzählt Alexander Oetker vom Weihnachtsfest der Familie von Elisabeth und Pascal mit ihren drei Kindern. Der ältere Sohn verschwindet nach der Ankunft grußlos im ...

In einem wunderbar lockeren Schreibstil erzählt Alexander Oetker vom Weihnachtsfest der Familie von Elisabeth und Pascal mit ihren drei Kindern. Der ältere Sohn verschwindet nach der Ankunft grußlos im Chalet, um sich hinter einer Zeitung zu verstecken. Sein Sohn Mats hat seinen Hamster Willi mitgebracht, der noch für Aufregung sorgen wird und seiner Frau kann nichts recht gemacht werden. Dafür kommt der jüngere Sohn zwar mit seinen Töchtern Ronja und Thea, aber ohne seine Frau Sylvie. Die Tochter kommt wie immer als letzte und hat ihren Hund und, wie jedes Jahr, einen neuen Freund an ihrer Seite.

Allein die lebendige Beschreibung der so unterschiedlichen Protagonisten sorgt für Spannung, Alexander Oetker macht daraus eine wunderbare Weihnachtsgeschichte mit vielen Überraschungen und einem stimmigen Ende.

Das Cover ist perfekt dazu gestaltet.

Fazit: eine besondere Weihnachtsgeschichte für einen gemütlichen Nachmittag, besonders in der Vorweihnachtszeit

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