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Martinchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2024

Spannender und düsterer Thriller

Oxen. Pilgrim
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Sally Finnsen sucht den Mörder ihres Bruders. Es gibt nur wenige Spuren, doch dann wird Margarethe Frank vom Dienst suspendiert und die beiden müssen gemeinsam mit Niels Oxen auf eigene Faust ermitteln. ...

Sally Finnsen sucht den Mörder ihres Bruders. Es gibt nur wenige Spuren, doch dann wird Margarethe Frank vom Dienst suspendiert und die beiden müssen gemeinsam mit Niels Oxen auf eigene Faust ermitteln. Unterstützung bekommen sie von Axel Moosman, dem ehemaligen Geheimdienstchef. Letzterer bittet die anderen um Hilfe bei einem eher unbedeutenden Auftrag.

Der vorliegende Band ist der sechste der Oxen-Reihe, kann jedoch, laut Beschreibung, unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden. Ich kenne die Vorgängerbände nicht. Für das Verständnis des aktuellen Bandes ist dies wirklich keine Voraussetzung, da alle wesentlichen Informationen enthalten sind. Ich denke jedoch, dass der Lesespaß größer ist, wenn die Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens gelesen werden.

Denn zu Beginn habe ich mich etwas schwer getan. Richtig spannend wurde es für mich, als sich die Protagonisten fragen mussten, wem sie vertrauen können und wem nicht, denn jeder von ihnen verfolgt auch eigene Interessen. Die vier so unterschiedlichen Hauptfiguren sind gut gezeichnet, sie alle haben „ihr Päckchen zu tragen“. Das ist sehr gut herausgearbeitet.
Jensen schreibt nicht nur aus der Perspektive der vier Hauptfiguren, sondern es gibt weitere, die sich am Ende sehr gut einfügen. Der Sprachstil passt sich den Gegebenheiten an, während den Ermittlungen und denn damit zusammenhängenden Szenen ist er nüchtern, bei den Wanderungen, die Oxen mit seinem Sohn unternimmt, ist Oxens Dankbarkeit für diesen Sohn spürbar.

Nachvollziehbar ist die Zusammenführung der unterschiedlichen Stränge bis zur gelungenen Auflösung.

In einem kurzen Nachwort werden einige Hintergründe erläutert, was ich als sehr positiv bewerte.

Fazit: alles in allem ein spannender Thriller

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Auftanken - jederzeit und überall möglich

Das Glück wartet gleich um die Ecke
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Das fröhliche Cover und der verheißungsvolle Titel mit dem vielversprechenden Untertitel „75 Wohlfühlorte zum Auftanken“ laden zum Lesen ein.

Ursula Kollritsch hat 75 Orte herausgesucht, um eine kleine ...

Das fröhliche Cover und der verheißungsvolle Titel mit dem vielversprechenden Untertitel „75 Wohlfühlorte zum Auftanken“ laden zum Lesen ein.

Ursula Kollritsch hat 75 Orte herausgesucht, um eine kleine oder größere Pause zu machen. Zumeist auf zwei Seiten, mitunter benötigt sie noch eine dritte, beschreibt sie nicht nur Ort, sondern erzählt historische oder gesellschaftliche Hintergründe, so dass diese unterhaltsame Lektüre auch ein wenig Wissen vermittelt.

Wo finden wir diese Orte? Dazu ist nicht zwangsläufig eine Reise nötig, denn auch in der eigenen Wohnung/im eigenen Haus oder in der Nachbarschaft gibt es viele Möglichkeiten, eine kleine Auszeit zu nehmen. Ein Getränk auf den Stufen zur Haustür oder auf einer Bank im Garten oder vor dem Haus, ein Blick auf den Fluss oder ein Spaziergang im Wald geben genügend Möglichkeiten, die Blick achtsam schweifen zu lassen, das Leben zu betrachten und erstaunliche Entdeckungen zu machen. Viele dieser Orte lassen sich auch allein genießen, andere sind nur mit anderen möglich, ein Treffen mit den Nachbarn oder die Teilnahme an einem Laternenumzug, die gleichzeitig an die eigene Kindheit erinnert. Für das Festhalten eigener Wohlfühlorte sind einige Seiten am Ende eingefügt.

Dieses auch im Inneren schön gestaltete Büchlein lädt ein, die Schönheit im Alltäglichen zu sehen. Es eignet sich wunderbar für die eigene kleine achtsame Pause mit einem Getränk in der Sonne und ist ein schönes Geschenk.

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Ein etwas anderer Krimi

Liebe meine Farben
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Ist der Tote am Lindauer Hafen tatsächlich an Herzversagen gestorben? Sein Freund und Anwalt Michael kann das nicht glauben und beauftragt, gemeinsam mit Professor Brückner, Nathan Weiß mit den Recherchen. ...

Ist der Tote am Lindauer Hafen tatsächlich an Herzversagen gestorben? Sein Freund und Anwalt Michael kann das nicht glauben und beauftragt, gemeinsam mit Professor Brückner, Nathan Weiß mit den Recherchen. Der Tote war in gefährliche Geldgeschäfte verstrickt, die Finanzmetropole Zürich spielt eine Rolle, zumal es einen weiteren Toten gibt, bei dem die Polizei vor einem Rätsel steht. Aber auch Professor Brückner gerät in Gefahr. Und dann spielt noch eine Malerin eine Rolle, die einen großen Traum hat, zunächst jedoch einen anderen Weg einschlägt.

„Liebe meine Farben“ wird als erster Fall von Nathan Weiß bezeichnet, es scheint nach meinen Recherchen jedoch einen Vorgängerband zu geben, der im Krimi angesprochen wird, den ich jedoch (noch) nicht gelesen habe.

Schnell ist klar, wo der Täter zu suchen ist. Dennoch wird die Spannung gehalten, weil das Puzzle noch nicht vollständig zusammengesetzt ist und die Hintergründe nicht eindeutig sind. Kleine Einblicke in die Polizeiarbeit (ich denke da an den Schweizer Polizisten) machen das ganze lebendig und zeigen, wie sehr es auf die Details ankommt.
Die Charaktere werden lebendig und authentisch beschrieben. Mir hat vor allem der pensionierte Ermittler Nathan Weiß sehr gefallen, der sein Fach ausgezeichnet beherrscht, es jedoch nicht nötig hat, dieses für alle sichtbar vor sich herzutragen. Er hat noch immer einen guten Draht zu seinen ehemaligen Kollegen, etwas, das ihm sehr hilft, an bestimmte Informationen zu kommen. Weiß arbeitet sehr präzise, stellt die richtigen Fragen und achtet andere Meinungen.

Ich hoffe sehr auf Fortsetzungen.

Fazit: ein spannender und unterhaltsamer Krimi, den ich gerne empfehle

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Ein tiefgründiger und berührender Roman über Menschlichkeit

Südfall
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Im Sommer 1944 überlebt Dave den Abschuss seines Fliegers über dem nordfriesischen Wattenmeer. Der Brite wagt die Flucht von Husum die Küste entlang nach Dänemark. Er trifft Paul, dessen Tante Anna und ...

Im Sommer 1944 überlebt Dave den Abschuss seines Fliegers über dem nordfriesischen Wattenmeer. Der Brite wagt die Flucht von Husum die Küste entlang nach Dänemark. Er trifft Paul, dessen Tante Anna und Cecilie, die ihm helfen und deren Hilfe er annimmt. Es wird ein Plan entwickelt, wie Dave es zurück nach England schaffen könnte.

Schon der erste Satz hat mich in die Szenerie versetzt: ich habe die Möwen schreien gehört, Sand und Schlick gefühlt und das Salz in der Luft geschmeckt. Dieses Sich-Hinein-Versetzen setzt sich fort, denn Florian Knöppler erzählt jedes Kapitel aus der Sicht einer anderen Person, die Dave auf seiner Flucht Richtung Dänemark trifft. Der Autor lässt den Leser teilhaben an den kurzen Begegnungen mit Dave, aber auch an deren Leben, an ihren Gedanken und Gefühlen. Florian Knöppler schafft es, für jeden Charakter eine eigene Sprache zu schaffen, die diesen dem Leser näher bringt.

Es ist ein ruhig erzählter Roman, einer, der nicht alle Fragen beantwortet, sondern zum Nachdenken anregt. Zum Nachdenken darüber, wie man sich selbst verhalten hätte bzw. in einer ähnlichen Situation verhalten würde. Aber auch zum Nachdenken darüber, was wirklich wichtig ist. Und der Roman zeigt, dass auch kurze Begegnungen das Leben verändern können, unabhängig davon, ob sich die äußeren Umstände verändern oder nicht.

Fazit: ein tiefgründiger und berührender Roman über Menschlichkeit in schwierigen Zeiten – ein Lesehighlight des Jahres

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Veröffentlicht am 16.02.2024

Glaube, Berufung und Hingabe

Der Ketzer von Konstanz
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Jan Hus kämpft im 15. Jahrhundert für seine Glaubensüberzeugungen, die im Widerspruch zur katholischen Kirche stehen. Er reist nach Konstanz zum Konzil, um dort seine Botschaft vorzutragen und mit den ...

Jan Hus kämpft im 15. Jahrhundert für seine Glaubensüberzeugungen, die im Widerspruch zur katholischen Kirche stehen. Er reist nach Konstanz zum Konzil, um dort seine Botschaft vorzutragen und mit den Kirchenoberen zu diskutieren, doch er gerät unter die Räder der Machtbestrebungen des Päpste, Kardinäle und dem deutschen König.

Corinna Wolf hat einen ungewöhnlichen und tiefgründigen Roman geschrieben. Hier kämpfen die Menschen nicht allein, ihnen zur Seite stehen die hellen und dunklen Mächte. Ihre Beschreibung, ihr Handeln und Wirken sind in die Geschichte wie selbstverständlich eingewoben.

Der Schreibstil der Autorin lässt sämtliche Szenerien wie Bilder entstehen. Jan Hus' Visionen vermitteln nicht nur ihm das Gefühl, niemals allein zu sein. Hus' Überlegungen, seine Kämpfe, seine Ängste und die Versuchung, vielleicht doch zu widerrufen, stehen im Mittelpunkt dieses Romans. Hus ist sehr überzeugend, wovon nicht nur die Gemeinschaft in Prag, sondern auch die neu aufgebaute in Konstanz berichten können. An einer Stelle muss ich Hus' sonst so gut durchdachten Überlegungen jedoch widersprechen, denn ich habe diese Bibelstelle anders gelesen und interpretiert.

Anschaulich und nachvollziehbar sind die Machtkämpfe in der Kirche beschrieben, wobei nicht immer nur der Wille zur Macht eine Rolle spielen, sondern auch rein menschliche Beweggründe, wie z.B. Neid und Missgunst.

Ein Personenverzeichnis, dankenswerter Weise zu Beginn des Romans ist sehr hilfreich. Da ich nur wenig über Jan Hus weiß, hätte ich mir in einem kurzen Nachwort Informationen zu historisch nachweisbaren Fakten gewünscht. Dies auch insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Autorin einer Gruppe Christen dankt, die sich mit Jan Hus und seinem Erbe in Konstanz auseinandergesetzt hat.

Das Cover passt in Gestaltung und Farbe perfekt zum Inhalt.

Fazit: ein tiefgründiger Roman über den Glauben, über Hingabe und Mut

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